Wir haben bei der Planung der Rundreise überlegt, wie herum wir die Tour machen sollten. Entlang der Ostküste nach Süden und an der Westküste nach Norden zurück, oder umgekehrt. Normalerweise ist das egal, aber wir dachten uns, dass das Wetter der entscheidende Faktor sein könnte. Das Frühjahr ist dafür bekannt, das viele Urlauber und Reisende die Westküste besuchen. Dafür muss es einen Grund geben, der sich auch prompt zu erkennen gab. Während wir im Herbst an der Ostküste nur zwei kurze Stürme und etwas Regen zu überstehen hatten, führten mehrere Unwetter an der Westküste zu katastrophalen Zuständen: Überschwemmungen, Erdrutsche, Sturmschäden, Häfen wurden verwüstet und Flugplätze mussten zeitweise gesperrt werden. Das ist sicher nicht der Normalzustand im italienischen Herbst, aber die Tendenz wird wohl stimmen. Im Frühjahr dagegen ist es an der Westküste wärmer und ruhiger als an der Ostküste Italiens.

Ein Gewitter zieht über dem Po-Delta auf
Eine zweite Sache sollte beachtet werden, wenn man über die Alpen nach Italien fährt: der Winter in den Bergen. Ab dem 15. November sind Winterreifen und meist auch Schneeketten in den Bergen Pflicht. Wenn es früher schneit, auch früher. Winterreifen sind sogar bis in die apulischen Berge ab 15. November Pflicht. Einzig auf den Küstenstraßen sind die entsprechenden Schilder selten zu finden. Man sollte also bei der Planung beachten, dass man sich ab dem 15. November schon weit im Süden befindet, oder aber zumindest Winterreifen aufgezogen hat.
Der Sprit ist in Italien sehr teuer. Der Diesel kostet mindestens 1,50-1,58€, manchmal sogar mehr. Das Superbenzin schlägt mit 1,70-1,85€ zu Buche. Dafür ist die Maut billiger als wir angenommen hatten. Wir bezahlten an der Ostküste rund 10 Cent pro Kilometer Autobahn. An der Westküste, bis Neapel herunter, ist die Maut jedoch zum Teil wesentlich teurer. Von Neapel ab ist die Autobahn mautfrei. Bezahlt werden kann meistens per Kreditkarte, manchmal auch Bar am Automaten oder bei einem der Mitarbeiter in den Häuschen. Bei der Autobahnauffahrt zieht man ein Ticket, welches man bei der Abfahrt bezahlt. Es kommt aber auch vor, vor allem im nördlichen Westen Italiens, dass bestimmte Autobahnabschnitte mautpflichtig sind und man seine Fahrt unterbrechen muss, um die Maut zu zahlen.
Ein Extrathema sind die Fußwege. Wenn überhaupt welche vorhanden sind, werden sie entweder als Parkplatz missbraucht, es wachsen Bäume mittendrin oder das Begehen gerät zum Hindernislauf, denn man muss ständig über die tollsten Einfahrtkonstruktionen, Treppen oder große Löcher steigen.

häufiger Zustand italienischer Fußwege
Im Winter nach Italien/Sizilien zu fahren hat seine Vor- und Nachteile. Da kaum Touristen zu dieser Jahreszeit unterwegs sind, hat fast alles geschlossen. Nur wenige Restaurants und Campingplätze sind noch geöffnet, während die meisten Museen geduldig auf die wenigen Gäste warten. Der Vorteil ist, dass man fast überall einige Freiheiten hat, die im Sommerhalbjahr unmöglich sind. Man kann fast überall stehen und übernachten, und viele Parkgebühren sind ausgesetzt, denn man ist auf die wenigen Touristen angewiesen. Die meisten Sehenswürdigkeiten sind nicht so überlaufen, die Strände hat man fast für sich alleine.

Im Winter liegen die Strände und Strandanlagen verlassen da
Was uns bisher noch nie passiert ist: wir haben auf der Straße nicht einmal einen Cent gefunden. Sonst liegt fast überall das Geld auf der Straße und wir fanden immer einige Münzen, die sich am Ende der Reise manchmal stattlich summiert haben. In Italien/Sizilien ist dagegen kein Geld auf der Straße zu finden.
In Italien/Sizilien kann man gut essen. Auf Sizilien ist das Einkaufen sehr günstig. Am Besten kauft man bei den Händlern mit den kleinen Autos, die überall ihr Obst und Gemüse oder den Fang des Tages anbieten. Da weiß man, wo es herkommt und wo das Geld hingeht. Die kleinen Fleischereien bieten nur wenig Fleisch an. Meist ist es wie in den arabischen Ländern: bevor ein Schwein, Rind, Schaf oder Ziege nicht gänzlich verkauft ist, wird kaum eine neues Tier geschlachtet. Lamm und Ziege sind mit 8.- bis 10,-€ sehr günstig. Beim restlichen Fleisch sind die Preise so hoch, dass man sich überlegt, wie viel Fleisch man wirklich essen will.

Ziegenfleisch-Händler
Zu empfehlen sind auch die Mozarella-Farmen. Bei den meisten Farmen kann man gleich dazu die Milch- und Fleischlieferanten besichtigen. Es geht dort nicht gerade appetitlich zu, denn die Wasserbüffel lieben Nässe. Die Tiere sind sehr ruhig und jeder Büffel unterscheidet sich von den anderen. Wir haben sogar einmal einen blondgeschopften Büffel gesehen, toll gelockt. Das Büffelfleisch ist sehr teuer, eigentlich auch der Käse, dafür ist er umso leckerer. Da sollte man sich doch von Zeit zu Zeit etwas davon gönnen.

Lieferanten des Mozarella – Wasserbüffel
Was auf Sizilien auch sehr gut ist, ist das Gebäck. Dort haben wir die leckersten Kekse gegessen, die wir je fanden. Die Spezialität Canneloni sollte man unbedingt probieren. Das sind knusprige Waffelröllchen, mit feiner Büffelmilchcreme gefüllt. Auch die andere sizilianische Spezialität Cassata ist lecker, ein Kuchen, gefüllt mit Ricotta und ummantelt mit grünem Marzipan.

sizilianisches Gebäck ist der Knaller
Die berühmtesten Pistazien kommen vom Fuße des Ätna, aus Bronte. Sizilien ist aber das Land der Zitronen. Als wir im November dort ankamen, hingen sie noch halbreif an der Bäumen. Erst im Januar werden sie strahlend gelb und superlecker. Mit Zitronen lassen sich viele Dinge anstellen. Man kann sie zum Kochen verwenden, zum Backen oder zu Marmeladen, Säften und Schnäpsen verarbeiten. Da gibt es kaum Grenzen.

spezielle Zitronenart – Cedri
Außerdem haben wir so viele Orangen und Mandarinen wie noch nie gegessen, nicht einmal in Spanien, wo wir unseren letzten Apfelsinen-Ess-Rekord gebrochen haben. Für 1,-€ das Kilo muss man einfach zugreifen und die Zitrusfrüchte sind so lecker. Als es auf unserer Tour Richtung Norden keine so guten Apfelsinen mehr gab, litten wir direkt an Orangen-Entzugserscheinungen.
Noch nirgendwo auf der Welt haben wir soviel Kulinarisches ausprobiert, wie auf Sizilien. Unser Bus musste am Ende der Reise ganz schön schleppen.
Das Highlight der Reise war jedoch der Ausbruch des Ätna an Heiligabend. Als wir in Giardini-Naxos ankamen, wo wir gut sechs Wochen verbrachten, strahlte der leicht gezuckerte Gipfel des Vulkans noch ungetrübt gen blauen Himmel. Der Gipfel des Ätna mit seinen mehreren Kratern kann von Süden oder von Norden her erreicht werden. Ohne irgendein Spektakel ist das schon ein grandioses Erlebnis. Allerdings darf das Spektakel nicht zu groß werden, denn bei einem richtigen Ausbruch ist der Vulkan für Wanderer gesperrt.

spektakuläre Auffahrt zur Nordseite des Ätna
Jedenfalls ließen sich bald darauf einige kleine weiße Wölkchen über dem Ätna sehen, harmlos und schön. Fast mit jedem neuen Tag vergrößerten sich die Wölkchen, bis sie eine weiße Wolkensäule bildeten, die hin und wieder vom Wind weggetragen wurde. Jeden Morgen richteten wir unseren ersten Blick zum Vulkan, es wurde regelrecht zur Sucht. Der Anblick von unserem Stellplatz aus, 26km Luftlinie vom Krater entfernt ist einfach zu schön. An regnerischen Tagen schneite es auf dem Vulkan und die Schneedecke vergrößerte sich, in der Dicke wie auch in der Fläche.

Beginn des Ätna-Ausbruchs Weihnachten 2018
Aus der weißen Wolkensäule wurde ein paar Tage später eine graue Rauchsäule. Hin und wieder vernahmen wir jetzt ein leichtes Grollen aus der Richtung. Wir hofften, so lange wir in Giardini-Naxos waren, doch noch zu einem Vulkanausbruch zu kommen. Aus Erfahrung wissen wir, dass der Ätna keine große Gefahr darstellt und sich das Hauptszenario auf den Bereich des Naturparks Ätna beschränkt. Nur Catania und die Orte am Fuße des Vulkans bis nach Giarre werden manchmal etwas in Mitleidenschaft gezogen, da sich das Hauptgeschehen in diesem Bereich abspielt. Um richtig gefährlich zu sein, bricht der Ätna zu oft aus, so ein bis zweimal im Jahr.
Kurz vor Heiligabend stand fast fest, dass es einen Ausbruch geben würde, denn die Rauchwolken, die aus dem nordwestlichen Krater aufstiegen, wurden immer größer. Wenn es dunkel geworden war, bezog ich fast jeden Abend mit der Kamera Stellung, um den Lavafluss zu fotografieren, der sich im Laufe der Zeit immer mehr vergrößerte. Leider sind 26km Luftlinie sehr lang, so dass es keine spektakulären Aufnahmen gibt, aber das ein oder andere Bild ist trotzdem gut gelungen.

nächtlicher Lavafluss am Ätna
Am Morgen des Heiligabend stand eine mächtige Rauchwolke über dem Vulkan und gegen 14 Uhr, glaube ich, kam es zum Ausbruch. Leider war die Lavafontäne nur von Catania aus zu sehen, aber die Rauchwolke, die in unsere Richtung zog, war so aufregend, dass selbst die Sizilianer ihre Kameras zückten und den Ausbruch festhielten. Das Grollen war jetzt gut zu hören, welches den Ausbruch begleitete.

Rauchsäule des Ausbruchs
Am Abend, als es dunkel war, sahen wir, dass sich eine lange Spalte in Richtung Giarre aufgetan hatte, aus der es rot glühte. Die Spalte soll zwei Kilometer lang gewesen sein. Wären wir doch nicht so weit weg gewesen!
Der Ausbruch hielt ein paar Tage an. Dreihundert Erdbeben sollen den Ausbruch begleitet haben, die sogar Schäden im Norden Catanias anrichteten. Das Portal einer Barockkirche ist dabei auch eingestürzt. Ein Ascheregen ging am Hang Richtung Südost herunter, der die Ortschaften, die dort am Hang liegen, traf. Spektakuläre Bilder tauchten im Internet auf, Tote gab es jedoch nicht, nur ein paar Verletzte. So etwas erlebt man nur einmal im Leben. Asche vom Ausbruch vor sechs Jahren ist zum Beispiel auf einem ehemaligen Autohändler-Platz am Südrand von Giardini-Naxos noch zu sehen.
Kurz nach Weihnachten verließen wir Giardini-Naxos, um unsere Sizilien-Rundreise fortzusetzen. Aus der grauen Aschewolke war wieder eine weiße Rauchfahne geworden, die bis über den äußersten Südosten der Insel auf´s Meer hinaus reichte. Unglaublich.

wunderschöne Wolkengebilde entstanden durch die Asche in der Luft
Landschaftlich und kulturell hat Sizilien sehr viel zu bieten, worüber wir in diesem Blog berichteten. Es wäre viel zu schade, sich für die Entdeckung der Insel nicht genug Zeit zu nehmen.
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