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Selbstgemacht

Erst war da nur ein Plätschern, welches sich zu einem Rinnsal steigerte. Nun ist es ein Fluss, bald wird es ein Strom sein: die Bewegung gegen Chemie und gesundheitsschädigende Inhaltsstoffe in unserer Kosmetik und Drogerieartikel. Die Warnungen werden immer lauter und zahlreicher. Grund genug, auch uns über diese Situation Gedanken zu machen. Wir haben zwar noch nie für jedes Putzvorhaben ein anderes Mittel gekauft, sondern uns auf weniges Notwendige beschränkt.

Vor Kurzem fand ich eine Internetseite, die sich mit Selbstgemachtem aller Art beschäftigt. Auf www.smarticular.net findet man zahlreiche Rezepte und Anregungen, um seine Kosmetik- und Drogerieartikel einfach selbst herzustellen. Einige Produkte, auf Basis alter Hausmittel, habe ich seit zirka fünf Monaten getestet und bin vollkommen zufrieden. Bei der Anwendung der gekauften Produkte hatte ich schon seit Jahren ein ungutes Gefühl, z.B. beim Geschirrspülmittel, welches nicht mit dem Geschirrtuch entfernt wird, oder das Benutzen der Putzmittel ohne Handschuhe usw. Dieses Gefühl ist mit den selbst hergestellten Mitteln verschwunden.

Ich möchte hier die bisher von uns selbstgemachten und selbst getesteten Produkte vorstellen. In vielen Rezepten ist Kernseife enthalten. Die meisten Kernseifen enthalten jedoch Palmöl. Wer darauf verzichten möchte, kann die Kernseife auch durch Olivenölseife austauschen. Die anderen Hausmittel wie Soda, Waschsoda oder Natron werden, wie auch deren Anwendung, auf der og. Internetseite beschrieben.

Also hier nun unsere Rezepte:

Waschmittel
100g Kernseife
16 El Waschsoda
1,5 – 2 l Wasser
Die Kernseife in Flocken zerkleinern, mit heißem Wasser auffüllen, aufkochen und solange mit einem Schneebesen rühren, bis sich die Seife aufgelöst hat. Abkühlen lassen, erneut aufkochen. Dann das Soda hinzugeben und nochmals gut rühren. Vorsicht: es kann stark schäumen!! In einen Behälter abfüllen. Wenn die Masse erkaltet ist, besitzt sie eine feste Konsistenz. Davon genügt ein guter Teelöffel voll für einen Waschgang. Bei starker Verschmutzung entweder mehr von dem Waschmittel oder einen zusätzlichen Löffel Waschsoda zugeben.

Es ist auch möglich, vor allem bei weißer Wäsche, diese über Nacht in einer Waschsodalösung einzuweichen.

Bevorzugt Ihr eher flüssiges Waschmittel, dann nehmt Ihr einfach mehr Wasser. Die Dosis muss dann allerdings entsprechend erhöht werden.

Spülmittel

15g Kernseife
300 ml Wasser
4 Tl Natron
etwas Zitronensaft
Mit Kernseife und Wasser wie oben verfahren. Nach dem zweiten Aufkochen das Natron zufügen. Wenn das Spülmittel etwas abgekühlt ist, in eine gebrauchte Spülmittelflasche umfüllen und etwas Zitronensaft zufügen.

Dieses Rezept ist für normales Wasser gedacht. Solltet Ihr mit härterem Wasser zu kämpfen haben, dann muss entsprechend mehr Natron verwendet werden.

Vor jedem Gebrauch kurz und kräftig schütteln. Das Fett entfernt den Schmutz, der Zitronensaft sorgt für Glanz. Das Spülmittel schäumt nicht! Bei hartnäckigem Schmutz das Geschirrteil einfach in das Spülwasser eintauchen und eine Minute beiseite stellen. Der Schmutz sollte sich dann leicht lösen.
Bei angebackenen Resten in Töpfen oder Auflaufformen einfach etwas Spülmittel mit Wasser einfüllen und aufkochen.

Nach mehr als einjährigem Gebrauch des Spülmittels mit und ohne Kernseife sowie verschiedenen Mischungsverhältnissen bin ich eigentlich genervt von den ewigen Fetträndern und den Lappen, in denen sich das Fett ständig festsetzt. Deshalb sind wir inzwischen auf die Spülmittel von Frosch umgestiegen. Frosch setzt auf natürliche Inhaltsstoffe, recycelte Verpackungungen und verzichtet auf Chemie sowie Mikroplastik. Das Ergebnis ist top.

Flüssige Seife

50g Kernseife
300 ml Wasser
2 El Natron
Mit Kernseife und Wasser wie oben verfahren. Nach dem zweiten Aufkochen das Natron zufügen. Wenn die Seife etwas abgekühlt ist, in eine gebrauchte Flüssigseife-Flasche umfüllen. Gut schütteln.

Deo-Creme

2 El Kokosöl
3 El Natron
3 El Speisestärke
Natron und Speisestärke miteinander vermischen. Kokosöl erwärmen, damit es flüssig wird. Nach und nach etwas Öl in die Natron-Stärke-Mischung geben, bis eine cremige Masse entstanden ist. Fertig ist das neue Deo. Am besten in einen leeren Glastiegel, z.B. einer Gesichtscreme, abfüllen.

Während gekaufte Deo´s oft versagen, wirkt diese selbstgemachte Deo-Creme bei uns 100%ig. Dabei genügt eine Menge, die auf die Fingernagelspitze passt.

Kokosöl ist ein Naturprodukt und besitzt keine lange Haltbarkeit. Bitte daher mit äußerster Sauberkeit vorgehen und lieber des öfteren eine neue Dosis herstellen.

Parfüm

Rezeptvorschläge findet Ihr bei smarticular. Da muss jeder seinen Duft herausfinden. Wir haben uns von der letzten Reise nach Marokko ätherische Öle mitgebracht. Man kann für die Herstellung des eigenen Parfüms Alkohol (Weingeist 96%) verwenden. Wer Alkohol auf der Haut nicht verträgt, mischt das Öl statt mit Alkohol nur mit Wasser, allerdings lässt die Haltbarkeit dann zu wünschen übrig. Ich benutze die Ölkomposition mit einem Miniroller jetzt pur.

Unser derzeitiges Rezept:

3 Tr Orangenöl
10 Tr Jasminöl
10 Tr Rosenwasser
Bei der Zugabe des Wassers gilt die Regel 1 Teil Öl = 4 Teile Wasser, ist aber nicht zwingend. Das Parfüm in einen Glaszerstäuber abfüllen.

Gerade auf Reisen geht es um Gewicht und Umfang des Gepäcks. Eine tolle Idee, trotzdem das Lieblingsparfüm bei sich zu haben, ist ein kleiner nachfüllbarer Zerstäuber für die Tasche.

Mückenspray (für 300ml)
In den Masuren getestet und für wirksam befunden.

220 ml abgekochtes Wasser
80 ml klare Spirituose (z.B. Wodka mit mind. 40%)
9 Tr Teebaumöl*
27 Tr Lavendelöl*
Alles vermischen und in eine Sprayflasche füllen.

Auch hier kann man verschiedene Öle, wie Citronella, Lemongras oder Eukalytus, verwenden. Alle diese Düfte können Mücken vertreiben.

Wer eine längerfristige Lösung sucht, weil er vielleicht mehrere Wochen in Gebieten unterwegs ist, die die Mücken genauso lieben, dann habe ich folgenden Tipp. Funktioniert garantiert:
Apfelessig mit Honig mischen, ca. 2:1. Davon jeden Tag einen Schluck mit einem Glas Wasser verdünnt trinken. Mit dieser Kur sollte man aber schon drei Wochen vor dem „Mückentrip“ beginnen. Eure Ausdünstungen sind für den Menschen nicht wahrnehmbar, aber die Mücken halten Abstand. Ein sehr beruhigendes Gefühl. Man sollte die Kur solange machen, bis der Mückenalarm vorrüber ist.

Zahnpulver

Zahnpasta ist auch ein heikles Thema. Viele Rezepte sind mit Birkenzucker, eine sehr teure Zutat. Der Birkenzucker soll die Bakterien im Mund neutralisieren. Die gleiche Wirkung hat auch die Kernseife. Mein Rezept für selbstgemachtes Zahnpulver sieht deshalb so aus:

1 Tl Kernseife (in heißem Wasser aufgelöst)
1 Tl Natron (sehr fein gemahlen, bitte kein Kaiser-Natron, das ist zu grob und kann nicht fein genug gemahlen werden), besser ist Backpulver
1 El Salbei (sehr fein gemahlen, tut der Mundhöhle gut)
1-2 Tr Teebaumöl (desinfiziert und neutralisiert)
Alles gut miteinander vermischen und in ein sauberes kleines Gefäß füllen. Ich habe dafür einen leeren Cremetiegel 50ml genommen. Mit einem kleinen Spatel lässt sich die Zahncreme gut auf die Zahnbürste bringen.

Dieses Zahnpulver schäumt nicht. Nach einem halben Jahr Gebrauch stand ein Zahnarztbesuch an. Das Ergebnis des Checks war so gut wie nie vorher. Der Aufwand lohnt sich also.

Maske (Antifalten und Mineralien)

Magnesium-Brausetabletten, Milch oder Milchprodukt
Brausetabletten zerreiben und 1 Tl davon in die Milch, Sahne o.ä. geben. Wasser geht auch, aber die Milchprodukte steuern weitere Mineralien bei. Auflösen lassen, auftragen und nach 10-15min abspülen, danach eincremen. Einfacher und wirkungsvoller geht es kaum. 

Allzweckreiniger

1 Tl Natron
1 Tl geriebene Kernseife
1 Spritzer Zitronensaft
1 Tasse warmes Wasser
ein paar Tropfen Teebaumöl
Kernseife und Wasser in einen Topf geben und erwärmen, bis sich die Seife aufgelöst hat. Alle weiteren Zutaten zugeben, umrühren und abkühlen. Fertigen Reiniger in Sprühflasche abfüllen.

Essigreiniger

1 Teil Essigessenz und 5 Teile Wasser vermischen und in eine Flasche füllen

Ideal für Haushalte mit kalkhaltigem Wasser. Mit dem Essigreiniger löst sich der Kalk ganz einfach in nur gut 1 Minute.Während unserer Testphase stellten wir fest, dass es manchmal gegenüber den gekauften Mitteln ein klein wenig mehr Mühe macht, ans Ziel zu kommen. Wir finden jedoch, dass es ein sehr kleiner Preis für unsere Gesundheit ist. Der Geldbeutel freut sich jedenfalls auch.

Nach diesen von uns erfolgreich angewandten Rezepten, werden wir nach und nach neue Produkte ausprobieren. Über deren Erfolg werden wir später berichten.

 

Bistrita (Bistritz)

Ein guter Zufall verhalf uns zu einer Rumänienreise. Wie ihr wisst, fährt unser eigenes Womo nirgends mehr hin. Dadurch mussten wir auch die geplante nächste Tour auf Eis legen, die uns nach Südost-Europa gebracht hätte.

Nun haben wir das Glück, mit dem Wohnmobil eines ganz netten Bekannten dieses Land zu erkunden, wofür wir ihm sehr dankbar sind. Wir konnten es gleich in Bistrita (Bistritz), in der Region Siebenbürgen, übernehmen. Nach Rumänien sind wir mit einem WizzAir-Flug gelangt, mit dem wir in Cluj-Napoca gelandet sind. Unser Bekannter holte uns vom Flughafen ab und brachte uns nach Bistrita, wo er uns eine Wohnung in seinem gemieteten Haus überließ. Wir hatten nun zwei Tage Zeit, uns auf das Land einzulassen. Er fuhr uns in der näheren Umgebung von Bistritz durch die Hügellandschaft. Oft findet man dort Hirten mit ihren Tierherden, zumeist Schafen, aber auch Pferde und Rinder sind zu finden. Kleine Dörfer und Ortschaften schmiegen sich in die Landschaft.

Siebenbürgen beherbergte in den letzten Jahrhunderten viele Deutsche, die sich hier niedergelassen hatten. Nach und nach verließen die meisten jedoch aus politischen Gründen diese Gegend wieder, aber ihr bauliches Erbe ist immer noch zu sehen. Viele der Häuser zeigen sich in deutscher Architektur, an manchen Kirchen stehen noch deutsche Texte. Aber auch Neubauten sehen deutsch aus. Wir gehen einmal davon aus, dass viele Rumänen lange in Deutschland leben, bevor sie wieder nach Hause kommen und sich ein Haus bauen, eben nach deutschem Vorbild.
Viele der alten Häuser erscheinen aber auch in traditioneller Bauweise, in Holz, mit kleinen Fenstern und Verzierungen. Fast überall befindet sich ein kleiner Garten am Haus, damit die Menschen sich ein bisschen Gemüse anbauen können, oder sich eine Kuh, ein Pferd, Hühner oder andere Tiere für ihren Unterhalt halten können. Es gibt jedenfalls eine Menge neues für uns zu sehen.

Ein Ausflug führte uns nach Colobita. Die Stadt liegt am Ufer der gleichnamigen Talsperre. Vor wenigen Jahren war dies noch eine verschlafene Gegend. Heute hat der Tourismus Einzug gehalten. Überall wird gebaut, vor allem Hotels und Pensionen. Die gegenüberliegenden Berge sind nun, Ende September, schon leicht verschneit.

Unser Bekannter hatte uns dort mit einem seiner Freunde zusammengebracht. Er betreibt am Ufer der Talsperre eine kleine Pension, einen Wohnmobil-Stellplatz, verleiht Boote und schnitzt und gestaltet in seinem Atelier nebenbei wunderschöne Dinge aus Holz, welches er in der Gegend findet.

Außerdem wurden wir zu einem Hirtenessen eingeladen. Die Gastgeber bewirteten uns überreich mit verschiedenen Gerichten wie Brot, gefüllte Paprika in Sahnesoße, Schweinegulasch und Kuchen. Dazu gab es selbstgemachten Wein und Palinka, den rumänischen Selbstgebrannten.

In der Stadt fand dann auch noch ein Zigeuner-Festival statt. An vielen Ständen wurden regionale Produkte, frisch vom Feld oder in verschiedener Weise konserviert, angeboten. Für das leibliche Wohl war ebenfalls gesorgt. Die kulturelle Umrahmung gestalteten mehrere Volksensemble.

Das waren für zwei Tage viele Erlebnisse, die wir dankend in uns aufsogen. Nun waren wir gerüstet, uns selbst auf Tour zu begeben und möglichst viel von Rumänien zu erkunden.

Eines bekamen wir eindringlich noch mit auf den Weg, die Kreisverkehre betreffend: Wenn man den Kreisverkehr nach links verlassen will, muss man bei der Einfahrt auch links blinken, sonst kommt es unweigerlich zum Unfall. Das wir bloß daran denken!

Sommergetränk

Der Sommer ist im Norden Deutschlands endlich zurückgekehrt. Das gibt noch einmal Gelegenheit, ein tolles selbstgemachtes Erfrischungsgetränk zu genießen. Dafür nehme ich eine Glaskanne (für die Optik), gebe eine Biozitrone, gewaschen und in dünne Scheiben geschnitten, hinein, dazu ein paar Zweige Zitronenbasilikum und Rohrzucker oder Ahornsirup für die Süße. Die Zitronenscheiben und den Zitronenbasilikum etwas stampfen, damit die Aromen besser hervortreten, gut durchrühren und kühl stellen.

 

Lucca

Von Pisa aus starteten wir zu einer Tages-Rundtour über San Giuliano Terme nach Lucca. Auf dem Rückweg besuchten wir die Marina von Viareggio und sahen uns den nächsten Stellplatz in Torre del Lago Puccini an.

Nur knapp 5km von Pisa entfernt liegt San Giuliano Terme. Es ist ein kleiner Ort mit dem Palazzo delle Terme, ein Hotel, als Mittelpunkt. Oberhalb der Bagni di Pisa ist eine Art kleiner Kolonadenbau zu sehen. Schon die Römer nutzten die Thermalquelle. Im Sommer sieht das alles wahrscheinlich viel schöner aus, wenn alles grün ist. Die Natur erwacht hier erst aus dem Winterschlaf, ist aber immerhin schon gut eineinhalb Monate dem deutschen Frühling voraus.

San Giuliano Terme

In Lucca fanden wir am heutigen Sonntag, gerade noch einen frei werdenden Parkplatz vor der Porta S. Pietri, dem großen Stadttor im Süden Luccas. Sonntags ist immer schlecht für Ausflüge, weil dann alle Italiener unterwegs sind.
Lucca geht auf eine etruskische Gründung zurück, Die Römer bauten zu ihrer Zeit das Straßennetz aus, welches zumeist rechtwinklig ausgerichtet ist. Ab dem Beginn des 16. Jahrhunderts baute man eine Stadtmauer, deren Fertigstellung fast 150 Jahre brauchte. Sie ist so breit, dass auf dem Kamm der Mauer eine baumbestandene Allee Platz hat. Angeblich soll die Stadt nach dem Bau der Mauer niemals eingenommen worden sein.
Unser Spaziergang durch die Stadt begann also an der Porta S. Pietri.

Porta St. Pietri

Wenn man sich geradeaus hält, kommt man zum Corso Garibaldi. Gerade zu diesem Zeitpunkt blühen die Magnolien über und über, und am Corso Garibaldi stehen diese Bäume zu beiden Seiten, ein spektakulärer Anblick. Ich glaube, die meisten Leute machten heute die meisten Bilder von dieser Straße.

Magnolientraum in der Corso Garibaldi

Wenn man sich weiter geradeaus hält, gelangt man mitten ins Zentrum von Lucca. Vorbei an der Piazza Napoleone erreicht man zwei Blocks weiter die aus weißem Marmor erbaute Kirche San Michele in Foro.

Kirche San Michele in Foro

In der Antike besaß Lucca auch ein Amphitheater. Dies existiert nicht mehr, aber der Platz ist noch da. In genau der gleichen Form des antiken Theaters stehen heute Häuser um die „Arena“ herum. Der Platz mittendrin, die ehemalige Arena, ist heute ein beliebter Aufenthaltsort mit Kneipen und Restaurants rundherum. Es ist der Platz mit der meisten Sonne in der Altstadt. In den engen Gassen ist das da schon schwierig, wie in allen diesen alten Ortskernen.

Piazza Amfiteatro

An unserem Besuchstag fand in Lucca ein Trödelmarkt statt, der von der Piazza Napoleone bis zur Kathedrale reichte. Ein ganzes Altstadtviertel war ein einziger Trödel- und Antikmarkt. Das Angebot reichte von selbstgemachtem Schmuck bis hin zu antiken Möbeln. Man hätte den ganzen Tag stöbern können. Keine Spur von Klamotten aus Fernost.

Trödelmarkt an der Piazzo Napoleone

Zum Abschluss unseres Rundganges kehrten wir in den Irish Pub „The little Folk“ an der Via San Girolamo ein. Der Pub ist sehr klein. An der Straße liegen nur ein Außenverkaufsfenster und eine Türe. Innen ist der Pub urig. An der Bar, die fast den halben Pub einnimmt, werden Guiness und Ales ausgeschenkt. Zur Feier des St. Patrick-Day gab es zu jedem Guiness eine schicke Mütze dazu. St. Patrick ist der Schutzpatron der Iren, der jedes Jahr am 17. März gefeiert wird.

den Hut gab´s zum Bier dazu

In Viareggio fuhren wir zur Marina, in der Hoffnung, von dort aus den Strand und die Promenade zu erreichen. Daraus wurde nichts, weil die Marina riesig ist, die größte auf unserer Italien-Tour, mit den größten Yachten, und einer Werft. Drumherum kann man alles kaufen, was das Bootsbesitzerherz höher schlagen lässt.

Marina von Viareggio

Zuletzt sahen wir uns noch kurz am Strand von Torre del Lago Puccini um, weil wir morgen dorthin umziehen wollen. Da soll es eine Überraschung für uns geben. Mal sehen, ob die noch da ist.? Zum Glück haben wir diese Tour gemacht, denn es steht wieder eine viel zu niedrige Brücke im Weg zum Strand. Da müssen wir wohl eine andere Straße nehmen. An solch einer niedrigen Eisenbahnunterführung scheiterten wir schon in Grosetto, weshalb wir mit einer Tankstelle vorlieb nehmen mussten.

Windspiele aus Schilf

An manchen Mittelmeerstränden liegen jede Menge abgestorbene und angeschwemmte Schilfstängel herum. Viel zu schade, aus diesen nicht etwas zu basteln. Wir haben daraus ein Windspiel gemacht, nach dem Vorbild derer aus Bambus. Schilf funktioniert genauso gut und es ist einfach zu bearbeiten.

Schilfstängel, am besten die dicksten, also auf Länge schneiden. Ob alle gleich lang sind, oder unterschiedliche Länge haben, ist egal. Wir haben sieben Stangen in Längen von 35cm bis 70cm geschnitten. Als nächstes jede Stange etwa in der Mitte unter 45 Grad bis auf die Hälfte des Durchmessers einsägen, dann beidseitig bis zum Ende der Stange mit einem Messer aufschneiden. So erhält man eine Art Orgelpfeife. Ganz oben zwei kleine Löcher bohren, um die „Orgelpfeifen“ aufzuhängen.
Jetzt benötigt man ein rundes Brett, oder irgendetwas anderes, was greifbar ist und passt, etwa 12-15cm im Durchmesser. Darin bohrt man sieben gleichmäßig verteilte kleine Löcher am Rand entlang. Jetzt kann man die „Orgelpfeifen“ daran befestigen.
Nun fehlt noch ein runder flacher Stein in der Mitte, etwa 8-9cm im Durchmesser, und ein beliebiger Stein darunter. Beide Steine werden in der Mitte des Windspieles mit einem wetterfesten Faden, Angelsehne o.ä., am oberen Brett festgemacht (siehe Foto). Dafür ist ein weiteres kleines Loch in der Mitte des Brettes nötig. Wir haben ein am Strand gefundenes Plastikteil verwendet, welches mit Sprühkleber und Sand beschichtet wurde. Leider war nur grauer Sand verfügbar.
Mit einem Tragfaden kann das selbstgemachte Windspiel dann aufgehängt werden. Der Klang ist angenehm holzig.

Windspiel aus Schilf

Durch Zufall entdeckte ich, dass sich aus den Samenkapseln einer Mimosenart (wahrscheinlich Jacaranda), die direkt vor unserem Stellplatz in Giardini-Naxos (Sizilien) herumliegen, ein Windspiel basteln lässt. Schilf hatten wir noch genug übrig, welches wir am Strand gesammelt hatten. Daraus schnitten wir eine 44cm lange Stange und schrägten die beiden Enden nach unten hin ab. Nun bohrten wir sieben kleine Löcher durch die Stange hindurch. Als nächstes bindet man die Samenkapseln mit einem dünnen Faden am Stiel fest, fädelt den Faden durch die Schilfstange und befestigt diesen oben. Dann noch einen Aufhänger basteln und schon ist das außergewöhnliche Windspiel fertig. Es hat in etwa den selben Klang wie das vorher beschriebene Windspiel, nur dass es viel einfacher herzustellen ist.

Windspiel aus Jakaranda-Samenkapseln und Schilf

 

 

Cesenatico

Zwischen Ravenna und Rimini liegt das schicke Hafenstädtchen Cesenatico. Es ist ein ganz besonderer Ort, denn den kleinen Hafen in der Altstadt hat 1502 niemand geringeres als Leonardo da Vinci entworfen. Im Kanal, der die Altstadt durchfließt und an dem der kleine Hafen liegt, dümpeln die alten Segelboote. Schön bunt bemalt erinnern sie an die ruhigen Zeiten vor dem Tourismus. Früher als Handelsschiffe genutzt, liegen sie heute fest vor Anker.

die alten Schiffe im Kanal von Cesenatico

Links und rechts des Kanals reihen sich Kneipen und kleine Läden. Was uns ziemlich nervt, seit wir in Italien unterwegs sind, ist, dass ausgerechnet zu der Zeit, in der wir unterwegs sind, die meisten Kneipen und Läden geschlossen bleiben. Ab der Mittagszeit bis zum Nachmittag ist Siesta, da bieten nur wenige Geschäftsleute ihre Dienste an. Das nur einmal am Rande.
Die alte Fischhalle öffnete für uns erst wieder um 16 Uhr. Bis dahin spazierten wir zum Leuchtturm am Ende des Kanals, wo sich wieder die rechteckigen großen Netze finden, die nur ins Wasser hinabgelassen und wieder hochgezogen werden. Diese sahen wir unterwegs von Comacchio bis nach Cesenatico immer wieder an vielen Kanälen, die die Küstenregion durchziehen. Der anschließende Besuch in der Fischhalle lohnte sich eher nicht. Den Großteil des Angebotes machen viel zu kleine Fische aus. Knurrhähne, Seezungen, Rotbarben usw. werden schon im „Kindesalter“ aus dem Meer gefischt. Wie soll da etwas nachwachsen?

Blick zum Leuchtturm

Um von einer Seite zur anderen des Kanals in der Altstadt zu gelangen, kann man zwei Brücken oder die kleine Fähre am „Porto Leonardo“, benutzen. Auf der rechten Kanalseite kommt man irgendwann an einem großen gelben Eckhaus mit weißen Fenstern vorbei. Dies ist wohl das Haus, in dem Leonardo da Vinci entweder gewohnt oder sich nur als Durchreisender aufgehalten hat. Ein Bild, welches ihn bei seiner Planungsarbeit am Hafen darstellt, erinnert daran.

Porto Leonardo

Unser Womo haben wir auf dem Area Comunale in Pinarella stehen, kostenlos. Pinarella ist ein Badeort wie viele an der Küste der Emilia Romagna. Jetzt im Herbst ist fast alles geschlossen, die Orte wirken wie ausgestorben. Die Straßen und Strände gehören wieder den Einheimischen.

Am Strand von Pinarella haben wir Herzmuscheln gesammelt, die dort in Massen gestrandet sind. Wir haben sie uns als Abendbrot schmecken lassen. Hier geht es zum Rezept für die selbstgemachten Herzmuscheln.

Torun (Thorn)

Gradierwerk

Zwischen Warschau und Thorn war einmal mehr kein großer Parkplatz zu finden, oder die Parkplätze werden viel zu spät angekündigt und es gibt keine Wendemöglichkeit. Das hieß für uns wieder eine Tour von knapp 200km. Erst in Ciechocinek fanden wir den schönen und günstigen Campingplatz Nr. 17, auf dem wir drei Nächte blieben.
Wieder einmal hatten wir zufällig ein überraschendes Ziel angesteuert. Ciechocinek, ca. 20km südöstlich von Thorn gelegen, ist Kurstadt. 1379 erstmals erwähnt, Standort einer der vielen Deutschordensburgen in Polen, ab 1790 Eigentümer der Solequellen der Gegend. Seither eine bewegte Geschichte mit dem Ergebnis, dass der Kurbetrieb seit 1945 wieder durchgängig läuft.
Seit 1827 entstanden drei Gradierwerke, die zu den größten der Welt gehören. Es sind drei Gardierwerke mit einer Gesamtlänge von 1742,3m und einer Höhe von knapp 16m. Dazu gibt es Salzsiedereien. Die Gradierwerke dienen zur Konzentration des Salzgehaltes des Wassers, welches aus mehreren Quellen mit Hilfe einer Mühle in Kanäle auf den Gradierwerken gepumpt wird. Von dort oben rieselt das Wasser über Schlehenreisig. Dabei verteilt sich ein Teil des Solewassers in der Luft und reichert sie mit Salz-, Jod- und Brommolekülen an. Das angereicherte Solewasser, welches im Gradierwerk nach der Passage des Reisigs gesammelt wird, wird über Rohrleitungen zu den Salzsiedereien geleitet.
Der Besuch des Gradierwerkes kostet 5,-Zl Eintritt pro Person, inkl. Besuch des Oberdecks mit Blick über die Umgebung.

das alte Kurhaus

Die Stadt Ciechocinek besitzt mindestens elf Solequellen, denn der „Pilzbrunnen“ steht über der elften Quelle, 415m tief, berichtet eine Tafel. Leider wird der Brunnen gerade überholt und ist verhüllt.
Zur Kurstadt gehören auch mehrere Parks, das alte Kurhaus, heute Tanzsaal mit täglich mehreren Möglichkeiten, selbst das Tanzbein zu schwingen, und mehreren Brunnen. Da findet jeder sein Plätzchen. Viele Kneipen bieten Musik live oder „per Band“. Gerne werden auch diese Möglichkeiten zum Tanzen genutzt.

tolle Architektur

Natürlich waren wir auch neugierig auf Thorn, dessen Geschichte schon im Jahre 1233 durch die Kreuzritter begann. Was wir zu sehen bekamen, übertraf unsere Erwartungen um einiges. Die Altstadt ist noch immer mehr als einen Kilometer lang von einer Stadtmauer umgeben. Drei Tore sind ebenfalls erhalten und liegen direkt am Ufer der Weichsel. Bewegt man sich innerhalb der Stadtmauer fühlt man sich ins Mittelalter zurückversetzt. Prächtige Backsteinbauten, wunderschöne Fassaden in verschiedenen Stilrichtungen, das riesige Altstädtische Rathaus mit einem Innenhof, enge Gassen und die lange Fußgängerzone, alles ist einfach nur stimmig. Vor allem ist alles noch original, denn so viele Kriege und Zerstörungen Thorn überzogen, es wurde nie viel Schaden an den Bauwerken angerichtet.

Flößerbrunnen

Dazu hat Thorn etwas für die kleine Kunst übrig, denn Keramikfiguren zieren viele Fensteröffnungen, Bronzefiguren und Brunnen sorgen für weitere Abwechslung. Zu dem Flößerbrunnen, der auf der einen Seite des Altstädtischen Rathauses steht und durch seine vielen Froschkönige auffällt, gibt es eine Legende. Thorn kämpfte vor Jahrhunderten erfolglos gegen eine Froschplage. Als ein Flößerjunge einmal wieder auf seiner Flöte spielte, umringten ihn die Frösche, die von der Musik verzaubert waren. Also brachte der Flößerjunge die Frösche aus der Stadt, in dem er sie mit seinen schönen Melodien lockte. Die Froschplage war vorbei. Gibt es da eine Parallele zum Rattenfänger in Hameln?

Auf die Partnerschaft mit Göttingen ist Thorn besonders stolz, wie im Innenhof des Altstädtischen Rathauses auf Plakaten gezeigt wird. Das Rathaus ist auch Museum für die Geschichte der Stadt.

im Shop des Pfefferkuchenmuseums

In der Altstadt verteilt bieten kleine Läden selbstgemachte Pfefferkuchen an. Das Museum Torunski Pieniki berichtet über die mehr als 700 jährige Tradition der Pfefferkuchenherstellung in Thorn. Im Eintrittspreis ist die eigene Herstellung von Pfefferkuchen enthalten, ganz auf traditionelle Weise. Kaufen kann man die leckeren Teilchen dort auch gleich. Die Thorner Pfefferkuchen zählen zu den besten der Welt.

Die Reste der deutschen Ordensburg, von den Kreuzrittern erbaut, sind auch zu besichtigen. Im Jahre 1454 zerstörten die Stadtbürger die Burg und bauten mit deren Steinen neue ihnen dienliche Gebäude. Inzwischen haben wir schon viele dieser Burgen aus dem 13. und 14. Jahrhundert gesehen, aber die von Thorn sah vollkommen anders aus.

Nikolaus Kopernikus-Denkmal

Einen berühmten Sohn hat die Stadt auch: Nikolaus Kopernikus. Er wurde 1473 in Thorn geboren und in der Johanneskathedrale getauft. Das er in Fromburg gestorben ist, hatten wir bei unserem Besuch dort erfahren. Das Kopernikus-Denkmal in Thorn steht schon seit 160 Jahren gegenüber dem alten Postgebäude, am Altstädtischen Rathaus.

Das Parken in und um die Altstadt ist eine Katastrophe. Wir waren ausgerechnet am Mariä Himmelfahrtstag in Thorn, dem höchsten Feiertag Polens. Da ist das Parken zwar kostenlos, außer auf den privaten Parkplätzen, aber einen Platz zu finden ist fast unmöglich. Dazu konnte man auf der Hauptstraße der Altstadt kaum ungestört einen Fuß vor den anderen setzen. Trotzdem waren wir von Thorn beeindruckt.
Den Stadtbummel sollte man am Ufer der Weichsel abschließen, wo viele Stände frisches Riesenbrot, hausgemachte Wurst und Schmalz und viele andere leckere Dinge anbieten.

Übernachtet haben wir auf dem Parkplatz einer Tankstelle westlich außerhalb von Bromberg.

Salakas

Luodissee

Wir haben eine wunderschöne Alternative zu den polnischen Masuren gefunden: die Gegend zwischen Zarasai, Ignalina und Utena im Nordosten Litauens. Da sich der Tourismus hier erst entwickelt, sind noch viele ruhige Ecken zu finden. Jeder See ist beinahe in Sichtweite zum nächsten See, dazwischen Hügel und Wälder ohne Ende sowie ursprüngliche Dörfer. Alles ist bio, die EU hat bisher den Weg zu den wenigsten Feldern gefunden. Das gilt übrigens in allen baltischen Staaten. Alles wächst, wie es wachsen will, nicht wie es soll. Fast jeder pflanzt in seinem Garten Kartoffeln, Zwiebeln, Gurken und Tomaten, soviel für den Eigenbedarf benötigt wird. Daher ist in den kleinen Lädchen auf dem Land kaum Obst und Gemüse zu finden. Jetzt strahlen überall Äpfel um die Wette.
Viele Seen in den größeren Orten besitzen kleine Badestrände. Badestellen sind überall zu finden, wo es die Wildnis zulässt. Die ganze Gegend tut einfach der Seele gut.

wie im tiefsten russischen Hinterland

Das ursprünglichste und schönste Dorf, weil Traditionelles überlebt hat und liebevoll gepflegt wird, kaum Neues dazugekommen ist, ist für uns Salakas im Gražutė Regional Park. Der Ort liegt am Luodissee, der wie die meisten Seen in dieser Gegend, sehr sauberes Wasser hat. Nur die Schwebeteilchen spielen dem See jetzt im Hochsommer etwas mit.
Auf einem kleinen Wanderweg von 5km lässt sich der Ort mit dem Strand, dem Urwald, dem Kiefernwald, dem alten Friedhof und der Kirche entdecken. Sogar der wilde Hopfen ist hier wieder zu finden, direkt am Seeufer.

gewundene Brücke von Zarasai

Zarasai, an der Grenze zu Lettland, ist ein ganz hübsches Städtchen. Ein Park ist der Mittelpunkt, um den sich das Zentrum gruppiert. Dort ist allerdings nicht viel Sehenswertes zu bestaunen, außer der doppeltürmigen weißen Kirche. Interessanter ist da der Weg am Ufer des Zarasassees. Man kann ihn an der originellen Brücke, die oben an der Bibliothek ihren Anfang nimmt und sich dann Richtung Ufer hinunter windet, der letzte Teil sind Treppen, beginnen und bis zur Insel entlang spazieren. Das sind so 1,2km. Dabei kommt man an schönen kleinen Häuschen, Gärten und Stegen vorbei, die zum Erholen oder als Einstieg zum Baden dienen.
Auf der Insel locken ein Badestrand, eine Wasserwelt aus Luft und ein Wasserskipark. Mit Wasserwelt aus Luft meine ich, dass alle Dinge wie Rutschen, Plattformen, Leitern usw. mit Luft gefüllt sind. Dazu lädt ein kleines Café zum Relaxen ein, aber auch kleine Hütten können gemietet werden. Eigentlich ist die Insel ein richtiger Ferienpark. Am Ufer ist das Zentrum Zarasais zu sehen.

Badestelle und Bootsanleger am Luodissee

Ein schönes Plätzchen für unser Wohnmobil haben wir auf einem Privatgrundstück gefunden, ca. 2,5km östlich von Salakas. Während wir uns den Campingplatz kurz hinter Salakas ansahen, ließen wir das Womo am Straßenrand stehen. Dies bemerkte ein Einheimischer und folgte uns. Er meinte, wir könnten doch bei ihm stehen, nur einen Kilometer weiter. Er wollte nur 10,-€ pro Nacht haben, inkl. Strom, Wasser, Badestelle und absoluter Ruhe. Da der Campingplatz nicht wirklich unseren Vorstellungen entsprach und das gleiche kostete, nahmen wir das Angebot an und folgten dem Mann. Als wir von der Straße abbogen, in einen Fahrweg hinein, versperrten uns jede Menge Äste den Weg zum Stellplatz. Alles kein Problem, meinte der Mann, holte seine Motorsäge und schnitt alles ab, was uns im Weg hing. An seinem Haus und einer verfallenen Scheune vorbei, und einen ziemlichen Holperweg entlang, erreichten wir die große freie Fläche, auf der wir uns den besten Platz aussuchten konnten. Vier Mobilheime stehen ebenfalls dort, die der Mann vermietet. Früher hatte er viele Camper beherbergt, aber das war ihm zu stressig. Heute sucht er sich seine Leute aus. Es stellte sich jedoch heraus, dass er am nächsten Tag für mehrere Tage fort musste. Nachdem wir uns entschieden hatten, etwas länger zu bleiben, durften wir sogar das Ruderboot gratis nutzen. Wir hatten also alle Freiheiten auf dem großen Grundstück.

traditioneller Brunnen

Unser Gastgeber erklärte uns, dass dieses Grundstück 1858 entstand, 200 Hektar groß war und einem „Gutsherren“ gehörte. Es standen das Herrenhaus und mehrere Nebengebäude auf dem Grundstück. Es gab mehrere Angestellte, die gegen Arbeit frei wohnen und essen durften. Das Hauptgeschäft war die Versorgung der umliegenden Poststationen mit Futter für die Pferde, die dort gewechselt wurden. Nach der Unabhängigkeit Litauens 1918 wurde der Gutsherr zum größten Teil enteignet. Ihm blieben nur noch 20ha, viel zu wenig, um damit über die Runden zu kommen. So verließ er das Grundstück, um das sich dann kaum noch jemand kümmerte. Als die Sowjets kamen, zerstörten sie das Herrenhaus bis auf die Grundmauern. So blieben nur noch das ehemalige Wirtschaftshaus, heute das Wohnhaus, und die große Scheune aus Feldsteinen übrig. Vor 25 Jahren kaufte unser Gastgeber dann das Anwesen, aber wirklich viel hat sich seitdem auch noch nicht getan. Mit der Vermietung der Mobilheime will er nach und nach das Grundstück auf Vordermann bringen. Um die große Scheune, inzwischen eine Ruine, wieder aufzubauen, sind allerdings 200.000,-€ nötig. Die werden wohl nie zusammenkommen.

Zum Abschied schenkte uns unser Gastgeber sogar noch einige Äpfel aus dem Garten, zusammen mit frischer Minze. Er meinte, wir könnten damit Apfeltee bereiten. Bisher kauften wir unseren Apfeltee im Laden, aber warum nicht? Ich schnitt etwas Apfel klein, gab die Stücke mit etwas Minze in die Teekanne und brühte das Ganze auf. Nachdem es lange genug gezogen hatte, probierten wir. Selbstgemachter Apfeltee, lecker.

Auf dem Grundstück wächst auch jede Menge Beifuß, der gerade richtig ist. Ich erntete einige Stängel zum Trocknen. Was kann man sonst noch mit Beifuß anfangen? Frische Zwiebeln vom Markt, frische Äpfel und Beifuß aus dem Garten? Da lässt sich doch ein prima Aufstrich daraus machen. Das Rezept werde ich demnächst in der Rubrik „Selbstgemachtes“ veröffentlichen. Ein Gläschen davon bekommt unser Gastgeber als Dankeschön.

Saaremaa (Ösel)

Werk der Riesen?

Die estnische Insel ist knapp dreimal so groß wie Rügen. Sie besitzt so viele Sehenswürdigkeiten, dass man sicher mehr als zwei Wochen braucht, um sie alle zu erleben. Zum größten Teil sind es natürliche Szenarien, wie Steilwände aus Kalkstein, Seen, Quellen und Wanderwege. Über unsere Entdeckungen in und um Orissaare und Kuressaare habe ich schon berichtet. Inzwischen haben wir uns die Halbinsel Sölve im Südwesten Saaremaas angesehen und waren in Panga im Norden der Insel. Irgendwie kommt man sich auch nach Schottland versetzt vor, denn hier begrenzen, wie dort, kleine Steinmäuerchen die Grundstücke.

Leuchtturm am Kap Sölve

Im Süden Sölves ist das gleichnamige Kap mit dem Leuchtturm zu finden. Genau dieses Land konnten wir vom Leuchtturm in Slitere aus sehen. Nun guckten wir in die andere Richtung und sahen Kap Kolka in der Ferne. Genau wie dort hat sich am Kap Sölve auch eine Landzunge gebildet, nur dass diese hier aus Kies besteht. Kreuzseen gibt es jedoch keine. Auf Saaremaa gibt es wohl keine Sandstrände, da die Küsten alle aus Kalkstein bestehen, wie die gesamte Insel.
In der Nähe des Leuchtturms sind die Reste einer sowjetischen Militärstation zu besuchen. Eintritt kostet 4,-/2,-€. Dazu gehören Bunker von außen, Geschützfundamente, verschiedene Gebäude und viele verschiedene und verrostete Technikteile sowie Utensilien.

Visitorcenter Vilsandi Park

Da wir die Straße an der Ostseite hinunterfuhren, wollten wir an der Westseite wieder nach Tehumardi zurück fahren. Leider sind auch dort die meisten Straßen unbefestigt. Dazu kommt, dass an dieser Halbinselseite die Sehenswürdigkeiten versteckt sind, wie Steilwände, Aussichten und Wanderwege. Wir wollen unseren Autos die Tortur nicht immer antun, deshalb fuhren wir nach Loona weiter. Der Ort liegt kurz vor Kihelkonna. Dort befindet sich die Parkverwaltung des Vilsandi Nationalparks, in der wir erfuhren, dass der allergrößte Teil dieses erlebenswerten Parks nur zu Fuß oder per Fahrrad zu erreichen ist. Mit dem E-Bike kein Problem, doch wir besitzen nur normale Fahrräder und sind zudem untrainiert. Es existiert sogar ein Wander-/Fahrradweg auf die Insel Vilsandi, der bis dorthin über mehrere weitere Inseln führt. Hin und zurück fährt man da schon um die 50km.

letzter Glockenturm Estlands

So fuhren wir noch nach Kihelkonna hinein, um uns die Fährstation nach Vilsandi anzusehen. Wieder führt eine 5km lange Schotterpiste dorthin. Im Visitorcenter in Loona hatten wir erfahren, dass die Fähre eigentlich ein Wassertaxi ist, das auf Abruf bereit steht. Hin- und Rückfahrt kostet 50,-€, ob man nun allein, zu zweit oder mit einer Großfamilie kommt.
Nahe der Kirche von Kihelkonna steht ein alter Glockenturm. Die meisten Kirchen auf Saaremaa und anderen Inseln Westestlands wurden als Burgkirchen ohne Turm gebaut. Sie dienten der Bevölkerung als Schutzraum bei Überfällen. Daher standen die Glockentürme etwas abseits. Im 17. Jahrhundert noch aus Holz, ersetzte man sie im 18. Jahrhundert durch Steinbauten. Früher gab es viele dieser Glockentürme. Dieser in Kihelkonna ist der letzte in Estland überhaupt.

Panga Cliff

Als letzte Station unserer Rundfahrt auf Saaremaa suchten wir uns das Pangacliff aus. Wie sich herausstellte, ist es wohl der schönste Platz auf der ganzen Insel. Der große Parkplatz Panga pank wurde erneuert. Er liegt direkt am Cliff. Der höchste Punkt der Steilküste misst 21,3m über dem Meeresspiegel. Senkrecht fällt die Küste ab. Dabei sind die verschiedenen Schichten des Silurzeitalters zu erkennen. Eine Infotafel am Parkplatz klärt darüber auf, was man vor sich hat. Während an anderen Steilküsten Saaremaas viele Fossilien aus dem Silur zu finden sind, hält sich die Ausbeute in Panga sehr in Grenzen. Es ist trotzdem ein unglaublich schöner Ort. Die Steilwand selbst ist 3km lang und umfasst die gesamte Spitze der Halbinsel Panga. Man kann an der oberen Kante der Steilwand entlanglaufen, durch einen niedrigen Kiefernwald mit Wäldern aus Storchenschnabel und vielen Orchideen, oder man genießt die Aussicht von unten die Wand hinauf. Neben zwei abenteuerlichen Abstiegen über Stricke und eine angelehnte Holzleiter, links vom Parkplatz, kann man auch den Weg vom kurz vorher befindlichen Kamtschatka Camp aus nehmen. Das Wasser ist glasklar.

„Mustjala Mustard“

Übernachtet haben wir auf dem sehr schönen Campingplatz in Tehumardi, kurz vor der Sölve Halbinsel, und auf dem Parkplatz am Cliff, der kostenfrei ist. Es ist wieder ein Punkt, von dem aus Sonnenauf- und Sonnenuntergang zu beobachten sind. Uns wurde ein Sonnenuntergang zuteil, der blutrot war, kein bisschen gold oder orange, nur blutrot. Unglaublich, aber er wirkte dadurch schon fast etwas bedrohlich. Trotzdem gab es einen wunderschönen nächsten Tag.
6km östlich von Panga, dort wo die Nebenstraße bei Pahapilli auf die größere Straße trifft, hat sich ein deutsches Paar niedergelassen. Sie verdienen sich ihre Brötchen mit dem Verkauf von selbstgemachtem Senf, Chutneys und Wacholdersirup. Ihre Marke heißt „Mustjala Mustard“ und probieren ist selbstverständlich. Wir interessierten uns für den Senf. Da werden Sorten mit Wacholder, Preiselbeeren, Aronia und vielem mehr angeboten, was in der Natur zu finden ist. Lecker sind alle Sorten und die Wahl fällt schwer.

Seekohl

Apropos Natur: die hat uns wieder einmal eine Bereicherung unseres Speiseplans beschert. Am kiesigen Strand bei Panga wachsen Wiesenkerbel, Sauerampfer, Wacholder und … Seekohl. Vom Seekohl, Meerkohl, die Pflanze hat viele Namen, hörten wir zum ersten Mal in dem englischen Buch „Food for Free“. Schon auf den Britischen Inseln hielten wir Ausschau, aber ohne Erfolg. Hier in Panga wächst der Seekohl vollkommen unerwartet. Die Pflanzen sind zu dieser Jahreszeit schon ziemlich alt und viele Teile sind bitter, aber die kleinen Blätter nahe der Blütenstände schmecken echt lecker. Wenn die Pflanzen jung sind, können alle Teile verwendet werden. Wir haben uns mit den jüngeren Blättern begnügt und ein schmackhaftes Essen daraus gemacht. Dieser Link führt zum Rezept.

Wie wir schon erwähnt haben, findet man an manchen Steilwänden Saaremaas Fossilien aus dem Silurzeitalter. Hier ein paar Beispiele, wie Muscheln, Korallen und Quarzknollen.

Fähre Piret

Nach neun wundervollen Tagen auf Saaremaa verließen wir die Insel mit der Fähre Töll. Auf halbem Weg begegnete uns die Fähre Piret, mit der wir auf die Insel kamen. Da war doch noch was? Der Große Töll und seine Frau Piret, das Riesenpärchen, welches auf Saarema lebte und den Menschen hilfreich war. Sie hinterließen sogar Spuren auf der Insel, wie Legenden berichten. Die Odalätsi Quellen im Nordosten sollen entstanden sein, als Töll mit dem Teufel kämpfte. Dort wo sie mit ihren Füßen auftraten, entstanden die Quellenlöcher. Der Koltsi See auf der Halbinsel Sölve entstand, nachdem sich Töll nach einem schweren Arbeitstag an dieser Stelle zum Ausruhen ins Moos legte. Zwei schöne Geschichten.

Olsztyn (Allenstein)

Irgendwann gibt es ein besseres Bild

Woran erkennt man, das man in Masuren ist? …? Mückenalarm!!!! Riesenmücken. Der Körper ist über 1cm lang. So schön die Natur ist, so wenig kann man sie genießen. Das ist sehr schade, aber irgendwie muss man damit leben. Da habe ich gleich ausgiebig Gelegenheit, mein neues DIY-Mückenspray zu testen. Es funktioniert einwandfrei, allerdings sollte man vielleicht den Anteil an Lavendelöl erhöhen, damit die Wirkung länger anhält.

Seit unglaublichen fünf Wochen hatten wir jetzt, bis auf zwei halbe Nebeltage und ein Gewitter, das schönste Wetter. Ich weiß nicht mehr, wann wir das zum letzten Mal hatten. Mindestens drei Jahre ist das mindestens her. Nach eineinhalb Regentagen mit Gewittern setzt sich jedoch das schöne Wetter wieder durch, mit an die 30 Grad.

Stellplatz bei Allenstein

Die Grenze zwischen dem Ermland und Westmasuren überquert man kurz hinter Lukta in Richtung Olsztyn. Dort fanden wir einen schönen Stellplatz in Pelnik, auf Privatgrund, sehr ruhig, direkt am Isag-See und mit viel Natur drumherum. Der nette Besitzer des Grundstücks, er vermietet auch Ferienwohnungen, spricht deutsch, gibt Tipps für Ausflüge und Unternehmungen und ist in allen Dingen sehr hilfsbereit. Gemeinschaft wird bei ihm groß geschrieben, wenn man das möchte.
Tagsüber kann man angeln oder Kajak fahren, abends sitzt man zum Sonnenuntergang am Ufer des Sees. Jetzt, Ende Mai, sind die Abende schon sehr lang, bevor sich langsam die Nacht über den See senkt. Die Vögel gehen schlafen, die Eintagsfliegen legen ihre Eier im Wasser ab und werden dabei von den hungrigen Fischen verfolgt, irgendwo ruft noch der Kuckuck. Idylle pur.

Brauerei Warmia Allenstein

Ein Ausflug nach Allenstein, der Hauptstadt Ermland-Masurens, ist obligatorisch. Die Altstadt ist sehr überschaubar. Wir besuchten zuerst die Brauerei Warmia in der Nähe der Deutschordensburg. Der Bau ist von außen sehr modern gestaltet, innen aber im Stil eines Brauereikellers gehalten, sehr gemütlich. Unter dem Gebäude fließt ein Bach, den man durch im Fußboden eingelassene Glasscheiben sehen kann. Die Beleuchtung erfolgt durch zu Lampenschirmen umgestalteten Bierflaschen. Die Brauerei bietet neun verschiedene Biersorten an. Wenn man sich nicht entscheiden kann, bestellt man das Probenset. Zu Essen gibt es natürlich auch etwas.

Deutschordensburg Allenstein

Somit gut gerüstet, kann man zum Stadtrundgang starten. Die Deutschordensburg, oder wie sie heute heißt, Burg des ermländischen Domkapitels, stammt aus dem 14. Jahrhundert. Das heißt, die ursprüngliche Burg stammt aus dem 14. Jahrhundert. Brände und Zerstörungen sorgten im Laufe der Jahrhunderte dafür, dass die heutige Burg ein kompletter Nachbau ist, bis auf vielleicht die Grundmauern. Die Burg beherbergt das Museum für Ermland und Masuren (montags geschlossen).

Nikolaus Kopernikus

In Allenstein trafen wir wieder auf die Spuren von Nikolaus Kopernikus, dem wir schon in Frombork begegnet waren. Der Astronom lebte und arbeitete von 1516-1521 in Allenstein und war in dieser Zeit auch Domherr in der Stadt.

Sonnenuhr

Gleich an die Burg grenzt die Altstadt von Allenstein, mit dem Hohen Tor, dem einzigen Überbleibsel der mittelalterlichen Wehranlagen der Stadt. Viele Häuserfassaden zieren Reliefs mit Darstellungen des früheren Lebens. Den Mittelpunkt der Altstadt bilden die Bibliothek und das alte Rathaus.

Fischbrunnen

Wenn man die Fußgängerzone entlang nach unten spaziert, kommt man zum kleinen Fluss Łyna. Am Ufer entlang gelangt man zurück zur Burg und zum Park mit dem Fisch-Brunnen. Damit hat sich der Kreis fast wieder geschlossen.
Allenstein verfügt neben weiteren Einrichtungen auch über ein Planetarium, eine Sternwarte und ein Naturkundemuseum.

Promenade Osterode

Einen weiteren Ausflug ist die Stadt Ostróda (Osterode) wert. Hier locken vor allem die Mole mit der Promenade und der Drewenz-See. Ausflugsfahrten mit dem Schiff, eine Wasserski-Anlage sowie weitere Sport- und Freizeitvergnügen werden hier angeboten.

Kreuzritterburg Osterode

In unmittelbarer Nähe steht die Kreuzritterburg, ein vierflügeliger Backsteinbau. Gegenüber den bisher gesehenen Burgen ist diese in Osterode eher unscheinbar. Dafür beherbergte sie viele große Persönlichkeiten der Geschichte Europas. So lenkte z.B. Napoleon Bonaparte von Februar bis April 1807 in der Osteroder Burganlage die Geschicke Europas. Heute ist die Burg Kulturzentrum und Museum.

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