Çanakkale
Schon sind wir in der Türkei. Die Abfertigung an der Grenze dauerte eine dreiviertel Stunde. Die Grenzstation liegt auf 650m über dem Meer und es ist empfindlich kalt dort oben. Die südöstlichste Ecke von Bulgarien ist nur dünn besiedelt, mancherorts sitzt das Militär. Eigentlich wollten wir die letzten Lewa in Malo Tarnovo umsetzen, aber das ist nur ein kleiner Ort abseits der Europastraße, so dass wir gleich zur Grenze fuhren, immer bergan.

Hinter der bulgarisch-türkischen Grenze fährt man bis zur Ägäis durch hügeliges Bergland. Die Versuche an Geld oder eine SIM-Karte zu kommen, unser Handy streikte mit dem Grenzübertritt, blieben erfolgslos. Niemand spricht auch nur ein bisschen englisch, damit wir uns verständlich machen konnten. Ohne Handyempfang funktioniert auch kein Übersetzer. So blieb uns nichts weiter übrig, als bis Gelibolu durchzufahren. Das sind fast 300km. Bei Kavakli, an der E87, übernachteten wir in einem Picknickpark, um am nächsten Tag ausgeruht bis kurz vor Geliboglu zu fahren. Dort fanden wir endlich einen Geldautomaten und waren wenigstens dieses Problem los. Noch einmal mussten wir übernachten. Diesmal war es ein großes Denkmal mit Friedhof zu Ehren des medizinischen Personals, welches sich im Dardanellenkrieg 1915 um die Verwundeten der Schlacht kümmerten. Auf dem großen Parklatz steht man in Ruhe, mit WC und Waschbecken, die sogar nachts geöffnet bleiben.

Fast zwei Tage brauchten wir also bis Eceabat, wo wir mit der Autofähre nach Canakkale übersetzten. Bei Gelibolu steht eine neue Hängebrücke, die jedoch zur Autobahn gehört und Maut kostet. Da wir immer noch kein HGS, also Mautstreifen für die Windschutzscheibe haben, fuhren wir die Europastraße bis nach Eceabat. In der Türkei braucht man nur auf den Autobahnen Maut zu zahlen. Dafür benötigt man diesen HGS-Streifen, den man bei manchen Postämtern bekommt.

Die Fähre von Eceabat nach Canakkale kostet ca. 6,-€ mit dem Wohnmobil und die Überfahrt dauert eine gute viertel Stunde. Man überquert damit die Dardanellen, wie diese Meerenge heißt, an so ziemlich der engsten Stelle.

In Canakkale angekommen, mussten wir gleich einen Parkplatz finden. Der Intuition folgend, weil immer noch kein Internet, steuerten wir das Wohnmobil an der ersten Möglichkeit nach Verlassen der Fähre, nach rechts, um am Wasser zu bleiben. Zu unserem Glück fanden wir kurz vor der Inönü Köprüsü-Brücke einen Parkplatz.

Bis ins Stadtzentrum zurück sind es nur ein paar hundert Meter, wo wir endlich alles fanden, was wir brauchten: eine SIM-Karte fürs Internet und einen HGS-Streifen bei der Post. Jetzt konnten wir wieder geplant fahren. Nachdem wir alles erledigt hatten, was einige Anstrengungen bedarf, spazierten wir am Kai und an der Marina entlang, tranken einen Kaffee und kamen zu einem Trojanischen Pferd. Wie sich herausstellte, ist es die Replik der Originalrequisite der Troja-Verfilmung aus dem Jahr 2004, aus alten Schiffsplanken zusammengezimmert. Ja, da passen schon einige Leute hinein. Gleich daneben steht ein Modell, wie Troja zuletzt ausgesehen haben mag.

Spaziert man über die Inönü Köprüsü-Brücke, auf der einige Bronzestatuen und Reliefs zum Thema Fischerei zu bewundern sind, und man biegt gleich dahinter nach rechts ab, gelangt man zu einer kleinen Promenade, die ein Stück weiter zum Stadtstrand führt. Auf der Dardanellen-Wasserstraße fließt reger Schiffsverkehr: Containerschiffe, Kreuzfahrtschiffe und Fähren, dazu die vielen Fischerboote.

Auf beiden Seiten der engsten Stelle der Dardanellen steht jeweils eine Festung, wie wir sie am Bosporus gesehen haben, als wir vor vielen Jahren schon einmal Istanbul besuchten.

