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Fazit für Ostkanada

Es ist merkwürdig zu wissen, dass wir uns in Kanada vom Breitengrad her etwa in Höhe von Südfrankreich befinden. Die Natur ist eindeutig mitteleuropäisch bis nordisch, nur die Sonne erinnert uns fast unablässig daran, dass wir eigentlich viel tiefer liegen. Die Kanadier stöhnen schon über den warmen September. Der Sommer an sich war viel zu warm und zu trocken. Uns hat das gefreut. Um die Wildnis Kanadas richtig zu erleben, sollte man einen Urlaub in einem der zahlreichen Nationalparks buchen. Da ist man mittendrin in der Natur, die man dann zu Fuß oder per Kajak/Kanu entdecken kann. Dabei hat man sehr große Chancen, Elch, Bär und Co. zu beobachten. Außerdem ist so ein „Abenteuerpaket“ als Pauschale wahrscheinlich wesentlich günstiger, als wenn man sich alles selbst zusammenorganisiert. Da man in Kanada frei campen kann, haben wir viele schöne Plätze gefunden, auf denen wir übernachten konnten. Das war manchmal nicht ganz einfach, denn diese Plätze sind nicht gerade gesät, aber meistens wurde unsere Suche belohnt. Dadurch haben wir viele Dinge gesehen, die uns sonst entgangen wären. Kanada ist ein sehr teures Land. Der Verdienst liegt wohl fast doppelt so hoch wie in Deutschland, dementsprechend hoch sind hier die Lebenshaltungskosten, was es uns auch nicht eben leicht gemacht hat. Trotzdem haben wir das Land mit seiner großartigen Natur genossen, vor allem Nova Scotia. Und das Geld liegt doch auf der Straße, denn wir haben in den 2 Monaten, die wir in Kanada waren, 6,43 CAD + einen 100,- CAD-Schein gefunden. Im Moment werden die alten Geldscheine gegen neue, sehr außergewöhnliche Scheine ausgetauscht. Dadurch fiel der Verlust wahrscheinlich nicht auf.

Niagara Fälle – Ontario

Einfach nur grandios! Bloß gut, dass wir die Niagara-Fälle von Kanada aus angefahren haben. Von dieser Seite hat man einen unvergleichlich schöneren Blick auf das Naturschauspiel. Die Einfahrt in die Stadt Niagara Falls ließ uns gleich an Las Vegas denken – Hochhäuser, bunte Lichter, Musik aus jeder Ecke und Menschen überall. Schilder geleiteten uns auf einen Parkplatz am anderen Ende des Ortes, kurz vor dem Hufeisen-Fall gelegen. Die hochaufsteigende Gischt ist weithin zu sehen, deren Feuchtigkeit weithin zu spüren und die Geräuschkulisse weithin zu hören. Jeder Schritt weiter an die Fälle heran und an den Fällen entlang ist aufregend. Es gibt zwar weit über 500 Wasserfälle auf der Welt, die höher sind als die Niagara-Fälle, aber nirgends fließt soviel Wasser dort durch. Unterhalb der Fälle fahren drei Boote der „Maid of the Mist“ bis dicht an die tosenden Wassermassen heran. Wir haben uns für die „Journey Behind the Falls“ entschieden und haben für uns damit die bessere Wahl getroffen. Ein Fahrstuhl bringt die Besucher nach unten, an den Fuß des Wasservorhanges der Hufeisen-Fälle. Zwei Tunnel bieten Gelegenheit, direkt mit den Wassermassen in Kontakt zu kommen. In einem der beiden Tunnel erlebt man das Grollen und Tosen des herabstürzenden Wassers. Durch 2 Öffnungen gelangt man direkt hinter den Wasservorhang. Gelbe Capes schützen die Besucher vor der Nässe. Der andere Tunnel führt neben den Wasservorhang auf eine Terrasse, von der aus man direkt den Rand des Wasservorhanges sehen kann. Nass wird man hier in jedem Fall. Dieses Erlebnis ist besser als nur die Bootsfahrt ganz unten. Die hohen Felswände beeindrucken ebenfalls. Es ist ein unvergessliches Erlebnis. Langsam spazierten wir an den Fällen entlang Richtung Norden, vorbei an den amerikanischen Fällen, die gerade verlaufen und die „Regenbogen-Fälle“ genannt werden. Am Nachmittag, so um 15 Uhr herum steht die Sonne so, dass ständig ein Regenbogen vor dem Wasserfall steht. In der „Adventure City“ geht es zu wie in Las Vegas, grell und bunt. Hier wird den Touristen das Geld aus der Tasche gezogen. Das „Skywheel“ (ein Riesenrad) und der Skylon Tower bieten Gelegenheit, sich die Szenerie von oben anzusehen. Die Möglichkeiten, die Niagara-Fälle und die Stadt Niagara Falls zu erleben, sind endlos. Wir haben uns dann auf die Rückfahrt auf dem Niagara Parkway gemacht, auf dem man den „Whirlpool“ erreicht. Das ist ein Wasserbecken, dass sich gebildet hat, in dem das Wasser „optisch“ eine Runde dreht, bevor es in den Ontariosee abfließt. Diesen Whirlpool kann man von unten mit dem Jet Boat oder von oben mit dem Aero-Car auf abenteuerliche Weise erleben. Nach einem Nadelöhr öffnet sich das Tal wieder und der Ontariosee kommt in Sicht. Eigentlich wollten wir uns noch den historischen Ort Niagara-on-the-Lake ansehen, aber Menschen und Autos ohne Ende ließen uns dieses Vorhaben schnell vergessen.
Die Niagara-Gegend ist Weinanbaugebiet. Von hier kommen 80% des kanadischen Weins. Auffallend sind neben dem Wein die vielen Pfirsich-Bäume. Leider ist die Pfirsichzeit schon zu Ende. Das war ein wirklich aufregender Tag.

Ontariosee – Ontario

Da muss man erst mitten im Mohawk-Territorium übernachten, um nach einem heftigen Regenguss einen Wahnsinns-Regenbogen und einen theatralischen Sonnenuntergang mit sich langsam lichtendem Himmel zu erleben. Das war besser als Fernsehen. Leider geben die Fotos das Szenario nicht im Entferntesten die Wirklichkeit wider.

In Toronto herrscht dagegen das blanke Chaos. Wir hatten uns einen Walmart ausgesucht, auf dem wir unseren Trailer abstellen wollten, um mit dem Truck zum CN-Tower, dem höchsten freistehenden Gebäude der Welt, zu fahren. 1 ½ Stunden haben wir zum Walmart gebraucht, um festzustellen, dass der Parkplatz viel zu klein ist. 1 ½ Stunden haben wir dann noch einmal aus den vollkommen verstopften Straßen Torontos heraus gebraucht. Das gesamte Stadtgebiet, Highways und Nebenstraßen, ist mit Autos vollgestopft. Dazu war unsere Abfahrt gesperrt, so dass wir uns auch noch durch eine Umleitung fitzen mussten. Ein paar Mal haben wir uns den Weg freimachen müssen, um überhaupt um die Ecken zu kommen. Nach drei Stunden haben wir unser Gefährt entnervt auf irgendeinem, fast schon außerhalb gelegenen Supermarktparkplatz abgestellt, der noch halbwegs Platz für uns hatte. Sämtliche Supermarkt- und Mallparkplätze sind für diese Stadt viel zu klein bemessen und bis auf den letzten Platz von Autos besetzt. So etwas haben wir in Amerika noch nicht gesehen, wo sonst immer ausreichend freier Raum vorhanden ist. Den CN-Tower haben wir nur 2 Mal aus der Entfernung gesehen. Keine Chance. Man hatte uns zwar gewarnt, aber dass uns solche Verhältnisse erwarten, haben wir uns in den schlimmsten Vorstellungen nicht ausmalen können.

In Hamilton saßen wir schon wieder ein paar Tage fest, weil eine Bremse den Geist aufgegeben hat. Das hatte den Vorteil, dass wir den Trailer vor der Werkstatt stehen lassen konnten, es war wieder einmal Sonntag. Mit dem Truck sind wir dann nach Niagara Falls (siehe separaten Artikel) gefahren. In Hamilton fanden wir einen herrlich feinsandigen Strand am Ontariosee. Allerdings liegt der direkt unter einer parallel laufenden Hochspannungsleitung. Dahinter liegt der ewig stark befahrene Highway, der eine gigantische Geräuschkulisse verursacht. Zum Baden war das Wasser leider zu kalt. Die große Hubbrücke über den Hamilton Kanal aus dem 19. Jahrhundert ist noch voll funktionsfähig. In nur um die 5 Minuten wird die Brücke heraufgezogen und wieder hinuntergelassen (für 1 Segelboot). Der danebenstehende Leuchtturm ist die 2. Ausführung und wurde 1930 außer Dienst gestellt, weil das Radar bessere Dienste leistete.

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Kingston – Ontario

Der kalte Tag, den wir erlebten, hatte nur Seltenheitswert. Jetzt sind wieder für ein paar Tage 25-28°C und die Sonne scheint.
 Kingstons zweiter Name ist: Kalkstein-Stadt. Während uns bisher in der 1000 Islands Region vorzugsweise der rote Granit begegnete, ist die Gegend um Kingston Kalkstein-Gebiet. Das ist auch in der Stadt zu sehen, denn viele der großen Bauten sind aus dem leuchtend weißen Stein errichtet. Zusammen mit den roten Klinker-Gebäuden ist eine seltene architektonische Einheit entstanden. 1669 von dem französischen Entdecker Cavalier gegründet, wurde Kingston zuerst Cataraqui genannt. Der Fluss, der den Abschluss des Rideau-Kanal-Systems bildet, heißt noch heute so. 1838 bekam Kingston Stadtrecht und wurde 4 Jahre später die erste Hauptstadt des Vereinten Kanada. Dies blieb sie allerdings nur für zirka 3 Jahre. Die Stadt hat sich über die Jahrhunderte entwickelt und bekommt heute immer wieder den Titel: außergewöhnliche Stadt. Ein Spaziergang durch die Straßen, die durch die vielen Bäume sehr grün wirken, ist wirklich abwechslungsreich. Es gibt jede Menge zu sehen.

Das  kleine Hafengebiet vor dem gewaltigen Rathaus ist hübsch gestaltet. Von hier fahren Boote zu den Inseln und eine Fähre zu Wolfe Island, die jedoch von 86 Windrädern ziemlich verunstaltet wirkt. So kleine und hübsche Inseln, wie wir sie vor Gananoque gesehen haben, gibt es dort nicht. Bei Kingston mündet der St. Lorenz Strom in den riesigen Ontario-See.
Das Fort Henry, vollständig aus Kalkstein gebaut, war gerade geschlossen. Eine Dame erklärte uns, dass im Moment Vorbereitungen für die 6wöchigen Halloween-Feierlichkeiten laufen, die am 21.September beginnen. Was ist das wohl für ein Event? Ein Rundgang um das Fort herum eröffnete uns tolle Ausblicke auf den Cataraqui-River und das helle Kingston.
An der Kingston Mills Road, im Norden der Stadt, findet man die letzten Schleusen des Rideau-Systems, zusammen mit den Schleusenwärter-Häuschen und dem Blockhaus, welches zum Schutz der Anlage vor feindlichen Angriffen gebaut wurde. Das 2-stöckige Blockhaus bot 20 Soldaten Platz, kam aber nie zum Einsatz. Eine Tafel erzählte uns, dass die meisten Leute, zumeist Franko-Kanadier und Einwanderer, zu dieser Arbeit gedrängt wurden. Sie mussten 1827 – 1828 14 bis 16 Stunden am Tag, 6 Tage die Woche, schuften und 4 Schleusenkammern in den Fels hauen. Viele starben dabei an Malaria, die damals ein großes Thema war. Bis 1914 standen am oberen Ende der Schleusen eine Säge- und eine Getreidemühle. Dann wurden sie abgerissen und durch ein Wasserkraftwerk ersetzt, welches inzwischen aber auch nicht mehr in Betrieb ist.

1000 Islands – Ontario

Durch das Warten auf einen Termin bei dem RV Center in Gananoque, wir hatten einen Reifenschaden verbunden mit einem heftigen Schaden am Trailer, war Gelegenheit, uns die 1000 Islands Region ausreichend anzusehen (1 Woche). Solche Sachen passieren ja grundsätzlich vor dem Wochenende. Bis auf unsere Selbstbeteiligung bekommen wir den Schaden von der Versicherung ersetzt.
Der „1000 Islands Parkway“ entlang des St. Lorenz-Stroms führt von Gananoque weiter nördlich bis nach Butternut Bay. Er bietet wunderschöne Aussichten auf diese Inselwelt mitten im Strom. Die 1000 Islands, eigentlich sind es über 1800 Inseln, sind die Reste urzeitlicher Berge, die die letzte Eiszeit vor 10.000 Jahren abgeschliffen hat. Es ist eine grandiose Landschaft aus rotem Granit, der an vielen Stellen blank zu Tage liegt. Die meisten der Inseln sind bewohnt. Von mehreren Orten aus starten Boote zu Rundfahrten durch die Inselwelt. In etwa der Mitte des Parkways überspannt ein Brückensystem aus 3 Brücken über mehrere Inseln den St. Lorenz Strom und verbindet Kanada mit den USA. Vom Sky Tower aus soll man einen herrlichen Blick über das Gebiet haben. Dorthin gelangt man allerdings nur über eine mautpflichtige Brücke, der Fahrstuhl kostet dann auch noch einmal extra. Uns hat es am Besten auf der Restaurant-Terrasse in Ivy Lea gefallen. Die Küche ist preiswert und hervorragend und man hat einen gemütlichen Blick auf die Brücke, den Sky Tower und ein paar Inseln. Die Orte am Parkway sind alle sehr klein und das Wasser ist überraschend klar und sauber für einen Fluss.

Rockport ist der wohl touristischste und größte Ort, durch den man aber auch in zehn Minuten durchgelaufen ist.

Gananoque wird als das Juwel der 1000 Islands Region bezeichnet und hat tatsächlich einige Geschichte aufzuweisen. Im Unabhängigkeitskampf der kanadischen Provinzen von den USA hat Gananoque vor genau 200 Jahren eine große Rolle gespielt. Viele der alten Häuser aus dem 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts sind noch zu bewundern. Die alten Fabrikhallen, es gab lange Zeit eine Schaufel-Fabrik, stehen dagegen leer und verfallen inzwischen. Der Park mit dem großen Springbrunnen ist eine Freiluft-Galerie und lädt zum Verweilen ein. Der kleine Strand, das alte Viertel, in dem sich die Bootsanleger befinden, und die kleine Marina sind ebenso attraktiv. In den vielen kleinen und individuellen Geschäften macht das Einkaufen Spaß. Auf Wander- und Fahrradtrails kann man diese Gegend ebenso entdecken. Inzwischen blies der erste Herbststurm und es hat sich abgekühlt. Es wird wirklich Zeit, nach Süden zu fahren.

Eine kleine Rundfahrt brachte uns auf Howe Island etwas südlich von Gananoque. Das ist eine landwirtschaftlich genutzte, relativ große Insel, auf die man nur per Fähre hinauf- und herunter kommt. Eigentlich wollten wir uns ein schönes Fleckchen zum Relaxen suchen, aber wie fast überall versperren Privatgrundstücke den Zugang zum Wasser. Für die Fähre auf die Insel am Nordende bezahlten wir 5,- CAD. Zu unserer Überraschung kommt man kostenlos am Südende wieder von der Insel herunter. Immer wieder begegnen uns inzwischen die schwarzen Truthahngeier mit dem roten Kopf. Das sind imposante Vögel und die meistvertretene Geierart in Nordamerika.

Rideau Canal – Ontario

Oh je, jetzt sind wir entgegen unseren Erwartungen noch tiefer in den Herbst gekommen. Eigentlich dachten wir, je weiter nach Süden, umso später der Herbst. Dazu hat es uns einen Nachmittag bis in den Abend hinein eingeregnet. Seit dem Laborday haben jetzt schon einige Campingplätze geschlossen. Weitere Plätze folgen bis Mitte Oktober. Nur noch wenige Plätze haben dann noch bis Ende Oktober oder gar das ganze Jahr auf. Mal sehen, wie das mit dem Übernachten dann wird.
Achtung jetzt an alle Schleusen-Fans: Das Mekka für Euch ist der Rideau Canal, der sich mit endlos vielen Seen und Flüssen und vor allem Schleusen von Ottawa City bis nach Kingston zieht. Die Landschaft in diesem Gebiet ist hügelig und manchmal von Felsen durchzogen. Ein wenig erinnert sie uns an den Spreewald, nur das das hier alles flächenmäßig viel größer ist. Bis ein Lt. Col. John By kam und den Kanal baute, existierten an allen Stellen, wo sich heute die Schleusen befinden, Stromschnellen und Wasserfälle. 1832 wurde der Kanal eröffnet und die Wasserstraße von Ottawa nach Kingston damit schiffbar.  Von Kingston bis zum höchsten Punkt des Rideau Canals, Newboro,  gibt es 14 Schleusenkammern, die 50 m Höhenunterschied überwinden. Von dort aus nach Ottawa gibt es noch einmal 31 Schleusenkammern, die 83 m Höhenunterschied ausgleichen. Diese vielen Schleusenkammern sind auf 23 Standorte verteilt. Na, sind das genug Schleusen in einer Landschaft? Zumeist sind es Schleusen mit mehreren Kammern. In Betrieb sind die Schleusen von Mai bis Mitte Oktober und jede Schleuse hat ihren eigenen Reiz.
Wir haben uns die Mehrfach-Schleuse in Merrickville angesehen, über die zudem noch eine Drehbrücke führt, die bei entsprechend hohen Booten geöffnet wird. Ein historischer Platz mit mehreren Mühlenruinen, einer Wasserturbine, einer Schmiede und einem Stauwerk sind ebenfalls in Merrickville zu besichtigen.

 

 

 

Vom Sand Lake Campground & Cottages aus besichtigten wir drei weitere Schleusen: Chaffeys Lock, Davis Lock und Jones Falls. Davis Lock zählt für die Schleusenwärter zu den einsamsten Standorten. Wir fanden ihn dafür landschaftlich am Schönsten.

An einem der Abende kreisten plötzlich 11 Truthahngeier in unmittelbarer Nähe über dem Wald. Die merkwürdigen Rufe der Loons, hübsche Taucher (Wasservögel), begleiten uns schon sehr lange auf unserer Reise. Immer wieder treffen wir auf Kanadagänse. Eine Schlange war jetzt auch einmal wieder dabei.

 

 
Touristisch erschlossen ist diese Wasserwelt eigentlich nur für die Bootsfahrer. Für Autofahrer ist es schwer, den richtigen Weg zu finden, da jeder Ort eine andere Vorstellung von Beschilderung hat, die zudem noch meist sehr klein gehalten ist.
Die Ziegenfleischwürste haben wir gegrillt, die waren superlecker.

Ottawa City – Ontario

Da gerade Laborday ist und sogar Walmart ab Mittag geschlossen hat, haben wir unseren Trailer auf deren Parkplatz in Gatineau abgekoppelt und sind mit dem Truck nach Ottawa City auf der anderen Seite des Flusses gefahren. Menschen über Menschen, langes Wochenende und bestes Wetter, bevölkerten die Innenstadt. In die Parkhäuser kommen wir nicht hinein und am Straßenrand war die Parkzeit auf 1 Stunde begrenzt und mit 25 cent für 5 Minuten viel zu teuer. Durch Zufall fanden wir an der O´Connor einen Parkplatz für 3,-CAD Tagespreis, auf dem zudem kein Auto stand. Da wir aber nichts entdecken konnten, was uns das Parken dort verbot, blieben wir stehen.
 Ottawa City glänzt mit vielen historischen Steinbauten in der Downtown. Dazwischen stehen hohe Glaspaläste. Das Parlamentsgebäude hoch über dem Ottawa-River, zu dem der Haupttrakt, zwei separate Seitentrakte und im hinteren Bereich die alte Bücherei des Parlaments zählen, beeindruckt. Der Uhrenturm, ähnlich Big Ben in London, ist 92m hoch. 

Hier beginnt der Rideau Canal, der sich durch die Stadt Richtung Süden bis nach Kingston erstreckt, mit 8 Schleusenkammern. Diese Anlage wurde um die Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut und funktioniert noch heute über Handbetrieb.

Auf dem Platz vor der National Gallery of Canada steht eine überdimensionale „Spinne“. Ein Stück weiter befindet sich der ebenso überlaufene Ursprung von Bytown mit kleinen alten Häusern und der Markthalle. Aus diesem Kern erwuchs Ottawa City.

Eine ganz besondere Stadtrundfahrt bietet „Lady Dive“ an. Deren Busse können auf der Straße fahren, auf Schienen fahren und im Wasser fahren. Sogar ein Rettungsfloß ist an Bord. Wenn das nichts ist?

Alles in allem ist Ottawa City eine tolle, harmonisch anmutende und sehr internationale Stadt. In der Hauptstadt Kanadas trifft sich die ganze Welt und es gibt unzählige Möglichkeiten, die Stadt zu entdecken. Es ist aber ebenso möglich, alles zu Fuß zu erreichen.

Ottawa-River – Quebec

Da wir uns verfahren haben, weil wir irgendwie den Ort Charlemagne nicht fanden, sind wir fast inmitten von Montréal gelandet. Nachdem uns das klar war, bogen wir auf die Autobahn ab, die uns nördlich aus der Stadt führte. In Oka trafen wir auf den Ottawa-River. Von dort bringt eine kleinere Fähre Autos und Leute auf die andere Seite des Flusses, wo die Provinz Ontario liegt. Der Ottawa-River ist die Grenze zwischen den Provinzen Quebec und Ontario. Wir entschieden uns dafür, auf der Quebecer Seite nach Ottawa zu fahren. Im westlichen Teil von Oka lebt eine große Gemeinschaft von Mohawks, durch die wir unvermittelt kamen. Indianer darf man ja in Amerika nicht sagen. In Kanada heißen die Ureinwohner First Nation, in den USA werden sie Native People genannt. Als wir durch den Ort fuhren, fielen uns die Unmengen von Zigaretten- und Tabak-Verkaufsstellen auf. Irgendwie kamen wir uns wie auf dem Polenmarkt vor.

Am Straßenrand hatte eine Quebecer Familie einen großen Flohmarktstand aufgebaut, deshalb hielten wir an. Direkt daneben standen viele kleine Hütten, die wir vom St. Maurice-River kennen. Die Frau sprach uns an und wir kamen ins Reden. Dabei fragten wir, ob das Hütten fürs Eisangeln sind. Ja genau, aber hier werden die Hütten neben die Eislöcher gestellt und die Fische, die hier durchkommen, sind größer. Da jedoch beim Aufbau des Eises auf dem Fluss nicht nachgeholfen wird, ist es in manchen Wintern kaum möglich, dieses Eisangel-Event zu begehen – der Klimawandel lässt grüßen. Die Frau sagte uns auch, dass der Zigarettenverkauf „das“ Geschäft der Mohawks ist. Ob da bei der Menge der Läden noch genug für den Einzelnen abfällt?

Die Route 344, später ist es die 148, führt durch eine flache und grüne Landschaft mit vielen Farmen und hübschen Orten wie Montebello und Papineauville. Papineauville hat auf dem Grund und Boden der alten, von einem Herren Papineau gebauten Wasserturbinen-Mühle, die 130 Jahre lang arbeitete, einen kleinen Park mit Dokumentationen über diese Mühle und den Ort angelegt.

Vor Montebello, bei Sainte-André-d´Argenteuil, kommt man noch am Carillon Canal vorbei. Ein gigantisches, stromerzeugendes Stauwerk spannt sich über den Ottawa-River. Im Rahmen einer Gratisführung kann man das Innere der Anlage besichtigen. Was uns aber viel mehr interessiert hat, ist die 20m hohe Schleuse, die flussabwärts von einem 200 Tonnen schweren Stahltor abgeschottet wird. Dieses riesige Tor ist einzigartig in Nordamerika und eine Schleusung mehr als interessant. Wir haben auf unseren Reisen inzwischen manche Schleuse gesehen, aber die hier ist phänomenal. Woanders hätte man da vielleicht 6-8 Schleusenkammern gebaut und eine Schleusung hätte ewig gedauert. Der Carillon Canal bringt die Boote innerhalb einer knappen halben Stunde von einer Ebene auf die andere. Wir waren jedenfalls hin und weg.

Der “Königsweg” – Quebec

In der Provinz Quebec leben immer noch die 11 verschiedenen einheimischen Nationen. Wie überall sind sie ihres Landes beraubt worden und leben dort heute in ca. 50 Dörfern. Sie halten ihre Traditionen lebendig und teilen sie teilweise mit den Touristen. Die bekanntesten Namen sind die Inuit ganz im Norden Quebecs, die Cree, Algonquin, Huronen und Mohawks. In dem Huronendorf Wendake, in der Nähe von Quebec-City, werden dem Besucher alle Möglichkeiten geboten, sich mit dem Leben dieses Volkes auseinanderzusetzen. Man kann mit ihnen essen, tanzen, arbeiten oder sich mit der Natur vertraut machen. Sie haben dafür entsprechende Pakete im Angebot.

Auf historischen Spuren, entlang der ältesten befestigten Landstraße Kanadas, dem „Königsweg“, der von Quebec nach Montréal reicht, fuhren wir weiter nach Süden. Da wir keine Unterlagen von der Gegend haben, mussten wir uns überraschen lassen, was da auf uns zukommt. Das ein oder andere alte, manchmal fast prächtige Haus, steht noch an der Straße. Immer noch breitet sich weites Farmland aus. Das Tal des St. Lorenz Stromes wird immer breiter. An vielen farmeigenen Verkaufsständen bekommt man ganz frisch geerntetes Obst und Gemüse. Da weiß man gar nicht, was man nehmen soll. An einem der Stände kauften wir Möhren, Maiskolben und einen gelben Rettich. Da gab uns die Verkäuferin eine Art Kapstachelbeere (Physalis) zum Probieren. Als wir sagten, dass sie uns schmecken, schenkte sie uns einen Beutel voll. Sie sind kleiner und süßer als die in Deutschland erhältlichen Physalis.

In Sainte-Anne-de-la-Pérade, sagte uns die Notre-Dame, dass wir einen Halt einlegen und einen kleinen Bummel machen sollten. Auffallend ist in dieser Gegend, dass die Kirchen und auch manche Wohnhäuser mit Weißblech oder so etwas gedeckt sind, was irgendwie edel aussieht. Die Notre-Dame-de-Saint-Anne-de-la-Pérade wurde 1855 gebaut und erinnert vom Baustil her an Notre-Dame in Paris. Die beiden Türme sind 33 m hoch. Das Innere ist ansprechend und hell gestaltet.

Aber, was den Ort wirklich ausmacht ist, dass er die Welt-Hauptstadt des Eisangelns ist. Das hatte ich zufällig auf der Tafel vor der Kirche gelesen. In der Tourist-Information bekamen wir die Erklärung. Dort gibt es auch eine kleine Ausstellung zu dem Thema. Jedes Jahr vom 26. Dezember bis etwa Mitte Februar treffen sich hier in dem kleinen Ort Eisangler aus aller Welt. Dann ist der St.-Anne-River zugefroren und der Tomcod kommt. Da dieser kleine Fisch jedes Jahr um die gleiche Zeit kommt, heißt er auch „Weihnachtsfisch“ oder „Frostfisch“. Man schätzt die Zahl der Fische, die dann den St. Maurice hinauf wandern, auf zwischen 600 und 800 Millionen. Etwa 3-6 Millionen Fische werden herausgezogen. Die Irokesen, die hier zur Ankunft der Europäer lebten, fingen den Fisch schon 3000 Jahre lang. Die ersten Siedler taten es ihnen gleich, bis 1938 ein Mann Eisblöcke für seine Familie aus dem Fluss schnitt. In diesem entstandenen Loch angelte er dann seinen Tomcod. Irgendwann setzte er eine Hütte über das Loch, um sich vor Kälte und Schnee zu schützen. Es dauerte nicht lange, bis es Nachahmer gab. Zuerst kamen die Leute mit dem Hundeschlitten, später brachte die Bahn noch mehr Leute. In den 1950ern wurde zur Saison ein Karneval organisiert. Heute sind es in jedem Winter über 100.000 Besucher und hunderte Hütten, beheizt, mit Strom und Küche, die den zugefrorenen Fluss bevölkern. Dazu werden verschiedene Outdoor-Aktivitäten angeboten. Abends erstrahlt alles in bunten Lichtern. Das ist bestimmt ein ganz besonderes Erlebnis.

In Trois Rivíeres fiel uns ein außergewöhnlicher Turm am Flussufer auf. Dieser gehört zu der sehr außergewöhnlichen Notre-Dame-du-Cap. Sie ist von 1955 an gebaut und 1964 feierlich eröffnet worden. Der riesige Bau bietet im Inneren, das sehr modern und dunkel ist, 1600 Sitzplätze. Durch die bunten Bleiglasfenster fällt nur wenig Licht ein. Gleich daneben steht die ursprüngliche Kirche von 1720. Diese ist eine der ältesten Steinkirchen in Kanada und ist perfekt erhalten. Allerdings hat man irgendwann einen offen gehaltenen Flügel angebaut. Ein großer Garten mit Skulpturen aus der Kirchenszene, einer Brücke, einem Bachlauf, einem Springbrunnen und einer natürlichen Quelle lädt zum Bummeln ein.   

Langsam belebt sich der St. Lorenz Strom. Motorboote, Angelboote und Jetskis tummeln sich auf dem Fluss, der sich hier zum Lac St. Pierre weitet und immer wieder von Inseln durchzogen wird. Samstag ist in Kanada, wie auch in den USA, Privattrödeltag. Da stellen viele Leute ihre ausrangierten Dinge einfach vor das Haus an der Straße, wo reichlich Kundschaft vorhanden ist. „Garagenverkauf“ ist eigentlich das ganze Jahr populär. Dazu bieten jede Menge Antikläden von alten Möbeln bis zu altem Geschirr alles an. So manches Mal haben wir uns schon gefragt, wo die Unmengen alter Sachen herkommen. So viele alte Haushalte kann es doch gar nicht geben.
Aber weiter auf unserer Tour auf dem Königsweg. In Lanoraie findet sich ein schön gestaltetes Eckchen zum Relaxen am Fluss, und in Repentigny konnten wir noch eine vorerst letzte Nacht am St. Lorenz Strom verbringen, der inzwischen sehr lieblich geworden ist. Trotzdem ist er immer noch beeindruckend breit. Zur Dämmerung kommen die Romantiker an sein Ufer.

 

Quebec-City – Quebec

Unser mittäglicher Snack nach der Ankunft auf dem Campingplatz „Camping un air d´éte”, der 15 Meilen von Quebec-City entfernt liegt und trotzdem bezahlbar ist, bestand aus einem Salat aus Eismeerkrabben-Beinen, Palmenherzen und etwas Grün des Fenchel, gewürzt mit Olivenöl. Nicht schlecht, oder? Übrigens, aus dem Hummermahl ist für uns nichts mehr geworden. Die Hummersaison ist seit Anfang August zu Ende. Es gibt zwar noch lebende Hummer für einen vernünftigen Preis, aber selbst die Tierchen in das kochende Wasser schmeißen, dass bringen wir nicht übers Herz. Man bekommt sie in den Läden für einen kleinen Aufpreis auch gekocht, aber dann sind sie kalt und nicht mehr so delikat.

Normalerweise umfahren wir nach unseren letzten Erfahrungen die Großstädte, aber Quebec-City, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz ist ein Muss. Die Altstadt hat die einzige Stadtmauer in Nordamerika und ist zudem Weltkulturerbe der UNESCO. Fast die gesamte Altstadt ist inzwischen rekonstruiert worden und erstrahlt in neuem Glanz wie im 18. Jahrhundert. Das ist eine unglaubliche Leistung. Hier und da wird noch gewerkelt. Zwischen dem St. Lorenz Strom und dem St. Charles River gelegen, hat hier die Geschichte Quebecs angefangen. Das älteste Stadtviertel unterhalb der östlichen Stadtmauer, Quartier Petit Champlain, mit seinen bunten Häuschen, Cafés, Restaurants, Boutiquen und Souvenirläden hat uns an manche touristische Gasse in Deutschland erinnert, z.B. die Drosselgasse in Rüdesheim.

Beeindruckend groß ist dagegen das Château Frontenac hoch über der Stadt gelegen. Es wurde kurz vor dem 19.Jahrhundert von der Canada Railway als Hotel gebaut und ist noch heute ein Hotel. Es erinnert mit seinen vielen Erkern und Türmchen stark an viele Schlösser in Frankreich. Ludwig der XIV. hat hier ein Denkmal.

Auf der Terrasse Dufferin, wo mehrere Kanonen auf die gegenüberliegende Seite des St. Lorenz Stromes, nach Lévy gerichtet sind, kann man gut schlendern und dabei auf den Place-Royale oder die Anleger für die Fähre oder Ausflugsschiffe schauen. Im Norden sieht man die Spitze der Île d´Orléans.

So schön die Stadt auch ist, so deftig sind die Parkgebühren. Für 3 Stunden haben wir 18,- CAD bezahlt. Naja, alle anderen Preise entsprechen natürlich auch einer Touristenhochburg. Die Rückfahrt über den Boulevard Champlain, der direkt am St. Lorenz Strom entlang führt, war ein schöner Abschluss der Stadtbesichtigung.

 

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