Vom Lake Elsinore enttäuscht, setzten wir unsere ganze Hoffnung in die Salton Sea, einem See, der um die 45 Meilen lang, 20 Meilen breit und an drei Stellen 20 Meter tief ist. Den Joshua Tree National Park ließen wir aus, weil da nur wieder überall Berge sind. In Palm Springs, das ebenfalls an unserem Weg lag, verbringen viele Hollywoodgrößen ihre Wochenenden. Im Süden der Stadt steht ein riesiger Windräderpark, anscheinend Eigentum der hier ansässigen Indianer. Bei der Landverteilung der Weißen damals bekamen die Indianer das „wertlose“ Land zurück. Heute befinden sich die wertvollsten Dinge darauf, Hotels, Casinos und wohl eben die Windräder.

kalifornische Wassermelone
Der Salton See ist schon zu sehen, da breiten sich noch die Plantagen mit Melonen, Paprika, Wein und auch Dattelpalmen aus. Auf einem kleinen Abstecher in die Felder kam gerade ein Bauer und fragte, ob wir Melonen haben möchten. Auf unsere positive Antwort pflückte er zwei große Wassermelonen und schenkte sie uns. Beim Aufschneiden merkten wir, dass es Melonen einer uns unbekannten Art sind. Die Schnittfläche quer durch gleicht von der Optik her einer Blume und das Fruchtfleisch ist saftig und hat ein leichtes Erdbeeraroma. Die zwei Melonen reichen jedenfalls eine kleine Weile.

Salton Lake – North Shore
Der erste Kontakt mit dem Wasser des Salton See war in North Shore, wo wir ein Endzeitszenario pur vorfanden. Haufenweise tote Fische am Ufer, das Wasser stinkt, die Luft auch, der Strand besteht aus Muschelresten, Seepockenschalen und Fischgräten. Noch nie haben wir so etwas gesehen. Jemand sprach uns an und meinte auf unser Erstaunen, dass hier zu viele Abwässer eingeleitet werden. Der relativ neu aussehende Yachtclub hat noch ein Mitglied, das gerade einsam mit einem kleinen Segelbötchen auf den See fuhr. Selbst die Pelikane und Reiher stehen bedrückt am Ufer und wissen wohl, dass dies nicht normal ist. Der Ort an sich ist fast ausgestorben.

Petroglyphen der Cahuilla
Im Besucherzentrum des Parks am See, der sich bis nach Bombay Beach erstreckt, erfuhren wir dann die ganze Wahrheit. Salton Sea ist der Überrest eines großen Golfs, der vom Pazifik bis hierher reichte. Vor Millionen Jahren bildete sich dann ein Damm, der die entstandene Lagune ganz vom Meer abschnitt. Der Colorado River, der damals noch den See namens Cahuilla, nach dem hier ansässigen Indianerstamm benannt, speiste und das Salzwasser gegen Süßwasser austauschte, änderte seinen Verlauf nach Süden und der See Cahuilla trocknete fast aus.

Salton Sea Freizeitareal
Die Salzablagerungen wurden sichtbar. Mitte des 19. Jahrhunderts bauten Minenarbeiter das Salz ab. Später entdeckten Farmer das Potential dieses Gebietes und versuchten, den See neu zu beleben. Sie pflanzten und brachten über Kanäle Wasser des Colorado River hierher. 1905 kam eine riesige Flut den Colorado River herunter und zerstörte die Barrieren, die für die Wassermengenregulierung in die Kanäle eingebaut wurden. 16 Monate rann das Wasser unaufhaltsam in den neuen See, der dadurch seine heutige Form annahm. Orte und Vergnügungsstätten entstanden um den See, Fische wurden eingesetzt. Neben drei anderen Fischarten macht der Tilapia, aus Afrika importiert, einen Großteil von 90 Millionen Exemplaren aus. Der Tilapia ist eigentlich ein Süßwasserfisch, hat sich aber im Laufe der Zeit an den inzwischen sehr hohen Salzgehalt des Salton Lake angepasst. In jüngster Vergangenheit wird der See mit Abwässern, eingespülten Düngern von den Feldern, Einschwemmungen von Sturmfluten und großen Regenfällen durch die Flüsse und Bäche und die 4 Millionen Vögel, die in jedem Winter kommen, verschmutzt. Dazu kommt, dass inzwischen mehr Wasser verdunstet als nachfließt und das Wasser so nach und nach wieder versalzt.

die Strände des Salton Lake
Die großen Fischsterben entstehen durch zwei Faktoren: zum einen durch die Algenblüte, die an heißen Tagen entsteht und dem Wasser den Sauerstoff entzieht, zum anderen sterben im Winter die empfindlichen Tilapia, wenn die Wassertemperatur unter 11°C fällt. Trotzdem kann der Fisch ohne Limit geangelt werden, denn er vermehrt sich sehr schnell. Das ist auch der Grund, warum es noch so viele Vögel wie Pelikane, Reiher und Kormorane gibt. Noch. Uns bietet sich hier ein erschreckendes Bild. Nicht nur der Strand aus Muschelresten, Seepockenschalen und Fischgräten und der Geruch in der Luft geben zu denken, sondern die Orte sind schon fast Geisterstädte, die meisten Parks sind geschlossen, alles stirbt. Es ist trocken, heiß und unwirtlich. Wenn man sich die Fische und die Vögel weg denkt, hat man eine Erde, die Niemand haben will. Das ist einfach nur entsetzlich.

Salzwasser-Tilapia
Da die Abwässer in solch einem riesigen See nicht das akute Problem sein können, wie uns auch ein Einheimischer bestätigte, und die Einheimischen mit Begeisterung die Tilapias angeln, versuchte Klaus auch sein Glück. Bei 90 Millionen Fischen im See muss doch was zu machen sein. Nach einer knappen Stunde hatte er einige dieser leckeren Fische, behielt aber nur die drei Größten, die wir uns schön gebraten haben.
Abends fliegen zwei Ibisarten scharenweise über den See zu ihren Schlafplätzen.
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