Silvester feierten wir in Kerala. Seit Weihnachten schmückten die Menschen in Fort Kochi ihre Stadt und ihre Häuser jeden Tag ein Stück mehr. Zu Silvester wurden sogar noch die Straßen gefegt und der meiste Müll beiseite geschafft. Man sieht also, es geht, wenn die Leute nur wollen.

Aufruf zum Umweltschutz, aufwändig gebaut
So langsam wächst auch hier das Verständnis, dass man die Erde nicht unendlich verschmutzen kann. Plakate werben auf dem großen Vasco-da-Gama-Platz für eine saubere Umwelt und eine Erde, die noch lange so bleiben soll, wie sie ist. Das viele Laub, welches das ganze Jahr über von den zahlreichen Bäumen auf die Wege fällt, wird nicht von Zeit zu Zeit entsorgt, sonst zusammengefegt und an Ort und Stelle verbrannt, besser gesagt, flämmt vor sich hin. Oft erfährt der Müll die gleiche Behandlung und die Gegend ist verräuchert und stinkt.
Am Morgen des Silvestertages fand Klaus, der alleine unterwegs war, weil ich diese Nacht nicht geschlafen habe und nicht so früh aufstehen wollte, einen Aushang mit der Einladung zu einem Galadinner im Spice Fort Hotel in der Princess Street. Der Preis war vernünftig und das Angebot stand am Nachmittag immer noch. So reservierten wir zwei Plätze für 21 Uhr. Als Einleitung des Abends zeigte eine einheimische Gruppe Trommler ihr Können. Diese Gruppe spielt normalerweise in Kali-Klöstern im Süden Keralas. So hört sich die Musik auch an. Irgendwann wiederholte sich der Rhythmus immer und immer wieder, ganze vierzig Minuten lang. Die Gäste, ausnahmslos Europäer, reagierten mit der Zeit immer genervter.
Nach dieser Einführung eröffnete die nette Dame, die durch den Abend führte, das Buffet. Dieses war sehr reichhaltig und bot für jeden Geschmack etwas, bis hin zum Dessert. Alles, was wir probierten, schmeckte sehr gut. Es war allerdings unser allererstes alkoholfreies Silvester jemals, denn dieses Hotel schenkt keinerlei Alkohol aus. Es gibt überhaupt nur wenige Kneipen in Kerala, die Alkohol ausschenken dürfen. Nicht einmal ein Bierchen ist dann zu haben.
Gegen 23 Uhr trat die Trommelgruppe ein weiteres Mal auf. Die Gäste bekamen einen Zettel mit der Erläuterung, was sie nun zu sehen bekämen. Danach sollten zwei Tänzer in traditionellen und bunten Kostümen, die verschiedene Götter, in dem Fall Kali und Ganadu oder so darstellen sollen, zu sehen sein. Ganadu, ich weiß nicht mehr, wie der Gott richtig heißt, soll Kali geopfert werden. Was bekamen wir zu hören und zu sehen? Richtig. Vierzig Minuten lang das gleiche Trommeln, wie schon vorher, dazu zwei Tänzer in identischen Kostümen mit identischen, nichtssagenden Bewegungen. Es waren einfach nur Hin-und Herlaufen, Bück- oder Hampelmannbewegungen, hin und wieder schnelle Drehbewegungen, sonst nichts. Das Einzige, was man bewundern konnte, war die Ausdauer aller. Vor allem den „Tänzern“ mussten wir Respekt zollen, denn bei den Temperaturen, der Luftfeuchtigkeit und den Kostümen wären wir wahrscheinlich bald umgefallen.
Nachdem wir auch diese Darbietung ertragen hatten, kündigte die Ansagedame die Trommlergruppe für die nächsten zehn Minuten ein weiteres Mal an. Der Innenhof, in dem wir saßen, leerte sich. Als ich auf´s Örtchen verschwinden wollte, sprach mich eine englische Frau an und meinte, dass das jetzt genug Trommelei gewesen wäre, für immer, betonte sie und ging. Wir schlossen uns an. Ich weiß nicht, aber viele Gäste sind nach den zehn Minuten wahrscheinlich dort nicht mehr aufgetaucht. Es war inzwischen schon zwanzig vor Zwölf. So schlossen wir uns den Massen draußen an und richteten unsere Schritte zum Strand, um darauf zu warten, was dann käme. Eine geschätzte halbe Million Menschen trafen sich dort unten. Gegen 24 Uhr setzte an vier Stellen ein kleineres Feuerwerk ein, um das Neue Jahr zu begrüßen.
Die ganze Gegend wurde über die letzten Tage videoüberwacht und überall stand Polizei. Alles verlief friedlich und ruhig.
Irgendwann gingen wir zum Hotel zurück, aber an Schlafen war die halbe Nacht nicht zu denken, denn die Leute feierten noch lange. Schallschutz gibt es in indischen Hotels nicht.

altes chinesisches Fischernetz
Am Neujahrstag besuchten wir den Cherai Beach auf der Insel Vipin. Dazu setzten wir mit der Autofähre über und fuhren dann mit dem öffentlichen Bus nach Cherai. Inzwischen sind wir soweit, so etwas zu tun. Um den Strand zu erreichen, mussten wir noch zwei Kilometer laufen und dabei eine breite Wasserstraße überqueren, in der ebenfalls chinesische Fischernetze stehen. Gleich danach standen wir am kilometerlangen Strand.

Cherai Beach
Leider ist dies nicht, wie wir uns das vorgestellt hatten, ein Palmenstrand. Keine Sonnenschirme, nichts schützt vor der Sonne. Wir spazierten eine Weile den Strand entlang nach Süden. Später liefen wir im Schutze einiger Palmen und Bäume, die hinter dem Strand stehen, die Uferstraße entlang.

Skulpturen hinterm Strand
An einem kleinen Kiosk tranken wir einen Tee mit Milch, hier die normale Ausführung von Tee, ruhten uns eine Weile aus und setzten dann unseren Weg zurück fort. Gleich gegenüber dem Kiosk stehen ein paar künstlerische Skulpturen.

ein schönes
Häuschen
Über einen Damm, der in mehreren 90°-Winkeln angelegt ist, und auf dem hier und da kleinste Fischerhütten stehen, überquerten wir den Wasserweg wieder und kamen irgendwann auf der Straße heraus, auf der wir mit dem Bus gekommen waren.
In diesem Bereich bis zum Strand stehen überall kleine Häuschen, mal sehr schön, mal weniger schön, im Schatten der Vegetation. Das erinnerte uns wieder an das geruhsame Leben auf den Philippinen. Hier lässt es sich aushalten, fernab vom Trubel.
Dann liefen wir noch ein Stück die Hauptstraße entlang, bis wir uns an einer Haltestelle vom Bus aufnehmen ließen, der uns zurück zur Fähre brachte. Das war noch mal ein schöner Abschluss.
Kurz nachdem wir in Fort Kochi angekommen waren, sollte eine Neujahrsparade stattfinden. Die Leute standen schon erwartungsvoll an den Straßenrändern, aber wir waren für den Tag genug gelaufen und wollten uns ausruhen. Am Abend gingen wir noch einmal essen. An verschiedenen Stellen gab es Disco oder anderweitige Unterhaltung und noch einen kleinen Umzug.
Nachtrag zu Kerala:

sozialistisches Plakat
Ich meine irgendwo gelesen zu haben, dass Kerala heute ein Sozialistischer Staat ist, konnte diese Behauptung jedoch nicht mehr finden. Nachdem wir fast überall, in Munnar ganz besonders, viele rote Plakate und rote Fahnen mit Hammer und Sichel gesehen haben, sind wir sicher, dass dies so ist. Ab uns zu prangten uns sogar die Gesichter Marx´, Engels´, Lenin´s und sogar Castro´s entgegen.
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