Salisbury/Stonehenge
Neun Meilen nördlich von Salisbury, in der Salisburyebene gelegen, befindet sich eine der rätselhaftesten prähistorischen Stätten der Welt. Damit ist nicht nur Stonehenge gemeint. Stonehenge ist Teil eines Ganzen, dessen Geschichte sechstausend Jahre zurückreicht. Vor viertausend Jahren begannen die Menschen in diesem Gebiet sesshaft zu werden. Sie bauten Wohnstätten, legten Felder an und begruben ihre Toten in aufwendigen Grabhügeln. In einem Umkreis von mehr als dreihundert Metern befinden sich sehr viele runde oder längliche Grabhügel.
Stonehenge war sicher auch einmal eine Wohnstätte, die wohl mehr und mehr als zeremonieller Ort genutzt wurde. Vor fünftausend Jahren wurde ein Wall mit außenliegendem Graben angelegt. Innerhalb des Walls stellte man in engen Abständen 56 Holz- oder Steinpfähle auf. Diese sind heute nicht mehr erhalten. In vielen der Vertiefungen fand man Reste von Feuerbestattungen, immer ein Grab unter einem Pfosten.
Fünfhundert bis eintausend Jahre später stellte man den ersten Sarsenstein, ein sehr festes Sandsteingemisch, in der Mitte auf. Der Stein wog dreißig Tonnen. Später folgten dreißig Blausteine, wahrscheinlich zusammen mit den Decksteinen, die den äußeren geschlossenen Ring ergeben. Später kamen die größeren Sarsensteine hinzu, die innerhalb des äußeren Kreises in Hufeisenform, fünf Thrilitons, also zwei aufrecht stehende Steine mit jeweils einem Deckstein, angeordnet wurden. So entstand das heutige Bild. Die größten Steine sind zweieinhalb Meter in den Boden eingelassen und schauen sieben Meter aus dem Erdboden heraus. Es ist trotz umfangreicher Ausgrabungen, die die Hälfte des Geländes abdecken, noch nicht ersichtlich, wer aus welchem Grund diese Anlage errichtete und dafür die Steine aus sehr weiter Entfernung hierher transportierte.
Im Laufe der Zeit wurden die Steine auch mehrfach umgestellt. Irgendwann fielen einige um, manche wurden in der Neuzeit wieder aufgestellt. Die Witterung nagte und nagt an den Steinen, die zu Anfang eckig und weiß bemalt waren.
Im Besucherzentrum, zwei Kilometer vom Steinkreis entfernt, werden Artefakte von Stonehenge ausgestellt, sowie Filme über die Entwicklung und wahrscheinliche Nutzung von Stonehenge gezeigt. Im Außenbereich rekonstruierte man prähistorische Hütten, die zu besichtigen sind. Sie dienten wohl den Arbeitern, die die Steine aufstellten.
Alles in allem ist Stonehenge also nicht nur der Steinkreis, sondern eine Einheit aus vielen zusammengehörigen Teilen.
Die zwei Kilometer zwischen Besucherzentrum und Steinkreis können entweder mit dem Shuttle oder zu Fuß zurückgelegt werden. Der Eintritt kostet 18,20 Pfund/Person, Vorausbuchung sollte erfolgen. Dank unserer Mitgliedschaft beim English Heritage Club durften wir alles kostenlos besichtigen und in Anspruch nehmen, einschließlich dem deutschsprachigen, sehr umfangreichen, Audioguide.
Gleich in der Nähe von Stonehenge findet man Woodhenge and Durrington Walls. Beides ist frei zu besichtigen, lohnt sich jedoch kaum, da kaum etwas zu sehen ist.
Interessanter ist da schon Old Sarum zwei Meilen nördlich von Salisbury. Wahrscheinlich stammt diese prähistorische Stätte aus der Eisenzeit, rund 500 v.Chr. Es sind zwei tiefe, kreisrunde Gräben auf einem Hügel. Der äußere Graben misst mehrere hundert Meter Durchmesser, der innere Graben ist ein Viertel so groß. Das Plateau in der Mitte liegt am höchsten.
Als die Römer kurz nach der Zeitenwende kamen, nahmen sie diese Stätte für sich in Anspruch, bis die Sachsen kamen. 1086, zwanzig Jahre nach dem Einfall in England, ließ Wilhelm der Eroberer sein normannisches Castle auf dem obersten Plateau errichten, welches bald zu einem königlichen Palast umgebaut wurde.
Mitte des 12. Jahrhunderts baute man eine Kathedrale auf dem unteren Plateau der Anlage, aber nur wenige Jahre später war die Wasserversorgung durch den Brunnen nicht mehr gewährleistet. Man verlegte die Siedlung an die Stelle, die heute Salisbury ist. Die alte Kathedrale in der Anlage wurde zerstört und 1220 durch eine neue Kathedrale in Salisbury ersetzt. Man siedelte um und der Palast verfiel.
Salisbury ist eine alte Marktstadt, deren Mittelpunkt die Kathedrale war. Der alte Stadtkern liegt außerhalb der Mauer, die den Kirchenbezirk abgrenzte, und ist noch gut erhalten.
Wer nach Salisbury herein kommt, dem fällt auf, dass fast alle Gebäude eine Backsteinfassade besitzen. In der Annahme, dass sich dies in der Altstadt fortsetzt, erlebt man eine Überraschung. Fachwerkbauten dominieren hier. Viele davon sind mit Schindeln verkleidet, die zum Verwechseln den Backsteinen ähnlich sehen.
Am glasklaren Fluss Avon lässt es sich gut bummeln und den Forellen dabei zusehen, wie sie bei der Suche nach Nahrung gegen die Strömung ankämpfen.