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Reisen rund um die Welt

Pergamon

Jetzt wären wir doch fast an einer der wichtigsten Ausgrabungsstätten der Westtürkei vorbeigefahren! Nicht auszudenken!
Da es bis Izmir noch ein Stück hin ist, wollten wir zwischendurch noch einmal irgendwo eine Rast einlegen. Dafür hatten wir uns südlich von Bergama an der Küste einen Platz heraus gesucht. Auf dem Weg dorthin fuhren wir der Einfachheit halber die E87 entlang. Bei Ayvalik sind mehrere Olivenölmühlen zu finden. Gleich an der ersten hielten wir an. Es ist die Özgün-Mühle. Die Fabrikhalle ist nicht zu besichtigen, dafür lädt der Verkaufsraum zum Stöbern und Verkosten ein. Von verschiedenen Olivenölen, über Essig, Marmeladen, eingelegten Oliven gibt es sogar Kosmetikprodukte aus Oliven. Das Angebot ist groß und preislich akzeptabel. Nachdem wir uns durch das Angebot probiert hatten, kauften wir eine Flasche Olivenöl virgin, also auch zum Kochen geeignet, eingelegte gegrillte Oliven mit Knoblauch und Olivenpaste aus grünen und schwarzen Oliven als Aufstrich. Die Olivenernte ist gerade erst gestartet.

Jetzt sind wir eine Weile versorgt und setzten die Fahrt fort.
Kurz vor Bergama biegt die E87 nach Süden ab. Am Kreisverkehr steht ein braunes Touristikschild mit der Aufschrift „Pergamon“. Da machte es sofort klick bei mir. Pergamon muss man doch besucht haben, aber dass es hier zu finden ist, damit hatte ich nicht gerechnet. Also Änderung der Strecke und auf nach Pergamon. Die Anfahrt ist etwas schwierig, denn die engen Straßen der Altstadt, durch die uns das Navi leitete, sind mit Autos vollgestopft. Irgendwann kamen wir an eine Seilbahn, davor ein kleiner Parkplatz. Wir stellten das Wohnmobil ab und gingen zur Seilbahn. Die einfache Fahrt kostet knapp 10,-€, den Rückweg wollten wir zu Fuß bewerkstelligen, an weiteren zahlreichen Ausgrabungsorten vorbei.

Die Seilbahn ist knapp 350m lang, überbrückt einen Höhenunterschied von 203 Metern und führt über viele Ruinen und Grundmauern hinweg. Der Blick über Bergama ist atemberaubend.
Oben angekommen wird man zuerst an den vielen Souvenirständen vorbei geleitet, dann wird für die Akropolis von Pergamon, wie die Ausgrabungsstätte heißt, noch einmal Eintritt verlangt: knapp 15,-€ pro Person.

Inzwischen haben wir schon viele antike Ausgrabungsstätten besucht, aber Pergamon ist mit Abstand die größte und beeindruckendste. Fast der komplette Berg, der alleine in der Landschaft steht, war in der Antike bebaut. Ganz oben auf der Spitze befanden sich die Königspaläste, samt Nebengebäuden und den wichtigen Tempeln. Ein kleiner Teil des Traian-Heiligtums wurde rekonstruiert, so dass man eine wage Vorstellung von dessen Dimensionen bekommt. Pergamon muss einst eine prachtvolle Stadt gewesen sein. Die Oberstadt war von einer Stadtmauer umschlossen.

Unterhalb der Oberstadt lag der Heilige Bezirk für den Herrscherkult. Hier wurde den aktuellen und vergangenen Königen gehuldigt. Es gab den Oberen Markt mit dem großen Altar. Gleich dahinter befindet sich das gewaltige Amfitheater. Es ist das steilste und höchste Amfitheater, welches wir bisher gesehen haben. Da sollte man schon schwindelfrei sein. Es liegt am steilsten Hang des Berges. Nur die künstlich geschaffene Theaterterrasse, wo die Bühne war, trennt die Theaterränge vom restlichen Steilhang, der bis ganz nach unten reicht. Es gibt noch einen Zugang vom Oberen Markt ins Theater, aber der ist sehr eng und man steht dann praktisch vor dem Abgrund. Bei unserem Besuch war der Wind sehr kräftig. Der enge Gang zwischen Markt und Theater wirkte wie ein Kamin, Wir mussten uns wirklich festhalten, um nicht heraus geweht zu werden.

Der offizielle Zugang zu den Theaterrängen war in der Antike von unten. Die Ränge waren in mehrere Sektionen unterteilt. Eine Sektion wurde halbwegs rekonstruiert, so dass man den Originalzustand, mit den abdeckenden Sandsteinplatten erkennen kann.

In der Theaterterrasse sind quadratische Steine im Boden zu erkennen, die in der Mitte ausgehöhlt sind. Dort drinnen standen die Stützen, die die Bühne hielten. Diese wurde jedoch nur zu den Vorstellungen aufgebaut. 10.000 Leute fanden in diesem Theater Platz.

In der Nähe führt dann eine antike Straße nach unten, vorbei an weiteren Ausgrabungen. Hier müssen auch die Zisternen gelegen haben, die später von der Straße teilweise überbaut wurden.

Etwas weiter unten zeigt eine Tafel, dass hier das deutsche archäologische Institut seit 1973 Ausgrabungen durchführt. Es soll ein repräsentatives Areal eines eher ärmlichen Wohnviertels ausgegraben werden. Gefunden wurden unter anderem ein Bad, eine öffentliche Latrine, das Gymnasium und die Agora, also der Marktplatz.

Pergamon war schon vor unserer Zeitrechnung Hauptstadt des Pergamenischen Reiches, vom 1.-4. Jahrhundert dann Teil des römischen Reiches. Später übernahmen die Byzantiner die Stadt, die bis ins 14. Jahrhundert hier lebten. Die schiere Größe von Pergamon und die gewaltigen Mauern, die die Zeit überdauerten, sind einfach nur beeindruckend. Nicht weniger imposant sind die Aussichten auf das Umland, welches gut 200m tiefer liegt. In Pergamon soll auch das Pergament erfunden worden sein.

In Bergama sind viele weitere archäologische Funde zu sehen, wie die Basilika, ein Stück Aquädukt, sogar ein wesentlich älterer Tumulus, ein steinernes Hügelgrab. Um all das zu besuchen, braucht man ein wenig mehr Zeit.

Da wir nicht auf dem Parkplatz an der Seilbahn stehen bleiben wollten, setzten wir unsere Fahrt bis nach Aliaga fort. Am Strand zwischen zwei Polizeieinrichtungen fanden wir einen schönen ruhigen Platz. Leider hatte der Sturm der letzten beiden Tage viele große Quallen an der Strand gespült. Das ist nicht wirklich appetitlich. Auf der anderen Straßenseite breitet sich eine Lagune aus. In dem ca. 20cm tiefen Wasser stehen Flamingos. Schon unterwegs fuhren wir an mehreren Salinen vorbei. Eine davon war ebenfalls von Flamingos besiedelt, aber es gab keine Haltemöglichkeit.

Am nächsten Tag fuhren wir kurz in die Stadt Aliaga, denn wir hatten erfahren, dass morgen am Sonntag der Feiertag „100 Jahre Türkei“ ansteht. Da sind wahrscheinlich selbst hier alle Geschäfte geschlossen. Überall ist schon geflaggt und die Vorbereitungen für die Feierlichkeit laufen. Auf dem großen Parkplatz in der Stadt stellten wir das Wohnmobil ab. Bevor wir jedoch die Stadt erkunden konnten, lud uns der Parkplatzwächter zu Tee und Feta ein. Er machte gerade Frühstück und wollte wohl nicht alleine dabei sein. Nach dieser kurzen Pause spazierten wir erst einmal an der sehr langen und schönen Promenade, mit verschiedenen Bereichen und mehreren Parks, entlang. Hier kann man prächtig entspannen, oder in das ein oder andere Restaurant einkehren. Den kleinen Fischerhafen kann man nur von außen besichtigen, denn der ist eingezäunt.

Dann schlenderten wir durch die Innenstadt, gingen einkaufen und fuhren zum Strand zurück, an dem wir die letzte Nacht verbracht hatten.
Inzwischen hat sich auch die Bepflanzung der Landschaft geändert. Es gibt viele Eukalyptusbäume, Pfefferbäume, Zypressen, Kugelpinien und Baumwollfelder. Das Klima ist merklich wärmer, vor allem nachts.

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