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Reisen rund um die Welt

Castiadas

Von der Lagune Piscina Rei aus wollten wir nicht mehr weiter der südöstlichen Küste Sardiniens folgen. Von hier aus gibt es nur noch Ferienorte und Sandstrände zu besichtigen. Es ist zum großen Teil das Urlaubsgebiet der Bewohner von Cagliari.
Deshalb bogen wir jetzt wieder Richtung Westküste ab. Wir hatten von dem Ort Castiadas gehört und wollten uns das einmal ansehen.

Parkplätze gibt es an der kleinen Kirche. Schon auf dem Weg dorthin fallen dem Besucher die protzigen Gebäude im klassizistischen Stil auf. Wir waren natürlich schon im Bilde: Castiadas wurde als Strafkolonie gebaut. Von 1875 bis 1955 war das Gefängnis in Betrieb, heute ist im Gebäude der Direktion ein Museum untergebracht.

Für 5,-€ Eintritt erfährt man von einer freundlichen Dame die Geschichte zu diesem Komplex. Um einen Innenhof gruppieren sich an den vier Seiten die Direktion, die beiden Zellenblöcke für jeweils 500 Gefangene, das Hospital und der Trakt mit Küche und den Unterkünften des Wachpersonals. Nur die Direktion, in der auch die Einzelzellen zu finden sind, wurde vor zwei Jahren rekonstruiert, die anderen Gebäude sind in einem sehr schlechten Zustand. Ein weiterer Teil ist für das nächste Jahr für die Rekonstruktion avisiert.

Die Gefangenen (Kriminelle, Politische und Kriegsgefangene) sollten die Gegend urbar machen, denn in dieser Zeit herrschte in weiten Teilen Ost-Sardiniens die Maleria. Sie kostete vielen Menschen das Leben, vor allem das der Gefangenen. In der Zeit des zweiten Weltkrieges, als das verfügbare Chinin ausschließlich an die Soldaten ging, starben jede Woche dreihundert Gefangene daran.

Eine Maßnahme, die Gegend zu entwässern, war Eukalyptusbäume zu pflanzen. Jeder Baum zieht am Tag bis zu 120 Liter Wasser aus dem Boden. Der ersten Bäume auf Sardinien wurden 1875 im Gefängnishof gepflanzt. Sie sind inzwischen sehr stattlich. Den Umfang der Stämme zu erfassen braucht es sechs Mann.

Nach der Urbarmachung sollten die Gefangenen eine Landwirtschaft aufbauen. Sie bauten Getreide an und hielten Vieh. Sogar eine Käserei gab es.

Neben dem Gefängnis stehen noch weitere Gebäude in der Nähe, die nicht besichtigt werden können: das Wohnhaus des Direktors, die Käserei und die Kirche Chiesa di San Basilide.

Nördlich des Gefängnisses befindet sich das Theater sa Mandria. Sein Anblick erinnert nicht an ein Theater, sondern an eine römische Agora, ein viereckiger Platz mit Arkadengängen. Heute steht eine moderne Gitterkonstruktion als Bühne auf dem Platz, die sicher für große Veranstaltungen genutzt wird.

Südlich des Gefängnisses steht ein weiterer quadratischer Bau. Zu diesem sind jedoch keinerlei Auskünfte zu erhalten.

Auf jeden Fall fällt auch der Ortskern Castiadas aus dem typisch italienischen Rahmen, wie auch San Priamo. Der Ort ist auf jeden Fall einen Besuch wert.

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