Wüste von Tabernas
Bei unserer Spanienreisevor neun Jahren hatten wir auch die Wüste von Tabernas besucht, allerdings nur kurz, als Tagesreise von Almeria aus. Diesmal wollten wir uns etwas mehr Zeit lassen. Von der Costa Calida aus fuhren wir durch eine herrliche Landschaft mit vielen Farben und aus verschiedenen Gesteinen (Schiefer, Löss, Sandstein, graue Schichten und eisenhaltige Materialien) bestehend. Angebaut werden hier vorrangig Mandeln und Wein.

Langsam kamen wir in eine Halbwüste und fuhren in Andalusien ein. In Cuevas del Almanzora sahen wir Höhlenwohnungen. Sie werden nicht mehr oft genutzt, da die meisten Menschen in modernen Häusern leben. Die Höhlenwohnungen bieten sich in dem weichen Gestein der Landschaft direkt an, da man wenig Arbeit damit hat. Sollten wir irgendwann noch einmal hier vorbeikommen, werden wir uns das genauer ansehen.
Die Landschaft rechts und links der Straße ist, wie gesagt, Halbwüste. An vielen Stellen stehen verlassene Häuser irgendwo im Nirgendwo. Wie es aussieht gibt es hier nicht mehr genug Wasser, die Leute mussten sich ein neues Zuhause suchen.
Nicht weit vor Tabernas liegt die Stadt Sorbas. Die N340/N340a, der wir lange Strecken folgen, führt direkt an der Altstadt Sorbas vorbei. Der Anblick macht neugierig, denn sie liegt auf einer Felsnase. Die äußeren Häuser sind direkt am senkrechten Abgrund gebaut.

Am westlichen Ende ist ein Parkplatz, der sogar Platz für Wohnmobile bereit hält, was wir sehr wohlwollend zur Kenntnis nahmen. Gleich gegenüber erhebt sich eine interessante Felswand, deren Aufbau der gleiche wie in Bolnuevo ist.

Wir spazierten die N340a zurück zum Ostende der Altstadt und bewunderten dabei die Ansichten. Unterhalb der Felswände schlängelt sich ein grünes Tal entlang.
Die Altstadt trägt den Namen „Barrio de las Alfarerias“. Über die schmale Straße der Altstadt gelangten wir in die verwinkelten Gassen hinauf. Gleich am ersten Stück der Straße stießen wir auf Höhlenwohnungen.

Die Häuser sind alle schön hell, an vielen Hauswänden hängen große Fotografien aus den 1960er Jahren, die die ehemaligen Bewohner, Ladenbesitzer oder einfach nur das Leben allgemein zeigen. Damals war alles sehr einfach, die Häuser waren noch nicht so weiß. Das ist schon interessant.


Irgendwann erreichten wir den „Balkon“ der Altstadt von Sorbas, von wo aus wir die Steilwände, auf denen die Häuser stehen, von oben nach unten betrachten konnten.

Auf dem weiteren Weg durch die Gassen kamen wir zur Kirche de Santa Maria, an der Plaza de la Constitucion, die jedoch geschlossen war.

Am gleichen Platz befindet sich das Rathaus und das Haus des Grafen von Alba, sehr schön rekonstruiert.


Nun kamen wir langsam am Westende der Altstadt wieder heraus, wo das hübsche Tourist-Büro zu finden ist.

Geht man die Straße nur einen Kilometer weiter, kommt man wieder zu einem Felsaufschluss. Es zeigt sich immer das gleiche Bild wie in Bolnuevo, was den Schichtenaufbau angeht. Da wir uns nun etwas weiter im Landesinneren befinden, war das „Ur“Mittelmeer wohl einiges größer als heute.


Nun fuhren wir weiter in Richtung Tabernas. Wenige Kilometer vor dem Ort Tabernas liegt die amerikanische Bar „Route 66“ am rechten Straßenrand. Dies war unser Ziel für den Tag, wo wir auch übernachteten. Die Bar bietet einen Stellplatz mit Annehmlichkeiten für 10,-€ die Nacht an, und den Parkplatz an der Straße, ohne alles für 5,-€.

Auf der Speisekarte der Bar stehen kleine Gerichte, vom Omelett über Spaghetti bis zu Spareribs, zu fairen Preisen.

Neben den Womo-Stellplätzen bauen die Besitzer der „Route 66“-Bar das Gelände weiter aus. Inzwischen gehört ein Minigolfplatz dazu. Kleine Ferienhäuser, im Stil von Wild West-Häusern werden noch fertiggestellt. Jedes von ihnen hat einen Namen gemäß seiner Nutzung im Wilden Westen: Schmied, Bestatter, Gefängnis, Saloon, Barbier usw. Wenn die fertig sind ist das bestimmt sehr hübsch. Sie säumen den zentralen Platz.

Die Nacht hier auf 470 Metern Höhe über dem Meer war ziemlich kalt, nur 4°C, während man tagsüber ohne Jacke unterwegs ist.
In Tabernas selbst fanden wir keinen Parkplatz. Der Parkplatz, den wir ausgesucht hatten, war für uns nicht anfahrbar. Auf dem Weg durch die Gassen Tabernas´ wieder hinaus trafen wir tatsächlich auf einen Wasserwagen, der die Bewohner mit Wasser versorgte. Die strömten jeweils mit mehreren Kanistern dorthin.
So fuhren wir weiter, bis zum „Fort Bravo“, einer Filmkulissen-Stadt in der Wüste. Der Eintritt bewegt sich um die 20,-€, wenn man sich die Show ansehen will.
Zur Westernstadt gehört auch ein Campingplatz, der natürlich extra kostet. Wir begnügten uns mit einem Blick aus der Ferne.


Ein Ziel hatten wir noch. Dafür parkten wir bei der Repsol-Tankstelle an der A-92, wo die Straße von Tabernas heraus kommt.
Schon von diesem Parkplatz aus bietet sich ein herrlicher Blick in die Wüstenlandschaft von Tabernas.

Besser ist es aber, wenn man sich zu Fuß weiter bewegt. Eine Möglichkeit, den unterhalb liegenden Canyon zu besuchen, ist der Weg direkt hinter dem Tankstellenplatz. Folgt man dem Canyon, kommt man irgendwann zu einem Wasserfall. Leider ist der Fluss jetzt trocken, aber der Weg lohnt sich trotzdem. Die Felsformationen sind einfach nur gigantisch. Ein klein wenig erinnert die Kulisse an den Grand Canyon in Arizona.

Ich habe mich für ein anderes Ziel entschieden und folgte dem Weg entlang der A-92 nach unten. Auf der rechten Seite bieten sich dabei grandiose Fotomotive an jeder Ecke.

Wenn man unter den Brücken hindurch geht, gelangt man in ein wunderschönes breites Tal, von dem die allermeisten Besucher anscheinend keine Ahnung haben. Es ist von der Straße aus nicht sichtbar, aber unbedingt einen Besuch wert.
Gleich hinter der Brücke sind in einen Sandsteinfels Höhlen gegraben. Dazwischen gibt es eine neuzeitliche Türaussparung, und dort daneben stehen die Ruinen eines Hauses.

Entlang eines ausgetrockneten Flussbettes spaziert man durch das Tal, welches ebenfalls an jeder Ecke neue und schöne Aussichten bereit hält.

Als Krönung erreicht man eine kleine Oase mit Palmen und viel Grün. Diese natürliche Kulisse diente einmal als Drehort des Filmes „Lawrence von Arabien“. Hier wähnt man sich fern der Welt da draußen. Einfach einsame Spitze.


Wer die Wüste von Tabernas richtig erleben will, muss sie zu Fuß erkunden. Viele Möglichkeiten mit dem Auto voranzukommen gibt es eh nicht, da nur unbefestigte Wege durch die wüstenartige Landschaft führen. Es lohnt sich auf jeden Fall.

Überraschend ist die Vegetation, die zumeist aus Tamarisken und Queller besteht. Wie Queller? Den gibt es doch nur an Salzseen, nicht in der Wüste. Ja, aber das Gestein dieser Wüste ist sehr salzhaltig, was offenkundig ist. Vor allem in den Flussbetten hat sich Salz abgelagert, aber auch in Nischen und auf Absätzen der Hänge hat der Regen das Salz ausgespült und abgelagert. Man trifft doch immer wieder auf das ein oder andere Wunder der Natur, man muss nur die Augen offenhalten.

