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Archiv für die Kategorie “Lofotentour 2024”

Mit dem Wohnmobil durch Skandinavien

Das allererste Thema, wenn man nach Norwegen fährt, ist das Thema der Mautabrechnung. Es gibt keine festgelegten Mautstrecken. Da in Norwegen die Maut für neue Straßen, Brücken oder Tunnel kassiert wird und die Abzahlung der Investitionen irgendwann abgeschlossen ist, entfällt dann auch wieder die Mautzahlung. Deshalb kann man immer und überall in eine Mautstrecke geraten. Deshalb ist es unumgänglich, sich mit dem Thema Mautzahlung auseinanderzusetzen. Ich habe dafür vor dem Antritt unserer Skandinavientour im Internet geforscht, was es da für Möglichkeiten gibt. Gerade für Wohnmobile über 3,5t ist es schwierig geworden. Jedenfalls habe ich Stunden und Tage mit der Recherche zugebracht und bin zu keinem vernünftigen Ergebnis gekommen. Das hat mich echt Nerven gekostet.

Nun lehrte mich die Erfahrung, dass es am besten ist, wenn man einfach losfährt und vor Ort sieht, was man tun kann. Und ich hatte Recht. Nach sehr kurzer Zeit viel mir der EPass ins Auge. Damit soll man in ganz Skandinavien gut fahren. Man muss sich nur im Internet unter EPass24 registrieren, alles andere passiert automatisch. Der Vorteil in Norwegen ist, dass die Mautgebühren vor jeder Mautstrecke angezeigt werden. So behält man die volle Kontrolle. Allerdings ist die Abrechnung bei EPass nicht so schnell. Es dauert ewig, bis eine Rechnung kommt, aber es funktioniert. So kann man das Thema Mautgebühren in Norwegen und Schweden abhaken. In Finnland gibt es keine Maut.

Norwegen ist das Land der Wohnmobile. Überall kann man Wohnmobile kaufen, finden sich Werkstätten, gibt es zumeist kostenlose Ver- und Entsorgungsstationen, Stell- und Campingplätze. Entsprechend voll ist es überall, vor allem im Sommer. Die Hälfte aller Wohnmobilfahrer sind allerdings die Skandinavier selbst. Es ist eine gute Idee, immer früh genug den Platz anzufahren, auf dem man übernachten möchte. Das funktioniert aber leider auf den Lofoten kaum. Da findet schon morgens ein fliegender Wechsel statt. Deshalb sollte man dort weg von der E10 und sich auf den Nebenstraßen bewegen. Das ist wesentlich entspannter. Die meisten Wohnmobilisten haben wenig Zeit und fahren nur auf der E10.

Das Übernachten, vor allem an den Küsten, ist in Skandinavien schwierig geworden, denn fast alle Stell- und Parkplätze sind für Wohnmobile von 20-6 Uhr gesperrt. Das ist eindeutig ausgewiesen. Es gibt aber auch Schilder „Camping verboten“. Die sind vor allem an die Leute mit Zelt gerichtet. Das Zelten ist in Norwegen sehr beliebt und findet überall statt. Mit dem Wohnmobil sollte man dort stehen können, solange man kein Campingverhalten an den Tag legt. Man kann verstehen, dass die Einheimischen von den vielen Wohnmobilen genervt sind, die ihnen den Platz wegnehmen und die Sicht versperren. Viele bekommen aber auch ein Stück vom finanziellen Kuchen ab, denn die Wohnmobilisten lassen ja ihr Geld da. Um dem aus dem Weg zugehen, fährt man am besten ein Stück landeinwärts und hat seine Ruhe.

Wenn man durch Norwegen fährt muss man Zeit mitbringen, denn die meisten Strecken sind mit nur 60-80 km/h zu befahren. Das ist einfach den übermäßig vielen Kurven geschuldet. Dazu kommen die Aussichten, die sich nach jeder Kurve ändern und immer wieder atemberaubend sind. Die norwegische Landschaft ist einfach unglaublich schön. Park- und Picknickplätze gibt es in ausreichender Zahl, um die Landschaften einfach mal auf sich wirken zu lassen und diese zu genießen. Schon allein deshalb sollte man sich Zeit für die Fahrt nehmen.

Wandern in Norwegen ist ein weiteres Thema, mit dem man sich auseinandersetzen sollte, wenn man gerne wandert. Es unterscheidet sich von allem, was wir bisher erwandert haben. In Norwegen muss man auf 98% der Strecken sehr gut zu Fuß und fit sein. Es gibt keinen Wanderweg, der nicht lange und steil nach oben führt. Ausgebaute Wanderwege gibt es so gut wie gar nicht, es sind fast alles Trampelpfade über Stock und Stein. Manchmal sind nicht einmal Trampelpfade zu entdecken. Wenn man Glück hat, weist ein Schild oder ein Steinmännchen noch den Weg.

Zäune, die vielleicht den Weg abschneiden, sollten kein Hindernis darstellen, denn in Skandinavien gilt das Jedermannsrecht. Wenn kein Verbotsschild am Weg prangt, dann ist das Passieren der Zäune, meistens durch ein Tor oder eine Stiege, erlaubt. Die Zäune sollen nur die Gebiete begrenzen, in denen die Haustiere gehalten werden.

Das Wandern in Schweden und Finnland ist da schon wesentlich einfacher, da es dort nicht so viele hohe Berge gibt.

Das Leben und Reisen in Norwegen ist teuer. Im Durchschnitt kostet alles doppelt so viel wie in Deutschland. Das wussten wir schon von unserer Reise zum Nordkap vor zweiundzwanzig Jahren. Damals glich das Preisgefüge in Schweden jedoch dem in Deutschland. Das hat sich inzwischen geändert, auch dort ist alles teuer geworden. Finnland hat sich dem angeschlossen.

Gezahlt wird fast ausschließlich und überall mit Karte. Da wir älter sind halten wir am Bargeld fest, solange es geht. Wir heben einen Betrag ab, der eine Weile reichen muss. Dadurch behalten wir die Kontrolle. Viele Kassen wollen kein Bargeld haben, aber wir sind fast überall damit durchgekommen. Allerdings wird es zusehends schwieriger. Jeden Tag erhöhen sich die Stellen, die kein Bargeld mehr akzeptieren.

Noch eines, wenn man nach Finnland fährt: Es gibt dort kein LPG. Wer also mit LPG fährt oder eine LPG-Gasflasche hat, könnte dort Probleme bekommen. Wir wussten es nicht, hatten aber wenigstens noch eine Propangasflasche mit, die uns über die Runden brachte.

Das Tanken in Finnland ist etwas speziell. Vor dem Tanken muss man an der Säule die Tankmenge festlegen. Es werden da ein paar Möglichkeiten zur Auswahl angegeben. Um nicht eine zu große Tankmenge festzulegen, blieben wir immer im unteren Bereich. Das heißt aber auch, öfters an die Tankstelle zu fahren, da man den Tank nie voll bekommt.

In Finnland gibt es auch keine öffentlichen Entsorgungsstationen für Wohnmobile.

Wer nach Skandinavien fährt, will Elche sehen. Während wir vor zweiundzwanzig Jahren noch einen Elch und später eine Elchkuh mit Kalb gesehen haben, blieben die großen Hirsche bei dieser Reise unsichtbar. Es stehen zwar überall Warnschilder am Straßenrand, aber die sind inzwischen wohl nur im Herbst zur Brunftzeit interessant. Ins Grübeln kommt man jedoch, wenn die Warnschilder an viel befahrenen Straßen stehen, immer und immer wieder. Sind die Elche inzwischen lärmresistent geworden?

Alles in allem war unsere Lofotentour durch die drei skandinavischen Länder sehr schön und interessant. Hier und da sind einige Herausforderungen zu bestehen, aber mit Ruhe und Geduld sind auch diese zu lösen.

Tourkarte Lofotentour 2023/24

Dies war unsere zweite Skandinavientour. Die erste Tour 2002 führte uns durch Schweden bis zum Nordkap. Den Rückweg nahmen wir über Norwegen. Da wir damals aus Zeitgründen die Lofoten/Vesteralen auslassen mussten, holten wir diesmal die Besichtigung der Inseln nach. Den Rückweg nahmen wir über Finnland, da wir dieses Land noch nie besucht hatten.

Bei der diesjährigen Tour haben wir versucht, möglichst viel Neues zu sehen und zu erleben. Den ein oder anderen Ort besuchten wir nun zum zweiten Mal. In zweiundzwanzig Jahren hat sich dabei einiges verändert. Was damals noch frei zu besichtigen war, kostet heute Eintritt. Außerdem wurde sehr viel gebaut und auch der Verkehr hat merklich zugenommen.

Trelleborg

Das letzte Ziel unserer Lofotentour, die uns über Norwegen, Nordschweden, Finnland und Südschweden führte, ist Trelleborg. Von hier aus nehmen wir die Fähre nach Swinemünde. Es ist der nächstgelegene Hafen von zu Hause.
Trelleborg ist eine große Stadt, die wir eher meiden. Das Schicksal wollte, dass wir sie trotzdem besuchen. Auf der Suche nach Sehenswertem in Trelleborg fanden wir eine ganze Menge, was einen Abstecher wert ist.

Ganz oben auf der Liste steht die Trelleborg selbst. Es ist die einzige rekonstruierte Wikingerburg der Welt. Deshalb waren wir gespannt. Sie steht genau an der Stelle, wo sie um 980 unserer Zeit von den Dänen errichtet worden war. Südschweden gehörte damals zum Reich der Dänen. König Harald Blauzahn ließ am Ende seiner Regierungszeit mehrere Burgen dieser Art bauen. Zum einen dienten sie als Verteidigungsstellung, zum anderen als Stützpunkt zum Eintreiben von Steuern und Abgaben. Allerdings war es mit der Bedeutung der Burg schon um das Jahr 1000 vorbei, als Blauzahns Sohn die Regierung übernahm, der andere Vorstellungen von der Regierung Dänemarks hatte. So verfiel die Burg und fiel dem Vergessen anheim.

Erst 1988 fand man die Reste der alten Trelleborg. Nun ließ sich auch der Name der Stadt Trelleborg erklären, die schon im 13. Jahrhundert Stadtrechte besaß. Der Fund war so bedeutend, dass man die Burg wieder aufbaute. Leider war nur ein Viertel der Anlage nicht überbaut, die einen Durchmesser von ca. 143 Metern hatte. Der im Innenrand aufgeschüttete Erdwall ist 13 Meter breit.

Beim Ausgraben der Burg stieß man auf Löcher im Boden, die in drei parallelen Reihen angeordnet sind. Darin steckten die Palisaden, die die Burg befestigten. Sie bestanden aus gespaltenen Bäumen, den sogenannten Trellen. Vier Tore waren in die Palisadenreihen eingelassen. Die Tore in Nord-Süd-Richtung lagen direkt auf einer schon bestehenden Straße, so dass alle Transporte überwacht werden konnten. An der Außenseite der Palisaden verliefen flache Wallgräben. Zudem lag die Burg auf einer Anhöhe, die von Sümpfen umgeben war, was die Verteidigung wesentlich vereinfachte.

Um das freiliegende Viertel der Trelleborg rekonstruierte man die Befestigungsanlagen, und auch ein Tor. Es war eine gewaltige und wehrhafte Anlage, in der Häuser, Brunnen und auch Gräber gefunden wurden. Eines der Häuser hat man ebenfalls rekonstruiert. Es ist jedoch nicht zugänglich. Man kann nur einen Blick durch den Glasgiebel ins Innere werfen.
Wenn man auf dem Tor steht, ist die Windenkonstruktion für das Heben und Senken des Tores zu sehen.

Der Besuch der Burg selbst ist frei. Im anschließenden Trelleborgen-Museum, welches Eintritt kostet, wird die Wikingergeschichte anhand von Artefakten anschaulich erlebbar, die zudem in einem Film verarbeitet sind. Auf dem Gelände des Museums befinden sich auch ein „Sumpfgebiet“ sowie die Rekonstruktion eines Langhauses, das zu einer Farm gehörte. In diesem leben im Sommer Freiwillige wie die alten Wikinger. Die Besucher können sich mit ihnen unterhalten und weitere Details der Geschichte erfahren. Mehrere Aktionstage erweitern das Angebot um verschiedene Handwerksarbeiten der alten Wikinger. Ein kleiner Garten und ein Runenstein gehören auch zum Langhaus.

Auf jeden Fall ist der Eintritt sein Geld wert.

Fußläufig von der Burg aus zu erreichen ist die Altstadt von Trelleborg. Dabei erreicht man zuerst die beeindruckende Nikolai-Kirche. Es ist ein Backsteinbau mit mehreren Stufengiebeln. Im Inneren sieht sie aus, als wäre sie kunstvoll mit Backsteinen verschiedener Farben gemauert. Bei näherer Betrachtung ist jedoch alles aufgemalt. Die Fensterlaibungen und Gewölbe sind mit floralen Mustern bemalt.

Der Boden der Kirche wurde mit rotem Ortocer-Kalkstein belegt, den wir auf Öland kennengelernt hatten. Ganz deutlich sind die versteinerten Tintenfische zu sehen. Das war eine echte Überraschung.

Im Eingangsbereich beeindruckt die Kassettendecke mit kleinen Landschaftsmalereien.

Am Hauptplatz Stortorget steht der alte Wasserturm. Die Mitte des Platzes ziert ein Brunnen, der von einer „Seeschlange“ gekrönt wird. Bei unserem Besuch liefen gerade die Vorbereitungen für das Palm-Festival der Stadt, weshalb der Hauptplatz größtenteils abgesperrt war.

In der Innenstadt von Trelleborg wurden 110 Palmen gepflanzt, um das südliche Flair der kontinentalen Atmosphäre zu unterstreichen. Zudem stehen an der Südseite des Platzes zwei Reihen Gingko-Bäume, die die Straße flankieren.

Viele Gebäude aus der 20. Jahrhundertwende machen Trelleborg zusätzlich sehenswert. Die Stadt hat noch sehr viel mehr zu bieten, aber das ist unmöglich an einem Tag zu schaffen.

Auf unserem Weg zurück zum Wohnmobil, welches wir in einer Nebenstraße beim Trelleborgen-Museum abgestellt hatten, kamen wir noch an dem schönen Bahnhofsgebäude in der Nähe des Fährhafens vorbei. Von der äußeren Schönheit ist im Inneren nichts mehr zu spüren.

Am nächsten Morgen mussten wir schon um 4 Uhr aufstehen, denn die Fähre startete um 6.30 Uhr. Die Nacht verbrachten wir an einer ruhigen Stelle eines Gewerbegebietes in der Nähe. Die Fähre hatten wir wie immer schon ein paar Tage im Voraus gebucht. Das Einchecken gestaltete sich reibungslos. Als die Fähre startete ging gerade die Sonne auf.

Auf der Überfahrt gab es nicht viel zu sehen. Eine lange Zeit fuhren wir jedoch an der Ostküste Rügens mit ihren Kreidefelsen vorbei.

Smygehamn

Auf dem Weg nach Trelleborg, etwas westlich von Beddingestrand, liegt der südlichste Punkt von Schweden. Auf dem Wegweiser, der dort steht, ist zu sehen, dass es zwischen diesem Punkt und Berlin 314 Kilometer Luftlinie sind.

Der Smygehuk, der südlichste Punkt Schwedens, wurde als eine Art Windrose in Stein kenntlich gemacht. Die Mitte ziert ein runder Stahlzylinder mit der Aufschrift „Smygehuk“, daran schließen sich mehrere Ringe aus glattgeschliffenem Kalkstein und Kalksteinbrocken an. Auch hier sind mehrere Entfernungsangaben eingearbeitet.
Nur ein paar Meter weiter sind die Koordinaten auf einer Stahltafel zu erkennen.

Das ist aber noch nicht alles, was Smygehamn zu bieten hat. Rechter Hand, etwas weiter entfernt, ist ein Kalkofen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts erhalten. An der Südspitze Schwedens ist die Kalksteinschicht bis zu 40 Meter dick. Es entstand eine Großindustrie, die bis 1954 den Kalkstein brach und verarbeitete. Der Kalkstein wurde für den Häuser- und Wegebau verwendet, der gebrannte Kalk diente zum Verputzen und Weißen der Häuser. Vierzig Stunden mussten die Öfen, einst gab es um die zehn Stück davon in der Umgebung, mit Hilfe von Kohle am Brennen gehalten werden. Dann hatte sich der gebrochene Kalkstein in gebrannten Kalk verwandelt.

Anhand einer Infotafel ist zu erkennen, dass dieser Kalkofen in einen Grabhügel gebaut wurde. Dieser hat einen Durchmesser von 27 Metern und eine Höhe von zweieinhalb Metern. Nur mit dieser Information ist er überhaupt auszumachen. Der Grabhügel stammt etwa aus der Zeit 1800 bis 500 v.Chr.. Vor der Zeit der Kalköfen wurde er teilweise als Seezeichen verwendet, indem man Holzhaufen auf ihm entzündete und so den Schiffen den Weg wies.

Und noch eine Sehenswürdigkeit, eine Installation, ist auf der Südspitze Schwedens zu bewundern. Sie trägt den Namen „Sensorische Euphorie“ und ist ein liegender Trichter, der die Geräusche des Meeres verstärkt. Wenn man sein Ohr an das schmale Ende des Trichters hält, hört man das Rauschen des Meeres. An windigen Tagen ist es wohl auch so zu hören.


Allerdings sollte man sich auf dem Gelände vorsichtig bewegen, denn es lebt eine geschützte Population Kreuzottern dort. Also die Augen auf den Boden richten, wenn man unterwegs ist.

Um den kleinen Hafen von Smygehamn herum sind ein Bootsbauer, eine Fischräucherei, ein Café und ein kleiner Shop mit Kunsthandwerk angesiedelt. Es ist ein hübscher kleiner Ort.

 

Beddingestrand

An der schwedischen Südküste, zwischen Ystad und Trelleborg, geht es zu wie in Deutschland an der Ostsee. Alles ist auf Urlauber ausgerichtet. Im 18. Jahrhundert war Beddingestrand noch ein Fischerdorf, welches 1872 durch eine Sturmflut fast vollständig weggespült wurde. Vor einigen Jahrzehnten reihten sich Wochenendhäuser entlang des Sandstrandes, aus denen inzwischen ständige Wohnsitze und Ferienhäuser geworden sind. Sogar einen Golfplatz gibt es.

Da jetzt, Ende August, die Urlaubssaison in Schweden vorbei ist, hatten wir keine Schwierigkeit, einen geeigneten Übernachtungsort zu finden.
In Beddingestrand befindet sich ein kleiner Parkplatz direkt hinter dem Strand. Tagsüber sind bei schönem Wetter zwar immer noch Badewillige unterwegs, aber abends wird es ruhiger und man findet ein Plätzchen mit dem Wohnmobil.

Die Sonne schien zwar, aber es wehte ein recht kühler Wind, so dass ich wieder nicht ins Wasser stieg. Inzwischen haben wir so viele schöne Strände angefahren, aber das Wasser ist mir viel zu kalt. Selbst die flache Ostsee schaffte es in diesem Jahr wieder nicht, eine halbwegs angenehme Temperatur zu erreichen. Die einzige Gelegenheit, ins Wasser zu hüpfen, blieb für mich oberhalb des Polarkreises, als wir in der „Arctic Sauna World“ in Munio zu Gast waren. Nach einem Saunagang springe ich selbst in 2 Grad kaltes Wasser, wenn eine Badeleiter vorhanden ist. Ansonsten muss das Wasser schon wenigstens 24 Grad warm sein.

Als wir 2018 von unserer Baltikumtour zurück kamen, badete ich seit meiner Jungend das erste Mal wieder in der Ostsee. Nach dem ersten heißen Sommer der letzten fünfzig Jahre erreichte das Wasser der südlichen Ostsee ganze 25 Grad, nicht zu glauben. Aber ich schweife ab.

Nach einem Sonnenbad in einer geschützten Ecke von Beddingestrand spazierten wir ein wenig den Strand entlang. Auch hier stehen mehrere Bunker, die uns schon seit Norrköping an den Stränden begleiten. Dann bogen wir zur Straße ab und schlenderten an den Wohn- und Ferienhäusern entlang, die sich unter vielen Bäumen verbergen.

 

Jordberga

In einem der letzten Touristenbüro´s, welche wir besucht haben, fanden wir einen Hinweis auf eine Mikrobrauerei. Schon lange sind wir nicht mehr auf eine solche gestoßen, deshalb wollten wir uns diese in Jordberga nicht entgehen lassen. Wir lieben Craft-Bier, weil es andere Geschmackserlebnisse bietet als die Biere aus dem Supermarkt.

In der Hönsinge Hantwerksbryggeri 2012 eröffnete ein junger Mann in einem Teil des Jordberga-Schlosses eine kleine Brauerei. Er lernte das Handwerk in den USA, wo es solche Mikrobrauereien überall gibt. In den USA haben wir auch das Craft Bier lieben gelernt, wo man Bier zwar auch mit Malz, Hefe und Wasser braut, aber auch verschiedene Geschmacksrichtungen, wie z.B. Kürbisbier zu haben sind.

Der junge Mann betreibt die Brauerei alleine. Aus verschiedenen Malzen, die er in mehreren Ländern einkauft, stellt er 14 verschiedene Biere in all ihren Arbeitsschritten her. Die Biere sind hell, dunkel, klar oder trüb, und vom Pilsener bis zum Ale ist alles dabei.

Gleich neben dem Brauraum liegt der Verkaufsraum, wo er seine Erzeugnisse zum Probieren und Kaufen anbietet. In Schweden ist es allerdings so, dass er nur Biere mit einem Alkoholgehalt von bis zu 3,5% selbst verkaufen darf. Alle stärkeren Sorten müssen in „Alkoholläden“ verkauft werden, zumeist im „Systembolag“. Der nächstgelegene Systembolag ist in Skurup zu finden. Der Ort liegt ca. 9km nordöstlich von Jordberga.

Nach dem Besuch der Mikrobrauerei schlenderten wir noch durch den großen Schlossgarten. Wir wissen nicht, ob das Schloss für die Öffentlichkeit geöffnet ist. Bei unserem Besuch war es jedenfalls geschlossen, aber man kann sich den Park mit seinen vielen Nebengebäuden, den Karpfenteich und den alten Bäumen ansehen.

Hier fanden wir auch die Baumart wieder, die wir schon im Stadtpark von Katrineholm bewundert haben. Da in Jordberga mehrere dieser Bäume stehen, schauten wir nach, was es wohl sein könnte. Auffallend sind die langen grünen, herabhängenden und sehr hübschen Fruchtstände. Es stellte sich heraus, dass es eine kaukasische Flügelnuss ist.

Nun fuhren wir kurz nach Skurup, um ein paar höherprozentrige Hönsinge-Biere zu kaufen und den jungen Brauer zu unterstützen, dann setzten wir unsere Fahrt zurück an die Ostseeküste fort.

Ystad

Auf unserer ersten Skandinavienreise vor 22 Jahren besuchten wir schon einmal Ystad. Damals war es die erste Station auf unserer Reise zum Nordkapp. Da wir uns überhaupt nicht mehr an den Besuch der Altstadt erinnern konnten, besuchten wir sie ein zweites Mal. Das Wohnmobil stellten wir auf dem Stellplatz direkt am Fährhafen ab.

Bisher hatten wir immer Parkplätze, auf denen es möglich war, bar oder per Kreditkarte zu zahlen. Die Bezahlung per App hatten wir bisher immer abgelehnt. Dieser Parkplatz gehört zum Anbieter Aimo, der uns auch schon unterwegs ein paar Mal begegnete. Allerdings muss man in Ystad per App bezahlen, obwohl auch die Kreditkartenmöglichkeit bei park4night angegeben ist. Es war ziemlich kompliziert, sich bei der App anzumelden. Damit standen wir nicht alleine, viele weitere Wohnmobilisten standen vor dem Problem. Gemeinsam schafften wir es dann doch, die Formalitäten und Bezahlung, ca. 3,-€ für 24 Stunden, abzuschließen.

Bis in die Altstadt sind es nur ein paar Schritte und sie ist immer noch so schön wie damals, nur dass heute die meisten Gassen asphaltiert sind. Nur die Gehwege besitzen noch das alte Pflaster. Fast alle Häuser sind Fachwerk- oder Backsteinbauten. Die ältesten Fachwerkhäuser stammen aus dem 17. Jahrhundert. Es gibt aber auch wunderschöne Hinterhöfe. Auffallend sind die vielen Stufengiebel.

Ein schönes Ensemble bildet die Sankt-Marien-Kirche mit dem benachbarten Kloster, welches heute das Stadtmuseum beherbergt. Die Kirche ist im Inneren eher schlicht. Hier und da haben sich alte Fresken erhalten.

Der große Marktplatz mit dem schönen Brunnen verwirrt die Sinne allerdings. So viele verschiedene Baustile sind hier zusammengewürfelt, dass das Gefühl der Harmonie verloren geht.

Das ist auch so, wenn man sich in die Gassen auf der anderen Seite begibt. Dieses Viertel ist neueren Datums und wurde aus alten Häusern, Gebäuden aus der 20. Jahrhundertwende und zum großen Teil aus den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts zusammengewürfelt. So viele verschiedene Baustile in einem Viertel haben wir noch nirgendwo gesehen. Schön geht anders.

Skåne Tranås

Auf dem Weg nach Ystad mussten wir noch einen kleinen Umweg nach Skåne Tranås machen. Der kleine Ort liegt nördlich von Ystad an der Straße 19. Dort interessierte uns die Österlen-Schokoladenfabrik. In der alten Dorfschule von 1893 werden Kakaobohnen zu feinster Schokolade veredelt. Die Produktion kann durch Glastüren beobachtet werden. Es ist nur eine kleine Fabrik mit einem kleinen Sortiment, welches zu Fabrikpreisen verkauft wird. Es geht sehr ruhig vonstatten. Hergestellt werden Schokoladentafeln, Pralinen, Trinkschokolade und Kuchen. Im Garten lassen sich die Spezialitäten dann auch bei einem Kaffee genießen.

Etwas südlich von Skåne Tranås liegt Tomelilla. Hier beginnt eine Draisinenstrecke. Bei unserer Ankunft am kleinen Bahnhof war alles geschlossen und es stehen kaum Info´s zur Verfügung. Auf der Webseite der Draisinenstrecke ist etwas mehr zu erfahren. Die Fahrt soll sehr abwechslungsreich sein, mit Möglichkeiten für Picknick oder Wanderungen. Die Buchung erfolgt online.

Wir dachten, dass die Draisinensaison, wie so viele in Schweden, inzwischen zu Ende wäre und so fuhren wir weiter. Gerade, als wir losfuhren, kam eine Gruppe mit mehreren Draisinen zurück. Die Leute sahen sehr zufrieden aus und das Wetter war schön.

Simrishamn

Am nördlichen Stadtrand von Simrishamn breitet sich das Bäckahalladalen-Naturschutzgebiet aus, mit einem alten Steinbruch. Das Naturschutzgebiet zeichnet sich durch trockene Areale und feuchte Senken aus, in dem sich verschiedenste angepasste Pflanzen- und Tierarten angesiedelt haben.

Auf der linken Seite des Weges dahin sind die sogenannten Rippeln zu finden. Das sind versteinerte Wellen im Meeresboden, wie man sie heute noch im Wasser vor sandigen Stränden sieht. Die versteinerten Rippeln sind allerdings gut 500 Millionen Jahre alt und in dieser Ausdehnung weltweit einzigartig. Sie waren unter einer dünnen Pflanzenschicht verborgen und wurden zufällig entdeckt.

Sie sind heute frei zugänglich, aber den Weg dorthin muss man schon suchen. Es gibt keinen Hinweis. Also spazierten wir den Weg solange weiter, bis wir gegenüber dem Steinbruch, der eingezäunt ist, einen kaum sichtbaren Trampelpfad fanden. Der teilt sich in mehrere Trampelpfädchen auf, bis man nur noch durch das Gestrüpp den kleinen Hang erklettert. Dann steht man vor einem Zaun, über den, je nach dem wo man heraus kommt, in Sichtweite ein Übergang führt. Die Rippeln sind auf den kahlen Kalksteinfeldern zu finden, die verstreut auf dem Gelände liegen. Die Größe der Rippeln ist schon beeindruckend, die Größe des Areals, auf dem sie sich verteilen, riesengroß. Wie es aussieht, breiten sich die Rippeln noch viel weiter aus, wenn man weitere Pflanzenteppiche entfernen würde.

Beim Erkunden der Rippeln sollte man nicht vergessen, wo man den Zaun überquert hat, denn dorthin muss man wieder zurück.

Eine andere Sehenswürdigkeit ist das „Autoseum – Nisse Nielsson“ in Simrishamn selbst. Nisse Nilsson war ein berühmter schwedischer Eishockeyspieler, der viele Erfolge verzeichnen konnte. Er sammelte jede Menge Autos und Motorräder verschiedener Epochen und verschiedener Marken. Es ist weltweit eine der größten Autosammlungen. Zu jedem Auto gibt eine Tafel Aufschluss über technische Daten und dessen Geschichte.

Oft stehen Schaufensterpuppen mit der entsprechenden Kleidung der Zeit neben den ausgestellten Fahrzeugen. Es gibt viele Raritäten zu bestaunen, wie eine Suziki Katana, die zu einem „Weltraum-Projekt“ wurde. Man sollte also einige Zeit mitbringen, um sich alles in Ruhe ansehen zu können.

Das ist aber nicht alles, was das Autoseum zu bieten hat. Es ist nebenbei eine wechselnde Ausstellung für verschiedene andere Bereiche. Da sind zum Beispiel Sonderausstellungen des schwedischen Motorsports, eine Modellflugzeug-Ausstellung, eine Spielzeugausstellung oder ein Musikmuseum. Alles ist sehr interessant und so üppig und überraschend, das es nicht langweilig wird. Der Eintritt von knapp 15,-€ ist da schon angemessen.

Am nächsten Tag besichtigten wir den Hafen von Simrishamn, mit den kleinen Stadtstrand, und spazierten durch das hübsche Zentrum. Hier fanden wir ein weiteres Mal ein Reichstelefon-Häuschen. Die wir bisher gesehen haben besitzen alle die gleiche wunderschöne Form.

Am südlichen Stadtrand von Simrishamn sind weitere, kleinere Rippeln im Felsen zu finden. Direkt hinter „Yxornas häll“ (Fels der Äxte). Gleich neben der Straße wurde bei Steinbrucharbeiten Ende des 19. Jahrhunderts ein kleines Felsplateau freigelegt, in dem sich Felsritzungen befinden. Sie stammen aus der Bronzezeit und sind etwas anders, als die, die wir in Himmelstalund (Norrköping) besichtigt haben. Erst einmal wurden sie nicht übermalt, weshalb sie etwas schwieriger zu erkennen sind. Deshalb ist es gut, bei tiefstehender Sonne dort zu sein. Dann sind die Kontraste besser. Zweitens überwiegen bei Yxornas häll Beile. Es sind zwar auch mehrere Langschiffe und Tiere zu erkennen, aber die Beile überwiegen. Es ist sogar ein Mann mit einem Beil dargestellt, welches ihn weit überragt.

Auch diese Sehenswürdigkeit ist frei zugänglich. Leider sind durch die vielen Besucher viele Ritzungen, gerade an den Rändern des Plateaus, schon kaum noch zu erkennen. Das ist sehr schade, aber zu verurteilen sind die modernen Ritzungen von Leuten, die dem Ganzen respektlos gegenüberstehen.

Neben der Fischfabrik ist ein Parkplatz mit Stellplätzen für Wohnmobile ausgewiesen, kostenlos. Gegenüber befindet sich der Fabrikverkauf der Fischfabrik, in dem viele frische Fische und leckere Salate angeboten werden.

Kivik

In Kivik fuhren wir zum letzten Mal vor der Fährüberfahrt nach Swinemünde auf einen Campingplatz, und zwar den Kiviks Familjecamping. Inzwischen ist es ruhiger in Schweden geworden, die Ferien sind zu Ende, und man bekommt wieder ausreichend Platz überall. Die Parzellen sind groß und der Platz liegt nur gut einhundert Meter vom Meer entfernt. Dort laden mehrere kleine Strände zum Baden ein. Ein paar alte Bunker sind entlang der Küste verteilt. Sie wurden verschlossen, manche besitzen noch die kleinen Aufsätze für die Schützen.

Auf der küstenabgewandten Seite steht eine kleine Kapelle mit einem hölzernen Glockenturm.

Bis ins Stadtzentrum sind es noch ca. eineinhalb Kilometer zu laufen. Dabei kommt man an einem alten Meilenstein vorbei. Solche Art von Meilensteinen haben wir seit Norrköping immer wieder einmal gesehen. Besonders häufig sind sie auf der Insel Öland.

Kivik selbst zeigt sich sehr luftig: kleine Häuser, breite Straßen, viel Grün. Das Leben spielt sich jedoch am Hafen ab. Dort steht eine Fischräucherei, die die Aufmerksamkeit mit einem gedrehten Schornstein auf sich zieht. Der Fisch ist wie überall in Skandinavien teuer. Neben Räucherfisch werden auch Frischfisch, Fischsalate, Krustentiere und die entsprechenden Gewürze angeboten.

Links von Hafen liegt der lange Sandstrand von Kivik.

Wenn man vom Campingplatz aus links an der Küste am Strand entlang läuft, erreicht man bald den kleinen Ort Vitemölla. Es gibt dort Ende August keinen Tourismus mehr und man kann die hübschen kleinen Häuschen in aller Ruhe bewundern, wenn man durch die wenigen Gassen schlendert.

In Kivik ist auch das Königsgrab zu finden, welches wir vor 22 Jahren besuchten. Damals war alles noch frei zugänglich. Heute bezahlt man ein kleines Eintrittsgeld, um das beeindruckende Hügelgrab zu besichtigen.

Die Landschaft rund um Kivik ist vom Apfelanbau geprägt. Die Bauernläden bieten gerade überall Äpfel, Apfelsaft und Apfelmus an.

Südlich von Kivik liegt der kleine Fischerort Vik. Dort wollten wir uns Prästens Badkar ansehen, „des Priesters Bad“. Auf den Bildern ist eine kleine runde Felsformation an der Wasserlinie zu erkennen. Bei unserem Besuch war der Wasserstand der Ostsee sehr niedrig. Vielleicht konnten wir diese deshalb nicht erkennen. Trotzdem lohnt ein Besuch, denn die Küste wird wieder durch waagerechte Kalksteinplateaus gebildet, wie wir sie schon an der Steinküste auf Öland gesehen haben. Allerdings ist der Kalkstein hier sehr dunkel und sehr löchrig.

 

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