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Archiv für die Kategorie “Lofotentour 2024”

Von Turku nach Stockholm

Da wir die Rücktour aus dem Norden Skandinaviens ohne 5. Gang bewerkstelligen, wollen wir die zu fahrenden Kilometer etwas geringer halten. Deshalb fällt die Fahrt nach Hause über das Baltikum aus. Stattdessen entschieden wir uns für die Fährüberfahrt von Turku nach Stockholm. Eigentlich hatten wir gedacht einen mehrtägigen Zwischenstopp auf den Åland-Inseln einzulegen, aber auch das verwarfen wir. Die Fährüberfahrt wird deswegen nicht wirklich günstiger, außerdem ist es nicht möglich eine Rundfahrt zu machen, denn die Åland-Inseln sind eben Inseln und man muss letztendlich immer wieder zum Mittelpunkt zurückfahren, um eine andere Ecke des Archipels kennenzulernen.

Bei der Recherche, wie wir am günstigsten von Finnland nach Schweden kommen, stießen wir auf die Fährverbindung Naantali (bei Turku) nach Kapellskär (bei Stockholm). Das Fährticket für ein 8m-Wohnmobil kostet 220,-€. Dazu muss für die ca. 8-stündige Überfahrt eine Kabine gebucht werden. Eine Außenkabine kostet noch einmal 70,-€, zzgl. Servicegebühr. Alles zusammen kam uns die Fährüberfahrt ganz knapp 300,-€, online.

Die Nacht vor der Fährüberfahrt verbrachten wir auf dem großen Parkplatz des Hafens von Taimo, nördlich von Naantali. Über die kleine Brücke in der Nähe erreicht man den Badestrand.

Am nächsten Morgen brachen wir früh auf, denn wir sollten spätestens 9.45 Uhr am Terminal sein. Wir waren schon um 8.45 Uhr dort und bald darauf begann das Boarding. Um 9.45 Uhr war dann schon alles abgefertigt. Bis 10.45 Uhr, die planmäßige Abfahrt kamen nur noch Nachzügler.

An Bord packten wir alles zusammen, was wir für die 8-Stündige Überfahrt brauchten, dann suchten wir unsere Kabine. Die Nummer steht auf dem Ticket, welches man beim Check-In erhält. Dies ist gleichzeitig der Zimmerschlüssel. Die Kabine ist ausreichend, mit großem Bad und eigenem WLAN. Was will man mehr?

Dann gingen wir auf Entdeckungstour. Die Fähre besitzt zwei Kabinendecks, darüber zwei Aufenthaltsdecks, mit Restaurants und Shops. Die Außendecks sind großzügig bemessen, mit vielen Sitzmöglichkeiten. Es fühlt sich wie auf einem Kreuzfahrtschiff an.

Da das Wetter sehr schön war, hielten wir uns meistens draußen auf. Ein Großteil der Fahrt führt durch die Schären, die bis zu den Åland-Inseln reichen. Manchmal fährt die Fähre so dicht an den Inseln vorbei, dass man fast hinüber springen kann. Es ist einfach nur atemberaubend schön.

Nach einem kurzen Zwischenstopp in Långnäs ging es Richtung schwedische Küste weiter. So konnten wir uns ein Bild von den Åland-Inseln machen, Felsen und Wald, dazwischen ganz viel Wasser.

Am späten Nachmittag erreichten wir Kappelskär. Wir fuhren von der Fähre und fanden einen Platz für die Nacht am Roslags-Strand in Norrtälje. Wir sind wieder in Schweden.

Rauma

Nun wandten wir uns wieder der Küste des Bottnischen Meerbusens zu, in der Hoffnung irgendwo auf offenes Wasser zu stoßen. Wir mussten aber feststellen, dass vor der Küste ein kilometerbreiter Schärengürtel liegt. Es ist also nicht möglich ohne Boot und ganz viel Zeit an das offene Wasser zu kommen. Die Wasserqualität lässt hier zu wünschen übrig.

Zuerst fuhren wir den Campingplatz Poroholman im Norden von Rauma an. Auf dem Weg dorthin fanden wir noch den Aussichtsturm Rauma, den wir uns ansehen wollten. Der Turm steht auf einem Felshügel südöstlich der Altstadt von Rauma. Drumherum verläuft ein Lehrpfad mit Natur und Kunst als Wegpunkte.

Zur Aussichtsplattform des Turmes, die auf 66,5 Metern liegt, gelangt man mit dem Aufzug. Eine verglaste Galerie führt um alle vier Seiten, in der Mitte befindet sich unter anderem ein Café. Von dort oben hat man einen schönen Rundblick auf das Hinterland und die etwas weiter entfernt liegende Küste.

Der heutige Turm besteht aus dem alten Turm, der 1934 errichtet wurde, und den ihn umgebenden neuen Turm, der 1964 fertiggestellt wurde.

Der Campingplatz Poroholman ist als 5-Sterne-Platz ausgezeichnet, aber doch lässt einiges zu wünschen übrig, z.B. die sanitären Anlagen und das Wasser in der großen Badebucht. Es gibt auch eine Sauna, aber die ist nicht wirklich einladend.

Zu Fuß erreicht man gen Norden die Syvärauman-Bucht mit einer großen Marina, Restaurants und Café´s. Dort steht auch ein kleiner Aussichtsturm aus Holz, der allerdings schon geschlossen hatte, als wir am Abend kamen.

Am nächsten Tag sahen wir uns Rauma an, die drittälteste Stadt Finnlands. Die Altstadt besteht fast ausschließlich aus Holzhäusern. Die ältesten dürften nach dem zweiten großen Stadtbrand 1682 entstanden sein. 1991 wurde die Altstadt Rauma in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Wenn man dort durch schlendert kommt man sich in der Zeit zurück versetzt vor. Die allermeisten Häuser haben nur ein Stockwerk, selten kommt noch ein Dachgeschoss dazu. Außerdem stehen die Häuser nicht so eng zusammen, wie man es sonst kennt. Es gibt also genügend Licht, Luft und Sonne für alle.

Die Kirche des Heiligen Kreuzes stammt aus dem 16. Jahrhundert, auch die Deckengemälde im Inneren der Kirche. In der Kirchenbank sitzt eine Frau mit dem Gesangsbuch in der Hand, obwohl schon alle anderen gegangen sind. Nach zweimaligem Hinsehen ist sie nicht echt, aber sehr hübsch gemacht.

Wir besuchten Rauma an einem Sonntag, was sehr angenehm war, da man sich eher auf die Häuser als auf die Menschen konzentrieren kann.

Orivesi

Im Reiseführer ist eine Bogenkirche in Orivesi aufgeführt. Das interessierte uns und wir fuhren hin. Das erste, was auffällt ist, dass der Glockenturm auf der anderen Straßenseite steht. Er hat die traditionelle Form, die wir schon mehrfach in Finnland gesehen haben.

Gegenüber befindet sich die Bogenkirche, die vom Friedhof umgeben ist. Bis 1958 stand an dieser Stelle noch die alte Holzkirche. Die ist leider abgebrannt. Dafür steht heute eine moderne, im Grundriss fast runde Kirche, weiß angestrichen. Im Eingangsbereich ist die Bogenform unterbrochen und es sind Glaselemente in der ganzen Höhe verbaut.

Leider war die Kirche bei unserem Besuch, Freitags und Samstags, geschlossen. Das Innere der Kirche hätte uns schon auch interessiert.

Ansonsten ist im Zentrum vom Orivesi viel DDR-Architektur der 1970er-Jahre auszumachen. Ab und zu hübschte man diese Bauten inzwischen etwas auf. Diese DDR-Architektur fiel uns schon in anderen Städten Finnlands auf.

Nun fuhren wir nach Tampere, um noch einen Versuch zu starten, an LPG-Gas für unsere Tankflasche zu kommen. Leider wieder ohne Erfolg, obwohl im Internet dafür geworben wird. Jedenfalls fanden wir an dieser Tankstelle, außer Tankautomaten, nichts.

Dafür warnen kurz hinter der viel befahrenen Kreuzung mit einer vierspurigen Straße die gewohnten Schilder vor Elchen. Unterwegs dachten wir immer schon, die finnischen Elche müssen sehr lärmresistent sein, wenn die sich überall dort bewegen, wo wir sie nie vermuten würden. Aber hier, fast in der Großstadt, an dieser Kreuzung, nie und nimmer. Die Schilder stammen wahrscheinlich noch von vor 20 Jahren und wurden einfach nicht abmontiert, ist eher unsere Meinung.

Für die Übernachtung fanden wir einen ruhigen Parkplatz im Grünen, in der Nähe des Alinenjärvi-See´s, am Rande von Nokia, östlich von Tampere.
Zum See führt ein Schotterweg, an dessen Ende ein schöner Badestrand liegt, der mit großen glatt geschliffenen Felsen, die bis zum Ufer reichen, quasi dekoriert ist. Rund um den See sind diese Felsen zu finden, auch im See ragen einige Felsen aus dem Wasser. Er kann also nicht tief sein.

Der Parkplatz ist sehr beliebt bei Badewilligen, Pilzesuchern und Blaubeersammlern.

Siikaneva-Moor

Die Sehenswürdigkeiten im Herzen Finnlands, wie Felsschluchten, das Saunadorf bei Jämsä, einen privaten Hirsch- und Elchpark, eine Dampferfahrt, Schleusen und einiges mehr ließen wir dann doch unbesucht, da das Wetter einfach nicht mitspielt. Seit Tagen schauert es ständig, die Temperaturen liegen bei 16-17 Grad, und die Vorhersage für die nächsten Tage sieht auch nicht besser aus. Der Sommer in diesem Jahr macht wirklich keinen Spaß.

Unbedingt ansehen wollten wir uns aber das Siikaneva-Moor, ein großes zusammenhängendes Sumpfgebiet mit naturbelassenen Waldinseln dazwischen. Es liegt gut 20 Kilometer südlich von Ruovesi. Es gibt zwei Parkplätze am Rande dieses Gebietes, wir nahmen den östlichen, da ist die unbefestigte Strecke nicht so lang.

Auf zwei Wanderwegen, 2,5 und 10 Kilometer lang, kann man diese einzigartige Natur genießen. Durch den Sumpf geht es über Bretterstege, im Wald auf Pfaden voran. In diesen alten Waldstücken ist sogar der seltene Lederrücken, eine Art Bockkäfer, noch zu finden. Er braucht sehr zersetzte Baumstämme, die er in den heutigen bewirtschafteten Wäldern nicht mehr findet.

Sogar den rundblättrigen Sonnentau haben wir entdeckt. Es sollen sogar Fischadler in den Baumkronen nisten, und verschiedene Spechtarten sollen hier leben, aber wir mussten feststellen, dass es mit der Fauna in Skandinavien im Sommer nicht gut aussieht. Wir konnten kein Wild sichten, auch die Vögel machen sich sehr rar.

Die Blaubeeren haben ihre beste Zeit fast hinter sich, aber das Sammeln lohnt sich immer noch. Pilze gibt es sehr viele, auch verschiedene Arten. Ein richtiger Pilzsammler würde wahrscheinlich ganze Körbe voll zusammenbekommen. Wir halten uns ja nur an die Röhrenpilze. Zu unserem Leidwesen herrschen hier Gallenröhrlinge vor. Die sehen wie Steinpilze aus, schmecken aber widerlich. Ein paar Hexenpilze, Butterpilze und Pfifferlinge konnten wir für das Abendessen sammeln.

Ganz in der Nähe der letzten Abbiegung zum Parkplatz ist ein großer Findling zu finden, der Ollin-Stein. Solche großen Felsbrocken, vom Gletscher der Eiszeit an dieser Stelle liegen gelassen, regten die Einheimischen zu Geschichten und Volksglauben an. Es gab auch eine Zeit, an der die Hauptstraße der Region, an dem Findling vorbei führte.

Ruovesi

Jetzt haben wir nicht nur schöne oder interessante Einzelziele angefahren, sondern sind im „Herzen Finnlands“ gelandet. Eigentlich wollten wir uns in Ruovesi nur die Runeberg-Quelle ansehen, die Marina und den Strand. Unser Weg führte uns beim Stadtrundgang auch in die Touristinfo, die sich in einem alten Haus aus dem 18. Jahrhundert befindet. Zu der Zeit wurde das Gebäude als Getreidespeicher genutzt, bis seit 1950 die Ernten nicht mehr so üppig ausfielen.

Aber zuerst die Runeberg-Quelle, auf deren nebenan gelegenen Parkplatz wir auch die Nacht verbrachten, inmitten von Wald. Sie soll Ende der 1820er-Jahre entstanden sein, als das Gebiet geologischen Veränderungen unterlag. Der Pegel der Seen fiel und so trat diese Quelle zutage. Vorher befand sich weiter oberhalb eine berühmte Heilquelle, die daraufhin versiegte.

Der Nationaldichter Johan Ludvig Runeberg, der im 19. Jahrhundert lebte, widmete eines seiner Gedichte wohl dieser Quelle. In Ruovesi gibt es außerdem einen Gedichtepfad zu Ehren Runebergs, und einen Runeberg-Park. Nach dem Tod Runebergs benannten die Einheimischen diese malerische Quelle nach ihm. In den 1920er-Jahren staute man die Quelle an und baute eine Holzbegrenzung drumherum. Seither ist die Quelle eine beliebte Attraktion.

Von der Quelle führt eine Holztreppe durch einen kleinen Urwald nach oben auf einen Weg, der zur Marina von Ruovesi führt. Am Wegrand wachsen wilde Himbeeren, sehr lecker.

Am Pier der Marina liegt ein Restaurantschiff, aber die Attraktion ist das alte Dampfschiff „Tarjanne“ aus dem Jahre 1908. Es hat eine sehr bewegte Geschichte hinter sich. Sogar die Russen hatten im II. Weltkrieg die Hand drauf und setzten es zur Bekämpfung Nazideutschlands ein. Heute fährt es im Sommer täglich die Route Tampere – Virrat. Eine Fahrt kostet ab 80,-€ aufwärts. Per Bus kommt man dann wieder zurück zum Ausgangshafen.

Um 14.45 Uhr legt es in Ruovesi an, was an sich schon ein Schauspiel ist. Wir haben auf der Fahrt durch Finnland schon oft gesehen, dass Frauen Busse, schwere Baumaschinen und andere Fahrzeuge fahren. Auf der „Tarjanne“ sind Frauen Bootsmänner und kümmern sich unter anderen um die An- und Ablegemanöver. An Land werden die gerade herumstehenden Fahrgäste oder Schaulustigen angehalten, die Taue um die Poller zu legen und sie auch wieder abzunehmen. Sogar die Fender sind aus Holzstämmen, nicht aus Gummi.

Das Schiff ist direkt schnuckelig und wie in alten Zeiten sitzen die Fahrgäste auf den seitlichen Decks des Schiffes oder im Heckbereich, alles überdacht. Aus dem Schornstein kommt heute jedoch saubere Luft heraus. Beim Ablegen wird die Dampfpfeife in Betrieb benommen und der Kapitän steuert das Schiff wie in alten Zeiten mit dem Maschinentelegrafen, sichtbar für alle, denn die Brücke ist nur überdacht. Der Kapitän steht also im Freien.

Hält man sich vom Pier aus rechts und folgt dem Weg, gelangt man zum Badestrand von Ruovesi, der sogar einen stattlichen Sprungturm zu bieten hat.

Beim Spaziergang durch die Stadt kommt man an manchen alten Gebäuden vorbei, die aus dem 18.-19. Jahrhundert stammen. Die Innenstadt, die eigentlich nur aus den Gebäuden an der Hautstraße entlang besteht, stammen aus den 1970er-Jahren, auch das nicht mehr sehr ansehnliche Hotel Liera.

Das größte und schönste Gebäude von Rouvesi ist die Kirche mit dem separat stehenden Glockenturm. Der war übrigens früher da als die Kirche, 1722. Etwa 20 Jahre später wurde die Kirche fertiggestellt. Der Innenraum ist schlicht und hell. Das Kirchengestühl, die Kanzel und andere Teile der Einrichtung sind in einem relativ hellen Blau gehalten. Die Inneneinrichtung stammt aus verschiedenen Zeiten, bildet aber trotzdem eine Einheit. Auch in dieser Kirche gibt es zwei Orgeln, die Hauptorgel auf der Empore und eine kleine Orgel neben dem Altarraum. Die besitzt seitlich sogar Pfeifen aus Kupfer, was wir so noch nie gesehen haben. Der Friedhof ist sehr groß und sehr gepflegt.

Unter einem Holzdach am Rande des Friedhofes steht ein altes Boot, welches wir schon als Teerboote im Freilichtmuseum Turkansaari gesehen haben. Nur dieses hier ist ein Kirchenboot, das 60 Personen transportierte, zu kirchlichen Feiertagen bis zu 100 Personen. Es ist 20,3 Meter lang und besitzt 15 Ruderreihen. Es kam im Juli 1923 an diese Stelle.

Sehenswert ist auch das kulturhistorische Museum Ruovesis. Der Eintritt ist kostenlos. Kulturhistorisch gibt es nur einen Trampelpfad auf den kleinen Hügel hinauf, auf dem verschiedene Holzgebäude aus dem 17.-19. Jahrhundert wieder aufgebaut sind. Das älteste Gebäude, ein kleiner Speicher stammt sogar aus dem 16. Jahrhundert. Unglaublich, alles wurde aus Holz gebaut und es existiert noch heute.

In der Anmeldung bekommt man einen Übersichtsplan, auf dem die Gebäude mit deren Nutzung aufgeführt sind. Es gibt Wohnhäuser, Speicher, Viehställe, ein kombiniertes Frauenwohn- und Speichergebäude, sowie eine Mühle und die Rauchsauna. Vieles Interessante wurde an Einrichtung, Arbeitsgerät und täglichen Gebrauchsdingen zusammengetragen, fast alles in Handarbeit aus Holz hergestellt. Im Schlafzimmer eines Wohnhauses ist sogar noch die Wandbemalung erhalten, die einer Tapete gleicht. Alles wurde sehr liebevoll zusammengetragen. Hat man Fragen, so beantwortet die Dame in der Anmeldung diese.

 

Menkijärvi

Seit Oulu gab es nichts aufregendes oder interessantes mehr zu sehen. Wald und Straße, Straße und Wald, ab und zu eine winzige Siedlung, ganz selten eine Stadt, und wieder Wald und Straße. Jede Menge Elche sehen wir. Leider sind diese nur auf Warnschilder aufgemalt und die gibt es alle Nase lang.

So fuhren wir auf der Straße 86 über Oulainen nach Ylivieska, weiter auf der Straße 63 über Sievi und an Toholampi vorbei. Außer einer Kaffeepause sind wir heute nur gefahren.
Einen Übernachtungsplatz fanden wir am Südende des Ullavanjärvi-See´s. Eigentlich heißt Järvi übersetzt See, aber ich schreibe …järvi-See zum besseren Verständnis.

In Rahkonen gibt es einen kleinen Badestrand. Da das Wetter kühl und schaurig ist, bleibt es sehr ruhig. Nur ganz wenige Einheimische kommen an den Strand, gehen baden und fahren dann wieder. Am Abend gesellte sich noch ein finnisches Wohnmobil ans andere Ende des Strandes.

Am Abend hatte Klaus einen Hecht im benachbarten Graben geangelt, den es zum Abendessen gab. Da er nur gut fünfzig Zentimeter maß, schmeckte er sehr lecker, dazu frische kleine Frühkartoffeln. Über uns und dem See flogen Schwalben und fingen Insekten. Es machte Spaß ihnen zuzusehen. Zu Hause brüten bei uns Schwalben im Gartenhaus. Es ist die blanke Freude ihre Beschäftigungen, den Nestbau, der Aufzucht der Jungen und die ersten Flugstunden sowie Fütterungen zu erleben.
Am Strand von Rahkonen hatten wir jedenfalls eine sehr ruhige Nacht.

Unser nächstes Ziel sollte das Ateljee Tapio Autio am unteren Ende des Lappijärvi-See´s sein. Tapio Autio arbeitet seit mehr als dreißig Jahren als Polizist. Als von seiner Umwelt inspirierter Künstler arbeitet er nebenbei gern mit Stein und Beton und schafft aus diesen Materialien atemberaubende Dinge, die einzigartig und mystisch sind. Von Steinmalereien über Skulpturen bis hin zu ganzen Bauwerken erschafft er wahre Kunstwerke. Sogar ein Aussichtsturm ist dabei. Leider blieb uns dieser Besuch verwehrt, da es keinen Parkplatz gibt. Es haben vor dem Portal nur drei PKW´s am Straßenrand Platz, die schon voll waren. Auch weiter entfernt gibt es keine Parkmöglichkeit.

Kurz vorher hatten wir eine Kaffeepause am Picknickplatz Tarvolan uimaranta eingelegt. Auf einer Tafel wird berichtet, dass die Landschaft um den Lappijärvi-See hügelige idyllische Dorflandschaft ist. Um den See herum liegen offene Wälder sowie unbewohnte Wald- und Sumpfgebiete. In dem wertvollen Kulturlandschaftsgebiet nisten und leben viele Vogelarten. Das haben wir sogar bei unserem kurzen Aufenthalt bemerkt. Sechs verschiedene Vogelarten tummelten sich auf dem kleinen Platz, unter anderem Wacholderdrosseln, Stare und Bachstelzen.

Dann fuhren wir weiter zum nächsten Ziel an diesem Tag, der Menkijärvi Verteidigungsstellung. Das Gebiet um den Menkijärvi-See ist in den vergangenen Jahrhunderten von vielen Kriegen und Auseinandersetzungen gezeichnet worden, auch vom II. Weltkrieg.

Vielleicht deshalb hat man diese Touristenattraktion hier im Wald geschaffen, um darauf aufmerksam zu machen. Man will hier zeigen, wie es an der Front aussah. Man hat verschiedene Geschütze aufgestellt, einen Panzer, Stacheldrahtbarrieren und einen Schützengraben nachgebaut. Man kann sich das alles kostenlos ansehen. Kleine Tafeln, leider nur auf finnisch, dienen der Erklärung.

In dem Wald drumherum findet man zur Zeit so viele Blaubeeren, das man sich die größten und schönsten aussuchen kann. Trotzdem so viele Leute extra zum Sammeln herkommen, sind noch mehr als genug Beeren da. Dazu gibt es Pilze und die Preiselbeeren sind fast reif.

Der Badestrand mit Badesteg ist gut besucht. Direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite befindet sich ein stillgelegter Flugplatz, der heute nur noch von Sportfliegern genutzt wird.
Wer Lust und Zeit hat, kann einmal rund um den See wandern.

 

Oulu

Die Universitätsstadt Oulu mit mehr als zweihunderttausend Einwohnern fuhren wir an, um einen Waschsalon aufzusuchen. In Finnland wurden wir dahingehend wieder fündig und es war dringend nötig. Südlich von Oulu, an der Abfahrt 6 der E8, findet man in einem Einkaufszentrum den Waschsalon 24PESULA. Kurz gesagt, wir bekamen drei Waschladungen inklusive Trockner für die Hälfte des Geldes und die halbe Zeit, die wir auf einem Campingplatz gebraucht hätten. Auf den Campingplätzen kommt noch dazu, dass Viele waschen wollen, es also fast Stress bedeutet, seine Wäsche gewaschen zu bekommen. So war es viel einfacher und besser.

Auf der Suche nach etwas, was wir uns in der Umgebung ansehen könnten, stieß ich auf das eiszeitliche Grab Kaakkuri. Es waren nur zwanzig Minuten zu Fuß dorthin. Dabei kommt man durch eine sehr hübsche und grüne Wohnsiedlung. Dazwischen, mitten im Wald, liegt das Grab. Es ist nicht mehr viel davon übrig, aber man kann noch erkennen, wie es einst ausgesehen haben könnte. Mittendrin wächst ein Baum und offensichtlich fehlen jede Menge Steine. Eigentlich sind nur noch Reste der Grundmauern übrig.

Die Nacht verbrachten wir am Oulu-Fluss, auf einem Parkplatz für die Bootsfahrer der Umgebung. Am Abend zog ein Gewitter über uns hinweg und die Bootsfahrer und Angler blieben für den Rest des Abends aus.

Am nächsten Morgen besuchten wir das Freilichtmuseum Turkansaari. Wir haben normalerweise nicht viel übrig für Freilichtmuseen, aber der Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Wir verbrachten ganze drei Stunden dort.
Das Museum liegt auf zwei Inseln im Oulu-Fluss und ist sehr weitläufig. Das Hauptthema ist die Herstellung von Holzteer, dessen Vertrieb und das Leben der Arbeiter in früheren Zeiten. Bisher hatten wir uns noch keine Gedanken gemacht, wo Teer herkommt. Jetzt wissen wir alles darüber. Man erfährt auch etwas über die Flößer der früheren Zeit.

Für das Museum wurden viele Wohn- und Speicherhütten aus der Umgebung des Oulu-Flusses zusammengetragen.

Im Norden der Stadt Oulu stand das große Teer-Warenhaus, welches 1781-1783 erbaut wurde. Bis zum großen Feuer 1901 war es das größte Teer-Warenhaus der Welt, nur im russischen Archangelsk gab es ein Vergleichbares. Im Topjahr 1865 wurden 83.580 Fässer exportiert.

Das Teer wurde gewonnen, indem man Fichtenholz, welches man eigens dafür anbaute, in einem Meiler verkohlte. Dabei entsteht eine dicke Brühe, die in der Mitte des Meilerbodens durch ein Holzsieb floss und sofort über ein Rohr in die Fässer lief. Noch heute wird im Rahmen von Events dieser Prozess durchgeführt.

Die Teerfässer wurden dann größtenteils auf Boote verladen und über die Wasserwege zu den Kunden gebracht.

An Land transportierte man verstärkte Fässer zusammengebunden und mit Stangen an einem Pferd befestigt. Sie rollten dann hinterher. Mehrere Fässer zusammengebunden, wie eine Art Floß, und mit einem Kahn geschoben, war eine weitere Möglichkeit, die Fässer auf kurze Distanzen auf dem Wasser zu den Kunden zu bringen.

Die Arbeit war schmutzig und hart. In den Hütten hielten sich die Arbeiter auf. Die kargen Inneneinrichtungen sind nachgestellt. Manche Hütten stammen aus den 17. Jahrhundert, andere aus dem 18. oder 19. Jahrhundert. Viehställe, Speicherhütten für alles mögliche, eine Schmiede und eine Windmühle sind ebenfalls zu besichtigen. Sogar eine Kirche gibt es. Einen Meiler hat man zur Hälfte aufgeschichtet, damit man dessen Aufbau erkennen kann. Dazu die Nische, wo das Teer aus dem Rohr kommt, unterhalb des Meilers. Alles sehr interessant.

Man kann sogar die Natur der Inseln genießen. Ein Holzweg führt durch den Fichtenwald und am Oulu-Fluss entlang. Mehrere Infotafeln zeigen die Flora und Fauna dieser Gegend, sogar Elche soll es hier geben. Einen Waldboden mit einem Schachtelhalm-Teppich haben wir so auch noch nicht gesehen.

Im Café kann man den Museumsbesuch mit einem Kaffee und großen hausgemachten Schmalzkringeln beenden. Oder man kauft ein Lunchpaket für 20,-€ und bekommt dafür eine sehr gute Lachssuppe, Brot und Butter und Kaffee, von allem so viel man mag.

Einziger Nachteil: die Mücken. Also entweder Mückenschutz oder lange Kleidung mitnehmen. Der Eintritt in das Freilichtmuseum kostet 10,-€ pro Person, Rentner zahlen 7,-€. Der Besuch ist es auf alle Fälle wert.

Tornio

Tornio liegt schon fast am Bottnischen Meerbusen, direkt an der schwedischen Grenze. Das Besondere an Tornio ist der Golfplatz. Wenn man hier einen Ball abschlägt, braucht er eine Stunde bis er landet. Wieso? Na ja, der Golfplatz liegt auf finnischem und auf schwedischem Gebiet. Wird der Ball von Finnland nach Schweden geschlagen, dann sorgt die Zeitverschiebung um eine Stunde für dieses Phänomen. Dieser Golfplatz zählt daher zu den kuriosesten Golfplätzen der Welt.

Tornio ist eine moderne Stadt, besitzt kaum ältere Gebäude, obwohl sie 1621 die Stadtrechte erhielt. Das älteste Gebäude ist die Holzkirche aus dem Jahre 1686, die Tornio-Kirche, mit separatem Glockenturm. Beides ist in unglaublicher Weise schindelgedeckt. Die Schindeln haben verschiedene Formen und bilden durch das Verlegen Muster. Das Glanzstück ist der Glockenturm, der jedoch geschlossen ist. Die Kirche konnten wir von innen besichtigen. Wer gerne eine Führung möchte, kann dies haben. Wir besorgten uns für 1,-€ Obolus einen Flyer in Deutsch. Das ist einfacher für uns, um uns über diese einzig erhalten gebliebene Strebepfeilerkirche im nordischen Stil zu informieren.

Zwei der vier Kuppelgewölbe sind mit Malereien geschmückt. Über dem Altarraum sind Szenen aus dem Alten und Neuen Testament dargestellt. Das zweite Kuppelgewölbe im vorderen Kirchenraum zeigt Engel mit Eichenlaubkränzen und Acanthusblättern. Die Kanzel und weitere Teile des Innenraumes sind mit barocken Schnitzereien verziert. Auffallend ist die Farbigkeit, mit der der Innenraum glänzt.

In einem Reiseführer lasen wir etwas von einer Brauerei. Da wir schon sehr lange keine Brauerei mehr besucht haben waren wir neugierig. Bier aus dem Finnischen Lappland, nach alter Tradition und mit Quellwasser gebraut, das wollten wir uns nicht entgehen lassen.
Die Wirklichkeit sieht anders aus. Eine Brauerei konnten wir nicht finden. Es gibt nur einen kleinen Verkaufsraum, in dem Craft-Biere, Destillate und Liköre angeboten werden, auch Longdrinks und Marmeladen gehören zum Angebot. Wir entschieden uns für ein Red Ale und ein Lagerbier, aber beides ließ für unser Verständnis einen richtigen Biergeschmack vermissen. Dabei kostet eine Büchse 3,-€.

Anschließend gingen wir über eine Fußgängerbrücke auf die kleine Insel, die sich gleich neben der Brauerei befindet. Sie dient als Liegewiese und Badestrand für die Einwohner der Stadt, und natürlich die Gäste.

Zum Schluss spazierten wir zum Nordberg, wie die Promenade südlich der Fachwerkbrücke über den Tornefluss heißt. Ein großer Edelstahl-Obelisk, alle vier Seiten sind unterschiedlich, stellt die lokale Kulturgeschichte dar. Darin sind viele technische Dinge zu einem Ganzen verarbeitet. Mindestens genauso interessant ist der riesige Lachs, der nur aus unzähligen Edelstahlringen besteht, wirklich beeindruckend.

Nach dem Besuch von Tornio suchten wir uns den nächsten Platz für die Übernachtung. Den fanden wir auf der Housukari-Halbinsel kurz hinter Kemi. Es ist ein Parkplatz an einem Badestrand, der allerdings nicht sehr einladend ist, dafür ruhig.

Rovaniemi

Von Kutuniva fuhren wir in Richtung Rovaniemi, zuerst fast immer durch den Pallas-Yllästunturin-Nationalpark. Hier gibt es viele Wanderwege und man kann einigen polaren Freizeitaktivitäten nachgehen, vor allem im Winter. Alles ist jedoch auf die Beobachtung des Nordlichts im Winter ausgelegt. Jetzt im Sommer haben die Nordfinnen und Sami quasi Urlaub. Wir befinden uns immer noch auf über zweihundert Höhenmetern.

Unterwegs überholten wir einen deutschen Radfahrer. Er trug auf dem Rücken die Aufschrift „Freiburg-Nordkapp-Freiburg“, und er war nicht mehr der Jüngste. Respekt und Gute Heimfahrt.

Ab und zu begegnet man am Straßenrand einem Rentier, nur einmal waren es zwei. Wir fuhren am nördlichen Ufer des Jerisjärvi-See´s weiter, dann über Levi, einem großen Wintersportort, über Kittilä bis nach Rovaniemi. Dort hatten wir uns einen Stellplatz am Badestrand ausgesucht. Neben dem Badestrand kann man dort auch verschiedene Wassersportarten betreiben oder in die Sauna gehen. Es gibt eine Freilichtbühne und auf der Insel gegenüber wurde ein Naturpfad angelegt. Jedenfalls ist dort jede Menge Betrieb und es ist entsprechend laut. Selbst in der Nacht blieb von den Straßen her eine unangenehme Geräuschkulisse erhalten.

Deshalb standen wir früher auf, um möglichst schnell wieder Ruhe zu bekommen. Rovaniemi ist die einzige Stadt, die vom nördlichen Polarkreis durchzogen wird. In der Stadt ist davon nichts zu merken. Will man den Polarkreis spüren, muss man 7 Kilometer nordöstlich aus der Stadt fahren, zum Joulupukin Pajakyla. Auf Deutsch heißt das Weihnachtsmanndorf und es ist das ganze Jahr über geöffnet. Es ist ein großes Gelände, vor allem mit Souvenirshops, einem Hotel und einem Restaurant. Dazu gehört die Weihnachtsmann-Hauptpost. Von hier aus kann man entweder Wunschzettel an den Weihnachtsmann schicken, oder einfach nur eine Karte vom Polarzirkel nach Hause. Das dauert wohl so zwei bis drei Wochen.

Zwischen all den Gebäuden, beinahe zur Nebensache degradiert, ist der Polarzirkel auf dem Boden markiert. Damit man die Markierung nicht übersieht, stehen ein paar Säulen mit der Aufschrift „Polarzirkel“ darauf. Die Thermometer zeigen momentan +28°C an.

Im hinteren Teil sind die Rentiere untergebracht. Man kann sie beobachten, füttern oder eine Tour mit ihnen machen. Das kostet allerdings Eintritt. Etwas entfernt befindet sich die Grotte des Weihnachtsmannes. Dort hat er seine Werkstatt. Die ist jedoch nur von November bis Dezember geöffnet.

Nun setzten wir unsere Fahrt in Richtung Süden fort. Das nächste Ziel soll Tornio sein. Da wir nicht die E75 weiterfahren wollten, wechselten wir bald auf die Straße 926, die am linken Ufer des Kemijoki-Flusses entlang führt.
Durch Zufall fanden wir den Sukulanrakka-Gletschertopf. Um den zu erreichen biegt man links von der Straße ab und folgt einem zwei Kilometer langen Waldweg. Ganz unvermittelt, mitten im grünen Wald, steht man vor einer Felsengruppe. Die erinnerte mich sofort an das Elbsandsteingebirge bei Dresden. Davor stehen drei Infotafeln, die darüber aufklären, dass inmitten dieser Felsen 14 Gletschermühlen zu finden sind. Die Größte misst 8 Meter im Durchmesser und ist 15 Meter tief. Sie ist somit eine der größten Gletschermühlen in Finnland. Es gibt noch zwei weitere große Löcher, die 9 und 10 Meter tief sind. Die anderen Löcher sind kleiner. Über Leitern und Pfade kann man die Felsen erkunden und nebenbei Blaubeeren naschen.

Von Gletschermühlen hatten wir damals, auf unserer Reise vom Nordkapp, in der Grønligrotta (Norwegen) zum ersten Mal gehört. Dort waren sie klein, im Durchschnitt einen Meter im Durchmesser. Umso erstaunlicher ist die Größe der Löcher hier.

Gletschermühlen sind nichts weiter, als von Steinen geschaffene Löcher, als sich der eiszeitliche Gletscher über sie hinweg bewegte. Durch den Druck und die Bewegung des Gletschers wurden diese Steine immer im Kreis bewegt, rundeten sich ab und wurden dabei immer tiefer in den Fels getrieben. Die runden Steine finden sich dann immer am Boden der Gletschermühlen.

Nach dieser aufregenden Entdeckung legten wir eine Kaffeepause ein und steuerten den nächsten Übernachtungsplatz an. Den fanden wir am Ufer des Kemijoki-Flusses kurz hinter Mattinen. Es ist ein schöner Grillplatz mit kleinem Strand, und jeder Menge Mücken. Ein rauchendes Feuer hilft ein wenig dagegen.

Mit der Mitternachtssonne ist es seit dem Polarkreis vorbei. Die Nächte werden wieder diffuser, noch nicht dunkel. Außerdem zeigt die Natur wieder ihr gemäßigtes Gesicht, die Bäume sind wieder normal hoch, die Baumarten sind zahlreicher und die Wälder dichter. Jetzt warnen wieder Schilder vor Elchen.

Es sind zwar viele Ortschaften auf Google Maps verzeichnet, aber die allermeisten Einwohner haben ihre Häuser im Wald versteckt gebaut. Man sieht nur die Briefkästen vor den Einfahrten, die sich im Wald verlieren. Nur wenige Ortschaften kann man als solche bezeichnen, eher sind es lockere Ansammlungen von Häusern.

Muonio – ein perfekter Tag

Wir wachten am Strand des Ylinen Utkujärvi-See´s bei strahlenden Sonnenschein auf, frühstückten in Ruhe und machten uns reisefertig. Die ersten Badegäste waren schon da.
Unser nächstes Ziel war die Arctic Sauna World bei Muonio, eine der fünf schönsten Saunen in Finnland. Eine weitere schönste Sauna liegt bei Inari, aber das ist viel zu weit weg. Muonio liegt direkt am Weg, also nichts wie hin.

Die Straße zieht sich und bietet wenig Abwechslung, anders als in Norwegen, wo sich hinter jeder Kurve eine andere Ansicht bietet. Wir fahren durch eine hügelige Landschaft mit lichten Wäldern, Seen und Mooren. Vorherrschende Bäume sind Kiefern und Birken, dazwischen jede Menge Blaubeeren und schwarze Krähenbeeren.

Ein weißes Rentier graste am Straßenrand. Ganz Finnisch Lappland ist Rentierzuchtgebiet und die Tiere können sich frei bewegen. Deshalb trifft man auch hin und wieder eines am Straßenrand. Zwei Rentier-Verladestationen haben wir auch schon auf der Fahrt gesehen. Das sind große Gatter mit einer Rampe in Höhe des Transporters, der sie abholt.

In Muonio gingen wir noch einkaufen. In der Tiefkühltruhe fanden wir eine neue und sehr leckere Stieleissorte – Salzkaramell. Wir dachten, es wird günstiger, aber Lebensmittel sind auch in Finnland sehr teuer. Daneben bietet ein Händler Schneemobile und Quads an, in vielen verschiedenen Größen.

Die Arctic Sauna World ist ca. 20 Kilometer östlich von Muonio zu finden, in Kutuniva am Jerisjärvi-See. Sie öffnet erst um 15 Uhr. Vorherige Online-Anmeldung ist erforderlich. Da wir schon zur Mittagszeit dort waren, suchten wir uns einen Parkplatz und gingen Blaubeeren und Moltebeeren pflücken, die hier in Mengen wachsen. Inzwischen sind auch manche Moltebeeren schon reif, so dass wir uns nicht nur auf eine Kostprobe beschränken mussten. Wenn die Moltebeeren richtig reif sind, haben sie einen etwas gewöhnungsbedürftigen Geschmack. Sie sind eben etwas besonderes.

Der Saunabesuch ist auf zwei Stunden beschränkt und kostet 25,-€ pro Person. Dafür bekommt man ein Saunaerlebnis, welches man nicht gleich wieder findet. Vor allem waren wir auf die Rauchsauna gespannt, die in Finnland fast überall zu finden ist. Sie ist der älteste Saunatyp in Finnland und wird durch ein besonderes Verfahren erhitzt. Dafür wird Holz angezündet und verbrannt, aber es gibt keinen Schornstein oder anderen Abzug. Erst wenn die richtige Temperatur erreicht ist, wird der Rauch aus dem Raum abgeführt und es bleibt ein rauchiger Duft zurück. Alles ist verrußt, daher werden Bretter zum Sitzen angeboten, um sich nicht mit dem Ruß zu verschmutzen. In jedem Saunaraum stehen Wassereimer und große Schöpfkellen, damit die Saunagäste nach Belieben selbst aufgießen können.

Neben der Rauchsauna gibt es eine echte finnische Sauna, die ebenfalls fensterlos ist, und zwei Panorama-Saunen. Die Temperaturen sind nicht sehr hoch. Sie steigen erst mit dem Aufgießen an.

Abkühlen kann man direkt im See, wofür es einen bequemen Einstieg gibt. Liegen und Bänke bieten die Möglichkeit zum Ausruhen. Alles ist perfekt und durch die Anmeldung immer nur weniger Gäste auch nicht überfüllt. Zum Saunieren werden Handtücher und Papiertücher zum Sitzen gestellt, für den Durst gibt es Quellwasser, alles im Preis enthalten. Das ist Entspannung pur, dazu herrlicher Sonnenschein und warme Luft.

Das Besondere an der Arctic Sauna World ist, dass die vier Saunen nach finnischen Volksgöttern benannt sind. Die Rauchsauna gehört Ukko. Er ist der König aller Götter und Herr über Licht, Feuer und Luft. Die finnische Sauna oder Erdsauna ist Tapio gewidmet. Er trägt ein Geweih und ist der König des Waldes und Beschützer der Tiere. In dieser Sauna sind vier Öfen um einen Mittelpfeiler angebracht, für die vier Himmelsrichtungen. Man kann durch die strömende warme Luft die Erde und den Wald spüren.

Die Wassersauna, im Obergeschoss gelegen, mit einer großen Glaswand, die den Blick auf den darunterliegenden Ruheraum und den Einstieg in den See freigibt, herrscht Vellamo, die Göttin des Wassers.

Die vierte Sauna, die Nordlichtsauna, wird Repo genannt. Repo heißt der Fuchs auf finnisch. Das Nordlicht heißt im finnischen Fuchsfeuer. Im Erdgeschoss des zweistöckigen Gebäudes ist die Panoramasauna mit Sicht in drei Richtungen, umrahmt von Grün und einem kleinen Birkenwäldchen. Die Lounge im Obergeschoss besitzt ein riesiges Oberlicht, durch welches man im Winter das Nordlicht beobachten kann.

Gleich an die Sauna angeschlossen, die ganze Anlage gehört übrigens zum Jeris-Hotel, ist ein kleines Restaurant. Auf der Speisekarte steht Elchentrecŏte mit gebackenen Kartoffeln, saisonalem Gemüse und Zitronen-Kapern-Butter. Das Gericht kostet 28,-€, für unser Verständnis eher günstig für ein Elchgericht. Deshalb nahmen wir unser Abendessen heute im Restaurant ein und bestellten Elchentrecŏte. Nachdem wir schon mit Elch- und Rentiergerichten hereingefallen sind, weil der Fleischanteil sehr gering oder mit anderem Fleisch versetzt war, waren wir skeptisch. Wir müssen sagen, diese Investition hat sich echt gelohnt. Bei einem Entrecŏte kann man nichts verfälschen, und es war die Hauptsache auf dem Teller. Das Gericht war vom Optischen her einer Sterneküche würdig. Auch das Essen war perfekt. Elch schmeckt kein bisschen nach Hirsch, sondern sehr nach Rind. Das Wasser, welches wir bestellten, und das als Vorspeise gereichte Brot mit Butter gab es gratis dazu. Wir saßen auf der Terrasse des Restaurants und genossen die Sonne, den See und das herrliche Essen.

Für 10,-€ konnten wir sogar auf einer großen Wiese am Seeufer über Nacht stehen bleiben. Wir saßen am Ufer und beobachteten den Sonnenuntergang und die Wellen auf dem See. Am Abend kam uns dann noch ein Rentier besuchen. Es kam vom Hügel herunter und wollte sicher im See saufen.

Die Nacht war sehr ruhig und vollkommen mückenfrei, während wir letzte Nacht am Ylinen Utkujärvi-See quasi überfallen wurden. Sie kamen sogar ins Wohnmobil, obwohl überall Fliegengitter davor sind, unglaublich.

Übrigens besitzt die Region Muonio die sauberste Luft Finnlands, und es leben die glücklichsten Menschen Finnlands hier.

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