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Archiv für die Kategorie “Lofotentour 2024”

Vesterålen – Hadseløya

Nach einer ruhigen Nacht fuhren wir zum Fähranleger, den wir bei der Hinfahrt gestern Abend entdeckt hatten. Mit dieser Fähre, die nach Melbu auf der Insel Hadseløya fährt, sparen wir eineinhalb Stunden Autofahrt. Wir wissen nicht genau, was die Überfahrt kostete, aber im Internet ist die Rede um die 15,-€. Der Mann, der die Autos sortierte, scannte das Kennzeichen, alles andere geht automatisch.

Wir kamen auch gleich zur richtigen Zeit an, denn die Fähre hatte gerade angelegt. Sie fährt wohl alle zwei Stunden und braucht ca. 40 Minuten bis auf die andere Seite.

Da wir inzwischen gelernt haben, dass es keine gute Idee ist, der Hauptverkehrsstraße, in dem Fall der 82, zu folgen, entschieden wir uns, die westlichen kleinen Straßen um die Inseln zu nehmen. Dort fahren wir fast alleine als Wohnmobilisten. Die Straße ist zwar eng und man muss oft langsamer fahren, um am Gegenverkehr vorbei zu kommen, aber es ist herrlich. Auf diesem Weg sieht man das wahre, ursprüngliche Inselleben. Da grasen Kühe und Schafe, die Häuser liegen zum Teil traumhaft und es gibt jede Menge traumhafte Aussichten. Die Parkmöglichkeiten sind begrenzt, aber es gibt keine Verbotsschilder und keine Gebühren, alles ist entspannt.

Am westlichen Ende war ein Parkplatz oberhalb eines Strandes. Den sahen wir uns an. Herrlich weißer Sand, die Sonne kam tatsächlich ab und zu heraus, und viele große Steine machen den Strand aus. Dazwischen liegt der Blasentang gerade trocken, da es Ebbe ist. Sogar Napfschnecken und Meeresschnecken fanden wir. Das ist doch unser Abendessen, dachten wir, und wir holten uns ein paar von den beiden Schneckenarten und dem Blasentang.

Dann kamen wir nach Stokmarknes. Am Hurtigruten-Museum fanden wir einen Parkplatz. Von dort aus erkundeten wir die kleine Stadt. Der große verglaste Bau des Hurtigruten-Museums beherbergt das Hurtigruten-Schiff „MS Finnmarken“ aus dem Jahr 1956.

Der norwegische Kapitän Richard With gründete 1893 die „Hurtig Ruten“ als Postschifflinie, zuerst nur zwischen Trondheim und Hammerfest. Im Laufe vieler Jahre baute man die Linie immer weiter aus, so dass sie heute von Bergen bis nach Kirkenes reicht. Das sind mehr als 4500 Kilometer, auf denen die Schiffe 34 Häfen anlaufen. Inzwischen ist die Linie eine beliebte Reiseroute.

Gleich neben dem Hurtigruten-Museum steht ein altes Gebäude „Rødbrygga“, rot angestrichen mit weißen Fenster- und Türrahmen, ganz traditionell. Es stammt aus dem Jahre 1906 und ist ein Pub. Wenn man dort eintritt reist man in der Zeit zurück. Wie in einem richtigen Pub gibt es überall etwas zu sehen. Decken und Wände sind mit alten Dingen, Fanartikeln oder Souvenirs dekoriert. Die Bestellung wird am Tresen abgegeben und später an den Tisch gebracht. Bezahlt wird im Voraus. Bei uns war gerade wieder eine Kaffeepause dran, also bestellten wir Waffeln mit Erdbeeren und Sauercreme. Die Erdbeeren waren zwar Marmelade, aber die Waffeln und auch der Kaffee schmeckten super. Auch vom Preis her kann man sich nicht beschweren, denn die Waffeln kosten nicht mehr als in Deutschland.

Nach dieser tollen Erfahrung schlenderten wir noch etwas am Ufer entlang und durch die Einkaufsstraße zurück zum Parkplatz. Es gibt nicht viel Altes zu sehen, aber der Komplex des Hurtigruten-Museums, des Hurtigruten-Hauses und des Richard With-Hotels überstrahlen das kleine Stokmarknes.

Links neben dem Hurtigruten-Museum steht die Büste des Gründers Richard With. Gerade machte auch das gleichnamige Schiff am Kai fest. Schiff und Gründer an einem Ort zur gleichen Zeit.

Über eine weitere große hoch gebogene Brücke erreichten wir die nächste Insel, Langøya.

Lofoten – Austvågøya

Unser nächstes Ziel war die Lofoten-Kathedrale in Vågan bei Kabelvåg. Vågan haben wir doch schon einmal gehört, ja richtig, auf Værøy. Dort hatten wir die älteste Kirche der Lofoten besucht. Diese stand einmal gegenüber der heutigen Kathedrale neben dem Friedhof. Da ist heute nur eine Wiese.

Nachdem es drei oder vier weitere kleine Kirchen in Vågan gab, baute man die Kathedrale von 1895 bis 1898 an der heutigen Stelle. Es ist eine kreuzförmige Holzkirche mit 1200 Sitzplätzen. Sie ist somit die größte Holzkirche in Nordnorwegen. Das älteste Stück, welches man in der Kathedrale besichtigen kann, ist die Bibel von Frederik II. aus dem Jahre 1589. Das Innere der Kirche ist relativ schlicht, aber elegant. Der Besuch kostet 5,-€ Eintritt.

Was die Preise, die wir angeben, angeht, so rechnen wir großzügig 1:10. Das ist für uns am einfachsten und nicht so weit weg vom exakten Preis.

Es war schon ziemlich spät und wir waren auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz. Den fanden wir erst kurz hinter Fiskebøl an einem Strand.

Es gab viele Übernachtungsgäste, die meisten waren aber mit dem PKW da und zelteten am Strand. Wie jeden Tag regnete es ständig. Nur gut, dass wir ein festes Dach über dem Kopf haben. Aber bei 13 Grad mussten wir doch einmal die Heizung in Betrieb nehmen. Das macht nicht wirklich Spaß, das nasskalte Wetter und die Unmengen von Touristen, von denen fast die Hälfte Wohnmobilisten sind.

Lofoten – Vestvågøy

Nach einem kurzen Stopp in Leknes, wo es für uns eher uninteressant war, fuhren wir weiter Richtung Norden, immer auf der E10. Kurz hinter Borg erhebt sich ein gewaltiges Langhaus der Wikinger auf einem Hügel. Es gehört zum Lofoten-Wikingermuseum. Dort war der Parkplatz so voll, dass wir nur ein Bild vom Langhaus machten und dann weiterfuhren.

Irgendwann kamen wir zum Gimsøystraumen, der die Insel Gimsøya und die Insel Austvågøya voneinander trennt. In diesem Gebiet kann man bei den Gezeiten an verschiedenen Verengungen zwischen den Inseln die Strömungen und Strudel sehen. Wir wollten uns am Gimsøystraumen, über den eine Bogenbrücke spannt, Zeit nehmen, um die Sache zu beobachten. Da es schon spät war, wollten wir auf dem Rastplatz übernachten. Dies war ein weiteres Mal nicht möglich.

Lofoten – Flakstadøya

Per Brücke setzten wir von Moskenesøya nach Flakstadoya über. In Ramberg gingen wir noch einkaufen, dann wollten wir die nächsten Ziele ansteuern. Zum einen den Ort Sund mit seinem Fischereimuseum und der Kunstschmiede. Leider ist dort kein Parkraum vorhanden, der groß genug wäre, um alle Interessenten aufzunehmen. Aus Erfahrung wissen wir nun, dass wir es auch gar nicht zu versuchen brauchen. Genauso verhält es sich mit dem Museumsdorf Nusfjord und mit verschiedenen Stränden, die wir uns ansehen wollten.

So durchfuhren wir die Insel und stoppten erst wieder in Napp, wo ein Seegras-Laden zu finden ist. Zwei junge Frauen verkaufen dort alles, was man aus Seegras und Algen herstellen kann, wie z.B. getrocknete Algen als Snack und in Gewürzen verarbeitet bis hin zu Kosmetik. Wir kauften dort getrockneten Kelp als Snack und zwei Gewürzmischungen mit Algen. Dort ist zwar nichts günstig, aber man hat etwas, was man nicht an jeder Ecke bekommt.

Kurz hinter Napp beginnt ein 1,8 Kilometer langer Tunnel, der den Verkehr unter dem Fjord hinüber auf die nächste Insel Vestvågøy führt.

Lofoten – Moskenesøya

Nachts kurz vor 24 Uhr legte die Fähre, mit einer knappen halben Stunde Verspätung, von Værøy in Moskenes an. Es war trotz der Mitternachtssonne recht dunkel, denn es hatte sich eine gewaltige Nebelbank auf die Berge der Lofoten gelegt. Genau um 0.01 Uhr verließen wir die Fähre und merkten sehr schnell, dass es von Wohnmobilen nur so wimmelt. Wir wollten schnellstmöglich einen Übernachtungsplatz finden, was aber nicht möglich war. Der Campingplatz direkt an der Fähre war voll, die nächsten Parkplätze und Parkbuchten ebenso. Eigentlich wollten wir uns die westlichste Stadt der Lofoten, namens Å, ansehen, aber auf keinem der Parkplätze bis dorthin ist das Übernachten erlaubt. Also fuhren wir in Richtung Reine, bis wir ein paar Kilometer dahinter eine noch freie Parkbucht an der Straße fanden. Sofort besetzten wir sie, keinen Meter mehr weiter. Da nachts nicht viel Betrieb auf der Straße ist, war das auch kein Problem.

Reine wollten wir besuchen, weil es da den Hausberg gibt, zu dem man auf 1056 Stufen emporsteigen kann und von dort oben einen tollen Blick über Reine und die Inseln haben soll.
Am nächsten Morgen, fuhren wir nach Reine zurück, weil es dort noch Platz auf dem Wohnmobil-Stellplatz geben soll. Das Wetter war fürchterlich, es regnete und die Nebelbank bedeckte die Berge. Hier reichen die Schneereste jetzt Anfang Juli tatsächlich noch bis auf Meereshöhe herunter. Auf den Berg zu klettern kam deshalb nicht in Frage und wir fuhren unverrichteter Dinge weiter, immer auf der E10 entlang. Diese Straße durchquert die Lofoten der Länge nach und führt dann zurück zum norwegischen Festland bei Narvik.

An der Abzweigung nach Fredvang hielten wir kurz und genossen die Aussicht auf die zwei Bogenbrücken, die hinüber nach Fredvang und zum Strand von Ytresand führen. Die Infotafel verhieß uns eine ruhige Ecke und sie hatte Recht. Wir fanden einen Stellplatz, zwar ohne Service, aber für nur 10,-€ und Ruhe. Von hier aus starten einige Wanderwege in die Berge oder am Strand entlang.

Wir folgten dem Weg am Ytresand-Strand entlang. Die Häuser stehen in lockerer Anordnung und der Strand ist lang und sandig. Es kam sogar kurz die Sonne heraus. Da wir schon auf dem Weg waren, wollten wir dem Wanderweg nach Mulstøa folgen, aber bald wurde aus der Straße ein Fahrweg, dann ein Fußpfad und schon stand man wieder vor einer kaum sichtbaren Spur am steinigen Hang entlang.

Im Wassergraben des Straßenrandes fanden wir wunderschöne Blumen, die sich nach Bestimmung mit Hilfe von Google als Gauklerblumen herausstellten. Außerdem fanden wir am Hang Schwarze Krähenbeeren. Die Früchte sind roh und gegart essbar, aber man sollte nicht zu viele davon nehmen. Sie lösen dann Schwindel aus. Die Norweger machen aus den Beeren Wein, die anderen nordischen Einheimischen frieren sie in Milch ein, um sie zu konservieren. Die Beeren schmecken säuerlich und enthalten viel Vitamin C.

Wir drehten um und machten unsere Kaffeepause, und schon regnete es wieder wie in Strömen. Wir möchten keiner der vielen Wanderer in den Bergen sein. Den Norwegern müssen doch schon Schwimmhäute wachsen. Manche sind sogar noch kurzärmelig oder mit kurzen Hosen unterwegs, während wir zwei Jacken anhaben. Man merkt ihnen an, dass der Regen ihr ständiger Begleiter ist.

Nach der Kaffeepause lockerte der Himmel kurz auf, gerade so lange, wie der Spaziergang zum Campingplatz und zurück dauerte. Zum Campingplatz gehört an anderer Strand, zu dem der Weg für Nichtbesucher des Campingplatzes jedoch gesperrt ist.

Gleich nebenan befindet sich der Friedhof mit einer kleinen Kapelle. Kurz davor biegt ein Weg nach links ab, der an einem breiten Zufluss ins Meer endet. Das Wasser ist glasklar und schimmert sicher auch blau bei Sonnenschein.

Die Lerchen spielten mit uns und ließen sich gerne fotografieren. Sie flogen auf und tanzten über unserer Köpfen, oder setzten sich auf die Zaunpfähle. Die Mantelmöwen dagegen, von denen ich sehr gerne auch ein Foto hätte, lachten uns dagegen aus. Keine Chance für eine Ablichtung. Am kleinen Steilufer des Zuflusses brüten Mehlschwalben und sind ständig auf der Suche nach Futter. Es ist wirklich eine friedvolle Ecke der Lofoten.

Überfahrt nach Værøy

Eigentlich wollten wir die Fähre von Bodø nach Moskenes nehmen. Unterwegs trafen wir auf Wohnmobilisten, die meinten, dass man mindestens zwei Tage im Voraus dafür buchen muss. Sie würden die Fähre von Bodø auf die Insel Værøy nehmen und von dort aus am nächsten Tag nach Moskenes übersetzen. Das wäre günstiger. Gut das zu wissen. Sofort setzten wir uns daran, nachzuforschen, was da dran ist. Wir fanden sogar heraus, dass seit Juli 2019 alle Fähren in Norwegen, die weniger als einhunderttausend Passagiere im Jahr befördern, kostenlos sind. Dazu gehört auch die Fährverbindung Bodø-Røst-Værøy-Moskenes. Sicher sind wir jedoch nicht gewesen, da bei der Fährgesellschaft immer noch Preise für diese Überfahrt stehen. Die sind zwar nicht so hoch wie auf der direkten Verbindung, aber es wäre nicht kostenlos. Für irgendetwas mussten wir uns nun entscheiden. Wir hatten noch drei Tage zu fahren. Da die Tickets für die Inselfähren für mindestens eine Woche ausgebucht waren, sollten wir einfach zum Anleger kommen und dort warten, bis wir mitgenommen werden. Das könnte so zwei, drei Fähren später sein. Das hieße, unter Umständen steht man dort einen guten Tag. Egal, wir haben Zeit und keine über 200,-€ zu verschenken.

So kamen wir in Bodø an und standen gleich in der zweiten Reihe. Die nächste Fähre würde in gut fünf Stunden fahren. Am Straßenrand standen Schilder, mit dessen QR-Code man sich für die Überfahrt nach Værøy registrieren kann. Das ist in Norwegen für Fährüberfahrten mit mehr als zwanzig Seemeilen vorgeschrieben, und es ging auch sehr einfach. Überflüssig, sich ständig Tage vorher das Hirn zu zermartern, wie man am Besten zu irgend etwas kommt. Das einfachste ist es, die Dinge einfach auf sich zukommen zu lassen. Das war bisher immer so.

Während wir warteten, legte ein Schiff der Hurtigruten an. Das ist schon ein Schauspiel, wie elegant das große Schiff am Kai anlegt und festgemacht wird. Währenddessen öffnen sich automatisch die Luken für die Passagiere und die Fracht an der Anlegeseite. Nach einer guten Stunde legte es wieder ab.

Inzwischen kamen drei Fähren, die nach Moskenes auf den Lofoten ablegten. Da gibt es wohl sieben oder acht Verbindungen am Tag, während es nach Værøy nur zwei gibt, früh morgens und spät am Nachmittag.

Dann war es soweit, unsere Fähre kam, wurde entladen und wir konnten im ersten Schwung mitfahren. Wir nahmen aus dem Wohnmobil was wir brauchten und suchten uns einen Platz auf dem geräumigen Passagierdeck. Die Überfahrt dauert über fünf Stunden, die man in gemütlichen Sesseln verbringen kann. Achtern gibt es ein großes Freideck.

Nach dreieinhalb Stunden legte die Fähre auf der kleinen Insel Røst an. Um sie herum liegen jede Menge kleine und größere Felsinseln, allesamt sehr flach. Vom Freideck aus beobachteten wir die Ankunft und die Abfahrt, wunderschön. Aber, was macht man, wenn man hier lebt. Es gibt nichts, außer vielleicht den Fischfang. Man kann nirgendwo hin. Eventuell reicht die Menge der Inseln, um jeden Tag eine zu besuchen, auch wenn es dort nichts gibt.

Dann legte die Fähre in Richtung Værøy ab und nach eineinhalb Stunden etwa kamen wir dort an. Hier empfing uns das vertraute norwegische Bild der hohen Berge.

Im Vorfeld erfuhren wir, dass die 750 Einwohner der Insel ganz und gar nicht von den immer mehr werdenden Wohnmobilen begeistert sind, die ihre Insel überfluten. Das drücken sie auch darin aus, dass sämtliche Parkmöglichkeiten für Wohnmobile gesperrt sind. Die einzigen Möglichkeiten der Übernachtung sind ein Campingplatz in der Nähe des Fähranlegers und ein Stellplatz am ehemaligen Flugfeld. Dieses war nur vier Jahre von 1986 bis 1990 in Betrieb, bis ein Flugzeug durch zu starke Winde direkt nach dem Start ins Meer stürzte und fünf Menschen umkamen. Seither ist es geschlossen. Eine Gedenktafel mit den fünf Namen am Strand erinnert daran.

Wir fuhren dorthin, um die Nacht dort zu verbringen. Die Fähre landete um 22.45 Uhr und wir kamen erst spät an. Da das Wetter sehr schön war, wollten wir es wissen. Wir wollten die Mitternachtssonne sehen. Auf der anderen Seite des Wassers erheben sich die schroffen Felsen der Insel Mosken und der Lofoten, hinter dem Flugfeld die Berge von Værøy. Eine Traumkulisse, gerade recht zum Beobachten der Mitternachtssonne. Zwischen Sonne und Meer bleibt sogar noch Platz, bevor sie wieder aufgeht. Damals am Nordkap hatten wir das Glück nicht. Die Mitternachtssonne dort blieb hinter den bis auf den Meeresspiegel reichenden Wolken verdeckt. Umso größer war die Freude jetzt.

Den ganzen nächsten Tag regnete es. Am Abend unternahmen wir einen kurzen Spaziergang zur Kirche des Ortsteils Nordland. Wie sich herausstellte, ist dies die älteste Kirche der Lofoten. Sie wurde ungefähr 1740 in Vågan, bei Kabelvåg gelegen, gebaut. Warum auch immer, demontierte man die Kirche 1799 und versetzte sie nach Værøy. Um das Jahr 1900 strich man die Kirche weiß an, bevor sie 1974 wieder ihre originale rote Farbe zurück bekam. Der Altar stammt aus dem Jahre 1750 und es soll mehrere Alabasterstatuen geben, die 1430 aus Nottingham, England, stammen. Leider war die Kirche geschlossen, als wir sie besuchten. Die Kirche bietet zweihundert Personen Platz.

Auf dem Weg zur Kirche konnten wir einen Seeadler beobachten, der auf einem der Küstenfelsen saß. Ein Brachvogel gab seine Anwesenheit auf einem Hausdach kund.

Am nächsten Tag wollten wir etwas wandern, um die Insel noch weiter kennenzulernen. Dafür fuhren wir zum Wanderparkplatz Håen. Wir hatten gehofft, dieser würde etwas höher als auf Meereshöhe liegen, damit der Aufstieg zum auf 438 Meter hoch gelegenen Aussichtspunkt nicht so weit ist. Es führte einmal eine Straße nach oben, aber die ist gesperrt und der Weg durch den Tunnel ist auch für Fußgänger gesperrt. Das heißt, man muss die ersten Serpentinen der Straße über einen sehr steilen und steinigen Pfad bergauf abkürzen. Das kann man dann bei der ersten erreichbaren Serpentine weiter tun oder man folgt der Straße. Beides ist gleich anstrengend. Immer wenn wir dachten, wir wären oben und könnten zum großen Sandstrand Puinn sand und der Geisterstadt Måstad hinunter sehen, war wieder ein höherer Hügel im Weg.

Der Weg vom Parkplatz bis zum Aussichtspunkt ist mit ca. 3km angegeben. Für die braucht man allerdings mehr als zwei Stunden, immer bergauf. Irgendwann streikten wir. Wir genossen die Aussicht, die sich uns bot, zwischen einem Einschnitt im Bergkamm zur Insel Mosken.

Dort irgendwo in dem Einschnitt, auf knapp 400 Metern Höhe, soll auch ein Walskelett liegen und zu bewundern sein. Die Alten wussten noch zu berichten, dass das Skelett vor einhundert Jahren komplett war und zwanzig Meter maß. Mit Hilfe der Radiocarbon-Methode verortet man das Alter des Wals irgendwo zwischen 1571 und 1763. Wie das Skelett da hoch kam, kann niemand sagen. Vielleicht wurden die fettreichen Knochen dort hoch gebracht, um sie zu verbrennen und mit dem Rauch Feinden anzuzeigen, dass dieses Land schon besetzt ist. Keiner weiß es. Absurd ist es allemal.

Am Abend fuhren wir zum Fähranleger, vom dem aus uns die Fähre nach Moskenes auf den Lofoten bringen soll, um 22.15 Uhr. Auf dem Weg dorthin hielten wir noch einmal an einem Aussichtspunkt über der Stadt.

Saltstraumen

Bald ein Muss, wenn man durch Norwegen tourt, ist der Besuch des Saltstraumen. Vor 22 Jahren hatte uns dieser Gezeitenstrom schon beeindruckt. Er gilt als der größte Gezeitenstrom der Welt. Er ist Vorbild des Malstroms, der in verschiedenen Geschichten auftaucht, wie z.B. bei Odysseus.

Alle sechs Stunden strömen 400 Millionen Kubikmeter Wasser bei Ebbe seewärts, bei Flut landwärts unter der hohen Saltstraumenbrücke hindurch. Da sich das Gewässer unter der Brücke sehr verengt, und das Flussbett dazu noch relativ flach ist, wird das Wasser bei den Gezeitenströmungen mit einer Geschwindigkeit bis zu 20 Knoten (37 km/h) dort durchdrückt. Dabei entstehen gewaltige Strudel, die einen Durchmesser bis zu zehn Metern haben können. Das Schauspiel ist einfach nur gewaltig. Man kann sich das Spektakel hoch oben von der Brücke aus ansehen, oder man steht direkt am Ufer. Am besten sieht es bei Sonnenschein aus, denn dann sind die weißen Strudel in dem blauen Wasser ein schöner Kontrast. Im Hintergrund erhebt sich eine Bergkette mit spitzen Gipfeln, und im Grün der Ufer stehen vereinzelte Hütten. Das Ganze ergibt ein traumhaftes Bild.

Manche Angler ziehen richtig große Fische aus dem Wasser, denn durch die starke Strömung finden die hier viel Nahrung.

Etwas abseits steht das Königsdenkmal auf einem Hügel. Es wurde im Juni 1873 zum Anlass des Besuches des norwegischen Königs Oscar II. errichtet. Seither waren 1926 und 1982 weitere zwei norwegische Könige hier. Die Daten sind in der Säule eingraviert. Von hier oben hat man noch einmal einen schönen Blick über die gesamte Brücke mit der Bergkette im Hintergrund.

Übernachtet haben wir auf dem Saltstraumen-Campingplatz. Mit Strom kostet er 45,-€, aber dafür ist alles vom Feinsten. Die allermeisten Stellplätze besitzen sogar Holzterrassen für komfortables Sitzen.

Mo I Rana und das Saltfjell

Schon wieder steigt die E6 in die Höhe, wenig aber stetig. Kurz vor Korgen fuhren wir durch den mit 8,6 Kilometern bisher längsten Tunnel.
Mo I Rana ist die letzte Stadt vor dem Polarkreis und lockte uns mit dem „Hafenmann“, der nahe am Ufer im Finnelappefjord steht. Die Promenade lockt mit vielen Sonnenliegen und Sitzmöglichkeiten zum Verweilen ein, zumindest bei schönem Wetter. Wir mussten uns warm anziehen, denn es ist Anfang Juli kalt und regnerisch.

Deshalb steuerten wir das Zentrum an, wo der Wind etwas gebremst wird. Eine Altstadt konnten wir nicht finden, alles ist neu und das meiste sind eigentlich Einkaufsmöglichkeiten.
Am südlichen Ende der Stadt stehen einige kleinere Schanzen am Hang. Auf dem großen Parkplatz kann man für 3,-€ vierundzwanzig Stunden stehen. Bis in die Stadt ist es nicht weit.

Mo i Rana ist die Stadt der Kreisverkehre, keine Kreuzung, nur Kreisverkehre.
So fuhren wir weiter, in Richtung Polarkreis. Zuvor kann man der Stjernen Kunst- und Silber-Galerie zwischen Eiteråga und Dunderland einen Besuch abstatten. In einer kleinen alten Holzhütte der einheimischen Sami sind verschiedene Kunst- und Gebrauchsgegenstände ausgestellt. Dazu wird in einer Werkstatt traditioneller Silberschmuck hergestellt und verkauft. Die Stücke werden auf verschiedenen Natursteinplatten ausgestellt, die dazu noch mit naturbelassenen Halbedelsteinen dekoriert werden.

In der Hütte ist nicht viel Platz, aber wenn man bedenkt, dass das alles in den langen kalten Wintern mit einem Kamin beheizt werden muss, dann ist das gerade richtig.

Immer weiter geht die Fahrt bergauf, bis man auf 662m Höhe zum Polarkreis kommt. Die Landschaft ist schon tundraverdächtig. Trotzdem das Saltfjell, auf dem man sich hier befindet, nur auf knapp 700 Metern liegt, ist es richtig kalt. Vom großen Parkplatz aus liegen links zwei höhere Berge, vor dessen Kulisse das wunderschön gestaltete Gebäude des Souvenirshops steht. Hier waren wir auch schon 2002, nur sah es damals noch ganz anders aus, und es war noch nicht so viel Betrieb. Das Shopgebäude stand da schon, aber der Parkplatz wurde neu gestaltet und das große Denkmal zum Polarkreis war noch nicht vorhanden. Wenigstens regnete es heute nicht, nur die Wolken hängen tief.

Auf den Hügeln neben dem Parkplatz bauten die Leute jede Menge Steinmännchen. Leider benutzten sie dafür viele Steine, die zu heiligen Stätten der Sami gehörten und zerstörten sie damit. Das Bauen von Steinmännchen ist deshalb heute hier verboten.

Folgt man der E6 nun weiter, gelangt man zum höchsten Punkt des Saltfjells, der auf 692 Metern liegt. Von nun an geht es wieder nach unten, manchmal sogar recht steil. Rechts neben der Straße bahnt sich ein genauso steil bergab fließender Fluss in einem Felsbett, welches spektakuläre Bilder bietet. Das Wasser ist glasklar, wie in allen Gebirgsflüssen in Norwegen.

Kurz bevor die Straße 77 nach Osten abbiegt, fanden wir einen wunderschönen Rastplatz am Innervatnet. Nachdem wir nun jeden Tag unterwegs waren, verbrachten wir hier zwei Nächte. Einen besseren Platz kann man nicht finden. Er liegt im Grünen, von der Straße weg, an einem See und mit einem auf blanken Felsen liegenden Picknickplatz.

Rechts und links steigen Berge auf. Zudem fanden wir hier zwei Dinge, die wir noch nie vorher gesehen haben: Moltebeeren, leider noch nicht reif, und einen Singschwan, der am Abend auf dem See seine Runden drehte. Er rief immer wieder nach Gesellschaft, legte sogar ein Nickerchen ein. Als keine Gesellschaft kam, wurden seine Rufe traurig und er flog davon. Das ist echte norwegische Wildnis.

Einen Elch allerdings konnten wir noch nicht sichten, obwohl überall an der Straße vor Elchübertritten gewarnt wird. Da hat man wohl zu dieser Jahreszeit und bei dem Betrieb keine Chance.

Mosjøen

Wir befinden uns wieder auf Meereshöhe, am Ende des Vefsnfjordes. Mosjøen liegt im Bezirk Helgeland und besitzt die längste, noch intakte Holzhaussiedlung in Nordnorwegen. Sie ist der Rest der Altstadt Sjøgata und wirklich einen Besuch wert. Die vorderen zwei Reihen, die direkt am Fjord liegen, und ein paar Häuser weiter hinten, stammen aus dem 19. Jahrhundert und sind liebevoll restauriert und instandgehalten. Die Häuser der ersten Reihe wurden teilweise auf Stelzen fast ins Wasser gebaut.

Sjøgata entstand als Handelspunkt zwischen den Bewohnern an der Küste und denen im Hinterland. An der „Seestraße“ wurden inzwischen viele Cafés, Restaurants und Galerien eingerichtet. Außerdem gibt es jedes Jahr viele kulturelle Veranstaltungen. Man kann Bootstouren unternehmen, am Strand baden gehen, wenigstens die, die ein dickes Fell haben, oder in den Bergen wandern gehen.

Die alte Shell-Tankstelle aus dem Jahre 1933 besitzt die typische Architektur der Zeit. Sogar die Glasaufsätze an den alten Tanksäulen sind noch da. Benutzt wurde die Tankstelle bis 1954. Danach nutzte man sie als LKW-Station bis 1980. Heute ist das Vefsn-Museum darin untergebracht.

Leider werden gerade viele Straßen durch die Altstadt erneuert, aber es macht trotzdem Spaß, darin spazieren zu gehen.
Mit Erstaunen stellten wir fest, dass die Schneereste hier bis auf zweihundert Meter herunter reichen.

Namsdalen

Langsam wird Norwegen schmal und der allermeiste Verkehr läuft nun über die E6, was deutlich zu merken ist. Dafür gibt es nicht mehr so viele Berg- und Talfahrten. Wir kommen gut voran und auch die Tankfüllung hält wesentlich länger.

Um die 150 Kilometer fährt man nun durch das Namstal, immer am Fluss entlang, durch eine gemäßigte Berglandschaft. Nur drei Gebiete sind so hoch, dass dort noch immer Schneereste liegen. Es muss in diesem Jahr wirklich viel geschneit haben in Norwegen, so wie es in Deutschland unverhältnismäßig viel geregnet hat in diesem Winter.

Die Ortschaften werden weniger, die Servicestellen für Wohnmobile ebenfalls, wie auch die Tankstellen. Außerdem wird in weiten Teilen eine neue E6 gebaut, da die aktuelle auch hier nicht mehr den Anforderungen entspricht. Die neue E6 hat wesentlich weniger Kurven.
Der Straßenbau in Norwegen muss Milliarden kosten, wenn man sieht, wie Berge weggesprengt werden, Steinbrüche angelegt werden und Material bewegt wird. Einen Vorteil gibt es allerdings: das Material kommt aus der Umgebung der jeweiligen Baustelle, denn es ist überall vorhanden. Zudem fällt viel Material beim Tunnelbau an, welches beim Straßenbau weiterverwendet wird.

Kurz vor Fiskem kamen wir am Namsen Laksakvarium vorbei. Dieses hatten wir vor 22 Jahren schon besucht. Nur ein paar Kilometer weiter erregte ein Stauwerk unsere Aufmerksamkeit und wir hielten an, um uns das anzusehen. Es ist das Øvre Fiskumfoss Kraftwerk. Es wurde an einer Stromschnelle errichtet. Ein Teil des ankommenden Wassers wird durch eine Staustufe reguliert, der andere Teil dient der Stromerzeugung. Es fließt gerade sehr viel Wasser durch die Flüsse Norwegens, so dass die Strömung enorm ist. Die zwei Tore der Staustufe öffnen und schließen sich ohne Vorwarnung automatisch, je nach dem, wie viel Wasser ankommt. Deshalb ist der Aufenthalt in diesem Bereich weiträumig verboten. Eine Hängebrücke überspannt den Fluss, so das man sich alles gut ansehen kann.

Zwischen Smalåsen und Majavatn verläuft die Grenze zwischen Mittel- und Nordnorwegen. Hier hat man zwei Bögen aus Holz errichtet, die man mit einem künstlerisch gestalteten Nordlicht versehen hat. Darunter steht „NordNorge“. Daneben steht ein Souvenirshop, dem ein großer Parkplatz angeschlossen ist. Leider beginnt direkt dahinter schon wieder eine Baustelle, so dass der Übergang zur Zeit etwas verunstaltet wird.

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