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Rückfahrt nach Bischkek

Am frühen Morgen im Jurtencamp, nach dem Aufstehen und dem Blick über den Yssykul, konnten wir halbwegs gut die schneebedeckten Gipfel des Tian Shan-Gebirges am gegenüberliegenden Ufer sehen. In halber Höhe zogen Wolkenbänder daran vorbei, so dass wir den unteren Bereich der Berge und deren Gipfel erkennen konnten. Das Ganze war in blaues Morgenlicht getaucht, wie wir es im Herbst am Gardasee erleben durften. Sehr schön.

Nach dem Frühstück packten wir unsere Koffer, verluden sie im Bus und fuhren zurück nach Bischkek. Die lange Fahrt über die Baustellenstraße nach Ottuk verkrafteten wir ausgeruht wesentlich besser als gestern Nachmittag, als wir schon fast den ganzen Tag unterwegs und kaum noch aufnahmefähig waren.
Wir bewunderten die Landschaft, die Ortschaften, die Felsformationen, den Yssykul und die Schafherden. Die Sonne kam langsam heraus.

Nach der guten halben Strecke in Richtung Ottuk kamen wir am Ort Kycyl Tuu vorbei. Während es früher viele Jurtenhersteller gab, sind es heute nur noch wenige. Einer davon ist der Jurtenhersteller in Kycyl Tuu. Im Felt House können die Besucher das Entstehen einer Jurte beobachten. Wir fuhren leider daran vorbei, konnten nur das Ortseingangsschild von der Straße aus sehen.

Auffallend sind die Friedhöfe entlang der Straße. Die Gräber stammen aus einer langen Zeitspanne, von uralt bis neu. Da es muslimische Gräber sind, dürfen sie nicht weggemacht werden. Die meisten von ihnen zerfallen irgendwann. Der Aushub für die Gräber wird nach der Bestattung wieder oben drauf geschichtet, verdichtet sich jedoch mit der Zeit wieder. Geschmückt wird das Grab, je nach Geldbeutel und Ansehen der Person, entweder schlicht oder prächtig. Auf vielen Gräbern stehen jurtenähnliche Gebilde, aber auch verschiedene Mausoleen. Die Gräber aus der Sowjetzeit sind meist gleich zu erkennen, heute stellt man einfach nur Stelen auf. Das ist schon sehr interessant.

Ebenso sehenswert sind die kleinen Moscheen der Dörfer, die meist von sehr schönen Kuppeln gekrönt werden.

Die Mittagspause legten wir wieder im Shibek-Sholu im Tschui-Tal ein. Diesmal aßen auch wir etwas am Selbstbedienungsbuffet, dazu tranken wir einen für diese Gegend typischen Sanddorntee. Sanddorntee im Gebirge, weit weg vom Meer? Das ist doch sehr überraschend für uns, aber lecker.

Das erste große Ziel der Rückfahrt war der Burana-Komplex südlich von Tokmok. Es ist ein archäologischer Park mit verschiedenen Bereichen.

Im 10. bis 12. Jahrhundert existierte der Karachanidenstaat im heutigen Mittelasien, also auch auf dem Gebiet Kirgistans. Er reichte von Fluss Ili im Osten bis zum Fluss Amudarja im Westen. Die Karachaniden-Dynastie entwickelte Landwirtschaft, Bergbau, Handwerk und Handel weiter und sorgte für die Verbreitung des Islam. Es entstanden neue Städte und Siedlungen. Die Siedlung Balasagyn (Burana) wurde zur Hauptstadt des Karachanidenreiches. Die Karachaniden waren ein turkstämmiges Volk. Heute ist die antike Siedlung Burana Weltkulturerbe. Außer dem Burana-Turm, Resten der doppelten Wehrmauer, ein paar Kellerräumen, kaum noch als solche zu erkennen, und archäologischen Ausgrabungsgegenständen ist jedoch nichts mehr erhalten.

Der Burana-Turm wurde in den 1920er Jahren unter Schutz gestellt und 1970 bis 1974 restauriert und konserviert. Er ist eines der ältesten Bauwerke Zentralasiens. Ursprünglich war der Turm wohl mehr als vierzig Meter hoch, aber Erdbeben haben den oberen Teil des Turms zerstört.

Auf dem Burana-Gelände stehen auch viele Grabsteine, die aus dem 14. bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhundert stammen. Teilweise sind arabische Inschriften eingraviert, teilweise auch Menschen oder Gesichter. Manche Steine wurden auch zu Skulpturen umgestaltet.

In einer traditionellen Jurte ist das archäologische Museum untergebracht. Hier sind verschiedene Gegenstände aus dem 10.-12. und 17.-20. Jahrhundert ausgestellt, wie verschiedene Steinwerkzeuge, Mühlsteine oder Alltagsgegenstände aus Holz und Metall. Teppiche und Decken mit traditionellen kirgisischen Mustern sind ebenfalls zu bewundern.

Außerhalb der Stadtmauer stehen die Reste der Mausoleen ehemaliger karachanidischer Herrscher aus dem 11. Jahrhundert. Die verbliebenen Grundmauern wurden 1975 rekonstruiert.

Nach dem Besuch Buranas, bei dem wir uns etwas die Beine vertreten konnten, fuhren wir zum nächsten Tagesziel: kirgisische Reitervorführungen. Auf dem Weg dorthin fuhren wir durch das Dorf „Rot Front“. Es wurde 1927 von mehreren Familien deutschsprachiger Russlandmennoniten gegründet. Sie kamen aus den kirgisisch-kasachischen Grenzgebiet. Da dort das Land knapp geworden war, mussten sie neue Siedlungsräume erschließen. Zuerst hieß das Dorf Bergtal, 1930 wurde es offiziell zu Rot Front umbenannt. Inzwischen leben wohl nur noch ca. 20 Prozent der Russlandmennoniten dort. Sie haben den Namen Bergtal beibehalten.

Leider kann ich nicht sagen, wo genau die Reitervorführung stattfand. Auf jeden Fall befanden wir uns in den Bergen südlich von Bischkek. Der Platz ist mit dem Schild „Saamal Tujuk“ bezeichnet. Es hatte gerade geregnet und der Boden war durchgeweicht. Unter einem Dach fanden wir Schutz.

Das traditionelle Reiterspiel, welches wir uns ansahen, wird mit jeweils drei Reitern in zwei Mannschaften ausgetragen. Dazu gibt es einen Schiedsrichter, der die kirgisische Fahne trägt. Gegenstand des Spieles ist ein Ziegenbalg, der mit Sand und Stroh gefüllt wird und dreißig Kilogramm wiegt. Das ist richtig schwer. Inzwischen, auf Grund der zahlreichen Vorführungen, hat man den Ziegenbalg durch ein Stück Leder und Seile ersetzt, die die Beine imitieren.

Ziel des Spiels ist es, den Balg in das kleine runde Tor zu bugsieren, welches durch ein Seil oder Reifen gekennzeichnet ist.

Der Schiedsrichter bringt den Balg ein Stück weg. Auf „Los“ reiten die Teilnehmer los. Der Schnellste greift sich den Balg und versucht nun, diesen in das Tor zu bringen. Die gegnerische Mannschaft versucht das natürlich zu verhindern oder selbst zum Zuge zu kommen.

Die ersten Durchgänge waren nur Geplänkel, aber beim letzten Kampf ging es richtig zur Sache. Keine der beiden Mannschaften konnte den Balg im Tor platzieren. Mensch und Pferd werden voll gefordert. Sogar die Pferde besitzen Kampfgeist und raufen mit. Mit der Zeit ließen bei allen Teilnehmern die Kräfte nach. Wie gesagt, der Balg wiegt 30 Kilogramm. Der Besitzer des Balgs klemmt ihn zwar zwischen Schenkel und Pferd, so dass er nicht das gesamte Gewicht halten muss, anstrengend ist es trotzdem.

Irgendwann schaffte es doch jemand, den Balg im Tor abzulegen. Bei Mensch und Pferd floss der Schweiß, alle waren fertig. Für uns war es ein Erlebnis. Zum Abschluss schoss unsere Reiseleiterin Uli noch ein Gruppenfoto vor dem Hintergrund der Berge.

Mit unseren dreckverschmierten Schuhen stiegen wir in den nagelneuen Bus, zum Leidwesen des Fahrers, und fuhren nun weiter durch eine grüne Berglandschaft. Auf der Passhöhe von 1200 Metern, ein Schild nennt den Platz „Tashtany Tashtabagyn“, stiegen wir noch einmal für den schönen Blick aus. Wir befanden uns schon ganz in der Nähe der oberen Stadt von Bischkek.

Nun kehrten wir bei einer kirgisischen Familie zum Abendessen ein. Die Tische waren reich mit Salaten, Rohkost und Brot als Vorspeisen gedeckt. Als Hauptgericht gab es geschmortes Rindfleisch mit Kohl und Kartoffeln. Zum Abschluss schenkte man Tee aus, den man mit der traditionellen Himbeermarmelade oder Honig verfeinern konnte. Gebäck und Süßigkeiten bildeten den Abschluss. Es schmeckte alles hervorragend. Es ging zwar etwas beengt zu, trotzdem hatten wir unseren Spaß.

Nach dem Abendessen kehrten wir in das Damas-Hotel in Bischkek zurück, welches wir gestern früh verlassen hatten. Wir bekamen sogar unser altes Zimmer wieder.

Fahrt Bischkek – Yssykkul

Nach einem frühen Frühstück (7 Uhr) startete die lange Fahrt zum Yssykkul-See, der im nordwestlichen Teil des Tian Shan-Gebirges liegt. Vielleicht bekommen wir auf dieser Fahrt die schneebedeckten Berge der 5000er-Kette zu sehen.

Zuerst fuhren wir eine lange Zeit direkt an der kirgisisch-kasachischen Grenze entlang. Wir befinden uns damit im Tschui-Gebiet. Entlang der Grenze fließt der Tschui-Fluss, dahinter erhebt sich eine Hügelkette. Weiter hinten verläuft eine Straße bis in Höhe Tokmok, aber die Gegend ist kaum besiedelt.

Hin und wieder gibt es einen Grenzübergang, einige nur für Fußgänger, zwei weitere auch für Fahrzeuge, wo die LKW´s Schlange stehen. Der Handel zwischen Kasachstan und dem nahe gelegenen China ist rege.

Hinter dem Ort Kemin biegt die Straße zusammen mit dem Fluss Tschui nach Süden ab. Langsam steigt die Straße an und die grün bewachsenen Berge rücken näher heran, bis sie eine Art Canyon bilden. In vielen Kurven windet sich die Straße dort hindurch. Langsam nimmt die Vegetation ab und die bunten Löß- und Gesteinsschichten werden sichtbar, aus denen die Berge bestehen. Zudem bilden sie immer wieder schöne, von Verwitterung gezeichnete Formationen.

Am Ende des Canyons kehrten wir für eine kurze Mittagspause ins Shibek-Sholu ein, eine von mehreren Raststätten entlang der Straße.

Von hier aus sind endlich die schneebedeckten Gipfel des Tian Shan-Gebirges zu sehen, grandios.

Da die Mittagspause nur kurz ist und die Landschaft so schön, holten wir uns nur ein Eis und stiegen die Treppe zum Aussichtspunkt hinauf. Von dort aus bietet sich ein noch schönerer Blick auf die Schneeberge.

Hinter der Hütte des Aussichtspunktes erheben sich Hügel aus bunten Gesteinsschichten. Die Farben reichen von weiß, über rot bis hin zu schwarz. In den USA werden solche Gebiete „Bad Lands“ bezeichnet. Sie sind zwar sehr schön, aber absolut nutzlos für Viehzucht oder Landwirtschaft. Wir waren begeistert. Im Tal fließt immer noch der Tschui-Fluss.

Wenn man Zeit in dieser Gegend verbringt, dann kann man durch mehrere abgelegene, einsame und wunderschöne Schluchten wandern. Wir hatten dafür leider keine Zeit.

Das nächste Ziel auf dieser Fahrt war die Ortotokoi-Talsperre. Dafür überquerten wir einen Pass, dessen höchster Punkt auf 2160 m ü.NN liegt.
Als sich die Berglandschaft der Passstraße wieder öffnete, lag die größte Talsperre Kirgistans mit ihrem türkisblauen Wasser vor uns. Inzwischen befinden wir uns im Yssykul-Gebiet, dem östlichsten Gebiet Kirgistans.

Nun folgten wir der Straße südlich des Stausees. Immer wieder bieten sich herrliche Aussichten. Die Landschaft hat Wüstencharakter angenommen, Bäume gibt es nur noch wenige.

Neben der Straße entsteht gerade eine neue Bahnlinie, die Bischkek mit dem westlichen Yssykul-Gebiet verbinden soll.

Unser Ziel am Yssykul war ein Jurten-Camp am Südufer des Sees. Unsere Reiseleiterin erzählte, dass das Nordufer des Sees touristisch voll erschlossen ist. Das heißt, Hotels, Vergnügungsparks und Strände, eben alles was dazu gehört, bestimmen heute des Bild des Yssykul.
Wir sollten dagegen den See in seinem ursprünglichen, unverbauten Zustand sehen.

Noch etwas zum Yssykul-See: es ist der größte See Zentralasiens und der zweitgrößte Gebirgssee der Erde. Er liegt auf 1700 Metern Höhe und hat eine Ausdehnung von ca. 180×60 Kilometern, bei einer Tiefe von knapp 700 Metern.
Übersetzt bedeutet Yssykul „Heißer See“, denn an dessen Grund befinden sich mehrere heiße Quellen. Zudem wird der See durch das Wasser von 86 Flüssen gespeist, aber kein Fluss fließt aus dem See.

Der Yssykul sorgt für ein mildes Klima im Winter, was dazu führt, dass er nie zufriert. Außerdem wächst hier viel Obst und Gemüse.
Leider ist die Luft so dunstig, dass uns der Anblick der Schneegipfel des Tian Shan-Gebirges am nördlichen Ufer verwehrt blieb.

Von nun an wurde die Fahrt ziemlich ungemütlich. Die Straße von Ottuk bis zum „Royal Gate Jurtencamp“, in der Mitte des südlichen Seeufers gelegen, befindet sich seit ganzen vier Jahren im Bau. Es ist zu neunzig Prozent eine Schotterpiste mit unzähligen Ausweichstellen, da offensichtlich zuerst die nötigen Brücken auf der gesamten Länge der Straße fertiggestellt werden. Das hieß für uns, zwei Stunden mehr Fahrzeit, wodurch sich die vorgesehene Freizeit im Jurtencamp in Luft auflöste. Uns blieb also keine Zeit für eine Wanderung zum Seeufer oder zum nahegelegenen „Skazka Canyon“, auf den ich mich schon gefreut hatte.

Gegen 17 Uhr kamen wir endlich im Camp an. Wir hatten gerade Zeit, die Koffer in die Jurten zu bringen, da wartete schon die erste Vorführung. Ein Kirgise stellte uns seinen Adler vor. Zusammen mit seinem Sohn zeigte er anschließend noch eine kurze Flugvorführung. Zu allem Unglück fing es gerade an zu regnen.

Durchgeweicht gingen wir dann in die Gemeinschaftshütte, in der auch gegessen wird. Hier zeigte uns eine Kirgisin, wie man aus Schafwolle Alltagsgegenstände filzt. Die Schafwolle wird gewaschen, gefärbt und gefilzt. Daraus werden Bilder, Decken, aber auch die dekorativen Jurtenverzierungen hergestellt. Dafür legt man Filzstücke in Lagen übereinander, befeuchtet sie und wickelt sie mit Hilfe von Grasmatten eng zusammen. So entweicht das Wasser wieder. Dann werden die Grasmatten aufgewickelt und das Filzstück trocknet weiter. Am Ende ist alles gut miteinander verwoben.

Das harte Gras wächst an vielen Stellen in der Umgebung.

Die traditionellen Jurtenverzierungen werden aus zwei verschiedenfarbigen Filzen hergestellt. Man legt sie übereinander und schneidet das gewünschte Muster hinein. Dann werden die beiden Muster miteinander kombiniert und vernäht. Sehr schön und sehr interessant.

Nach dem traditionellen kirgisischen Abendessen unterhielt uns eine einheimische Familie mit Musik und Gesang. Die Eltern spielten auf traditionellen Instrumenten. Die Kinder trugen einen Auszug aus dem berühmten Manas-Epos vor. Manas ist der kirgisische Volksheld, der im 9. Jahrhundert das Land der Kirgisen gegen verschiedenen Eindringlinge erfolgreich verteidigte. Seine Nachkommen setzten den Kampf fort. Davon erzählt das Manas-Epos in fast 500.000 Versen. Die Kinder Kirgistans lernen den Epos in der Schule, der in melodischem Redegesang, und in wahnwitziger Geschwindigkeit, vorgetragen wird. Da kann man den Kindern nur Respekt zollen.

Eine sitzende Statue von Manas thront auf einem Hügel nahe der Straße, die wir gekommen sind.

Nach dieser interessanten Vorstellung der einheimischen Volkskunst bezogen wir unsere Jurten. Die Jurte selbst ist Wohn- und Schlafraum. Da es keine Fenster gibt, ist es absolut dunkel darinnen, wenn man das Licht ausschaltet. Oberhalb des Tündük, von dem ich schon im Bericht Bischkek berichtet habe, lässt sich wohl ein Stück Filz mit Hilfe von Leinen, die im Inneren herunter hängen, bewegen. Leider hatten wir keine Ahnung, wie das funktioniert. Das es regnete, wollten wir nicht riskieren, nass zu werden, wenn wir die Luke nicht wieder hätten schließen können.

Bad und Dusche sind in einem Fertigtrakt untergebracht, die man wohl erst vor Kurzem an die Jurten angebaut hatte.

Die Nacht war sehr dunkel und sehr ruhig. Übrigens: Im Badezimmer stießen wir auf etwas für uns absolut Neues – Strech-Klopapier. Es fühlt sich wie Krepppapier an, nur weicher und sehr reißfest. Da muss man sich erst einmal dran gewöhnen.

Bischkek

Bischkek empfing uns mit kühlen 19 Grad und bewölktem Himmel. So konnten wir keinen Blick auf die 5000er-Bergkette des Tian-Schan-Gebirges werfen, welches gleich in der Nähe von Bischkek beginnt. Vom Flugzeug aus durften wir schon eine Vorstellung von diesen Bergen erhaschen, die einfach nur grandios sind.

Bischkek, ältere Leute kennen die Stadt sicher noch unter ihrem alten Namen Frunse (bis zur Unabhängigkeit 1991), ist die Hauptstadt Kirgistans. Inzwischen hat sich das Land mehrfach umbenannt. Unsere Reiseleiterin meint, dass es heute Kirgistan heißt, denn hier leben die Kirgisen. „Stan“ heißt einfach nur „Land“ übersetzt. Auch auf der Willkommens-Werbung am Flughafen stand Kirgistan.

Die Stadt entstand aus einer Karawanenstation der Seidenstraße. Hier kreuzten sich mehrere Wege, die alle in andere Himmelsrichtungen führten. Deshalb gewann die Stadt bald an Bedeutung. Über die Jahrhunderte gaben sich jedoch mehrere Eroberer im Land der Kirgisen die Klinke in die Hand. Seit 1991 ist Kirgistan unabhängig.

Die rote Nationalfahne zeigt ein gelbes Tündük, welches die Dachöffnung der Jurten symbolisieren soll. Während man alle Teile der Jurte verkaufen oder verschenken kann, muss das Tündük in der Familie bleiben und immer an die nächste Generation weiter gegeben werden.

Das Tündük ist von einem Kranz aus vierzig Strahlen umgeben. Die stellen die vierzig kirgisischen Volksstämme dar, die das Land aufbauten. Die Fahne steht für eine möglichst lange und friedliche Zukunft Kirgistans.

Auf dem riesigen Ala-Too-Platz, dem zentralen Platz von Bischkek, der von mehreren ehemaligen und noch existierenden Regierungsgebäuden und Ministerien begrenzt wird, steht ein einhundert Meter hoher Fahnenmast. Die Fahne selbst ist dreiunddreißig Meter lang.
Bewacht wird die Fahne von zwei Soldaten der Nationalgarde. Jede volle Stunde gibt es einen zeremoniellen Wachwechsel.

Im Zentrum Bischkeks stehen jede Menge große Gebäude aus der Stalinzeit (2- bis 3-geschossig) und dem Sozialismus. Viele vernichtete man inzwischen, weil man mit diesen Zeiten nichts mehr zu tun haben möchte. Die noch stehenden Gebäude aus dieser Vergangenheit werden von Menschen erhalten, die die Geschichte nicht ganz auslöschen wollen. Außerdem sind sie meistens wunderschön, zumindest die Gebäude aus der Stalinzeit.

Kulturministerium

Einige der sozialistischen Prunkbauten werden gerade rekonstruiert.

Historisches Museum

Jede Menge Denkmäler, nach sozialistischer Manier riesengroß gestaltet, prägen das Stadtbild, wie das Mahnmal des großen Vaterländischen Krieges, welches einer Jurte nachempfunden ist, der viele Pfosten und Dachstreben fehlen. Es ist bei den Kirgisen Brauch, wenn ein Mensch stirbt, für eine Weile einen Pfosten aus der Jurte zu entfernen. Die vielen entfernten Pfosten des Mahnmals symbolisieren also die vielen Opfer des Krieges.

Mahnmal des großen Vaterländischen Krieges

Vor dem Denkmal trainierte eine Gruppe von Mädchen in farbenprächtigen kirgisischen Kostümen für den Auftritt zur Parade am 9. Mai, dem Tag der Befreiung.

Sogar eine Lenin-Statue überlebte. Sie steht vor dem Regierungspalast der Kirgisischen Republik.

Zudem sorgen mehrere größere Parks und ehemalige Prachtstraßen für viel Grün und bunte Blumen in der Stadt.

Inzwischen ist auch die Sonne heraus gekommen, so dass doch alles viel schöner und prachtvoller aussieht.

Nach einer kurzen Erholungspause im recht angenehmen Damas-Hotel, unser Zimmer lag in der obersten Etage mit einem schönen Blick auf einen der ruhigen Randbezirke Bischkeks und ein weiteres Hotel, starteten wir noch einmal zu einer Besichtigung.

Die neue Zentralmoschee von Bischkek ist ein Geschenk der türkischen Regierung an Kirgistan. Sie wurde von 2012 bis 2017 erbaut und 2018 in Beisein des türkischen Präsidenten Erdoğan eröffnet. Die Moschee besitzt mehrere Kuppeln, vier 70 Meter hohe Minarette und bietet 20.000 Besuchern Platz.

Das Innere ist in weiß und blau gehalten und ziemlich prächtig ausgestaltet. Allerdings sind alle Verzierungen nur gemalt.

Die Stiftungsurkunde ist am Eingang zur Moschee zu sehen.

Anschließend kehrten wir zu einem kirgisischen Abendessen ein und gegen 22 Uhr in unser Hotel zurück.

Anreise nach Bischkek

Endlich hat es geklappt. Vor vierzig Jahren hatten wir schon einmal Gelegenheit bekommen, eine Reise nach Mittelasien zu unternehmen. Leider gab es Missverständnisse bei der Buchung, und als es soweit war, war die Reise anderweitig vergeben. Jetzt ergab sich endlich eine neue Möglichkeit, nach Mittelasien zu reisen, und es funktionierte. Wir waren glücklich.

Über den Reiseveranstalter Trendtours flogen wir mit Turkish Airlines via Istanbul nach Bischkek, in die Hauptstadt Kirgistans. Die Reise war sehr sehr lang und sehr kräftezehrend. Von zu Hause nach Berlin, über ein Parkhaus mit Shuttle zum Flughafen, den ersten 3-stündigen Flug nach Istanbul, dann mehr als fünf Stunden Wartezeit im Transitbereich, bis wir nach einem 5-stündigen Flug in Bischkek landeten. Bis zu diesem Zeitpunkt waren wir schon 23 Stunden unterwegs, ohne Schlaf.

Flug am Tian-Shan-Gebirge vorbei

In Bischkek angekommen nahm uns die Reiseleitung in Empfang und wir fuhren mit dem niegel-nagelneuen Reisebus ins Zentrum von Bischkek, zum Frühstück. Das waren 25 Kilometer auf einer nicht guten Straße und mitten in der Rushhour.

Dann ging es mit einem Stadtrundgang weiter. Zum Mittag tauschten wir Geld im GUM in kirgisische Währung, damit wir uns Wasser und/oder Souvenirs kaufen können, oder um Geld für die Trinkgelder und die WC´s zu haben. Danach war Kaffeepause im „Kosu“.

Anschließend noch einen Stadtrundgang, und kurz nach 15 Uhr durften wir endlich unsere Hotelzimmer im Damas-Hotel beziehen. Alle waren fertig und müde.

Nach einer kurzen Ruhepause, und Gelegenheit zum Frischmachen, legten wir noch einen 5-minütigen Spaziergang zurück, um ein wirklich gutes, landestypisches Abendbrot zu genießen.

Letzte Vorbereitungen für den nächsten Tag, um 7 Uhr gibt es schon wieder Frühstück, und wir fielen ins Bett. Endlich schlafen, nach gut 48 Stunden.

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