Ein Familienbesuch führte uns nach Tarcento im äußersten Nordosten Italiens. Die Gegend nennt sich Friaul-Julisch Venetien. Schon aus ziemlicher Entfernung sind die schneebedeckten Gipfel der Alpen zu sehen, besonders vor dem azurblauen Himmel.
Zirka 30 Kilometer nördlich von Udine liegt Tarcento, schon direkt am Fuße der Berge. Es ist ein ganz nettes Städtchen, an dessen östlichem Ende der Fluss Torre mit seinem glasklaren Gebirgswasser entlang fließt. Dort befindet sich auch der Wohnmobilstellplatz, schön im Grünen gelegen. Bis ins überschaubare Stadtzentrum ist es nicht weit. Am Ufer des Flusses führt ein Spazierweg entlang, auf dem man herrlich entspannen kann.
Das milde Klima und die schöne Lage veranlassten viele Adelsfamilien, sich in Tarcento eine Villa zu bauen. Hoch über der Stadt thront die Villa Moretti. Leider wird sie gerade renoviert und ist daher von einem Baugerüst umgeben. Gleich in der Nähe steht der Rest des Burgfrieds der Unterburg aus dem 14.-16. Jahrhundert.
Im ehemaligen Palazzo Frangipane ist heute das Rathaus untergebracht.
Sehenswert ist auch der Crosis-Wasserfall. Flussauf wird der Torre gestaut. Ein Teil des Wassers rinnt über die Staumauer, an anderer durch das Stauwerk. Jetzt, Mitte März, ist der Wasserfall ziemlich beeindruckend.
Am Fuße des Wasserfalls breitet sich ein Bassin aus, welches im Sommer als Badebecken dient, wenn nur ein Rinnsal über die Felswand fällt. Daran schließt sich eine interessante Gesteinsformation an. Das Wasser spülte im Laufe der Zeit senkrecht liegende Gesteinslagen frei, die sich von einem Ufer zum anderen ziehen. Das sieht sehr interessant aus.
Tarcento war die letzte Station unserer Winterreise 2024/25. Von hier aus überquerten wir die Alpen östlich des Hohe Tauern, durch den Katschbergtunnel, vorbei an der Burg Hohenwerfen in Richtung Salzburg. Der höchste Punkt der Tauernautobahn liegt bei 1340m über NN.
In Triest versuchten wir erst gar nicht einen Platz zu finden, denn man kommt nicht ohne Maut in oder durch die Stadt.
Unser nächstes Ziel war Tarcento, nördlich von Udine. Auf dem Weg dorthin fielen uns zwei Zwischenstationen auf. Beim Durchfahren von Sagrado fiel uns bei der Brücke über den Isonzo-Kanal ein Wasserbauwerk auf. Gleich fuhren wir auf den Parkplatz am anderen Ufer des Isonzo, indem wir die gleichnamige Brücke passierten.
Auf dem Spaziergang zurück überraschte uns der breite Fluss Isonzo, der gerade eine gewaltige Wasserströmung aufwies. Kein Wunder, so wie es in der letzten Zeit geregnet hat. Das große Hochwasser war jedoch schon vorüber, denn die sonst trocken liegenden Ufer waren teilweise noch überschwemmt und der alte Wasserstand konnte noch an verschiedenen Dingen abgelesen werden.
Unser Interesse galt jedoch dem besagten Wasserbauwerk, an dem ein Schild mit der Aufschrift „Canale-Dottori 25. Juni 1905“ angebracht ist. Eigentlich ist es ein architektonisch interessantes Stauwerk, welches Wasser vom Fluss Isonzo in den Dottori-Kanal leitet. Leider gibt es keine weitere Aufklärung.
Auf der anderen Straßenseite steht ein auffällig bemaltes älteres Gebäude mit der Aufschrift „Landwirtschaftliches Wasserkonsortium Montefalcone“. Am Giebel des Gebäudes steht noch „Verheiraten Sie das Wasser mit der Sonne“. Wie romantisch.
Auf der Suche nach weiteren Zielen auf dem Weg nach Tarcento stießen wir auf Palmanova. Gleich beim ersten Blick auf das Satellitenbild von Google fällt der Grundriss der Stadt auf: ein gleichförmiger Stern. Das Verteidigungswerk weist dazu mehrere Stufen auf. Das mussten wir uns unbedingt ansehen.
Direkt am Stadtrand wurde ein Wohnmobilstellplatz eingerichtet. Die zwei Plätze reichen normal nicht weit, aber zu dieser Jahreszeit ist wenig los und wir fanden Platz. Bis zum Stadttor ist ein Fußweg von einem Kilometer zurück zu legen. Schon auf dem Weg dorthin sind die Reste der äußeren Verteidigungsstrukturen zu erkennen: Wälle, Gräben und Bunker, immer den Linien des Sterns folgend. Das ist aufregend. Was erwartet uns innerhalb der Stadtmauer?
Wir betraten die Stadt durch das Porto Cividale. Das ist ein großes Stadttor, welches außen mit Säulen und Türmchen verziert wurde. Durch dieses gelangt man in den Innenhof des Tores, in dem sich sicher das Wachpersonal aufhielt, danach geht man noch durch das innere Tor, das jedoch schlichter gestaltet ist.
Innerhalb der sternförmigen Stadtmauer legte man drei Ringstraßen an, die von sechs Radialstraßen gekreuzt werden. Diese führen von der Stadtmauer zum zentralen Paradeplatz. In den so entstandenen Blöcken errichtete man die Wohnhäuser von Palmanova. Es sieht aber so aus, als wären nur noch wenige dieser Häuser original, denn viele davon zeigen heute die typisch italienische Architektur.
Erhalten ist z.B. die Loggia der Großgarde, die zwischen 1620 und 1625 erbaut wurde und sieben Bögen aufweist. Gleich daneben steht die Loggia der Kaufleute mit drei Bögen, die 1924 renoviert wurde. Des weiteren erheben sich die Dogal-Kathedrale, der Palast des Pfandhauses und der Palast des Waffengouverneurs am Rande des Platzes.
Auf dem Paradeplatz stehen mehrere mittelalterliche Arbeitsmaschinen, wie eine Ramme zum Eintreiben von Pfählen in den nicht sehr tragfähigen Boden der Ebene, eine Maschine zum Bewegen von Erde mittels einer schiefen Ebene, zum Mahlen von Pulver zur Herstellung von Schwarzpulver, und eine Wasserhebeanlage.
Auf dem Paradeplatz klärt eine Tafel über die Geschichte dieser Stadt auf. Palmanova entstand auf dem Reißbrett. Sie wurde als Festungsstadt konzipiert, um die Verteidigung der friaulischen Ebene, die zur Republik Venedig gehörte, gegen die Türken und auch die Habsburger zu stärken. Die neue königliche Festung sollte ein perfektes Beispiel für die moderne Befestigungstechnik der Spätrenaissance werden. Das Gründungsdatum ist wohl der 7. Oktober 1593. Damals gab es nur die Wälle und Verteidigungsbauwerke. Anfang des 19. Jahrhunderts ergänzte dann Napoleon an den Ecken des Sterns den dritten Verteidigungsring mit den Lünetten. Das sind Befestigungsbauwerke, in denen auch Geschütze aufgestellt wurden.
1960 wurde diese Idealstadt der Renaissance zum Nationaldenkmal, seit 2017 gehört sie zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Der Paradeplatz besitzt eine riesige Ausdehnung. An den jeweiligen Enden der Radialstraßen stehen zusammen elf Statuen, die einige der Generalsuperintendenten der Festung darstellen.
Auf jeden Fall hat sich der Besuch von Palmanova gelohnt. Solch eine Stadt gibt es wohl kein zweites Mal.
Apulien (ital.: Puglia), zumindest die Halbinsel Salento, ist sehr flach. Seit wir hier unterwegs waren, hatten wir schönes Wetter. Typisch für diese Region sind die flachen Feldsteinmauern, die die Grundstücke begrenzen, und die überall verteilten kleinen pulischen Natursteinhütten auf den Feldern. Die hatte ich schon im Beitrag „Nardo“ erwähnt.
Wie schon im Bereich von Taranto über Gallipoli bis nach Santa Maria di Leuca im Süden der Halbinsel, ist es auch im Bereich von Torre dell´Orso bis nach Brindisi schwierig, einen vernünftigen Stellplatz für größere Wohnmobile zu finden. Viele der Wege zu den Stränden sind unbefestigt und im Winter durch die großen Pfützen in den Löchern kaum passierbar.
Wir fanden nur auf dem großen Parkplatz von Torre Chianca und am Torre Rinalda Übernachtungsmöglichkeiten. Die Gegenden sind jetzt im Winter sehr vernachlässigt und vermüllt. Da kaum Touristen hierher finden, hält man es wohl auch nicht für nötig, sich um die Sauberkeit zu kümmern.
Torre ChiancaTorre Rinalda
Inzwischen haben wir unsere Reisepläne geändert. Da wir jemanden im Nordosten Italiens besuchen möchten, beschlossen wir unsere Fahrt über Albanien und Kroatien fortzusetzen. Die Kilometer sind die gleichen, es kommt nur die Fährüberfahrt dazu.
Wir buchten eine Starline-Fähre von Brindisi nach Vlora in Südalbanien. Es gibt jedoch nur eine nächtliche Verbindung, von 23.59 Uhr bis 7.00 Uhr. Diesmal buchten wir keine Kabine, denn wir hofften irgendwo eine Möglichkeit zu finden, wenigstens die Beine hochzulegen, um ein wenig schlafen zu können. Das lehrte uns die Erfahrung. Die Kabinenpreise bei Starlines sind doppelt so hoch wie wir sie bisher hatten. Selbst für einen Air-Seat, so eine Art Flugzeugsessel, muss man 55,-€ berappen.
Am Abreisetag fuhren wir zum Colonne-Einkaufszentrum im Westen von Brindisi. Die haben einen riesigen Parkplatz und wir konnten uns die Zeit vertreiben. Am Nachmittag suchten wir den kostenlosen Parkplatz unterhalb der Cristo-Kirche auf, um dort auf den Check-in auf die Fähre zu warten.
Um 21.00 Uhr fuhren wir zum Check-in. Normalerweise warten dort viele Autos und Wohnmobile. Hier waren wir fast alleine. Am gleichen Ort legen auch die Fähren nach Griechenland ab. Dorthin gibt es vier Fahrspuren. Auf die albanische Fähre führt nur eine Fahrspur.
Mit unserer elektronischen Buchung gingen wir zum Ticketschalter, um die Fährtickets abzuholen. Auch hier, kaum Fußgänger oder Autos. Nach kurzer Wartezeit passierten wir mehrere Zoll- und Kontrollstationen, denn Albanien ist kein EU-Mitglied. Dann durften wir auf die Fähre fahren, die European Star, in Panama zugelassen. Sie ist wesentlich kleiner als die Fähren, die wir bisher benutzten. Alles ist sehr überschaubar und es fand sich genug Platz, um die Füße hochzulegen oder sich sogar flach zu legen. So konnten wir einige Zeit halbwegs schlafen, bevor uns das unbekannte Albanien mit einem neuen Tag erwartete.
Betritt man die Altstadt von Lecce wird man vom Hauch des 17. Jahrhunderts eingehüllt. Viele der Bauten sind im Barockstil errichtet, manche zeigen nur einzelne Elemente des Barock, wie Balkonkonsolen oder Torrahmen. Es gibt aber auch Bauten aus der Renaissance. Allen gemein ist die Tatsache, dass sie aus hellgelbem Stein bestehen. Bisher kannten wir nur Sandstein als hellgelbes Baumaterial, in Lecce wurde aber auch mit Tuffstein gebaut. Farblich sind die beiden Steinarten nicht zu unterscheiden. Eine Berührung bringt jedoch Aufschluss. Während der Sandstein warm und weich ist, fasst sich der Tuffstein kalt und scharfkantig an. Daher hat Tuffstein auch den Vorteil, dass sich damit wesentlich feinere Ornamente und Figuren fertigen lassen. Beim genauen Hinsehen kann man die beiden Steinarten also ebenfalls unterscheiden.
Muschel in Sandstein eingebettet (Stadtmauer)feinste Steinmetzarbeiten aus Tuffstein (Basilika)
Die prächtigsten Bauten sind die vielen Kirchen der Altstadt von Lecce, wie die Basilika Santa Croce aus dem 16. Jahrhundert. Gleich nebenan steht der Palazzo die Celestini, der gerade rekonstruiert wird und vollkommen verhangen ist. Die herrliche Fassade ist auf dem Foto, welches auf den Vorhang aufgebracht ist, zu sehen.
Der obere Teil der Giebel mehrerer Kirchen scheint zu fehlen. Kaum vorstellbar, dass der abrupt endende Giebel so original sein soll. Wir wissen nicht, was die Zerstörung verursacht hat. Auf jeden Fall sehen die Kirchen damit recht verstümmelt aus, was sehr schade ist.
Der große Platz Sant´Oronzo wird von einer Säule mit der Statue von Sant´Oronzo, dem Schutzpatron von Lecce dominiert.
Hier ist auch das etwas tiefer liegende antike Amphitheater zu finden, welches einen Teil des Platzes einnimmt. Leider ist davon gerade nichts zu sehen, denn es ist eingezäunt. Das Theater wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts ausgegraben. Vielleicht werden die Grabungen jetzt fortgesetzt. Nur durch eine abgebrochene Ecke des Bauzaunes konnten wir einen Blick ins Theater riskieren. Wir hatten uns gerade darauf sehr gefreut, jetzt waren wir sehr enttäuscht.
So schlenderten wir noch ein paar Gassen weiter. In vielen Läden konnten wir die alten Gewölbedecken sehen, die erhalten und neu in Szene gesetzt wurden. Der ein oder andere Hinterhof ist auch zu bewundern, darunter ein sehr verwunschener.
Irgendwann kamen wir zur Piazza del Duomo. Es ist ein großer viereckiger Platz, der von der Kathedrale, dem Campanile (Glockenturm) und mehreren Palazzi umrahmt wird. Leider wurde der obere Teil des Glockenturms auch durch ein Gerüst verschandelt.
Über die Altstadt von Lecce stehen viele schöne Paläste verteilt, wie der Palazzo Loffredo Adorno, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts als prestigeträchtiges Adelshaus erbaut. Über die Jahrhunderte wechselten die Besitzer und heute gehört es der Stadt Lecce, die dort Präsidentschaftsbüros und eine Aufsichtsbehörde untergebracht hat.
Lecce besaß einmal vier Stadttore, zwei davon sind noch erhalten: das Porta Rudice und das Porta Napoli.
Porta RudicePorta Napoli
Der Name Karls V., letzter deutscher Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, ist eng mit der Stadt Lecce verbunden. Er ließ die Stadt im 16. Jahrhundert mit einem Verteidigungsring versehen, um sie vor den Angriffen der Türken zu schützen, die schon einhundert Jahre früher in Otranto einen Sieg zu verzeichnen hatten. Neben einer Bastion, der Mauer, den Stadttoren ließ er auch einen Wassergraben anlegen.
Um die vielen Kirchen von innen zu sehen muss man Eintritt zahlen. Es gibt jedoch ein Kombiticket für 12,-€, in dem acht Einrichtungen enthalten sind. Um den Aufzug auf den Glockenturm zu nutzen, zahlt man noch einmal extra. Wir wollten im Touristbüro einen einfachen Stadtplan haben, den man sonst überall gratis bekommt. In Lecce muss man einen Stadtplan kaufen. Diese zwei Sachen haben uns den Aufenthalt schon etwas vermiest.
Unser Wohnmobil wollten wir auf dem Parkplatz Ex-Foro Boario abstellen. Dieser war aber überfüllt. Als wir etwas ratlos herumfuhren, lud uns ein netter Herr auf den angrenzenden Busparkplatz ein. Er verlangte 1,-€ pro Stunde, was sehr annehmbar war. Als wir allerdings nach vier Stunden zurück kamen, war der Herr weg und niemand fragte mehr nach einem Parkticket.
Auf dem Weg zwischen Otranto und Torre dell´Orso legten wir einen Stopp an der Lagune Alimini ein. Die Küstenstraße führt mit Hilfe einer Brücke über den Auslass der Lagune, die anscheinend auch für Fischereizwecke genutzt wird. Auf der einen Seite steht ein Fischgeschäft, auf der anderen Seite breitet sich ein herrlich weißer Strand aus. Der Ort ist sehr sehenswert.
Bärenturm, so heißt der Badeort Torre dell´Orso auf der Halbinsel Salento auf deutsch. Warum, keine Ahnung, aber er ist sehr schön. Die Küsten bestehen aus hellem Sandstein, der hier und da auch kleine attraktive Steilküsten mit Grotten ausbildet. Vielfach stehen ausgespülte Sandsteinformationen bis ins glasklare Wasser hinein. Sicher ist der Anblick per Boot um einiges schöner als vom Land aus.
Der Torre dell´Orso ist zwar zum großen Teil zerstört, aber der helle Stein leuchtet in der Sonne gegen den herrlich blauen Himmel. Drumherum lädt eine schöne Promenade zum Bummeln ein, die auch einen Zugang zum tiefer gelegenen Strand bietet. Café´s und Restaurants sorgen für das leibliche Wohl.
Spaziert man gen Norden an der Küste entlang hat man schöne Aussichten über die Klippen, bis zu deren Rand Wohn- und Ferienhäuser stehen. Leider ist der Stein so bröselig, dass jedes Jahr einige Brocken aus der Steilwand brechen. Deshalb sind die direkten Wege an der Küste entlang auch manchmal gesperrt. Den Häusern bleibt wohl nicht mehr viel Zeit, bevor sie im Meer verschwinden. Keine schöne Vorstellung, zumal diese auch nicht sehr alt scheinen.
Das Wohnmobil hatten wir auf dem riesengroßen Parkplatz am nordöstlichen Stadtrand stehen, wo wir auch in aller Ruhe übernachteten.
Von hier aus führt ein ca. 2 Kilometer langer Weg nach Madonna di Roca Vecchia. Auf dem einen der zwei Kaps, die sich ins Meer erstrecken, liegen zwei Grotten. Sie entstanden durch den Einsturz der Höhlendecken. Die kleinere Grotte della Poesia piccola gleicht einer mexikanischen Cenote. Man hört in dem tiefen, dunklen kleinen Loch das Meerwasser plätschern. Bis vor einiger Zeit konnte man dort drinnen noch baden. Inzwischen ist die Höhle gesperrt.
Die große Grotte della Poesia ist dagegen riesig und man kann sie einmal umrunden.In natura ist sie größer als sie auf dem Bild erscheint.
Das ganze Gelände weist rechteckige Strukturen auf, die man vor sehr langer Zeit als Fundamente für Häuser in den Sandstein gehauen hat. Auch Gräber, mit reichlich Beigaben sollen gefunden worden sein. Hier und da zeigt sich eine schöne Muschel im Stein.
Auf dem zweiten Kap liegt eine Ausgrabungsstätte, die jedoch bei unserem Besuch geschlossen war. Das war nicht weiter schlimm, denn es führt ein Trampelpfad um einen Teil des Bereiches, so dass man die antiken Grundmauern auch so sehen kann.
Frei zugänglich ist zudem ein Stück der nördlichen antiken Stadtmauer, die einst eineinhalb Kilometer lang war und ein Kastell sowie die Stadt eingeschlossen hat. Das Gebiet innerhalb der Stadtmauer soll etwa 30 Hektar groß gewesen sein. Die Mauer war ca. drei Meter dick, besaß zwei monumentale Stadttore und stammt aus dem 4.-3. Jahrhundert v.Chr..
Der Torre di Maradico ist jedoch neueren Datums, 16. Jahrhundert.
Auch hier ist wieder eine beeindruckende felsige Küstenlandschaft zu bewundern. Diese setzt sich bis nach San Foca fort und wird nur selten durch kleine Strände unterbrochen. Es ist bei dem Einheimischen ein beliebtes Fangrevier für Oktopusse.
Auch San Foca ist recht hübsch, mit seiner Promenade, dem rekonstruierten Torre di San Foca, der geschäftigen Marina und den Stränden. Auch hier liegen wieder einzelne Felsen im Wasser.
Das Wohnmobil kann man auf dem großen freien Platz am südlichen Stadtrand stehen lassen, direkt am Wasser.
Seit wir in Le Castella zum ersten Mal eine Zwergohreule hörten, konnten wir ihren Ruf noch einige weitere Male vernehmen. Eine der Eulen rief sogar jede Sekunde, während sonst zwei Sekunden zwischen den Rufen liegen. Auf jeden Fall zieht uns dieser Ruf in ihrem Bann, man müsste nur einmal eine Zwergohreule sehen können.
Auf dem Weg von Nardo nach Otranto statteten wir dem Ort Botrugno noch einen kurzen Besuch ab. Im Palazzo Castriota Scanderbeg kann man ein kleines Militärmuseum besuchen, allerdings hat es nur am Donnerstag Abend für zwei Stunden geöffnet. Als wir dort ankamen standen gerade die Türen offen und jede Menge Leute gingen aus und ein. Als sie die Räume des kleinen Museums verließen durfte Klaus sich dort umsehen, trotzdem offiziell geschlossen war, sehr nett. Ausstellungsstücke sind Uniformen und Waffen aus mehreren Jahrzehnten.
Außer dem großen Schloss stehen auch eine kleine Kirche und ein weiterer Palast am großen Platz in der Stadtmitte. Viel mehr hat Botrugno kaum zu bieten.
Otranto dagegen besitzt eine sehr sehenswerte Altstadt. Vom Parkplatz Renis aus ist es nicht weit bis dorthin. Zuerst kommt man am aragonesischen Kastell heraus, welches eine beeindruckende Größe besitzt. Manche Außenbereiche sind kostenlos zu besichtigen. Von dort aus bieten sich schöne Aussichten auf die Stadt und die Marina. Andere Bereiche kosten Eintritt.
Ist man am nördlichen Ende der Burg angekommen sieht man, dass die Altstadt ebenso zur Befestigung gehört. Sie steht auf gewaltigen Mauern, die sie zum Meer hin abschließen.
Man kann also ein Stück auf der Mauer um die Altstadt herum laufen, oder auch mitten durch die Gassen, und verlässt sie dann irgendwann durch eines der Stadttore. Die Häuser sind alle weiß, mit Details aus hellem Sandstein, wie Türrahmen, Fensterbänke oder Treppen, verziert.
An einem der Häuser fanden wir ein Relief mit dem Schlangenturm, den wir auf einer Rundwanderung um das Capo Otranto gesehen haben.
Den Rundweg starteten wir wieder auf unserem Parkplatz, auf dem wir zwei Nächte in aller Ruhe verbracht haben. Das Hauptziel war die nahe gelegene Bauxit-Grube, aber es gibt noch viel mehr auf dieser Wanderung zu sehen.
Zuerst das Kloster Clarisse. Es steht auf einem Hügel und eine Treppe führt zur Kirche hinauf. Am Rande der Treppe steht eine Säule, die aus dem Jahre 1480 stammen soll. An diesem Ort soll durch den Befehlshaber der türkischen Flotte ein Massaker an den Dorfbewohnern stattgefunden haben. Alle Männer über fünfzehn Jahren sollten sich auf dem Hügel versammeln und dem Christentum abschwören. Achthundert von ihnen weigerten sich und wurden umgehend allesamt geköpft. Der Überlieferung zufolge soll einer von ihnen bis zum Ende der Hinrichtungen kopflos stehen geblieben sein. Der sarazenische Henker Berlabei war von dieser Glaubensbekundung so sehr beeindruckt, dass er seine Waffen fallen ließ und sich zum Christen erklärte. Damit unterschrieb er sein eigenes Todesurteil, man pfählte ihn. Die Säule, an der das geschehen sein soll ist dieselbe, die heute neben der Treppe steht. So steht die Geschichte auf der Infotafel neben dem Treppenaufgang geschrieben.
Das nächste Ziel der Rundwanderung ist die Bauxit-Grube. Die Wände der Grube erstrahlen in den schönsten Rot-Gelb-Tönen, dazu das Grün der Vegetation und das Türkis des Wassers. Das ist einfach nur schön. Bauxit ist ein Aluminiumerz, welches sehr eisenhaltig ist. Daher rührt die tiefrote Farbe des Bodens, in dem sich massenweise kleine braune Bauxit-Kugeln befinden.
Auch an anderen Stellen des Kaps treten rote Erdbereiche auf und die braunen Kugeln liegen wie Schotter verstreut auf den Wegen herum.
Hinter der „bunten“ Grube führt der Weg, als Pilgerweg „Via Francigena“ bezeichnet (nach dem Heiligen Francesco da Paola), weiter um das Kap herum. Nun herrscht jedoch die Farbe weiß vor, weißer Kalkstein wohin man sieht, der richtig in der Sonne blendet.
An der Wasserlinie sollen sich mehrere Grotten verbergen, die aber nur vom Boot aus zu sehen sind.
Hier entdeckten wir weitere uns unbekannte Blütenpflanzen, wie das Strauchige Brandkraut oder die Stern-Anemone. Natürlich ist auch der Affodill vertreten, sowie die Meer-Zwiebel, die wir in der Türkei kennenlernten.
Irgendwann kommt man dann zum Torre del Serpe, dem Schlangenturm. Der Sage nach soll es ein Leuchtturm gewesen sein. Man betrieb ihn mit Öllampen, doch nachts kam eine große Meeresschlange, die das Öl immer wieder austrank. Irgendwann töteten die Dorfbewohner die Schlange. Ihr Partner soll sich dann um den oberen Teil des Turmes gewickelt und so den Turm zerstört haben.
Ein Stückchen dem Weg weiter folgend, teilweise ist er sehr steinig und schlecht zu gehen, kommt man zu einer Bunkeranlage der anderen Art. Sie besteht aus mehreren unterirdischen Räumen, die durch genauso viele Eingänge zugänglich sind. Die gewölbte Decke des ein oder anderen Bunkers ist inzwischen zu sehen. Auf jeden Fall war es eine große Anlage, die komplett mit dem weißen Kalkstein getarnt ist, aus dem das Kap besteht.
Auf jeden Fall ist das Panorama atemberaubend und wunderschön.
Nardo hatten wir uns für einen Zwischenstopp ausgesucht, damit die Etappe nicht wieder so lang wird, und die Stadt überraschte uns sehr. Schon auf dem Weg dorthin fuhren wir durch Manduria. In der Innenstadt stehen überall prächtige Barockbauten, die wir aber nur im Durchfahren fotografieren konnten. Vielleicht können wir bei einer nächsten Reise dort Halt machen.
Übrigens befinden wir uns inzwischen in Apulien, und das merkt man. Die Orte strahlen hell und alles ist sauber. Die Häuser tragen meist weiß oder höchstens eine helle Pastellfarbe. Auf den Feldern stehen überall kleine Hütten aus Natursteinen, die meisten davon kaputt. Sie erinnern an die Trullis, die typischen Zipfelmützen-Häuser Apuliens. Sie dienten wohl als Unterschlupf für die Feldarbeiter.
In Nardo parkten wir am Friedhof, wo man ruhig steht. Zur Altstadt ist es nicht weit zu gehen. Uns zog es ausnahmsweise einmal nach dem Abendbrot zu einem Rundgang, denn wir hatten gesehen, dass da etwas im Gange war.
Als wir dort ankamen, hatte die Polizei die komplette Altstadt abgesperrt. Alles war hell und bunt erleuchtet, Marktstände boten ihre Waren feil. Mehrere Menschengruppen trafen sich in religiösen Gewändern, die Kirchen waren alle geöffnet und es fanden Messen statt. Leider konnten wir nicht herausfinden, was da gefeiert wurde, weder an Hand von Aushängen noch im Internet. Auf jeden Fall startete gegen 20 Uhr eine stille Prozession durch die Gassen, mit unbekanntem Ziel. Nur hier und da erklang ein Gebet.
Für uns war es einfach nur schön. Die bunte und sehr aufwändige Beleuchtung ließ die Gassen und Marktstände erstrahlen. Auch hier stehen viele Barockbauten und sehr viele Kirchen.
Auf der „Piazza delle Legne“ (Wasserfallplatz) steht eine neunzehn Meter hohe Säule, sehr kunstvoll gestaltet und der Unbefleckten Jungfrau gewidmet. Sie stammt aus dem Jahre 1769.
An der Wand einer Kirche ist der „Stierbrunnen“ zu finden. Nach der Überlieferung gründete man Nardo an der Stelle, an der ein Stier mit den Hufen Wasser hervorbrachte. Der Brunnen stammt aus dem Jahre 1930.
Natürlich wollten wir uns Nardo noch einmal bei Tageslicht ansehen. Leider verdeckten die am Vorabend so herrlich leuchtenden Konstruktionen die meisten Gebäude, so dass kaum schöne Fotos zu bekommen waren. Zudem waren sehr viele Leute unterwegs. Trotzdem ist die verwinkelte Altstadt von Nardo sehr sehenswert.
Am nordöstlichen Stadtrand steht eine Ölmühle, die verschiedene Sorten Olivenöl und andere Spezialitäten anbietet, und das noch zu akzeptablen Preisen.
Das Gartencenter „Nardo Garden“, direkt am Friedhofs-Parkplatz, ist ebenfalls sehr sehenswert. Es bietet viele schöne Dinge für Haus und Garten an.
Und noch etwas: Die Straße vom Friedhof in die Innenstadt ist mit für uns neuen, sehr auffälligen Bäumen bepflanzt. Der Stamm sieht aus wie von einem Nadelbaum, aber es sind feingliedrige Laubblätter daran. Die Nachforschung hat ergeben, dass es Australische Silbereichen sind. Sehr dekorativ.
Inzwischen haben wir einen 200km-Sprung gemacht. Normalerweise fahren wir nicht so viele Kilometer am Stück, aber entlang der Küste des Golfs von Tarent ist es schwierig einen vernünftigen Stellplatz für größere Wohnmobile zu finden. Streckenweise ist der Tourismus noch kein Thema, was ja auch gut ist, andererseits versperrt wieder die Bahnstrecke viele Zufahrten zum Strand mit zu niedrigen Unterführungen.
Eigentlich wollten wir einen Zwischenstopp an der La Grotta delle Ninfe in der Nähe von Villapiana einlegen. Das Thermalbad hat anscheinend nur in den drei Sommermonaten geöffnet und ist jetzt definitiv geschlossen.
Das nächste Ziel, an dem es etwas zu entdecken gibt, findet sich erst wieder in Metaponto, kurz vor Taranto. Es zählt wie Capo Colonna zur Magna Grecia (Groß-Griechenland) und hieß in der Antike Metapontion. Es war eine sehr große Stadt, die sich vom Strand bis weit ins Landesinnere erstreckte. Einige ausgegrabene Überreste sind im Rahmen des archäologischen Museums zu besuchen, aber viel mehr als Grundmauern und dem kleinen Amphitheater ist da nicht zu sehen. Auf einer der schlecht erhaltenen Infotafeln sind Rekonstruktionen mehrerer Tempel des Heiligtums, welche Hera und Apollon gewidmet waren, und des Amphitheaters abgebildet.
Die Agora bot Platz für achttausend Menschen. Metaponto war Sitz einer Schule des Pythagoras, der dort nach langem Umherirren und als Flüchtling lebte, lehrte und auch starb.
Interessanter ist da schon der Hera-Tempel aus dem 6. Jahrhundert v.Chr., von dem zwei der Säulenreihen wieder errichtet wurden. Ursprünglich waren es einmal 6×12 Säulen. Ein Teil des Tempelbodens ist ebenfalls erhalten. Ein Oleander-gesäumter Weg führt vom Parkplatz zum Tempel.
Zwischen beiden Stätten sollen noch zwei Nekropolen liegen, die wir nicht besuchten.
Das ebenfalls in Metaponto befindliche Schloss Torremare stammt aus dem 12. Jahrhundert. Zwischenzeitlich wurde der Name Metaponto vergessen und der Ort hieß Torre di Mare. Daher leitet sich der Name des Schlosses ab. Eine Adelsfamilie errichtete es auf den Grundmauern eines römischen Kastells, übergab es aber später dem Benediktinerkloster San Michele. Zum Schloss gehörten weitere Gebäude, wie Lager- und Bauernhäuser, oder auch ein Rasthaus für Wanderer. Später wurde das Gebiet vernachlässigt und Mitte des 17. Jahrhunderts rafften Malaria und Pest alles menschliche Leben dahin.
Erst mit dem Bau der Eisenbahn kehrten die Menschen zurück und man baute das Schloss wieder auf. Noch immer sind Rekonstruktionsmaßnahmen im Gange, aber das Schloss wird schon für verschiedene Veranstaltungen über den Sommer genutzt.
Jetzt haben wir des Rätsels Lösung: Überall in Kalabrien wächst Fenchel, aber während man den Würzfenchel auf Sardinien mit seinem feinen süßen Aroma genießen kann, schmeckt er in Kalabrien so gar nicht. Er ist auch viel massiver als wir ihn kennen, und er bildet gerade viel höhere Blütenstände aus als normalerweise. Kurz vor Capo Colonna fanden wir die Lösung. Es ist Riesenfenchel, sehr schön anzusehen, aber nicht schmackhaft. Wieder etwas gelernt.
Auf Capo Colonna, welches die südliche Begrenzung des Golfs von Tarent darstellt, besuchten wir das Ausgrabungsgelände mit dem Hera-Tempel. Im angeschlossenen archäologischen Museum erfuhren wir, warum die komplette Küste von Le Castella bis zum Capo Colonna zum Marine-Schutzpark „Capo Rizzuto“ gehört.
Dieser Küstenabschnitt ist Teil des „Magna Grecia“, des antiken Groß-Griechenland. Im 8. Jahrhundert v.Chr. verließen viele Griechen ihre Heimat, weil sie dort kein Auskommen mehr hatten. In der Hoffnung auf einen neuen und besseren Anfang fand eine Immigrationswelle nach Westen statt, an die Küsten von Italien. Von Neapel über Reggio bis nach Apulien gründeten die ausgewanderten griechischen Siedler neue Städte und Heiligtümer. Eines davon befindet sich auf Capo Colonna, zu antiken Zeiten Capo Lacinio genannt. Der heutige Name begründet sich auf die letzte noch stehende Säule des Hera-Tempels, die zum Symbol Kalabriens wurde.
Es wurden zwei Hera-Tempel gebaut. Wahrscheinlich wurde der erste Tempel durch Erdbeben oder Angriffe zerstört, so dass ein neuer Tempel gebaut werden musste. Von den Grundmauern des ersten Tempels ist kaum noch etwas übrig, die vom zweiten Tempel sind noch gut sichtbar. Bis 1638 stand wohl noch eine zweite Säule des Hera-Tempels, die dann wahrscheinlich einem weiteren Erdbeben zum Opfer fiel. Die dorischen Säulen waren 8,35m hoch und bestanden aus acht Blöcken. Der unterste Durchmesser beträgt 1,68m, der obere 1,29m. Sie standen jeweils auf einer dreistufigen Plattform, trugen das Kapitell und dann das Dach des Tempels.
Zum Heiligtum gehörte ein Garten, der ebenfalls Hera geweiht wurde. Um das Heiligtum herum breiteten sich die Höfe der Siedler und Bauern aus. Das Ganze nahm das komplette Kap ein.
Als die Römer das Gebiet beanspruchten, übernahmen sie den Hera-Tempel und bauten Wohnhäuser, eine Therme und einen Brennofen für Töpferwaren drum herum. Die Grundmauern mit zwei Bögen des Brennofens sind noch direkt links der neueren Kirche zu sehen.
Das Ganze befestigten sie dann mit einer Mauer, deren Reste noch in der gesamten Länge zu sehen sind, soweit sich das Meer nicht einen Teil des Kaps geholt hat.
Das ist auch der Grund für den Marine-Schutzpark „Capon Rizzuto“. Viele antike Strukturen liegen inzwischen auf dem Meeresgrund, sowie auch Schiffswracks mit Ladungen, die z.B. aus Amphoren oder auch teurem Keramik-Geschirr beladen waren. Sogar einen Münzschatz mit Gold- und Kupfermünzen fand man in einer Kiste am Meeresgrund.
Viele Artefakte sind sehr ansprechend im archäologischen Museum ausgestellt, andere dagegen im Museum in Crotone. Crotone war der Wohn- und Handelsort der alten Griechen, mit einem Hafen. Beides bildete eine Einheit.
Die Ausgrabungen auf Capo Colonna begannen 1910, aber noch immer liegt vieles unberührt im Boden. Das Museum und das Grabungsfeld können kostenlos besichtigt werden, aber man freut sich über jede Spende. Man muss wirklich schätzen, was bisher für das Museum geleistet wurde. Ein Film berichtet von der ganzen Geschichte des Ortes, vom 8. Jahrhundert v.Chr. bis heute, die über die Jahrtausende viele Eroberer gesehen hat.
Die ältesten Teile der erwähnten kleinen Kirche „der Heiligen Jungfrau von Capo Colonna“ stammt aus dem 14. Jahrhundert. Später wurde sie erweitert.
Der Torre Nao stammt aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts und war Teil einer Reihe, die aus zwölf Türmen bestand. Karl V., damals Vizekönig von Neapel, ließ diese Türme als Verteidigungslinie erbauen. Zudem dienten die Türme zur Weitergabe von Nachrichten und Signalen, nachts mit Hilfe von Feuern.
Noch ein Wort zu den Erdbeben, von denen ich gesprochen habe. Kalabrien ist ein Hoch-Erdbebengebiet, da sich hier die afrikanische Platte unter die Adriatische Platte schiebt. Das heißt für das Gebiet, dass sich jedes Jahr ca. 1000 Erdbeben ereignen. Die allermeisten sind nicht zu spüren, da sie nur eine Stärke zwischen 0 und 2 haben. Fünf Beben im Jahr sind stärker als 4, was sich schon bemerkbar macht. Alle 15,6 Jahre tritt ein Erdbeben der Stärke 7 oder mehr auf. 1783 fand das letzte zerstörerische Beben mit einer Stärke von 7,1 auf. 30.000 Menschen starben damals und dreihundert Dörfer wurden verwüstet.
Im Grünen sitzen, das Meeresrauschen im Hintergrund, blauer Himmel und Sonne von oben – was braucht der Mensch mehr? Sechs Tage schönes Wetter, nach einer ziemlich durchwachsenen Zeit, und einen günstigen Wohnmobil-Stellplatz in Le Castella (Costa Splendente sul mare), südlich von Crotone. Wenn man eine Woche auf dem Platz bleibt bezahlt man 10,-€ inkl. allem, bis dahin würden 15,-€ pro Tag anfallen. Wer mehr Zeit hat und einen Monat auf dem Platz bleibt bezahlt nur 200,-€. Wenn das mal kein Angebot ist. Die Plätze sind zwar schattig, weil unter Eukalyptusbäumen und Kiefern befindlich, aber die Sonne steht noch nicht so hoch und ein paar Stündchen Sonne am Tag bekommt man dann doch ab.
Abends ruft, wenn es dunkel geworden ist bis in die Nacht hinein, eine Zwergohreule. Alle zwei Sekunden gibt sie immer den gleichen kurzen Laut von sich. Das klingt sehr geheimnisvoll und wir mussten erst einmal forschen, von welchem Vogel die Laute stammen.
Vor dem Platz kann man einen kleinen Rundweg über die Klippen laufen. Die Flora ist sehr vielfältig, Smaragdeidechsen lassen sich die Sonne auf den Rücken scheinen.
Die Klippenkante ist von zahlreichen Sandsteinblöcken, noch fest am Boden verankert oder abgebrochen Richtung Meer drängend, gekennzeichnet. Die natürlichen Löcher in den flachen Sandsteinflächen eignen sich sehr gut als Pflanztöpfe, in die die Natur mit künstlerischer Ader Sandkrokusse gesetzt hat.
Überall wächst gerade wieder Riesenfenchel und der Ästige Affodill, eine auffallende Pflanze, die überall im Mittelmeerraum wächst, beginnt gerade seine Blüten zu entfalten. Die langen schmalen Blätter der Pflanze sind immergrün und überall zu finden. Es ist eine sehr schöne Ecke hier.
Etwas weiter führt ein steiler Weg zu einem kleinen Strand unterhalb der beiden Stellplätze. Dort bilden Sandsteinblöcke, in denen Muscheln eingeschlossen sind, den Strandabschluss. Dazwischen liegen Abschnitte aus Muschelkalk, der jedoch noch nicht das „Steinstadium“ erreicht hat. Er ist relativ weich und bröckelig. Das Regenwasser hat Wasserrinnen hinein gewaschen, was auch sehr gut aussieht.
Der Ort Le Castella ist ein Urlaubsort, vieles ist jetzt geschlossen. Nur wenige Restaurants und ein Café haben geöffnet. Es gibt einen kleinen Supermarkt, einen Chinesenladen und einen offenen Laden „Sapori di Calabria“, der kalabresische Spezialitäten verkauft. Der Besitzer ist sehr nett und engagiert, um seinen Kunden etwas Gutes zu tun. Die Preise sind vernünftig, im Gegensatz zum exponierten Souvenirladen gegenüber der Burg von Le Castella.
Wenn man die Hauptstraße Via Duomo zum Meer hinunter läuft steht man direkt vor dem Castell. Die aragonesische Burg steht auf einer Insel, die durch einen Damm mit dem Festland verbunden ist.
Die Ursprünge der Burg sind sehr viel älter und stammen aus dem 4.-3. Jahrhundert v.Chr., von den Griechen. Im sogenannten Phrourion-Raum sind die Fundamente durch Glasplatten zu sehen, die im Boden eingelassen wurden.
Ihre heutige Form bekam die Burg in der aragonesischen Zeit. Bis dahin erfuhr sie mehrere Umbauten und Erweiterungen. Vom 18. Jahrhundert an verfiel die Burg, 1977 zerstörte ein heftiger Sturm die Ostseite. Große Teile der Burg sind jedoch rekonstruiert worden und zugänglich. Der Eintritt ist kostenlos, trotzdem bekommt man am Eingang ein Ticket in die Hand gedrückt. Von den höher gelegenen Orten der Burg bieten sich schöne Aussichten über Le Castella und die Küste.
Schon in der Antike bewunderte man die Landschaften um Le Castella. Einigen Gelehrten zufolge soll es zwischen Le Castella und dem Capo Colonna noch mehrere Inseln im Meer gegeben haben, die inzwischen versunken sind. Wenn man bei Google Maps genau hinsieht, erkennt man sogar mehrere Untiefen, die einmal Inseln gewesen sein könnten. Eine der Inseln soll die Insel Calypso gewesen sein, die Homer in seiner Odysee erwähnte. Er hatte sie jedoch „Ogygia“ genannt, nach der auf ihr lebenden Nymphe. Es ranken sich aber noch mehr Legenden um diesen Ort, die aus der Antike stammen.
Eine kleine Marina und ein kleiner Fischerhafen liegen am östlichen Ortsrand.
Auf jeden Fall gefällt es uns hier sehr gut. Die Gegend ist flach, die Berge weit weg, was sich auch auf das Wetter auswirkt: es ist besser als anderswo, zumindest meistens.