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Archiv für die Kategorie “Sardinien”

Porto Corallo

Wie in Torre di Bari hat auch in Porto Corallo der große Tourismus noch nicht recht eingesetzt. 1986 wurde erst der Yachthafen gebaut, ein paar Feriensiedlungen sind nördlich von Porto Corallo entstanden, einen Campingplatz und einen Wohnmobilstellplatz gibt es inzwischen.

Man kann lange Spaziergänge entlang der Küste unternehmen. Sandige und felsige Strände wechseln sich ab, dahinter ist es sehr grün. Daran schließt sich eine hügelige Landschaft an.

Das kleine Gebirge Sarrabus beginnt gleich südlich von Porto Corallo und zieht sich weit ins Landesinnere. Es ist kaum erschlossen. Große Teile davon beansprucht das Militär.

Einen schönen Spaziergang bietet auch der Weg an der Lagune Sa Praia entlang. In dem Salzsee halten sich Möwen, Kormorane, Zwergtaucher und auch ein paar Flamingos auf. Am Ufer wächst Queller, Meerspargel. Der Weg ist idyllisch, aber nach großen Regenfällen stehen viele Pfützen auf dem Weg und versperren diesen teilweise. Wir mussten ins Grüne oder sogar über einen Feldrand ausweichen, um voran zu kommen.

Am nördlichen Rand der Lagune, wo das Wasser vom Meer hineinfließt, hat sich ein Fischzüchter angesiedelt. Zwischen Zufluss und Lagune wurde eine große Fischfanganlage ins Wasser gebaut. Sie ist jedoch nicht zu besichtigen, da das Ganze ein Privatgrundstück ist.

Porto Corallo wird von einem spanischen Turm, wie es sehr viele auf Sardinien gibt, alle in Sichtweite zueinander, überragt. Von seinem Fuße aus, er steht auf einem Hügel, hat man einen schönen 360°-Blick, bis hin zu den Reste des Castello di Gibas.

Das ganze Gebiet gehört zum Delta des zweitlängsten Flusses Sardiniens, dem Flumendosa. Geht man am südlichen Strand entlang, gelangt man nach gut einem Kilometer zur Mündung des Flumendosa. Die Sanddünen vor der Mündung sind jedoch so hoch, dass der Fluss nicht im Meer enden kann, sondern vor den Dünen sehr lange und schmale Lagunen bildet. Es ist ein sehr idyllisches Plätzchen.

Wir standen mehrere Tage auf dem Parkplatz neben der Marina, direkt zwischen Meer und spanischem Turm. An einem der Abende hallte furchtbar lautes Geschrei über die Küste, dass man meinte, jemandem wäre etwas schreckliches passiert. Als sie dann aber zum Parkplatz kamen, wussten wir warum: Der Angler hatte einen kapitalen Fisch an der Angel, eine ca. 90cm lange Gabelmakrele. Beim Anlanden brach sogar der Kescher, weil der Fisch einige Kilos auf die Waage brachte. Die Leute packten sofort ein, das Abendessen war gesichert.

Wenn man Glück hat, lassen sich auch schöne Sonnenuntergänge beobachten, zu dieser Jahreszeit allerdings schon zwischen 16.30 Uhr und 17 Uhr. Zu unserem ersten Sonnenuntergang an dieser Stelle glühte der Himmel golden, wunderschön. War da wieder Saharasand unterwegs? Kräftig genug war der Wind ja, der von der See herkam.

 

Torre di Bari

Es ist ein kleiner Ort im Ogliastra-Gebiet, in dem noch relative Ruhe herrscht. Er wird noch kaum in den Reiseführern erwähnt. Drei kleine Hotels und ein Restaurant sind offensichtlich der Anfang einer größeren Sache, denn es wird eifrig gebaut. Auf dem ACSI-Campingplatz Torre di Bari verbrachten wir drei ruhige Tage, einer davon vollkommen verregnet. Der Platz ist recht schön und wird von Eukalyptusbäumen beschattet. Jetzt im Winter nicht wirklich ein Vorteil, aber wenn man sich einen Platz auf der ganz rechten Seite sucht, dann hat man trotzdem viel Sonne.

Zweihundert Meter Fußweg führen zu einem kilometerlangen Strand, der von einem Pinienhain begrenzt wird. Am rechten Ende steht ein spanischer Turm aus dem 16. Jahrhundert. Er diente der Verteidigung dieses Gebietes vor Angriffen der Sarazenen und Piraten aus Nordafrika. Der Turm wurde aus Granit gebaut, ist insgesamt 21 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 11 Metern.

Rechts vom Turm, der auf einer Klippe aus Basalt und Granit steht, schließt sich ein weiterer Strand an. Beide Strände sind verschieden: der linke Strand erinnert an die Karibik, mit gelbem Sand in Reiskorngröße, und ruhig daliegendem Wasser. Der rechte Strand ist eher atlantisch: grauer Kies und an den Strand schlagende Wellen. Zwar liegen die Strände in einem stumpfen Winkel zueinander, trotzdem ist es faszinierend. Zwei Welten auf einem Stück Land.

Hier kann man schon eine ganze Weile Urlaub machen, so schön und erholsam ist es in Torre di Bari.

Arbatax

Das alte Arbatax liegt auf dem Capo Bellavista, das aus rotem Porphyr besteht. Unbedingt muss man sich die leuchtend roten Klippen ansehen, die inzwischen von einer hohen Kaimauer verdeckt werden. Sie sind einzigartig und wunderschön.

Das ganze Kap besteht aus mehreren verschieden bunten Gesteinslagen. Auch die Felswand hinter dem großen freien Platz ist beeindruckend. Roter Porphyr, weißer Granit und schwarze Lava haben hier ein wahres Gemälde geschaffen. Leider liegt diese Felswand auf der Nordseite, so dass sie nie von der Sonne angestrahlt wird und die Farben gut zur Geltung kommen würden. Das ist sehr schade.

Der Platz wird im Sommer für Konzerte genutzt. Deshalb baut man jetzt einige Mauern und Freitreppen zur Küste hin, die sehr kunstvoll mit weißen Granit- und roten Porphyrsteinen gestaltet werden. Wenn das fertig ist wird der Platz topp aussehen.

Die Anfänge von Arbatax liegen gleich unterhalb dieses Platzes. Der kleine alte Bootshafen und das alte Hafenbüro sind wieder hübsch hergerichtet. Gleich daneben befand sich der Bahnhof. Die Schienen liegen noch, die dort beginnen und enden. Im Sommer fährt die Touristenbahn „Trenino verde“ von Arbatax aus ins grüne Umland.

Am Rande des Fischerhafens steht die Fischhalle. Auf der Rückseite wird der fangfrische Fisch verkauft, die Vorderseite wird von der Gastronomie genutzt, mit Schwerpunkt Fisch, im Sommerhalbjahr.

Oberhalb des alten Hafens steht die kleine Kirche mit einem sehr langen Namen, aus Granit gebaut. Innen ist sie sehr schlicht gehalten.

An der Zufahrtsstraße zum alten Arbatax erhebt sich noch ein alter spanischer Turm. Geschäfte, Bar´s und Hotels schließen sich an.

Lohnend ist auch ein Spaziergang über das Capo Bellavista. Durch eine ruhige Wohn- und Feriengegend gelangt man auf die andere Seite zum Porto Frailis-Strand, einem langen weißen Strand, der an beiden Enden von felsiger Küste begrenzt wird.

Der Strand an der Ostküste des Kaps, Spiaggia Cala Moresca, ist dafür nicht zum Baden geeignet, aber wunderschön.

Ansonsten wird Arbatax von einem riesigen Hafengebiet dominiert. Und noch eines: Wie wir so am Fischerhafen sitzen und in Richtung Berge gucken, was sehen wir da? Schnee!!! Auf den über 1800 Meter hohen Gennargentu-Bergen hat es inzwischen geschneit.

Golfo di Orosei

Von Orosei bis nach Santa Maria Navarrese führt nun die Panoramastraße SS125 durch die fantastische Bergwelt des Supramonte-Gebirges, dem sich südlich gleich das Gennargentu-Gebirge anschließt. Zuerst langsam ansteigend, später größtenteils auf ca. 700 Höhenmetern entlang eines Berggrates verlaufend. Auf dem Genna Silana-Pass hat man dann eine Höhe von 1017 Metern erreicht. Von da ab geht es immer leicht bergab.

Gleich hinter Orosei befindet sich ein riesiger Marmorsteinbruch. In diesem haben sich mehrere Firmen angesiedelt, die den Marmor abbauen und verarbeiten. Die Landstraße führt mitten hindurch.

Etwas später kommt man durch das Bergdorf Dorgali. Der Ort ist recht groß, hat aber außer seiner Lage kaum etwas zu bieten.

Nur wenige Kilometer weiter zweigt die Serpentinenstraße nach Cala Gonone ab. Direkt hinter der Abzweigung fährt man durch einen gut vierhundert Meter langen Tunnel. Gleich dahinter liegt ein Parkplatz (444m hoch) mit einer wunderbaren Aussicht auf den Küstenort Cala Gonone. Der Ort ist der einzige Zugang zur felsigen Küste des Golfo di Orosei. Die Ausläufer des Supramonte-Gebirges reichen hier dreißig Kilometer lang bis ans Meer. Es gibt in diesem Bereich keine Straßen mehr. Alles ist nur noch zu Fuß oder per Boot zu erreichen. Man findet hier viele Grotten und Höhlen, wie auch im gesamten Gebirge. An der Küste gibt es sogar eine Blaue Grotte. Leider fahren im Winter keine Boote dorthin. Auf jeden Fall ist es ein interessantes Wandergebiet.

Cala Gonone war noch vor wenigen Jahrzehnten ein kleines Fischerdorf. Innerhalb kürzester Zeit wurde es zum Ferienort.

In der wilden Bergwelt entlang der SS125 liegen nur wenige kleine Gehöfte von Hirten, die hier halbwilde Schweine, Ziegen und Schafe halten. Zwei dieser hübschen Schweine, schwarz mit hellen Füßen, kreuzten vor uns die Straße.

Bald hinter dem Pass Genna Silana bietet die Käserei „Gruthas“ hervorragenden Ziegenkäse, dazu Ziegenjoghurt und Ziegenmilchquark. Nur selten hat meine Zunge etwas Feineres bekommen als diesen Ziegenjoghurt.

Von der Käserei aus ist schon das kleine Bergdorf Urzulei zu sehen. Eine steile und enge Serpentine führt dort hinunter. Auch die Durchfahrt ist eng, aber das Dorf liegt sehr romantisch am Hang der Berge.

Jetzt befindet man sich im Gebiet Ogliastra. Unser nächstes Ziel war Arbatax, auf einer weit ins Meer gezogenen, felsigen Landzunge.

Orosei

Von Agrustos aus folgten wir nun immer weiter der Küstenstraße, durch Budoni, Posada und das südliche Baronia-Gebiet bis nach Orosei. Bis Santa Lucia setzt sich die Landschaft genauso fort wie wir sie von San Teodoro bis Agrustos erlebt haben. Das heißt, das allermeiste dreht sich um Tourismus.

Von Santa Lucia aus windet sich die Straße entlang der Baronia-Berge, landschaftlich auch sehr schön. Verlässt man am südlichen Ende die Baronia-Berge, bietet sich ein guter Blick auf Orosei. Der Ort liegt am Fluss Cedrino, der die fruchtbare Ebene zwischen den Bergen und dem Meer geschaffen hat.

Die Altstadt von Orosei verteilt sich auf ein paar flache Hügel. Die Häuser bestehen zumeist aus grauem Vulkangestein, die Straßen und Gassen aus Basalt. Vieles Alte ist noch erhalten, was den Charme dieses Städtchens ausmacht.

Vom kommunalen Parkplatz aus, am östlichen Rand von Orosei, kann man einen Rundgang durch den Ortskern starten. Wir begannen mit der kleinen Kirche di Sant`Antonio Abate aus dem 13. Jahrhundert, ganz aus Vulkangestein erbaut. Das Dach besteht aus Holz. An einer der Seiten führt ein Arkadengang entlang.

Im Inneren der Kirche sind alte Fresken aus dem 14. Jahrhundert zu bewundern. Sie sind teilweise restauriert. Eine kleine hölzerne Statue des Heiligen Antonio schmückt ebenfalls den Innenraum. Gleich daneben hängt ein Gobelin, der so fein gewebt ist und dessen Farben so frisch sind, dass er einer Fotografie in nichts nachsteht.

Das Besondere an der kleinen Kirche ist der originale Fußboden, mit verschieden bemalten Fliesen, den man vor dem Altarraum erhalten hat.

Zu der Kirche gehört ein großer Platz, der teilweise von niedrigen Wohnräumen, in denen früher die Mönche wohnten, eingerahmt ist. Heute ist es normaler Wohnraum. Auf dem Platz stehen ebenso ein 4-geschossiger Turm und ein Brunnen. Im Ganzen ist es ein interessantes Ensemble.

Von hier aus setzten wir den Rundgang durch die Altstadt von Orosei fort. Durch verschiedene Gassen erreichten wir irgendwann das Castello Prigione Vecchia. Im Mittelalter baute man an dieser Stelle eine Befestigung. Inzwischen steht nur noch der 15 Meter hohe Turm, der als Gefängnis genutzt wurde. Eine Besichtigung ist nicht mehr möglich.

Auf der anderen Seite der Piazza Sas Animas befindet sich die Kirche delle Anime, leider auch nicht zu besichtigen.

Von der dahinterliegenden Piazza del Popolo ist schon die höher gelegene Kirche Madre di San Giacomo Maggiore zu sehen. Über eine Treppe aus Basaltsteinen erreicht man den Eingang der weiß strahlenden Kirche, die im Kontrast zur schwarzen Treppe steht. Im Inneren ist die Kirche schlicht, aber mit vielen schönen Details ausgeschmückt, die golden auf dem weißen Untergrund strahlen.

Jetzt lenkten wir unsere Schritte wieder in Richtung Parkplatz, durch weitere Gassen. Hier und da stehen liebevoll gestaltete Innenhöfe offen.

Sehenswert ist auch die Bogenbrücke über den Cedrino.

Am südlichen Ende der Brücke zweigt ein Weg ab, der zur Dammkrone führt. Auf ihr lässt es sich hervorragend am Fluss Cedrino entlang spazieren. Geht man den Weg bis zum Ende, kommt man nach gut zwei Kilometern am Strand von Orosei heraus.

Nachdem wir in Agrustos die Linsenwolken bewundert hatten, änderte sich das Wetter. Es hatte drei Tage lang immer wieder gestürmt und die Temperaturen sind von 20 Grad auf 11-15 Grad gefallen. Regen gab es das erste Mal seit wir in Italien/Sardinien sind auch tagsüber. Es ist also frisch geworden.

Baronia – San Teodoro bis Agrustos

Wir sind wieder an der Ostküste von Sardinien und fangen mit der Erkundung der langen Strandküste in San Teodoro an. Die Baronia ist der Küstenabschnitt, der von Olbia bis nach Orosei reicht. Dieses Gebiet haben sich viele Deutsche als Erst- oder Zweitwohnsitz auserkoren.

Am südlichen Ende der Lagune Stagno di San Teodoro fanden wir einen Parkplatz direkt am Strandzugang. Von hier aus erstreckt sich der 3 Kilometer lange Strand La Cinta, der die Lagune vom Meer trennt. In der Lagune halten sich viele Flamingos auf, aber sie sind sehr scheu und man kann sie nur aus der Ferne beobachten.
Über die Lagune hinweg erhebt sich die hohe, im Sonnenlicht hell strahlende Felseninsel Tavolara. Es sieht aus, als würde nicht viel an den steilen Felshängen wachsen.

Es gibt eine kleine Geschichte zu Tavolara, dem kleinsten Königreich Europa´s. Im 19. Jahrhundert kam ein Korse auf die sardische Insel. Als ihn dann der sardische König besuchte, begrüßte ihn der Korse, der sich inzwischen als König ausgerufen hatte, und wünschte ihm einen schönen Aufenthalt. Daraufhin schenkte der sardische König dem korsischen König die Insel Tavolara. 1962 fand dieses Königreich jedoch sein Ende. Die Nachfahren des korsischen Königs arbeiten heute im Tourismusbereich.

Mit Beginn des Sommers muss in San Teodoro jedoch die Hölle los sein. Dann wird der Strand von Touristen überschwemmt, und zwar so sehr, dass sogar Richtungsverkehr am schmalen Strandzugang eingerichtet wurde. Der Parkplatz ist riesig. Eine Fotografie von oben vermittelt einen Eindruck vom sommerlichen Betrieb am Strand.

Das Zentrum von San Teodoro ist nicht groß, aber ganz nett. Ganz auf Tourismus eingerichtet bleiben jetzt viele Einrichtungen geschlossen. Der Wochenmarkt, auf den wir zufällig gestoßen sind und der von der Hauptstraße versteckt liegt, bietet einheimische Produkte wie Salami, Käse, Honig, Obst- und Gemüse, Eingelegtes und Klamotten.

Den nächsten Halt legten wir an der Marina von Porto Ottiolu ein. Der Weg von dem großen Parkplatz bis zum geschwungenen Strand ist kurz, der auf der linken Seite von der Mole der Marina begrenzt wird. Bei der richtigen Sonneneinstrahlung strahlt das Wasser in einem karibischen Blau. Der Sand ist fein.

Porto Ottiolu wird fast nur von Ferienhäusern bestimmt und ist zu dieser Jahreszeit so gut wie ausgestorben. Nur wenige Leute halten sich jetzt dort auf.

Nördlich der Marina schließt sich ein weiterer, kleinerer Strand an, der von vielen Granitsteinen dekoriert wird. Daran schließt sich eine Art Steilküste an, die aus Granitblöcken besteht. Immer wieder brechen große Steine heraus und landen im Wasser. Das sieht wunderschön aus.

Dort führt ein Fußweg immer an der Küste entlang. Hinter einer Mauer, das Tor fehlt, findet man bald alte Bodenplatten von Hütten, die inzwischen abgerissen worden sind. Wir trafen auf dem Weg ein deutsches Pärchen, die im Moment ein Ferienhaus gemietet haben. Die erzählten uns, dass sich hier früher Hippies angesiedelt hatten. Inzwischen gehört das ganze Gebiet von der Insel Tavolara bis hinunter nach Agrustos zu einem Naturschutzgebiet und die Hütten mussten weichen.

Am nächsten Morgen spielte sich ein buntes Programm um uns herum ab. Der Parkplatz ist mit Baumreihen bepflanzt, die aus Sommerlinden, Steineichen und Amberbäumen bestehen. Das allein ist schon ein schönes Bild, denn die verschiedenen Farben von gelb, grün und rot leuchten in der Morgensonne. Dazu hielten sich verschiedene Vogelarten darin auf, wie zwei Eichelhäher und Stieglitze, die sich an den Samen der Amberbäume gütlich taten. Zwei Türkentauben suchten sich am Boden ihr Futter, und die Stare pfeifen die ganze Zeit. Sie pfiffen gestern schon hinter uns her, was sehr lustig ist. Stare machen immer Spaß.

Amberbaum

Zwischen Porto Ottiolu und Agrustos fanden wir einen herrlichen Stellplatz direkt am Strand, weitläufig, grün und ruhig. Von der Bucht Cala Cuppetti aus lässt es sich herrlich am Strand entlang wandern, bis zum kommunalen Parkplatz von Agrustos. Die Dünen sind geschützt, aber dahinter führt ein Weg entlang, auch vorbei an zwei kleineren Lagunen. Hier fanden wir weitere Flamingos. Der Blick über die Lagunen zu den Bergen hin ist toll. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber es sind einfach zu viele schöne Landschaften, die sich im Baronia-Gebiet zeigen.

S´Ena e Thomes

Tomba dei Giganti S´Ena e Thomas – so der volle Name des Großsteingrabes, westlich von Galtelli in der Barbagia gelegen. Es ist eine der wichtigsten Begräbnisstätten der Nuraghen. Die Front des Grabes besteht aus halbmondförmig aufgestellten Granitsteinen. In der Mitte erhebt sich eine 3,70m hohe Stele, 7 Tonnen schwer, mit einem kleinen Loch am unteren Rand, zu klein, den Lebenden den Zugang zu gewähren. Daran schließt sich das Großsteingrab mit einer Länge von 16 Metern und einer Breite von 7 Metern an. Datiert wird die Anlage um ca. 1800 v.Chr.. Das Grab wurde vor langer Zeit von Grabräubern heimgesucht, aber man fand viele Knochen darin. Man rätselt, ob es sich um Bewohner des Dorfes handelte oder es nur ein Grab für die Privilegierten war.

Die Anlage liegt inmitten einer Weidefläche und ist mit einem Tor versehen. Dies lässt sich leicht öffnen. Dann folgt man dem Weg, der zusätzlich mit Pfeilen aus Steinen markiert ist.

Es ist ein kleiner Spaziergang durch eine Art wilden Botanischen Garten. Unglaublich, was wir hier alles gefunden haben. Den größten Anteil nehmen die Mastixsträucher ein. Die kleinen roten, inzwischen sich schwarz verfärbenden Beeren leuchten in der Sonne. Oft winden sich Triebe einer Kletterpflanze mit weißen Blüten an den Sträuchern empor. Das sieht toll aus.

Am Boden wachsen Meerzwiebeln, eine Lilienart, und Schwanen-Seidenpflanzen. Bis vor einem Jahr wussten wir noch nichts von Seidenpflanzen. Inzwischen kennen wir drei, die wir in der Türkei, auf Öland (Schweden) und jetzt hier auf Sardinien gefunden haben. Es sind faszinierende Pflanzen und sofort zu erkennen. Die großen Früchte enthalten viele Samen, deren seidige Anhängsel sich, wenn die Früchte aufplatzen, groß aufblähen und damit zur Verbreitung der Samen beitragen. Auch die Blüten sollen sehr schön sein, aber da kamen wir immer zu spät.

Übrigens ist das Grab kostenlos zu besichtigen.

 

Terme Libere

Bosa war vorerst das letzte Ziel im Westen Sardiniens. Jetzt bewegen wir uns gen Osten, durch das Landesinnere der Insel. Der größte Teil der Strecke führt auf einer Hochebene auf ca. 300 Metern entlang. Es ist das Land der Weidewirtschaft, und es gibt viele Korkeichen. Steinmauern ohne Ende prägen das Bild der sowieso an Steinen reichen Gegend.

Außerdem befinden sich sehr viele Nuraghen, teilweise nicht mehr erkennbar, teilweise steht noch der Stumpf des Turmes. Zu jeder Nuraghe muss wohl eine Grabstätte gehört haben, denn diese finden sich fast genauso häufig.

Wir fuhren an dem Bergstädtchen Macomer vorbei, dass sich auf einer Felsnase entlang zieht.

Bei Silanus fällt ein gut erhaltener Nuaghenturm auf, neben dem eine kleine Kirche steht, sehr ungewöhnlich. Es ist die Kirche Santa Sabina. Im 19. Jahrhundert bestand an dieser Stelle noch ein Benediktiner-Kloster.

Zweihundertfünfzig Meter weiter soll es einen Heiligen Brunnen der Nuraghen geben. Leider ist dieser neu und Massiv eingehaust und abgesperrt.

Südwestlich von Benetutti liegt der Ort Terme Aurora. Na ja, nicht wirklich ein Ort, eher ein Thermen-Hotel San Saturnino, jetzt geschlossen, eine Pferderennbahn und mehrere alte Termenbecken. Nur eines davon ist offen und kann jederzeit besucht werden, die Terme Libere. Zwei Personen können darin gut baden und ein klein wenig schwimmen. Es soll der Rest eines römischen Bades sein und liegt offen mitten in der Landschaft. Über einen Fußweg von der Straße aus erreicht man das Becken. Das Wasser hat Badewannentemperatur, ist glasklar und ein bisschen schwefelig. Es quillt aus dem sandigen Boden, zu erkennen an den aufsteigenden Blasen. Zu unserer Badezeit kam sogar ein wenig die Sonne heraus. Es war herrlich und wir waren allein.

Ganz in der Nähe steht ein kleines Kirchlein auf einer Anhöhe, die Chiesa di San Saturnino. Sie liegt jedoch auf einem abgesperrten Grundstück.

Bosa

Wir fanden ein Plätzchen an der Fußgängerbrücke gegenüber der Altstadt von Bosa. Bosa soll der schönste Ort auf Sardinien sein. Das stimmt nur was die Ansicht vom Fluss her betrifft. Auffallend sind die vielen bunten Häuserfassaden, die Bosa so besonders machen. Schlendert man durch die Gassen, der neueren Unterstadt wie auch der Altstadt, die sich den Hang zum Kastell hochzieht, dann ist der Anblick eher erschütternd. Graue, ungepflegte Fassaden prägen das Straßenbild.

In der Altstadt am Hang ist sehr viel zu verkaufen, manches wird schon restauriert. Das Problem ist: wer will heute schon im Dunkel der schmalen Gassen, für Autos kaum befahrbar, wohnen? Trotzdem gibt es hin und wieder liebevoll gestaltete Häuser und Eingänge.

Während die Häuser am Hang weniger Geschosse aufweisen, sind die Gebäude in der Unterstadt ziemlich hoch. Hier befinden sich mehrere Plätze, Paläste, einige Museen und ganz viel Gastronomie.

Die Kathedrale im Osten der Stadt ist ganz sehenswert. Wie die ehemaligen Paläste ist auch die Kathedrale vom Barock geprägt. Innen ist viel Marmor zu sehen, aber nicht alles, was nach Marmor aussieht, ist auch Marmor. Da wurde viel mit dem Pinsel nachgeholfen.

Wenn man durch das Gewirr der Altstadt einen Weg nach oben gefunden hat bietet sich ein herrlicher Blick über die bunte Stadt, bis zum Meer hin.

Ganz oben thront das Castello Malaspina, welches wir jedoch nicht besucht haben. Von einem Aussichtspunkt aus sahen wir den Wochenmarkt unten in der Stadt, zudem wir gleich aufbrachen. Der ist nur Dienstags. Neben Klamotten und Haushaltswaren werden frisches Obst und Gemüse wie auch Wurst, Käse und Honig angeboten. Von dort unten aus hat man das Kastell wieder im Blick.

Bosa liegt am Fluss Temo. Auf der nördlichen Seite breitet sich die Stadt aus, mit einem genauso langen Weg am Flussufer entlang.
Gegenüber stehen die alten Gerbereigebäude. Im 19. Jahrhundert war Bosa das Zentrum der Lederverarbeitung.

Als wir Bosa über die Fußgängerbrücke erreichten und in die gegenüber liegende Straße blickten, kam uns ein Gedanke des Vergleichs: Palermo. Das bestätigte sich auch in den weiteren Straßen und Plätzen. Die hohen, eng beieinander stehenden Häuser, das Gewusel der Menschen und Autos, wie in Palermo. Das war vormittags.
Nach unserer Kaffeepause spazierten wir noch einmal durch die Unterstadt, um andere Bereich zu sehen, da waren wir ganz allein unterwegs. Nur hier und da saß jemand in einer Bar oder einem Imbiss. Das ist uns schon mehrfach aufgefallen, dass bis etwa 13.30 Uhr jede Menge Betrieb auf den Straßen herrscht und um 14.30 Uhr alles ausgestorben ist. Um 15 Uhr zieht wieder Leben ein, bis spät abends.

Panoramastraße Alghero nach Bosa

Es ist wirklich eine wunderschöne Tour. Hinter jeder Kurve eröffnet sich eine neue Aussicht. Die Straße führt einmal auf Meereshöhe, dann wieder auf einer Höhe zwischen 200 und 300 Metern.

Wir hatten ja schon in der Kathedrale von Alghero von dem Lavagestein Trachyt gehört. Kurz hinter Alghero, bis nach Bosa, besteht fast die komplette Landschaft aus Trachyt. Vielerorts ist aber auch die bekannte normale Lava zu erkennen, in mehreren Schichten und verschiedenen Varianten. In den Trachytströmen sind auffallend viele Grotten, Höhlen und Lavatunnel zu sehen. Hier und da liegen Lavablasen offen. Das ist einfach nur sehr interessant und herrlich anzusehen. Einige rundgeschliffene Trachythügel liegen an der Küste entlang verteilt.

Auf der zweiten Hälfte der Tour nach Bosa befinden sich mehrere kleine und uralte Bauernhöfe, die Viehwirtschaft betreiben. Das Gelände sind teilweise so steil, dass die Schafe unbedingt schwindelfrei sein müssen.

Auf dem Parkplatz Su Ferru de Su Caddu machten uns dann ein paar Gänsegeier ihre Aufwartung. Majestätisch zogen sie ihre Kreise über uns und die Küste. Viele Teile der Landschaft an der Panoramastraße sind Naturreservate, so dass die Geier ungestört sind. Das war eine tolle Überraschung, denn mit ihnen hatten wir nicht gerechnet.

Den Tag beendeten wir in Bosa Marina, dem jetzt fast ausgestorbenen Küstenort der Stadt Bosa. Er gruppiert sich um einen großen halbmondförmigen Sandstrand, an dessen Ende ein runder Turm steht. Dahinter hat der italienische Zoll den Rest der Mole abgesperrt.

Die Lieblingsbeschäftigung der Einheimischen am Abend ist Sonnenuntergang gucken. Auf dem großen Platz südlich des Strandes stehen viele Bänke, die dann fast alle belegt sind. Leider gab es heute keinen spektakulären Sonnenuntergang, aber er war ganz nett.

 

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