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Taschkent

Unsere Busrundreise führte uns bereits durch Teile von Kirgistan und Kasachstan. Nun befinden wir uns in Usbekistan und es wartet der schönste Teil der Reise. Es ist der Teil, den man auch am ehesten mit der alten Seidenstraße in Verbindung bringt.

Usbekistan heißt in der Landessprache O´sbekiston. Die Währung nennt sich SOM. In Kirgistan heißt sie SUM. Wie kann man das auseinanderhalten? Unser Reiseleiter half uns mit einer Eselsbrücke. O´sbekiston = SOM, einfach an das O halten. Das ist leicht. Die Umrechnung in Euro ist auch wieder einfacher. Die Kurse liegen in Kirgistan 1€ = 15 SUM, in Kasachstan 1€ = 600 Tenge und in Usbekistan 1€ = 100 SOM.

Usbekistan hat von den fünf zentralasiatischen Ländern mit Abstand die meisten Einwohner. Vier Millionen leben in Taschkent, der Hauptstadt des Landes. Sie ist somit auch die größte Stadt Zentralasiens mit einer Ausdehnung von 45 Kilometern. Da braucht man Stunden um von einem Ende zum anderen zu gelangen. Taschkent ist 22oo Jahre alt.

einer der Bahnhöfe in Taschkent – sehr modern

Und noch eine Besonderheit gibt es seit ein paar Jahren: in Mittelasien wird kyrillisch geschrieben. In Usbekistan jedoch stellt man gerade auf die lateinische Schrift um. Das, was man in kyrillisch ausspricht wird einfach in lateinisch dargestellt – gewöhnungsbedürftig. Vor allem die älteren Leute haben da so ihre Schwierigkeiten, was den Umstellungsprozess weit hinauszögern dürfte.

In Taschkent, auf usbekisch Toschkent, fahren zu 80 Prozent Methangasautos, viele E-Autos und ein paar Propangasautos. Der Straßenverkehr ist also sehr umweltfreundlich. Kein Wunder, denn auch in Usbekistan ist viel Gas vorhanden. Fast alle Tankstellen tragen die Aufschriften „Methan“ oder „Propan“, oder beides zusammen.

Am meisten werden Chevrolets und chinesische Autos gefahren. Der Mittelstand setzt auf japanische Autos, und die Reichen ziehen Mercedes, Lexus oder Maybach vor.

Wie in den beiden anderen Ländern, die wir vorher besucht haben, setzt sich die Architektur auch in Taschkent aus Stalinbauten (2 bis 3-geschossig im neoklassizistischen Stil), sozialistischen Bauten (Protz) und modernen Bauten zusammen. Schon die alten Bauten waren erdbebensicher gebaut, was im Laufe der Zeit mehrfach bewiesen wurde. Heute baut man zwar auch noch erdbebensicher, aber auch in Usbekistan wird an allen Ecken und Enden gespart. Unser Reiseleiter versicherte mehrmals, dass er nur in einem alten Gebäude wohnen wird, auf keinen Fall in einem der Neuen.

Zudem besitzt Taschkent als einzige Stadt in Mittelasien eine U-Bahn.

Untergebracht waren wir in Taschkent im Unique-Hotel. In diesem Hotel hatten wir ein sehr schönes großes, modern ausgestattetes Eckzimmer mit mehreren Fenstern und einem großen Balkon mit weiter Aussicht. Da fühlt man sich doch wohl.

Die Stadtrundfahrt in Taschkent führte uns zuerst zur Barak-Chan-Medresse. Eine Medresse (türkisch: Medrese) ist, oder war, eine Koranschule. Der heutige Barak-Chan-Komplex bestand im 15. Jahrhundert zuerst aus einem Mausoleum. 1530 baute man ein zweites Mausoleum für den Herrscher von Taschkent daneben. Im 16. Jahrhundert wurde der Komplex zu einer Medresse umgebaut. Barak Chan ist der Beiname des damaligen Herrschers von Taschkent.

Das Aussehen des Komplexes, der heute keine Funktion mehr als Koranschule hat, ist für Taschkent nicht typisch. Da hat man sich wohl an den prächtigen Bauwerken Samarkands und Bucharas orientiert.

Leider konnten wir das eindrucksvolle Portal nicht im Ganzen bewundern, denn nur ein paar Meter weiter steht ein hoher Zaun, der das komplette Gelände davor umschließt. Da sind wohl Restaurierungsarbeiten im Gange. Das Portal ist ein Ziegelbau, der mit blauen Fliesen, auf die bunte florale Muster aufgebracht sind, verziert ist.

Auf den beiden Eckbauten thronen zwei blaue Kuppeln. Dazu wird der Komplex seitlich von zwei hohen Minaretten, auch aus Ziegeln bestehend, flankiert.

Die eingeschossigen Räume der Medresse gruppieren sich um einen hinter dem Portal liegenden Innenhof. Der wurde mit vielen Holzelementen und Schnitzereien gestaltet.

Einen Flügel gestaltet man als Moschee um. Den riesigen Gebetsraum kann man, entsprechend gekleidet, besichtigen. Wer keine passende Kleidung hat, kann sich kostenlos Tücher ausleihen.
Die Gestaltung des Gebetsraumes ist in den Farben weiß, hellblau und Gold gehalten. Sie ist relativ schlicht, aber wunderschön.

In einem anderen Teil des Barak-Chan-Komplexes bietet ein Kunsthändler seine Waren an. Hier kann man schon ein erstes Souvenir kaufen, wenn man möchte.

Nach diesem interessanten Besuch besichtigten wir den Basar „Eski Yuva“, oder auch Chorsu-Basar. Die große Kuppel mit einer orientalisch gestalteten Dachhaut beherbergt den Lebensmittel-Basar. Hier gibt es von Gewürzen über fertige Salate, Trockenobst bis hin zu Fleisch und Käse alles, was das Herz begehrt. Gerade sind die Maulbeeren reif und werden in Mengen angeboten. Wir sind jedoch erst einmal auf Orientierungstour. Die Maulbeeren werden wir später probieren.

Im Außenbereich des Basars sind die Stände mit allem anderen, was nicht Lebensmittel sind, zu finden.

Unser Reiseleiter erklärte, was die Männer mit den Karren zu bedeuten haben, die überall scheinbar auf etwas warten. Ihnen kann man quasi einen Einkaufszettel geben und sie machen sich dann auf den Weg durch den Basar, um alles zu besorgen. Das ist praktisch für Leute, die schlecht laufen können oder einfach keine Zeit haben, sich selbst durch die Stände zu kämpfen. Wir finden das eine gute Einrichtung.

Ich hatte ja am Anfang des Beitrages geschrieben, das Taschkent die einzige U-Bahn in Mittelasien besitzt. Die sollten wir jetzt kennen lernen.

Gleich hinter den Chorsu-Basar liegt die U-Bahn-Station Chorsu, zu der wir zu Fuß gelangten. Von hier aus fuhren wir zwei Stationen zum Kreuzungspunkt der blauen und roten Linie, der Station Alischer Navoii, wo wir umstiegen. Diese U-Bahn-Station ist wunderschön, mit einem Kuppelgang und Fliesenbildern gestaltet.

Nach nur ein paar Minuten Wartezeit stiegen wir in die Bahn und fuhren mit der roten Linie eine Station weiter nach Mustakillik Maiidoni. In den U-Bahn-Stationen sind viele Leute unterwegs, aber alles läuft sehr entspannt und ruhig ab, was wir als sehr angenehm empfanden.
Auch diese Station ist schön gestaltet, mit einem Kuppelgang und schönen Leuchten.

Als wir den Ausgang erreichten, befanden wir uns in der Nähe des Unabhängigkeitsplatzes – Mustakillik Maiidoni auf usbekisch, wie die U-Bahn-Station. Das Eingangsportal mit der schönen Skulptur von drei sich in Bewegung befindlichen großen Vögeln, vielleicht Störche, steht hinter dem Ausgang der U-Bahn-Station. Das konnten wir nur von dort aus sehen.

Wir bewegten uns in die andere Richtung. Genau gegenüber ist der Amir Temur Platz, hinter dem Kashgar-Park zu finden. Direkt rechts neben der U-Bahn-Station steht der Palast „Zar Nikolaus“ in einem kleinen Park, ein wunderschöner alter Bau. Leider konnten wir ihn nur vom Zaun aus bewundern.

Im anschließenden Kashgar-Park, durch den wir nun liefen, beobachteten wir für uns eine neue Vogelart: afghanische Stare oder auch Hirtenstare. Sie sind etwas größer als unsere Stare, aber genauso lustig wie sie. Wir hätten sie ewig beobachten können, aber wir setzten unseren Weg fort.

Mehrere kleine orientalisch anmutende Pavillons dienen z.B. als Souvenirshop. Auch ein paar Cafés gibt es.

Irgendwann bogen wir dann nach rechts ab und spazierten am Einkaufszentrum Sarafshon und an der Usbekisch-Russischen Akademie für dramatisches Theater vorbei zum Florya-Café, wo wir endlich eine Pause einlegten und uns abkühlen konnten. Langsam steigen die Temperaturen an. Es sind fast 30 Grad.

Wir nahmen im Außenbereich Platz und bestellten Eis und Kaffee. Während wir so sitzen, hören wir „Staren-Geschnatter“. Oben auf der Vordachkante sitzen zwei Hirtenstare, aber mit einem wunderschönen grünen Bauch. Sie faszinierten und unterhielten uns. Es blieben die einzigen zwei Stare dieser Art, die wir auf der ganzen Tour sahen. Die anderen besaßen keine grünen Bauchfedern.

Nach dieser Pause spazierten wir zum Navoii Theater. Es ist das Nationaltheater Taschkents. Das Gebäude ist relativ neu und nach dem timuridischen Dichter Alischer Nawoii benannt. Er gilt heute als usbekischer Nationaldichter und lebte im 15. Jahrhundert. Innen soll es sehr prächtig sein. Wir konnten es nur von außen sehen.
Auf dem Vorplatz zieht ein großer Brunnen die Blicke auf sich.

Von hier holte uns der Bus ab und brachte uns nun zum Gelände der Deutschen Botschaft am Kanal Ankhor, bzw. dem romantischen Altarm davon. Das parkähnliche Gelände sorgt für etwas Abkühlung, im Wasser baden die Leute.

Zuvor besichtigten wir das Denkmal für die Opfer des Erdbebens von Taschkent 1966. Durch dieses schwere Erdbeben am 26. April 1966 wurde die Neustadt der Stadt Taschkent zerstört. Danach beschloss man, nach einigem Hin und Her, die Stadt modern wieder aufzubauen. Da der Wohnungsbau schnell gehen musste, stellte man vielerorts die sozialistischen Einheitsbauten hin.
Die Erdbebenkatastrophe war auch der Auslöser für den Bau der U-Bahn. Ohne Erdbeben keine U-Bahn in Taschkent.

Jetzt sammelte uns der Bus wieder auf und brachte uns ins Hotel zurück. Dabei fuhren wir am Freizeitpark Navros vorbei, sehr offen und einladend gestaltet.

Für das usbekische Abendessen mussten wir noch einmal das Hotel verlassen. Ganz in der Nähe ist der Piramit-Tower, ein Multifunktionsgebäude, zu sehen. Wenn es dunkel ist, wird er von einem LED-Netz umspannt, welches ständig die Farbe wechselt, ein Hingucker. Ihn sehen wir auch vom Unique-Hotel aus. Es ist so etwas wie das Wahrzeichen Taschkents.

Unser Abendessen nahmen wir im Bavaria Plaza ein. Unweit davon beeindruckt ein orientalischer Prachtbau, das „Tabassum Restaurant“, vor allem abends. Er dient offensichtlich öffentlichen Zwecken. Bei unserer Anwesenheit feierte man gerade eine riesige Hochzeit. Durch die große geöffnete Tür konnten wir auch einen Blick in das sehr prächtige Innere werfen. Das sieht alles sehr teuer aus.

Das war wieder ein sehr langer Tag mit unglaublich vielen Erlebnissen.

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