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Itàlica

Dies ist der im Kapitel Costa de la Luz erwähnte Beitrag zu Itàlica. Am nördlichen Stadtrand von Sevilla befindet sich die spanische Stadt Santiponce. Sie steht teilweise auf der antiken Stadt Itàlica, die als die erste römische Stadt auf hispanischem Boden gegründet wurde, und zwar im Jahre 206 vor Christus. Publius Cornelius Scipio hatte gerade die Karthager in der Schlacht von Illipa, ganz in der Nähe gelegen, besiegt und damit die Vorherrschaft der Karthager in Spanien besiegelt. Deshalb stellte er eine Legionärsabteilung auf, die er auf dem Gebiet des heutigen Santiponce stationierte. In der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. erhielt die Siedlung das Stadtrecht und während der Regierung von Hadrian (177 – 138 n.Chr.) das einer Kolonie.

Die Kaiser Trajan und Hadrian wurden in Itálica geboren, sowie eine große Anzahl römischer Senatoren. Diese Tatsache, seine strategische Bedeutung während des Hochrömischen Reiches und dass die Stadt an den Routen zum Bergbaugebiet der Sierra Norte de Sevilla und Huelva lag, verhalf ihr zu einer unglaublichen Flächenausdehnung von etwa 52 Hektar, die zu Hadrians Zeiten erreicht wurden.

Der derzeit zu besuchende Bereich gehört zum Komplex des sogenannten Nova Urbs, die der unter Hadrians Befehl erfolgter Stadterweiterung entspricht. Die Überreste der antiken Stadt Itàlica liegen heute unter dem Gebiet von Santiponce.

Das freigelegte Viertel besticht durch seine imposanten öffentlichen Gebäude und großen aristokratischen Wohnhäuser der reichsten Patrizierfamilien von Itàlica, sowie einigen der wichtigsten Bürgervereinigungen der Stadt.

Nach der Römerzeit wurde Itàlica vergessen, bevor man es im 16. und 17. Jahrhundert wiederentdeckte. Erste archäologische Ausgrabungen folgten. Im 19. Jahrhundert kam man zu dem Schluss, dass man diese Stadt schützen musste. 1912 erklärte man Itàlica zum Nationaldenkmal und seit Mitte der 80er Jahre kümmert sich die andalusische Regierung darum.

Wie ich schon geschrieben habe, ist der Eintritt für EU-Bürger frei, alle anderen Besucher zahlen 1,50€. Im Angesicht der immensen Arbeiten und der Größe des Geländes wird vielen Besuchern klar sein, das dies viel zu wenig ist.

Gleich hinter dem Eingang ist in der Rekonstruktion eines großen römischen Gebäudes das Museum der Ausgrabungsstätte untergebracht. Hier vermittelt ein kurzer Film das Leben im antiken Itàlica und zeigt, wie die Stadt einmal ausgesehen hat.

Danach werden verschiedene Aspekte wie die Wasserversorgung, die prächtigen Thermen, die Amphitheater, die Wohngebäude und der kaiserliche Kulttempel beleuchtet. Es wird auch über Trajan und Hadrian berichtet. Alles wird kurz und knapp gehalten, so dass es nicht langweilig wird.

Verlässt man das Museum gelangt man zu riesigen Ruinen, die zum großen Amphitheater gehören. Es wurde unter Hadrian erbaut und war das zweitgrößte im gesamten Römischen Reich, nach dem Kolosseum in Rom. Beim Bau wurden prunkvolle Materialien verwendet und es bot 35.000 Menschen Platz. Dies war mehr als das Dreifache der Gesamtbevölkerung der Stadt. Dies zeigt, dass die dortigen Spektakel so wichtig waren, dass die Leute aus ganz Hispanien dorthin strömten.

Das Gebäude hatte zwei Haupttore, eine zentrale Servicegrube für die Arena und drei Tribünenabschnitte. Ein schmaler Tunnelgang führt rund um die Arena. Von ihm gehen mehrere Räume ab, die verschiedenen römischen Göttern gewidmet waren. Auch die Wasserversorgung war gesichert. In der Arena fanden Jagden, öffentliche Hinrichtungen, religiöse Rituale und Gladiatorenspiele statt.

Die Größe und der Erhaltungszustand des Theaters ist sehr beeindruckend.

Oberhalb des Theaters betritt man die Stadt durch ein Tor, welches von zwei Türmen begrenzt wird. Die Mauer, die zu Hadrians Zeiten in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts erbaut wurde, war eineinhalb Meter dick und besaß einen Betonkern, der mit Steinquadern verkleidet wurde. Wie wir heute wissen erfanden die Römer den Beton, der zudem noch Jahrtausende überdauert. Alle zwanzig Meter erhob sich ein quadratischer Turm mit einer Grundfläche von fünf mal fünf Metern.

Das Viertel, welches man durch dieses Tor betritt ist ein neueres Viertel. Die Straßen waren breit, bis zu sechzehn Metern, und von Säulengängen gerahmt. Sie waren rechtwinklig angeordnet und begrenzten rechteckige Parzellen. Hier waren viele große Häuser und öffentliche Gebäude zu finden. Weite Teile des antiken Straßenbelages sind noch erhalten.

Unter dem Zugang zur Stadt verlief die Hauptabwasserleitung, wie heute noch deutlich zu erkennen ist. Das Abwassersystem wurde unter den Straßen verlegt. Die Kreuzungen der Straßen waren gleichzeitig die Kreuzungen der Leitungen.

Zuerst erfolgte die Wasserversorgung der Stadt durch ein Aquädukt. Das Wasser kam von den Quellen des Flusses Guardiamar und wurde in einer Zisterne gespeichert. Zu Hadrians Zeiten baute man ein neues Wasserversorgungsnetz. Das Wasser kam nun auch von den Quellen in der Nähe von Tejada (Huelva) und wurde durch Bleirohre nach Itàlica geführt, hauptsächlich zu den öffentlichen Brunnen und Bädern, wie auch zu den Theatern. Fließendes Wasser hatten nur die wohlhabenden Bürger in ihren Häusern. Gärten, Teiche, Brunnen und eigene Bäder waren Zeichen des Wohlstands. Sowohl die Wasserversorgung als auch die Abwasserentsorgung waren kontinuierlich und verlässlich.

Itàlica besaß zwei Thermalbäder, die kleinen und die großen Bäder. Die großen Bäder besaßen eine Palestra, hier 120×140 Meter groß. Dies ist ein Anbau, der als gesellschaftlicher Treffpunkt zum Baden und auch für sportliche und Freizeitaktivitäten genutzt wurde. Die Palestra nutzten ebenso die Athleten, die sich auf ihre Wettkämpfe vorbereiteten. Das große Thermalbad war das größte bekannte Bad in ganz Hispanien.

Nun noch ein Wort zu den Wohnhäusern, besser gesagt, den Herrenhäusern. Sie waren zwischen 1500 und 2200 Quadratmetern groß, besaßen einen Innenhof mit Säulen, den Peristyl, und zwei Etagen mit mehreren Räumen, darunter prächtige Salons, die man als Empfangsräume oder für gesellschaftliche Zusammenkünfte nutzte. Man zeigte gern was man hatte.

Einige Mosaike sind erhalten geblieben und können bewundert werden. Im Haus des Hylas, benannt nach dem zentralen Motiv des Mosaiks, welches heute im Archäologischen Museum in Sevilla aufbewahrt wird, fand man ein Motiv, bei dem es um die Argonautenfahrt auf der Suche nach dem goldenen Vlies geht. Darin wird Hylas von Nymphen gefangen genommen, als er Wasser aus einer Quelle holt. Sein Begleiter Herkules kann ihm nicht helfen.

stellvertretend für das Hylas-Motiv das Haupt der Medusa

Das Haus der Vögel, welches eine Fläche von 1700m² einnimmt, ist in zwei Hauptbereiche unterteilt: einem öffentlichen Bereich, zu dem die Kunden Zugang hatten, und einen privaten Bereich. Im Peristyl befand sich ein Garten mit einem Brunnen, der durch eine Zisterne versorgt wurde. Das namensgebende Mosaik zeigt dreiunddreißig verschiedene Vogelarten in unterschiedlichen Haltungen. Alle sind jedoch so positioniert, dass sie vom Eingang des Raumes aus betrachtet werden können.

In einem anderen Wohnhaus sind Bacchus und Ariadne dargestellt.

Sehr sehenswert und interessant sind auch die Darstellungen der Sieben-Tage-Woche im sogenannten Planetarium. Der Ursprung der Sieben-Tage-Woche liegt im Orient und ist wahrscheinlich jüdisch. Der römische Kaiser Konstantin übernahm sie im Jahre 321 n.Chr. und führte sie offiziell im Römischen Reich ein.

Die Einteilung der Wochentage basiert auf astronomischen Beobachtungen. Ägyptische Astronomen beobachteten, dass sich die Position der meisten sichtbaren Sterne im Verlauf des Jahres nicht verändern, mit Ausnahme von sieben Himmelskörpern: die Sonne, der Mond und die fünf Planeten, die mit bloßem Auge sichtbar sind: Mars, Merkur, Jupiter, Venus und Saturn. Die Tage wurden daraufhin nach den Himmelskörpern benannt, die die ersten Stunden des Tages einleiten. Noch heute leiten sich die deutschen Wochentage davon ab.

Es zeigt sich, dass der Besuch dieser bedeutenden Ausgrabungsstätte so interessant und umfangreich ist, dass der Eintrittspreis wirklich zu niedrig ist, finden wir.

Dieser Beitrag basiert auf den Informationen, die wir auf dem Ausgrabungsgelände erhalten haben.

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