Pompeii
Nach langem Suchen eines halbwegs bezahlbaren Stellplatzes wurden wir etwas nördlich der antiken Stadt Pompeii fündig. Der Stellplatz „La Terrazza di Hermés“ ist ziemlich neu und kostet 30,-€ die Nacht, inkl. Ver- und Entsorgung. Beim Check-in reicht der Hausherr ein Gläschen selbstgemachten Limoncello, den man bei ihm auch käuflich erwerben kann.

Gleich gegenüber befindet sich der Stellplatz „La Giuliana“, aber der ist sehr klein und nur für Kastenwagen geeignet. Beide Plätze haben sehr gute Kritiken, im Gegensatz zu den Plätzen in der Nähe des antiken Pompeii, die alle überteuert und wenig einladend sind. Vor sechs Jahren, als wir schon einmal hier waren, standen wir auf dem völlig überfüllten „Camping Zeus“. Damals musste man 28,-€ pro Nacht zahlen, heute sind es 45,-€.
Bis zum Eingang zu den Ruinen von Pompeii, der Plazza Anfiteatro, sind es vom Stellplatz aus noch gute zwei Kilometer zu laufen. Kurz vorm Eingang befinden sich viele Tourist-Büro´s, die alle versuchen, die vorbei kommenden Touristen zu ködern. Sie wollen Führungen, Audio-Guides und Informationsmaterial verkaufen.
Am Eingang selbst, der Haupteingang befindet sich weiter westwärts an der Porta Marina, bezahlt man 18,-€ Eintritt. Damit kann man sich so ziemlich alles ansehen, außer ein paar Villen. Dafür müsste man 22,-€ Eintritt zahlen. Beim Kauf der Tickets wird ein Ausweis verlangt, denn die Besucher werden namentlich erfasst.

Hat man die Tickets, dann werden vor den Einlässen Führungen (Einzel- oder Gruppenführungen) angeboten. Diese lehnten wir jedoch ab, denn wir wollten unseren eigenen Weg finden und gucken und halten, wo wir es für richtig hielten. Kein Problem, man bekommt nach dem Einlass sogar einen kostenlosen Übersichtsplan mit. Da stehen zwar keine Informationen über die einzelnen Häuser drin, aber man weiß, was man sieht.
Vier bis fünf Stunden waren wir in Pompeii unterwegs. Wir fühlten uns schon fast selbst wie Pompeiianer. Wir besichtigten das Amphitheater mit der angeschlossenen Gladiatorenschule, spazierten durch die Straßen und schauten, soweit das möglich war, hinter die Fassaden. Einige der Villen sind auch mit dem normalen Ticket zu besichtigen. Die sind so prunkvoll, das man direkt ins Staunen kommt. Viele der prächtigen Wand- und Deckenbemalungen sind noch erhalten. Die Atrien wurden in Gärten verwandelt und die Villen selbst teilweise rekonstruiert. In welcher Pracht lebten die Reichen schon vor 2000 Jahren.?

Aber auch die Wände der allermeisten normalen Wohnhäuser stehen noch, so dass man sich ein Bild von den Wohnverhältnissen der „Normalbürger“ machen kann. Manche architektonische Details, wie Säulen, Hausaltare oder Wandverzierungen sind noch erhalten. Es gab viele Bäckereien und Imbissläden, in denen heiße und kalte Getränke und Speisen angeboten wurden. Die Theken mit eingelassenen großen Amphoren sind noch fast komplett erhalten. Die Läden wurden wohl mit Rollladen abgeschlossen, denn in den Randsteinen sind Rillen eingearbeitet.

Eine Bibliothek, einen Chirurgen und große öffentliche Gebäude zur Versorgung der Einwohner Pompeii´s waren ebenfalls vorhanden, genauso wie Tavernen.

Es gab mehrere öffentliche Bäder, wie das Zentralbad, ein großes und ein kleines Theater, eine große Basilika und natürlich das Forum. An dieses schlossen sich mehrere Tempel an, wie der Apollon-Tempel.

Im Marcellum, der Lebensmittel-Markthalle, werden in Vitrinen die Abgüsse dreier Opfer des Vesuvausbruches im Jahre 79 gezeigt. In den Nischen an der rechten Seite werden die ausgegrabenen Amphoren und andere Töpferwaren hinter Gittern gelagert.
Die Straßen bestanden aus Basaltblöcken, verliefen allermeistens gerade und rechtwinklig zueinander. Nur ganz selten sieht man eine Straßengabelung oder eine Kurve. Tiefe Spurrillen wurden von den Wagenrädern in den Basalt geschliffen. Sogar eine Verkehrsberuhigung gab es damals schon, denn an vielen Kreuzungen wurden die Straßeneinfahrten mit großen Steinen blockiert. Nur für die Wagenräder ließ man Platz. Alle paar Meter stehen Brunnen am Straßenrand, überall.

Es war also eine große Stadt mit allem Drum und Dran, bis ihr im Jahre 79 der Vesuv ein grausames Ende bereitete.
Erst in der Neuzeit fand man Pompeii wieder, denn sie war komplett unter der Vulkanasche und zweitausend Jahre Erdansammlungen begraben. Im Laufe der Zeit bebaute man das Gelände, ohne zu wissen was darunter liegt. Das heutige Niveau ist an vielen Stellen gut zu erkennen, denn die Ausgrabungen fanden nur stellenweise statt. Vor allem an der Casina dell´Aquila ist es möglich auf beiden Ebenen zu gehen. Dort baute man über den Ruinen, in denen gerade noch gearbeitet wird, ein zweites Geschoss ein. Man geht unten an der Seite des Gebäudes entlang, steigt eine Treppe hinauf und steht auf dem heutigen Niveau. Zudem kann man von dort oben in die Räume sehen, die teilweise noch abgestützt sind. Artefakte werden dort gesammelt, Gemälde restauriert, ausgegraben. Leider dürfen davon keine Fotos gemacht werden.

Verlässt man dieses Gebäude wieder, gelangt man in die heutige Zeit zurück und zu einem Restaurant. Dort steht man am Rande der ausgegrabenen Stadt, im wahrsten Sinne des Wortes, zwischen der Antike und dem Heute. Von hier aus ist auch der Vesuv gut zu sehen, der unten in den Straßen Pompeii´s keine Rolle spielt. Nur vom Forum aus, oder vom nördlichen Stadtrand war er zu sehen.

Pompeii hinterlässt auf jeden Fall einen bleibenden Eindruck bei den Besuchern. Im Angesicht der Aufwendungen, die die Ausgrabungen und Forschungen bedeuten, ist der Eintrittspreis doch gering.
Das neue Pompeii ist aber auch sehenswert, zumindest die Kathedrale und die Fußgängerzone Via Lepanto bei abendlicher Beleuchtung. Vor allem der Laden „Mazzone Dolciumi“ sticht da hervor. Er bietet sizilianische Süßigkeiten und ist kunterbunt, sowohl die Fliesen an den Wänden wie auch die süßen Leckereien. Wir kehrten für ein paar sizilianische Cannoli, gefüllt mit Büffelmilchcrem und Pistazien ein. Die werden auf Bestellung frisch zubereitet und sind sooo lecker.

Die Kathedrale „Heiligtum Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz“ beeindruckt schon von außen mit ihrem barocken Portal und dem großen freistehenden Glockenturm. Diese hatten wir schon bei unserem ersten Besuch in Pompeii vor sechs Jahren besucht. Innen ist sie wohl die prächtigste Kirche die wir je gesehen haben. Hier wird nichts vorgetäuscht, alles ist echt, vom Gold bis zum Marmor.

Übrigens wollten wir die Phlegräischen Felder bei Pozzuoli besuchen. Seit Jahrzehnten wollte ich einmal dort hin, den Hauch der Erde erleben. Leider wurde das Gebiet inzwischen für den Besucherverkehr gesperrt, auf Grund erhöhter vulkanischer Aktivität. Es ist Teil eines der drei Supervulkane auf der Erde, und der regt sich jetzt seit mehreren Jahren. Die Hebungen haben sich inzwischen etwas gelegt, aber langsam macht sich doch Unbehagen bei den Einwohnern Neapels breit.

