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Buchara

Buchara (Buxoro) war neben Samarkand unser zweites Sehnsuchtsziel. Die 2500 Jahre alte Stadt war ein wichtiger Knotenpunkt der alten Seidenstraße. Seit jeher ist es in allen Bereichen ein bedeutendes Zentrum Zentralasiens und zählt seit 1993 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Während Samarkands Sehenswürdigkeiten einiges voneinander entfernt liegen kommt man sich in der Altstadt von Buchara wie in einem Freilichtmuseum vor. Dadurch taucht man mit viel Fantasie in die Vergangenheit der Seidenstraße ein.

Wie alle anderen Städte in Zentralasien musste auch Buchara viele Herrscher und Zerstörungen über sich ergehen lassen. Blütezeiten und Tiefpunkte wechselten sich ab. Das heutige Gesicht basiert wohl auf der Blütezeit im 16.-17. Jahrhundert. Zwar zerstörten die Russen bei deren Überfall Usbekistans einen Großteil der Stadt abermals, aber man baute sie wieder auf und so ist Buchara heute die am vollständigsten erhaltene mittelalterliche Stadt Zentralasiens.

Ein Großteil der Bevölkerung sind Tadschiken. Deshalb ist neben Usbekisch die zweite Sprache im Lande Tadschikisch. Die alle verbindende Sprache ist Russisch.

Unser erster Besuch in Buchara galt dem Sommerpalast des letzten Emirs von Buchara, der das Schloss nach seiner Frau benannte, Sitorai Mohi Xosa. Es liegt etwas nördlich der Altstadt. Vor dem heutigen Bau standen seit Mitte des 19. Jahrhunderts schon zwei andere Schlösser an dieser Stelle, die jedoch von den neuen Emiren abgerissen und neu errichtet wurden. Das heutige Schloss wurde 1918 unter Alim Khan vollendet.

Durch ein prächtiges Eingangstor, welches mit glasierten Ziegeln geschmückt ist, betritt man das Gelände des Palastes.

Zuerst gelangt man in den Außenhof, der auch Handwerkerhof genannt wird. Hier gingen die verschiedenen Handwerker wie Goldschmiede, Schnitzer oder Kalligraphen ihren Beschäftigungen nach. Die Gäste, die den Palast besuchten, konnten so die Arbeit der Handwerker beobachten und bewundern.

Durch ein kleineres Tor, welches aus Holz gefertigt ist, erreicht man den Innenhof des Palastes. Hier halten sich viele Pfauen auf, die auch hin und wieder ihre mit Pfauenaugen geschmückten Schwanzfedern aufstellen. Wir haben das schon oft gesehen, beeindruckend ist es jedes Mal auf´s Neue.

Die Einrichtung des Palastes selber, vom Außenhof begehbar, ist noch original erhalten. Jeder Saal sieht anders aus, und es wurde viel mit Spiegeln gearbeitet, aber auch mit Stuck und Malereien. Mehrere kunstvoll gestaltete Kachelöfen sind zu sehen.

Im Wintergarten ist eine Vasensammlung untergebracht. Sogar einen Einbauschrank mit Glastüren gibt es.

Im Innenhof befindet sich das Gästehaus „Khonai khasht“ aus dem Jahre 1915/16. Es dient heute als Museum für angewandte Kunst. Ausgestellt sind die Originalkleidung der Bucharaer, Tuche Keramik, Schmuck und Waffen. Buchara ist berühmt für seine Stickteppiche, die sogenannten Susanas. Schon die Mädchen erlernen die Kunst des Stickens, die sie als Frauen weiterführen. Die Stickereien zieren auch Kissenhüllen, Decken usw.. Teilweise sind die Stickereien so fein, dass man zuerst an Malereien denkt. Vor allem natürliche Motive werden hier verwendet.

Im hinteren Teil des Schlossparks ist das Schlafzimmergebäude zu sehen, welches an ein großes Wasserbecken grenzt. Bei ruhigem Wasser spiegelt sich das Gebäude wunderschön darauf.

Unter dem orientalischen Pavillon wird die Kunst der Stickerei gezeigt. Hier kann man die farbenfrohen Kunststücke dann auch käuflich erwerben.

Auch einen Teppichladen gibt es, in dem der Besucher über die verschiedenen Teppiche Bucharas aufgeklärt wird. Die allermeisten Teppiche sind natürlich gewebt. Die Materialien reichen dabei von Baumwolle über Kamelwolle bis hin zu Seide. Die Muster Bucharas sind meist geometrisch, mit einer Art „Augenmuster“, welches ganz typisch für Buchara ist. Die Preise der Teppiche sind dabei um einiges günstiger als die Teppiche, die man in der Türkei kaufen kann.

Das war schon einmal ein guter Einstand in Buchara. Nach dem Besuch des Sommerpalastes fuhren wir zum Hotel „Sahid Zarafshon“, wobei wir an der Festung Bucharas vorbei kamen.

Nach dem Einchecken und kurzem Frischmachen spazierten wir durch einige Gassen der Altstadt zum „Laziz House“, wo wir unser Abendessen einnahmen, natürlich traditionell usbekisch. Es ist ein gemütliches Restaurant mit mehreren Gasträumen, die sich auf mehrere Ebenen um einen Innenhof verteilen. Dabei hat man die Wahl zwischen Innen- oder Außenbereich.

Zum Abschluss des Tages spazierten wir im Dunklen durch weitere Gassen der Altstadt bis zum Lyabi Khause-Platz, der das Zentrum der Altstadt bildet. In Usbekistan muss man zu jeder Zeit und beinahe bei jedem Schritt sehen, wo man hintritt. Überall tun sich Löcher und Gräben in und neben den Fußwegen auf, die keinerlei Sicherung besitzen. Das ist sehr gefährlich, vor allem in Dunkeln.

Nun zum Lyabi Khause-Platz. In dessen Mitte befindet sich ein künstliches Wasserbecken mit einem Springbrunnen und Schwänen darauf. Ein kleiner Park schließt sich an dieses Wasserbecken an, in dem einige Bar´s und Restaurants zur Einkehr einladen. Viele Leute nutzen sie zum Entspannen und Ausruhen bis spät in die Nacht hinein.

Um dieses Wasserbecken gruppieren sich mehrere historische Bauwerke. Im Westen steht die „Nodir Devonbegi Chanaqa“, ein ehemaliges Zentrum der Sufi-Bruderschaft aus dem Jahre 1620. Hier wohnten und arbeiteten die islamischen Derwische, die aber auch Pilger beherbergten.
Gegenüber begrenzt die „Nodir Devonbegi Madrasah (Medresse) den Lyabi Khause-Platz. Das Gebäude entstand 1623 wohl zuerst als Karawanserei, wurde aber später zur Medresse (Koranschule) umgebaut.

Um noch mehr vom nächtlichen Buchara zu erleben spazierten wir ein wenig weiter durch die Altstadt, durch den Toqi Sarrofon, einem kleinen Basar, und vorbei an einer archäologischen Ausgrabungsstätte, in der weitere Teile des alten Buchara das Tageslicht wieder erblicken.

Daran schließt sich die Mag´oki-Attori-Moschee an.

Das alles werden wir uns morgen am Tage noch einmal ansehen und besuchen, aber nun endete der lange Tag und der Bus brachte uns zum Hotel zurück.

Am nächsten Morgen besuchten wir zuerst das Samaniden-Mausoleum. Es ist eines der ältesten Architekturdenkmäler Bucharas, denn es stammt aus dem 9.-10. Jahrhundert. Ismoil Samoniy baute es wohl für seinen Vater.

Das Mausoleum ist ein kleiner quadratischer Ziegelbau, dessen vier Seiten alle unterschiedliche Gestaltungsmerkmale aufweisen. Die kunstvoll arrangierten Ziegel wurden mit einem Mörtel verbaut, dessen Bestandteile auch Kamelmilch und Eiweiß sind. Sicher eine Erklärung dafür, dass das Mausoleum heute noch steht und von den künstlerischen Ideen vor tausend Jahren berichtet.

Das erstaunliche Design setzt sich im Inneren fort, wo auch der Sarkophag steht.

Das Samaniden-Mausoleum wird von dem gleichnamigen Park umgeben, durch den der Shakhrud-Kanal fließt. Dieser Kanal zieht sich durch die komplette Altstadt Bucharas.

Von hier aus erreicht man fußläufig, wie alles im historischen Zentrum der Stadt, das Chashmai-Ayyub-Mausoleum, oder Hiobsbrunnen-Mausoleum. Es ist ein schlichter Bau, dessen Teile in mehreren Zeiten entstand. Der älteste Teil stammt wohl vom Anfang des 12. Jahrhunderts, also aus der Karachanidenzeit. Später, Ende des 14. Jahrhunderts zu Timurs Zeiten, kam der Teil mit der konischen Kuppel dazu. Im 16. Jahrhundert baute man das Mausoleum um und erweiterte es abermals.

Im Inneren wartet das Bauwerk mit einer Überraschung auf. Der Legende nach soll Hiob mit seinem Stab an dieser Stelle eine Quelle aus dem Boden hervortreten lassen haben, die bis heute Wasser liefert. Eher wahrscheinlich ist es, dass man im 10. Jahrhundert eine Sardoba, also Zisterne für Buchara baute. Da passt es gut, in den Räumen des Mausoleums ein Museum einzurichten, in dem es um die Wasserwirtschaft Usbekistans geht.

Was den hier begrabenen Ayyub angeht, ranken sich einige Geschichten um ihn. Er stammte aus Hebron. Keine Ahnung was der Anlass war, jedenfalls schickte Allah den Satan, der Ayyub mit allem schrecklichen Übel bestrafte. Sein Körper und seine Haut befanden sich in einem sehr schlimmen Zustand. Trotz dieser harten Prüfung verlor Ayyub seinen Glauben nicht. Nach vielen Gebeten und Bitten schickte Allah den Erzengel Gabriel, der Ayyub befiehlt seinen Fuß auf die Erde zu stampfen. Genau an dieser Stelle entsprang eine Quelle mit heilender Wirkung. Allerdings kennt niemand den genauen Standort dieser Quelle, die von Syrien bis nach Kasachstan überall sein kann.

Gegenüber des Chashmai-Ayyub-Mausoleums befindet sich die Gedenkstätte für den Imam Al-Bukhari, einen bedeutenden muslimischen Theologen und Autor.

Nun setzten wir unseren Weg in Richtung Osten fort. Bevor wir die Zitadelle von Buchara besichtigten, kamen wir an der Bolo-Hovuz-Moschee aus dem Jahre 1712 vorbei. Die Front des Bauwerks ist wunderschön. Die vielen fast zerbrechlich wirkenden Holzsäulen, die das Vordach tragen, verleihen ihm ein zartes Aussehen. Die Wände und die Kassettendecke der Vorhalle sind reich verziert und bemalt.

Davor befindet sich ein eckiges Wasserbecken mit einer Kantenlänge von 20 Metern. Stufen führen zur Wasseroberfläche. Zwischen der Moschee und dem Wasserbecken erhebt sich ein kleines Minarett.
Das Wasserbecken ist viel älter als die Moschee, die heute wieder als solche genutzt wird. Es diente der Wasserversorgung der Bevölkerung Bucharas.

Wir sind jetzt schon eine ganze Weile in der Vergangenheit unterwegs, als der Bukhara Tower, oder auch Shukhov-Turm, ins Blickfeld kommt. Der passt so gar nicht ins Bild, zumal gleich gegenüber mit der Zitadelle der Pfad durch die Vergangenheit fortgesetzt wird.

Hat man den optischen Schock überwunden, verdient er doch etwas mehr Aufmerksamkeit. Zu Sowjetzeiten, vor ca. 100 Jahren als Wasserturm errichtet, zerstörte ein Brand 1975 den Wassertank. Erst Anfang des 21. Jahrhunderts richtete man wieder die Aufmerksamkeit auf den zerstörten Turm. Man renovierte ihn und baute ihn zu einem Aussichtspunkt um.

Nun richteten wir unsere Aufmerksamkeit auf die Zitadelle „Ark“. An der Stelle der heutigen Festung gab es wohl schon Vorläufer seit dem IV.-III. Jahrhundert v.Chr. Seitdem baute man Festungen und zerstörte sie wieder. Es ist deshalb das älteste Bauwerk in Buchara. Erst im 16. Jahrhundert erhielt sie ihre heutige Gestalt mit einer dicken Befestigungsmauer und mehreren Toren. Sie diente den Herrschern von Buchara bis zum Jahre 1920, als die Russen die Herrschaft übernahmen. Die Festung war nicht nur Herrschersitz, es waren auf dem Gelände auch staatliche und wirtschaftliche Institutionen untergebracht.

Natürlich verfiel auch sie im Laufe der Jahrhunderte und man rekonstruierte bis in die Gegenwart nur einen sehr kleinen Teil.

Die zu besichtigenden Teile der Festung sind die Palastmoschee „Djome“ aus dem 18. Jahrhundert, der Hof „Kushbegi“ des Premierministers aus dem 19. Jahrhundert, der Thronsaal aus dem 17. Jahrhundert, der Begrüßungshof und der Stall. Mehrere verschiedene Museen sind zudem innerhalb der alten Festungsmauern untergebracht.

Man betritt die Festung durch das Westtor. Die beiden Seiten des Durchgangs werden schon als Museum genutzt. Fotos verschiedener antiker Bauwerke Bucharas als Ruinen und Rekonstruktionen sowie Artefakte zeigen ein Stück Vergangenheit der Stadt an der Seidenstraße. Manche der Räume wurden wohl auch eine Zeit lang als Gefängnis genutzt.

Dann steht man vor der Djome-Moschee, die als Freitagsmoschee der Festung diente. Der originale Holzbau brannte 1920 ab und man errichtete sie als Massivbau neu. Nur der dreiseitige Säulenvorbau blieb hölzern.

Folgt man der Gasse in der Front der Moschee gelangt man zum Thronsaal. Wir gehen einmal davon aus, dass er früher überdacht war. Heute ist es ein Innenhof, den man durch ein Tor betritt, dem eine große Wandscheibe folgt, so dass man beim Eintritt nicht direkt den Thronsaal sehen kann. Dies war eine Art Wartebereich, bevor man weiter geführt wurde.

Der Thron steht unter einem hölzernen, schön verzierten Vordach, welches durch sehr schlanke Holzsäulen getragen wird, wie wir es in Buchara schon mehrfach gesehen haben.

Nach den beiden Hauptsachen der Festung besichtigten wir nur kurz die restlichen Höfe und beendeten dann diesen Besuch.

Entlang der West- und Südseite des „Ark“ spazierten wir nun zum „Po-i-Kalon-Komplex“, der in der Hauptsache im 16.-18. Jahrhundert entstand. Es ist das zentrale architektonische Ensemble Bucharas und umfasst das Kalon-Minarett, die Kalon-Moschee, die Miri-Arab-Medresse und die kleine Amir-Alimkhan-Medresse, die erst Anfang des 20. Jahrhunderts entstand.

Der Hingucker des Platzes ist das Kalon-Minarett. Es wurde Anfang des 12. Jahrhunderts gebaut. Der untere Durchmesser des Minaretts misst 9 Meter, verjüngt aber nach oben hin auf 6 Meter. Hoch ist das Minarett ca. 46 Meter. Im Inneren führt eine Wendeltreppe nach oben. Die Ziegel bilden an der Außenwand reiche Verzierungen.

Die Kalon-Moschee stammt aus dem 15. Jahrhundert. Sie ist nach der Bibi-Khanum-Moschee in Samarkand die zweitgrößte Moschee Zentralasiens.

Der Innenhof ist sehr groß, mit einen Baum in der Mitte. Zehntausend Gläubige finden hier Platz.

Gegenüber dem Eingangstor steht ein weiteres Tor, vor dem sich ein achteckiger Pavillon befindet. Betritt man das zweite Eingangsportal gelangt man zur Gebetsnische mit einer hohen Innenkuppel, und zu einer Säulengalerie, die sich an den drei Seiten des Innenhofes entlangzieht und von 288 Kuppeln überdacht wird. Diese wurden in der Bibi-Khanum-Moschee in Samarkand nicht rekonstruiert.

Die Miri-Arab-Medresse wird von zwei blauen Kuppeln gekrönt, ist aber wegen Rekonstruktionsarbeiten für Besucher nicht zugänglich. Sie stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist die einzige noch aktive islamische Hochschule. Der Erbauer, ein jemenitischer Scheich mit dem Beinamen Miri Arab, liegt in der Medresse begraben.

Gleich hinter der Medresse steht der „Toqi zargaron“-Basar aus dem 16. Jahrhundert. Es ist der älteste und größte Basar Bucharas. Er diente den Juwelieren und Goldschmieden als Werkstatt und Verkaufsraum. Es soll wohl dreißig Werkstätten gegeben haben.
Inzwischen bekommt man außer Schmuck auch vieles andere, was vor allem die Touristen interessiert.

Wie viele Basare in Buchara liegt auch dieser an einer Straßenkreuzung und wird von vielen kleinen Kuppeln überdacht, die von einer großen zentralen Kuppel gekrönt werden. So bekommt man wieder eine kleine Vorstellung vom Aussehen der Städte an der alten Seidenstraße.

Nach einer Kaffeepause im „Oriental Tea House“, das gleich an den Basar grenzt, besuchten wir einen Gewürzhändler, einen Messerhersteller und einen Teppichladen, alles nur informativ. Wenn dann jemand etwas kaufen wollte, bekamen wir anschließend genug Zeit uns selbst noch einmal in Ruhe umzusehen.

Uns interessierte ein Küchenmesser. Alle Messer, die mit kunstvoll und wertig gestalteten Griffen daherkommen, sowie Scheren sind beste Qualität mit langer Garantie. Nur für das ausgesuchte Küchenmesser wollte der gute Mann 150,-€ haben. Da lohnte auch kein Handeln mehr. So viel wollen wir nicht für ein Messer ausgeben.

Im Teppichladen bekamen wir wieder eine Einführung in die Teppichkunst Bucharas. Die Preise hier sind, wie schon erwähnt, erschwinglich. Neben Teppichen werden auch Tücher und Kissenbezüge angeboten.

Nach der Freizeit setzten wir den Stadtrundgang durch Bucharas Zentrum fort, zum südlich gelegenen „Toqi Telpakfurushon“, dem sechseckigen „Kuppelbasar der Mützenverkäufer“. Äußerlich ebenso mit kleinen und einer großen Kuppel gestaltet, sind die Gewölbe im Inneren wunderschön ausgemauert. Getragen werden die Kuppeln wieder von Säulen. Das Angebot ist das Gleiche wie überall, von Kunsthandwerk über Stoffe bis hin zu Haushaltsausstattungen.

Am Nördlichen Ende des Basars grenzt das „Bozori Kord Badehaus“, ein altes Hammam. Um die Annehmlichkeiten des Badehauses zu genießen braucht man allerdings einen Termin. So blieb uns nur ein paar Bilder vom Inneren des Badehauses, die im Vorraum hängen, zu betrachten.

Die meisten der Badehäuser in Buchara, es waren einmal zwanzig, wurden im 16./17. Jahrhundert erbaut. Sie hatten alle die gleiche Form, nur unterschiedlich viele Räume. Der erste Raum war die Garderobe, daran schloss sich nach einem langen schmalen Weg der nächste Raum an, in dem man sich Beine und Füße wusch. Dann gelangte man in die Räume mit heißem Wasser, mit kaltem Wasser und in einen speziellen Raum für Massage und Rasur.
Bei den Einheimischen, ausländischen Händlern und Gästen waren die Badehäuser sehr beliebt.

Das Abendessen nahmen wir heute im „Anor-Restaurant“, zwischen den beiden genannten Basaren gelegen, ein. Es ist ein modernes Restaurant mit sehr guter usbekischer Küche. Umrahmt wurde das Essen von Life-Musik und Tanzeinlagen. Die zwei Tänzerinnen trugen dabei verschiedene sehr schöne Kleider und Kostüme. Es wurde also ein rundum gelungener Abend, der aber immer noch nicht zu Ende war.

Als Abschluss des Tages besuchten wir das Kalon-Ensemble, also den „Po-i-Kalon-Komplex“, noch einmal bei Nacht. Die zartbunte Beleuchtung der Moschee, der Medresse und des Kalon-Minaretts ist einfach wunderbar. Über allem schien der Mond, der dem Ganzen etwas mystisches gab. Damit ging ein weiteres Mal ein sehr langer Tag zu Ende.

Der dritte Tag in Buchara. Das erste Ziel für den Tag war die Chor Minor-Moschee. Chor Minor bedeutet „vier Minarette“. Die Zahl „4“ ist die heilige Zahl des Islam.

Um dorthin zu gelangen setzte uns der Bus am Rande eines traditionellen Wohngebietes ab, damit wir durch dessen Gassen schlendern konnten. Die Erdgeschosse der Häuser besitzen kaum Fenster, dafür aber mehr oder weniger prächtige Türen und Tore. Hier erfuhren wir, wie man Einlass begehrt. Steht ein Mann vor der Tür benutzt er dreimal den Türklopfer. Eine Frau klopft mit den Fingerknöcheln dreimal an die Tür. Bei einem Mann öffnet ein Mann, bei einer Frau eine Frau. Man klopft maximal dreimal, viermal ist unhöflich. Öffnet nach dreimal Klopfen niemand heißt das: man will nicht, man kann nicht oder man ist nicht da. Das sind doch klare Verhältnisse.

Neben den schönen Türen und Toren lassen sich auch sehr schöne Schilder mit den jeweiligen Straßennamen finden.

Nach ein paar Gassen erheben sich die vier Minarette, 17 Meter hoch, mit den blauen Kuppeln der Chor Minor-Moschee in den Himmel. Es sind jedoch keine Minarette, sondern sie dienten nur der Zier des Bauwerks. Der zentrale Bau wird von einer durch Rippen verstärkten Kuppel überdacht. Die Moschee steht im Osten der Altstadt Bucharas und diente gleichzeitig als Torgebäude. Sie wurde 1807 im Rahmen eines ganzen Medressen-Komplexes von einem reichen Turkmenen erbaut.

Zu Emir-Zeiten war es möglich, dass Geschäftsleute anstatt Steuern zu zahlen mit Zustimmung des Emirs Moscheen oder Medressen bauen konnten. So entstand auch Chor Minor.
Inzwischen sind aber nur noch das Torgebäude und ein paar Wohnzellen der Studenten in eingeschossigen Anbauten erhalten. Im Inneren werden Souvenirs verkauft.
Für einen kleinen Eintritt kann man per Treppe in einem der Türme ins Obergeschoss und auf´s Dach gelangen.

Chor Minor erscheint fast zierlich im Vergleich zu den bisher gesehenen antiken Bauwerken. Von der Medressenanlage hat außer dem Torgebäude und den wenigen Anbauten auch das Wasserbecken überlebt.

Gleich gegenüber lockt ein Antikmarkt, in dem alles mögliche angeboten wird. Dort gibt es nichts was es nicht gibt, vor allem viele russische Dinge. Die Preise sind dort nicht eben günstig.

Für eine Überraschung sorgte eine kleine Landschildkröte, die von einem Mädchen mit süßen Maulbeeren gefüttert wurde.

Nach einer kurzen Erfrischung setzten wir den Spaziergang durch das traditionelle Viertel fort, bis wir am Lyabi Khause-Platz heraus kamen. Diesen Platz hatten wir schon am Abend des ersten Tages unseres Besuchs in Buchara erlebt. Jetzt konnten wir ihn uns bei Tageslicht ansehen. Er grenzt direkt an den Shakhrud-Kanal, der sich durch ganz Buchara zieht.

Diesmal besuchten wir die Ko´kaldosh-Medresse, im Norden des Platzes gelegen. Es ist das größte und älteste Bauwerk am Platz und stammt aus dem Jahr 1569. Eine grundlegende Restaurierung fand Ende des 20. Jahrhunderts statt. Neben dem Innenhof und den Unterrichtsräumen wartet die Medresse mit 160 Wohnräumen für die Studenten auf.

Der Eingangsbereich wird oben von einem wunderschönen Gewölbe begrenzt, welches mit Ziegelmustern ausgefacht ist. Hier werden ebenfalls Souvenirs und Kunsthandwerk verkauft.

Nun blieb nur noch das jüdische Viertel Bucharas zu besuchen, welches sich im Süden des Lyabi Khause-Platz anschließt.

Zuerst besichtigten wir das Puppen-Museum. Wir meinen, dass man es unbedingt gesehen haben muss, wenn man in Buchara ist. Zum Museum gehört auch die Werkstatt für die wunderschönen Buchara-Puppen aus Pappmasché. Da sind alle Darsteller und Helden der orientalischen Märchen und Geschichten vertreten. In einer kurzen Vorführung erfährt man alles über die Herstellung und das Handhaben der Puppen, die auch in internationalen Ausstellungen und auf Festivals auftreten. Es ist herzallerliebst, alles waren begeistert.

Gleich nebenan besuchten wir ein Geschäft, in dem das Maulbeerbaum-Papier, auch Seidenpapier, sehr kunstvoll bemalt wird. Leider durften wir dort nicht fotografieren. Die Motive werden mit allerfeinsten Pinseln auf das Papier aufgetragen. Sie reichen von Granatapfel-Motiven und Wiedehopf-Zeichnungen bis hin zu umfangreichen Darstellungen der Seidenstraße. Dabei arbeitet man viel mit Gold. Ein kleines Blatt, so um die 20x20cm, kostet ca. 60,-€. Die Darstellungen der Seidenstraße, oft in längeren Formaten, bewegen sich zwischen 150,- bis 200,-€ oder noch mehr.

Nur wenige Häuser weiter steht die Synagoge des jüdischen Viertels, die wir ebenfalls besuchten. Sie wurde von einem der Emire erbaut, der damit seine Toleranz gegenüber anderen Religionen neben dem Islam demonstrierte.
Von außen nur durch ein Schild zu erkennen, ist sie im Innenbereich doch recht prächtig.

Buchara besaß einmal mit 25.000 Mitgliedern die größte jüdische Gemeinde Mittelasiens. Heute sind es noch um die vierhundert. Der Grund für den starken Rückgang sind die Judenverfolgungen der Neuzeit.

Durch einen Vorraum kommt man in einen Innenhof, von dem mehrere Räume abgehen. In der kleinen jüdischen Sommerhalle aus dem 19. Jahrhundert, deren Wände noch die originalen Verzierungen zeigen, befindet sich ein kleiner Laden mit Kunsthandwerk.

Dann wurden wir in die Synagoge geführt. Dort ist alles in weiß und Gold gehalten. Im Gebetsraum hängen Fotografien an den Wänden, die von der Geschichte der hiesigen jüdischen Gemeinde erzählen.

Außerdem wird hier die älteste Tora überhaupt, aus Hirschhaut bestehend, aufbewahrt, verschlossen in einem Schrank mit Glastüren.

Eine andere, frei zugängliche Tora, wohl in einer Messinghülle, kann gelesen werden, wenn man des hebräischen mächtig ist.

Nach diesem Besuch spazierten wir durch weitere Gassen des jüdischen Viertels, welches sich äußerlich nicht wesentlich von den anderen traditionellen Vierteln unterscheidet. Man muss nur aufpassen, dass man in den zahlreichen Gräben und Löchern auf den Wegen sich nicht die Füße oder schlimmeres verletzt. Die Wege in den alten Vierteln sind dahingehend eine echte Katastrophe.

Irgendwann kamen wir dann an dem kleinen Basar Toqi Sarrofon heraus. Jetzt hatten wir eineinhalb Stunden Freizeit und die Temperatur war auf 38 Grad geklettert. Die Wettervorhersage prophezeit für die nächsten Tage weit über 40 Grad, aber da sind wir wieder zu Hause.

Die Freizeit nutzten wir um uns noch einmal in der Umgebung umzusehen, Geschäfte zu besuchen, einen Kaffee zu trinken und uns zu erfrischen.

Was ich noch nicht erwähnt habe: im Grünen des Lyabi Khause-Platzes, vor der Nodir Devonbegi-Medresse steht eine große Statue des usbekischen Nasreddin Hodscha. Auch die Türken haben ihren Nasreddin Hodscha, der allerdings rückwärts auf seinem Esel dargestellt wird. Der usbekische „Till Eulenspiegel“ sitzt dagegen richtig herum auf dem Esel. Er ist in orientalische Gewänder gehüllt. Aus seinen Geschichten lacht der Schalk, aber er sorgte mit seiner Weisheit in vielen Fällen für Streitschlichtung. Man sollte sich ein Buch über Nasreddin Hodscha kaufen und seine Geschichten lesen. Es ist eine amüsante und lehrreiche Literatur.
Die Statue wird fast immer belagert. Ich hatte das Glück sie einen winzigen Moment alleine auf´s Foto zu bekommen.

Zum Schluss besuchten wir noch einmal die Nodir Devonbegi-Medresse.

Im Innenhof kann man sich bewirten lassen, aber auch einige Handwerker bieten hier ihre Waren feil. Bei einem Schnitzer stehen elegante Buchstützen, aus einem Stück Holz geschnitzt. Ich weiß nicht mehr, aber ich meine, dass es elf verschiedene Möglichkeiten gibt, diese Buchstützen zu nutzen. Der Wahnsinn. Einmal zeigte uns ein Verkäufer die vielen verschiedenen Möglichkeiten, aber noch vor dem Ende hat man die ersten Möglichkeiten vergessen. Man kann die Buchstütze für kleine Bücher, große Bücher, Quer- oder Längsformat nutzen. Es wird sogar berücksichtigt ob man das Buch im Sitzen oder Liegen ließt. Man muss nur die vielen Möglichkeiten im Kopf behalten.

An einem der Stände verkaufte ein Pärchen Seidenpapier-Malereien. Er malte, sie verkaufte. Es sind die gleichen Malereien wie in dem teuren Laden im jüdischen Viertel. Wir haben nicht viele Souvenirs gekauft, nur ein paar Kühlschrankmagneten, aber ein solches Bild mit Darstellung der Seidenstraße hätte mich schon interessiert. Hier wurde ich fündig. Es war ein Bild der kompletten Seidenstraße, mit Städtenamen und Nasreddin Hodscha in der Karawane, wie ich es gesucht habe. Nach ein wenig handeln bekam ich es für 35,-€, nicht für 150,-€. Ich war glücklich.

Jetzt haben wir schon so viel von Buchara gesehen, aber bevor wir mit dem Zug zurück nach Taschkent fahren, um in den Flieger nach Hause zu steigen, blieb immer noch eine Sehenswürdigkeit zu besuchen, der „Gedenkkomplex Bahouddin Naqshband“. Er befindet sich außerhalb Bucharas im Osten.

Bahouddin Naqshband ist der Gründer des Naqshbandi-Sufi-Ordens. Er wurde 1318 in der Region Buchara geboren und hieß eigentlich Muhammad. Bahouddin Naqshbandi war sein religiöser Name, mit dem er einer der bekanntesten Heiligen der islamischen Welt wurde. Er genoss eine religiöse Erziehung durch angesehene Bürger und beherrschte die Kunst der Kalligrafie, mit der er die Liebe Allahs in die Herzen der Menschen bringen konnte. Er blieb fast sein ganzes Leben in oder um Buchara, lebte sehr arm und von seiner eigenen Arbeit. Sein Slogan hieß: „Allah ist im Herzen und die Hände sind bei der Arbeit“.

Der Gedenkkomplex ist eine riesige Anlage mit mehreren Toren in der umgebenden Mauer. Im Inneren der Anlage befinden sich mehrere Moscheen, ein Minarett, zwei Medressen und ein Wasserbecken mit einer Kantenlänge von 30×30 Metern.

Die Amir Muzaffar Khan-Moschee stammt aus dem 19. Jahrhundert. Jeden Tag werden hier fünf Gebete verrichtet. Das alleinstehende Minarett wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts im bucharischen Stil erbaut.

Im hinteren Teil, erreichbar über einen langen Fußweg, wird die Mutter Bahouddin Naqshbands mit einem Mausoleum geehrt. Hier befinden sich auch ein Waschraum, ein Schlachthaus und ein kleines Wasserbecken, in dem sich ein Pärchen weiße Höckergänse aufhielt.

Im südlichen Teil der Anlage liegt die riesige Nekropole, durch die wir den Gedenkkomplex wieder verließen.

Es war auch die letzte Gelegenheit, sich den Bauch noch einmal mit den leckeren Maulbeeren voll zu stopfen, die überall in Buchara wachsen und gerade sehr reif sind.

Nun hieß es Abschied nehmen vom Traumziel Mittelasien und der Seidenstraße, denn der Bus brachte uns zum Bahnhof von Buchara, wo wir in den Zug nach Taschkent stiegen. Es war eine angenehme Reise, die uns noch einmal durch die wüstenartige Landschaft Usbekistans brachte, am Goldfeld Navoiy´s vorbei.

Vom Flughafen Taschkents flogen wir zurück in die Heimat, mit kurzem Zwischenstopp in Istanbul.

Noch eines zu Buchara und Umgebung: Es ist nicht nur ein wissenschaftliches und Handelszentrum, sondern von hier kamen auch viele Dinge, die das Leben in Europa veränderten.

Zum Beispiel haben die Chinesen zwar die Spaghetti erfunden, aber das Verfahren zur Trocknung, und damit Haltbarmachung von Teigwaren, kommt aus Buchara. Die Araber nahmen das Rezept mit nach Sizilien, von wo aus die Pasta ihren Siegeszug in die Welt antrat.

Ein jüdischer Bewohner Bucharas erfand die Goldstickerei, die über die alte Seidenstraße ebenfalls nach Europa gelangte.

Erst spät in meinem Leben sah ich den Film „Der Medicus“. Er beeindruckte mich so sehr, dass ich mir den Namen Allah Ibn Sina, oder auch Ibn Sina Avicenna, merkte. Seitdem ist mir dieser Name schon mehrfach begegnet. Auf dieser Reise erfuhr ich, dass der persische Arzt und Philosoph in der Nähe von Buchara geboren wurde. Er lebte um das Jahr 1000.

In der Handlung reist ein englischer Mann mit Kenntnissen der Heilkunst zu Ibn Sina, um von ihm weiter zu lernen. Nach Jahren der Lehre, in der viele europäische Tabu´s gebrochen wurden, wie das Sezieren von Leichen, kehrte er mit einem reichen Wissen nach Europa zurück. Damit machte die Heilkunst dort ein gewaltigen Sprung, wenn die Kirche nicht dazwischen funkte.
Nun ja, der Roman ist zum größten Teil Fiktion, fest steht jedoch, dass das medizinische Wissen in Europa durch die Araber einen großen Aufschwung erfuhr.

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