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Fahrt Bischkek – Yssykkul

Nach einem frühen Frühstück (7 Uhr) startete die lange Fahrt zum Yssykkul-See, der im nordwestlichen Teil des Tian Shan-Gebirges liegt. Vielleicht bekommen wir auf dieser Fahrt die schneebedeckten Berge der 5000er-Kette zu sehen.

Zuerst fuhren wir eine lange Zeit direkt an der kirgisisch-kasachischen Grenze entlang. Wir befinden uns damit im Tschui-Gebiet. Entlang der Grenze fließt der Tschui-Fluss, dahinter erhebt sich eine Hügelkette. Weiter hinten verläuft eine Straße bis in Höhe Tokmok, aber die Gegend ist kaum besiedelt.

Hin und wieder gibt es einen Grenzübergang, einige nur für Fußgänger, zwei weitere auch für Fahrzeuge, wo die LKW´s Schlange stehen. Der Handel zwischen Kasachstan und dem nahe gelegenen China ist rege.

Hinter dem Ort Kemin biegt die Straße zusammen mit dem Fluss Tschui nach Süden ab. Langsam steigt die Straße an und die grün bewachsenen Berge rücken näher heran, bis sie eine Art Canyon bilden. In vielen Kurven windet sich die Straße dort hindurch. Langsam nimmt die Vegetation ab und die bunten Löß- und Gesteinsschichten werden sichtbar, aus denen die Berge bestehen. Zudem bilden sie immer wieder schöne, von Verwitterung gezeichnete Formationen.

Am Ende des Canyons kehrten wir für eine kurze Mittagspause ins Shibek-Sholu ein, eine von mehreren Raststätten entlang der Straße.

Von hier aus sind endlich die schneebedeckten Gipfel des Tian Shan-Gebirges zu sehen, grandios.

Da die Mittagspause nur kurz ist und die Landschaft so schön, holten wir uns nur ein Eis und stiegen die Treppe zum Aussichtspunkt hinauf. Von dort aus bietet sich ein noch schönerer Blick auf die Schneeberge.

Hinter der Hütte des Aussichtspunktes erheben sich Hügel aus bunten Gesteinsschichten. Die Farben reichen von weiß, über rot bis hin zu schwarz. In den USA werden solche Gebiete „Bad Lands“ bezeichnet. Sie sind zwar sehr schön, aber absolut nutzlos für Viehzucht oder Landwirtschaft. Wir waren begeistert. Im Tal fließt immer noch der Tschui-Fluss.

Wenn man Zeit in dieser Gegend verbringt, dann kann man durch mehrere abgelegene, einsame und wunderschöne Schluchten wandern. Wir hatten dafür leider keine Zeit.

Das nächste Ziel auf dieser Fahrt war die Ortotokoi-Talsperre. Dafür überquerten wir einen Pass, dessen höchster Punkt auf 2160 m ü.NN liegt.
Als sich die Berglandschaft der Passstraße wieder öffnete, lag die größte Talsperre Kirgistans mit ihrem türkisblauen Wasser vor uns. Inzwischen befinden wir uns im Yssykul-Gebiet, dem östlichsten Gebiet Kirgistans.

Nun folgten wir der Straße südlich des Stausees. Immer wieder bieten sich herrliche Aussichten. Die Landschaft hat Wüstencharakter angenommen, Bäume gibt es nur noch wenige.

Neben der Straße entsteht gerade eine neue Bahnlinie, die Bischkek mit dem westlichen Yssykul-Gebiet verbinden soll.

Unser Ziel am Yssykul war ein Jurten-Camp am Südufer des Sees. Unsere Reiseleiterin erzählte, dass das Nordufer des Sees touristisch voll erschlossen ist. Das heißt, Hotels, Vergnügungsparks und Strände, eben alles was dazu gehört, bestimmen heute des Bild des Yssykul.
Wir sollten dagegen den See in seinem ursprünglichen, unverbauten Zustand sehen.

Noch etwas zum Yssykul-See: es ist der größte See Zentralasiens und der zweitgrößte Gebirgssee der Erde. Er liegt auf 1700 Metern Höhe und hat eine Ausdehnung von ca. 180×60 Kilometern, bei einer Tiefe von knapp 700 Metern.
Übersetzt bedeutet Yssykul „Heißer See“, denn an dessen Grund befinden sich mehrere heiße Quellen. Zudem wird der See durch das Wasser von 86 Flüssen gespeist, aber kein Fluss fließt aus dem See.

Der Yssykul sorgt für ein mildes Klima im Winter, was dazu führt, dass er nie zufriert. Außerdem wächst hier viel Obst und Gemüse.
Leider ist die Luft so dunstig, dass uns der Anblick der Schneegipfel des Tian Shan-Gebirges am nördlichen Ufer verwehrt blieb.

Von nun an wurde die Fahrt ziemlich ungemütlich. Die Straße von Ottuk bis zum „Royal Gate Jurtencamp“, in der Mitte des südlichen Seeufers gelegen, befindet sich seit ganzen vier Jahren im Bau. Es ist zu neunzig Prozent eine Schotterpiste mit unzähligen Ausweichstellen, da offensichtlich zuerst die nötigen Brücken auf der gesamten Länge der Straße fertiggestellt werden. Das hieß für uns, zwei Stunden mehr Fahrzeit, wodurch sich die vorgesehene Freizeit im Jurtencamp in Luft auflöste. Uns blieb also keine Zeit für eine Wanderung zum Seeufer oder zum nahegelegenen „Skazka Canyon“, auf den ich mich schon gefreut hatte.

Gegen 17 Uhr kamen wir endlich im Camp an. Wir hatten gerade Zeit, die Koffer in die Jurten zu bringen, da wartete schon die erste Vorführung. Ein Kirgise stellte uns seinen Adler vor. Zusammen mit seinem Sohn zeigte er anschließend noch eine kurze Flugvorführung. Zu allem Unglück fing es gerade an zu regnen.

Durchgeweicht gingen wir dann in die Gemeinschaftshütte, in der auch gegessen wird. Hier zeigte uns eine Kirgisin, wie man aus Schafwolle Alltagsgegenstände filzt. Die Schafwolle wird gewaschen, gefärbt und gefilzt. Daraus werden Bilder, Decken, aber auch die dekorativen Jurtenverzierungen hergestellt. Dafür legt man Filzstücke in Lagen übereinander, befeuchtet sie und wickelt sie mit Hilfe von Grasmatten eng zusammen. So entweicht das Wasser wieder. Dann werden die Grasmatten aufgewickelt und das Filzstück trocknet weiter. Am Ende ist alles gut miteinander verwoben.

Das harte Gras wächst an vielen Stellen in der Umgebung.

Die traditionellen Jurtenverzierungen werden aus zwei verschiedenfarbigen Filzen hergestellt. Man legt sie übereinander und schneidet das gewünschte Muster hinein. Dann werden die beiden Muster miteinander kombiniert und vernäht. Sehr schön und sehr interessant.

Nach dem traditionellen kirgisischen Abendessen unterhielt uns eine einheimische Familie mit Musik und Gesang. Die Eltern spielten auf traditionellen Instrumenten. Die Kinder trugen einen Auszug aus dem berühmten Manas-Epos vor. Manas ist der kirgisische Volksheld, der im 9. Jahrhundert das Land der Kirgisen gegen verschiedenen Eindringlinge erfolgreich verteidigte. Seine Nachkommen setzten den Kampf fort. Davon erzählt das Manas-Epos in fast 500.000 Versen. Die Kinder Kirgistans lernen den Epos in der Schule, der in melodischem Redegesang, und in wahnwitziger Geschwindigkeit, vorgetragen wird. Da kann man den Kindern nur Respekt zollen.

Eine sitzende Statue von Manas thront auf einem Hügel nahe der Straße, die wir gekommen sind.

Nach dieser interessanten Vorstellung der einheimischen Volkskunst bezogen wir unsere Jurten. Die Jurte selbst ist Wohn- und Schlafraum. Da es keine Fenster gibt, ist es absolut dunkel darinnen, wenn man das Licht ausschaltet. Oberhalb des Tündük, von dem ich schon im Bericht Bischkek berichtet habe, lässt sich wohl ein Stück Filz mit Hilfe von Leinen, die im Inneren herunter hängen, bewegen. Leider hatten wir keine Ahnung, wie das funktioniert. Das es regnete, wollten wir nicht riskieren, nass zu werden, wenn wir die Luke nicht wieder hätten schließen können.

Bad und Dusche sind in einem Fertigtrakt untergebracht, die man wohl erst vor Kurzem an die Jurten angebaut hatte.

Die Nacht war sehr dunkel und sehr ruhig. Übrigens: Im Badezimmer stießen wir auf etwas für uns absolut Neues – Strech-Klopapier. Es fühlt sich wie Krepppapier an, nur weicher und sehr reißfest. Da muss man sich erst einmal dran gewöhnen.

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