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Archiv für das Schlagwort “Montepaone Lido”

Ostküste Kalabriens

Jetzt ist es passiert: Der Bankomat hat meine Kreditkarte gefressen, als wir Geld abheben wollten. Aber der Reihe nach: Wir sind jetzt praktisch auf dem Heimweg, denn von der Südküste Kalabriens bogen wir bei Capo Spartivento nach Norden ab. Zu großen Teilen ist die Ostküste Kalabriens kaum touristisch erschlossen. Es gibt sehr wenige Hotels oder Campingplätze, die Strände sind naturbelassen mit nur wenigen Zugängen. Die Fernstraße 106 führt immer zwischen Strand und Bergen an der Küste entlang. Die Berglandschaft erinnert zumeist an die kappadokische Tufflandschaft, nur ohne Feenkamine. Die hellen Berge und Hügel sind seltsam geformt und vom Regen rinnenförmig ausgewaschen, sehr eigen, aber schön.

Außerdem hat die Küste einen großen Bezug zur griechischen Antike. Es gibt mehrere Ausgrabungsstätten und vielerorts sind Dekorationselemente, wie das Mäandermuster oder griechische Darstellungen, sowie Statuen zu sehen. Viele Orte besitzen kleine neue „Amphitheater“, die verschiedenen Zwecken der Freizeitbeschäftigung dienen.

Ganz wichtig: Kalabrien ist die Hochburg der Bergamotte. Neunzig Prozent der Weltproduktion an Bergamotte stammen aus Kalabrien. Wir hatten schon früher Bekanntschaft mit dem Aroma der Bergamotte gemacht und wir lieben es. Bergamotte sind Zitrusfrüchte, die aus einer Kreuzung zwischen Limetten und Bitterorangen stammen. Die Früchte sind gelb wie Zitronen und rund wie Orangen, und sind sehr gesund. Das Fruchtfleisch ist auf Grund der Bitternis kaum genießbar, aber man kann Saft daraus machen oder Aromaöl gewinnen. Es werden auch Marmeladen und Bonbons aus Bergamotte angeboten. Auf jeden Fall ist das Aroma einzigartig. Wir haben die Bergamotte wie Zitronen ausgequetscht und mit warmem Wasser aufgegossen, als Heißgetränk. Das ist ein ganz neues Geschmackserlebnis.

Auf dem Weg nach Catanzaro legten wir Übernachtungspausen in Ferruzzano Marina und Montepaone ein. Das Wetter ist wiedereinmal regnerisch. In Ferruzzano stellt die Gemeinde einen schönen, ruhigen Stellplatz direkt am Meer zur Verfügung. Im Sommer kostet er mit Ver- und Entsorgung 5,-€ pro Tag, im Winter ist er kostenlos, aber Wasser gibt es trotzdem. Zwar führt die Bahnstrecke direkt dahinter entlang, aber der Betrieb ist nicht störend. Meistens überdecken die Wellen die Bahngeräusche.

Als wir nach Ferruzzano kamen, waren alle Flussläufe ausgetrocknet. Schon nach einer Nacht und einem Tag Regen stürzten sich die Wassermassen aus den Bergen kommend ins Meer. Die Flussbetten sind jedoch so breit, dass das Wasser genügend Platz hat. Wir haben uns immer gefragt, wie es wohl aussehen muss, wenn das Wasser kommt, denn die Flussbetten sind wirklich sehr breit und mit sehr viel Geröll gefüllt. Jetzt wissen wir es. Das Meer ist dann entlang der Küsten voller Sedimente und gar nicht mehr schön anzusehen.

In Montepaone Lido fanden wir einen weiteren schönen Platz zum Übernachten. Als wir im Einkaufszentrum Geld vom Bankomaten abheben wollten, behielt er unsere Kreditkarte. Das kann jetzt nicht sein! Wir haben zwar immer irgendwie damit gerechnet, aber jetzt ist es wirklich passiert. Die Notrufnummer, die der Bankomat dann angab, war nicht vergeben. Was jetzt? Wir fragten im benachbarten Optikergeschäft ob sie uns helfen könnten. Die wussten sofort, was zu tun ist. Kommt das öfters vor? Auf jeden Fall versuchten sie bei der zuständigen Bank anzurufen, aber es war Samstag Nachmittag und niemand hob ab. Wir müssten bis Montag warten, wenn die Bank wieder erreichbar ist.

Am nächsten Tag gingen wir noch einmal zum Bankomaten, denn in Italien haben die meisten Geschäfte auch Sonntags geöffnet. Der Bankomat funktionierte wieder. Wo war unsere Karte geblieben? Wir fragten wieder die nette Dame im Optikergeschäft und sie meinte, dass wir nichts machen könnten, vor Montag. Sie gab uns aber die Adresse und email-Adresse der Bank mit. Sofort schickte ich der Bank eine email mit der Geschichte und das wir am Montag Morgen die Karte abholen würden. Man hatte uns im Optikergeschäft Hoffnung gemacht, dass wir die Karte wiederbekämen. Inzwischen sperrte ich über unser Online-Konto die Karte temporär.
Montag Morgen ging ich zur Bank und erzählte dort meine Geschichte noch einmal. Der Angestellte machte eine Kopie meines Passes und meinte, dass ich in der Mittagszeit wieder kommen solle, dann würde ich meine Karte bekommen.

Wir hatten also drei Tage Zeit uns Montepaone anzusehen. Auf den Bergkuppen liegen mehrere Bergdörfer, darunter auch Montepaone. Sie liegen auf Höhen zwischen 200 und 500 Metern. Wo wir uns befinden ist Montepaone Lido, also der Küstenort der eigentlichen Stadt. In Italien gibt es sehr viele Orte, die sich weiter im Landesinneren befinden, oder eben auf Bergen, und einen Ortsteil unten am Strand haben. Dann haben sie den Zusatz Lido (Strand) oder Marina im Namen.

Der Strand von Montepaone ist sehr lang und zieht sich nach Norden bis zum Pietragrande, einer Felsformation, die den Strand abschließt. Eine schöne Promenade in verschiedenen Abschnitten verläuft am Strand entlang, mit vielen Strandbar´s. Die allermeisten sind jetzt geschlossen.

In der Stadt ist viel Platz, alles scheint noch nicht sehr alt zu sein. Auch hier schuf man viele schöne Ecken zum Ausruhen und Entspannen.

Südlich und nördlich kommen zwei Flüsse aus den Bergen, die bei trockenem Wetter überquert werden können. Jetzt haben die Stürme und Regen der vergangenen Wochen viel Schaden angerichtet. Mancherorts sieht es schlimm aus. Da haben die Leute im Frühjahr jede Menge zu tun, um alles wieder schön zu machen.

Ein paar neue Pflanzenarten haben wir auch entdeckt, wie die Duftende Platterbse oder eine Art Myrtenheide in Baumform.

Duftende Platterbse

Auf dem Wochenmarkt in Montepaone fanden wir einen Bauern, der „süße“ Orangen verkaufte. Gleich der erste Bissen war eine echte Überraschung und eine neue und sehr ungewöhnliche Erfahrung. Die Orangen sind wirklich süß, als wären sie mit Zuckerwasser geimpft. Wenn man sich daran gewöhnt hat schmecken sie doch sehr gut.

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