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Naturpark Garrotxa

„Land der Vulkane“ nennt sich dieses Gebiet zwischen Girona und Andorra. Wir sind in Spanien angekommen. Andorra stand mal wieder auf der Besuchsliste, aber zu dieser Jahreszeit ist es dort oben in den Bergen viel zu kalt, gerade nachts.

Welche Stadt, neben Neapel, kann sich schon rühmen einen eigenen Vulkan zu haben? Wir kennen jetzt die Antwort: Olot. Direkt hinter dem Friedhof, mitten in der Stadt, erhebt sich der Vulkan Montsacopa. Es ist der erste Vulkan, den ich bestiegen habe und den ich auf dem Kraterrand umrundet habe. Na ja, er ist nicht hoch. Da bot sich eine „Besteigung“ an.

Die dem Friedhof zugewandte Seite des Vulkans zeigt einen schönen Schnitt in sein Inneres, mit erstarrter Lava und den verschiedenfarbigen Bimssteinschichten.
Ein Weg führt nun die Flanke hinauf. Das letzte Stück ist als eine Art Kreuzweg angelegt. Ganz oben steht die Kapelle Sant Francesc, eine von ehemals drei Kapellen auf dem Vulkan. Sie stammt aus dem Jahre 1817 und verfügt über ein einziges Kirchenschiff, einen Glockenturm und Unterkünfte für die Pilger.

Von hier oben bietet sich ein atemberaubender Blick auf die Stadt Olot und die Vulkane der Umgebung.

Direkt hinter dem Gelände der Kapelle liegt der Krater, den man über einen Zugang erreicht. Inzwischen ist alles zugewachsen. Der Kratergrund ist eine Wiese.

Der Name des Vulkans, Montsacopa, rührt von der tassenförmigen Form seines Kraters (Copa) her. Er ist das Ergebnis der Vulkanausbrüche von vor 30.000 bis 100.000 Jahren, die abwechselnd relativ schwach und dann wieder hochexplosiv waren. Seine kreisförmige Struktur ist einzigartig in diesem Vulkangebiet, da sie von den post-eruptiven Lavaströmen unbeschädigt blieb. Der Krater hat einen Durchmesser von zwanzig Metern und ist zwölf Meter tief.

Auf dem Kraterrand stehen noch die Reste zweier Türme, die Sant Francesc-Towers. Sie wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaut, um die Stadt im einem regionalen Krieg 1872 bis 1876 zu schützen. Mit Hilfe von Stahltreppen im Inneren lassen sich die Türme besteigen, um weitere Aussichten auf die Umgebung zu genießen.

Am Fuße des Vulkans lädt das Espai-Cratercenter zu einer interaktiven Vulkantour ein. Es werden Vulkanausbrüche erklärt und die Beziehungen der Vulkane zu ihrer Umgebung erläutert, vor allem auf das Gebiet Garrotxa bezogen. Leider ist Montags geschlossen.

Nach diesem sehr interessanten Besuch fuhren wir die landschaftlich schöne Straße von Olot nach Banyoles zurück in Richtung Küste. Sie ist kurvenreich und führt an unzähligen Vulkanen vorbei. Wer dies nicht weiß, der vermutet nur eine grüne Hügellandschaft.

An mehreren Stellen sind Parkplätze eingerichtet, alle kosten 8,-€, um die nähere Umgebung zu Fuß zu erkunden, und weitere Vulkane zu besteigen. Im Sommer fährt auch eine kleine Bahn durch diese Landschaft.

Mit unserem Wohnmobil fuhren wir auf dem Stellplatz des Ortes Santa Pau, da wir hier übernachten durften. Die Vulkanhügel geben in Santa Pau eine größere Ebene frei, die jetzt im Herbst ihr schönstes Gesicht zeigt.

Santa Pau kann auf eine tausendjährige Geschichte zurück blicken. Sie ist aber berühmt für ihr mittelalterliches Dorfzentrum, welches inmitten von Vulkanen eingebettet liegt.

Die imposante Burg, der Hauptplatz mit seinem Arkadengang, die verschlungenen Gassen und die alten, aus Natursteinen bestehenden Häuser, versetzen den Besucher direkt ins Mittelalter. Weite Teile der Stadtmauer sind noch erhalten. Die zwei Tore waren die einzigen Zugänge zur Stadt.

Der Hauptplatz, der Plaza Major, dient seit dem 13. Jahrhundert als Markt- und Messeplatz.

Die Kirche Santa Maria de Santa Pau stammt auch aus dieser Zeit und zeigt einen Stilmix von katalanischen Elementen und Gotik. Die Kirche wurde durch Erdbeben 1427/28 in Mitleidenschaft gezogen. Die meisten Teile stammen aus der Rekonstruktion im 16. Jahrhundert, in dem die Gotik bevorzugt wurde.

In der Nachbarschaft der Kirche steht die Burg aus dem Jahre 1278. Hier lebten die Barone von Santa Pau. Später baute man die Stadtmauer um die Burg, dann die ersten Häuser. Erweiterungen der Burg fanden im 13. und 18. Jahrhundert statt. Der Burgturm diente auch als Kapelle.

Viele der Häuser der Altstadt stammen aus dem 18./19. Jahrhundert. Über den Hauseingängen sind die Berufe oder Lebensstile der Bewohner samt Jahreszahl der Erbauung eingemeißelt.

Das Interessante an dem alten Dorfzentrum Santa Pau´s sind die vielen Durchgänge, Bögen und Ausblicke auf das Umland. Viele Häuser sind über die Jahre verlassen worden, aber es wird inzwischen einiges rekonstruiert und wieder bewohnbar gemacht.

Unterhalb der Burg, auf der Ostseite, befindet sich der kleine Friedhof.

Im Tal westlich des Dorfkerns kann man den Aufschluss eines Lavastromes bewundern. Er stammt aus der letzten Eruptionsphase des Vulkans Rocanegra, der sich in direkter Nachbarschaft zu Santa Pau erhebt. Das war vor ca. 28.100 Jahren.
In dem Aufschluss ist auch die schlackige Basis des Lavastromes zu erkennen. Lavaströme, die etwa 1100°C heiß sind, sind relativ flüssig. Während sie sich fortbewegen erstarrt die Basis schnell, während das flüssige Innere weiter vorrückt und irgendwann zu Basaltsäulen erstarrt.

Wer in Santa Pau ist, sollte die Spezialität des Ortes probieren. Fesols i Pa amb tomaquet, weiße Bohnen mit Tomatenbrot. Die weißen Bohnen, die im direkten Umland angebaut werden, kann man entweder getrocknet oder als Konserve kaufen. Das Tomatenbrot ist eine allgegenwärtige Beilage.

Wir befinden uns im Gebiet Katalonien. Bevorzugte Sprache ist daher katalanisch. Geschrieben ähnelt sie dem spanischen, gesprochen klingt sie völlig anders. Wer also etwas übersetzen will, muss den katalanischen Übersetzer bemühen.

Von der Terrasse der Bar „Can Pauet“ hat man einen schönen Blick auf das mittelalterliche Dorfzentrum mit seiner Stadtmauer, der Burg und den alten Häusern. Hier kann man die weißen Bohnen mit Würstchen und Tomatenbrot probieren und den Ausblick genießen, sowie einen Zwiebeltest „nach Pauet“ kennenlernen. Mit Hilfe von halben Zwiebelschichten und Salz lässt sich das kommende Wetter für den nächsten Monat vorhersagen.

Nach diesem Besuch fuhren wir auf der landschaftlich schönen und kurvenreichen Straße in Richtung Banyoles weiter, und verließen dabei den Naturpark Garrotxa.

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