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Archiv für das Schlagwort “Polarkreis Finnland”

Rovaniemi

Von Kutuniva fuhren wir in Richtung Rovaniemi, zuerst fast immer durch den Pallas-Yllästunturin-Nationalpark. Hier gibt es viele Wanderwege und man kann einigen polaren Freizeitaktivitäten nachgehen, vor allem im Winter. Alles ist jedoch auf die Beobachtung des Nordlichts im Winter ausgelegt. Jetzt im Sommer haben die Nordfinnen und Sami quasi Urlaub. Wir befinden uns immer noch auf über zweihundert Höhenmetern.

Unterwegs überholten wir einen deutschen Radfahrer. Er trug auf dem Rücken die Aufschrift „Freiburg-Nordkapp-Freiburg“, und er war nicht mehr der Jüngste. Respekt und Gute Heimfahrt.

Ab und zu begegnet man am Straßenrand einem Rentier, nur einmal waren es zwei. Wir fuhren am nördlichen Ufer des Jerisjärvi-See´s weiter, dann über Levi, einem großen Wintersportort, über Kittilä bis nach Rovaniemi. Dort hatten wir uns einen Stellplatz am Badestrand ausgesucht. Neben dem Badestrand kann man dort auch verschiedene Wassersportarten betreiben oder in die Sauna gehen. Es gibt eine Freilichtbühne und auf der Insel gegenüber wurde ein Naturpfad angelegt. Jedenfalls ist dort jede Menge Betrieb und es ist entsprechend laut. Selbst in der Nacht blieb von den Straßen her eine unangenehme Geräuschkulisse erhalten.

Deshalb standen wir früher auf, um möglichst schnell wieder Ruhe zu bekommen. Rovaniemi ist die einzige Stadt, die vom nördlichen Polarkreis durchzogen wird. In der Stadt ist davon nichts zu merken. Will man den Polarkreis spüren, muss man 7 Kilometer nordöstlich aus der Stadt fahren, zum Joulupukin Pajakyla. Auf Deutsch heißt das Weihnachtsmanndorf und es ist das ganze Jahr über geöffnet. Es ist ein großes Gelände, vor allem mit Souvenirshops, einem Hotel und einem Restaurant. Dazu gehört die Weihnachtsmann-Hauptpost. Von hier aus kann man entweder Wunschzettel an den Weihnachtsmann schicken, oder einfach nur eine Karte vom Polarzirkel nach Hause. Das dauert wohl so zwei bis drei Wochen.

Zwischen all den Gebäuden, beinahe zur Nebensache degradiert, ist der Polarzirkel auf dem Boden markiert. Damit man die Markierung nicht übersieht, stehen ein paar Säulen mit der Aufschrift „Polarzirkel“ darauf. Die Thermometer zeigen momentan +28°C an.

Im hinteren Teil sind die Rentiere untergebracht. Man kann sie beobachten, füttern oder eine Tour mit ihnen machen. Das kostet allerdings Eintritt. Etwas entfernt befindet sich die Grotte des Weihnachtsmannes. Dort hat er seine Werkstatt. Die ist jedoch nur von November bis Dezember geöffnet.

Nun setzten wir unsere Fahrt in Richtung Süden fort. Das nächste Ziel soll Tornio sein. Da wir nicht die E75 weiterfahren wollten, wechselten wir bald auf die Straße 926, die am linken Ufer des Kemijoki-Flusses entlang führt.
Durch Zufall fanden wir den Sukulanrakka-Gletschertopf. Um den zu erreichen biegt man links von der Straße ab und folgt einem zwei Kilometer langen Waldweg. Ganz unvermittelt, mitten im grünen Wald, steht man vor einer Felsengruppe. Die erinnerte mich sofort an das Elbsandsteingebirge bei Dresden. Davor stehen drei Infotafeln, die darüber aufklären, dass inmitten dieser Felsen 14 Gletschermühlen zu finden sind. Die Größte misst 8 Meter im Durchmesser und ist 15 Meter tief. Sie ist somit eine der größten Gletschermühlen in Finnland. Es gibt noch zwei weitere große Löcher, die 9 und 10 Meter tief sind. Die anderen Löcher sind kleiner. Über Leitern und Pfade kann man die Felsen erkunden und nebenbei Blaubeeren naschen.

Von Gletschermühlen hatten wir damals, auf unserer Reise vom Nordkapp, in der Grønligrotta (Norwegen) zum ersten Mal gehört. Dort waren sie klein, im Durchschnitt einen Meter im Durchmesser. Umso erstaunlicher ist die Größe der Löcher hier.

Gletschermühlen sind nichts weiter, als von Steinen geschaffene Löcher, als sich der eiszeitliche Gletscher über sie hinweg bewegte. Durch den Druck und die Bewegung des Gletschers wurden diese Steine immer im Kreis bewegt, rundeten sich ab und wurden dabei immer tiefer in den Fels getrieben. Die runden Steine finden sich dann immer am Boden der Gletschermühlen.

Nach dieser aufregenden Entdeckung legten wir eine Kaffeepause ein und steuerten den nächsten Übernachtungsplatz an. Den fanden wir am Ufer des Kemijoki-Flusses kurz hinter Mattinen. Es ist ein schöner Grillplatz mit kleinem Strand, und jeder Menge Mücken. Ein rauchendes Feuer hilft ein wenig dagegen.

Mit der Mitternachtssonne ist es seit dem Polarkreis vorbei. Die Nächte werden wieder diffuser, noch nicht dunkel. Außerdem zeigt die Natur wieder ihr gemäßigtes Gesicht, die Bäume sind wieder normal hoch, die Baumarten sind zahlreicher und die Wälder dichter. Jetzt warnen wieder Schilder vor Elchen.

Es sind zwar viele Ortschaften auf Google Maps verzeichnet, aber die allermeisten Einwohner haben ihre Häuser im Wald versteckt gebaut. Man sieht nur die Briefkästen vor den Einfahrten, die sich im Wald verlieren. Nur wenige Ortschaften kann man als solche bezeichnen, eher sind es lockere Ansammlungen von Häusern.

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