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Puszta

Vor fast 40 Jahren fuhren wir schon einmal durch die Puszta. Wir hatten sie als einen flachen, von Weideland und Ziehbrunnen geprägten Landstrich in Erinnerung. Davon ist nun nichts mehr übrig. Die Puszta sieht aus, wie jeder andere Landstrich auch. Viele Bäume und Wälder, viele Getreide- und Maisfelder, keine Ziehbrunnen mehr, kein Puszta-Feeling mehr. Sehr schade.

Man hat es gerade einmal geschafft, ein sehr kleines Stück echte Puszta zu erhalten, und zwar in Form eines Museums bei Bugac. Dort ist auch ein Womo-Stellplatz, ca. 12,-€ pro Nacht, direkt am Restaurant Karikás Csarda.

Gleich als wir ankamen, es war ein Samstag, lud uns die nette Dame an der Kasse ein, am nächsten Tag eine Kutschfahrt mit Besuch des Puszta-Museums und einer Reiterdarbietung mitzumachen. Da wir die echte Puszta noch einmal erleben wollten, sagten wir zu. Die Kutschfahrt kostet für Rentner knapp 10,-€ pro Person.

In der Nacht hatte es viel geregnet und auch am Morgen war das Wetter nicht so toll. Egal, sonst hätten wir 3 Tage warten müssen, um an der nächsten Kutschfahrt teilzunehmen. Gegen 10.30 Uhr sollten wir uns treffen. Irgendwann kam dann auch die Kutsche, die sich als Transportwagen mit 2 PS entpuppte. Der Kutscher, in echter Puszta-Tracht, lud uns alle ein und schon ging die Fahrt in einer entschleunigten Geschwindigkeit durch die Landschaft los. So kurz vor dem Herbst ist das Meiste schon braun und verblüht, der Himmel dazu grau, aber kaum ein Baum, fast nur Grasland und Überreste von alten Hirteneinrichtungen. Sogar ein Ziehbrunnen steht noch in der Landschaft.

Nach 1,7km setzte uns der Kutscher am Hirtenmuseum ab. Eine nette alte Dame begrüßte uns und gab jedem ein Blatt in deutscher Sprache in die Hand, damit wir das Gezeigte im Museum auch verstehen. Hier werden alte Werkzeuge, Kleidung und Einrichtungen gezeigt. Selbst die Tierwelt der Puszta, die wohl auch heute noch reichhaltig ist, bis hin zu Dachs, Ziesel und Goldschakal, ist dargestellt. Das Museum ist sehr eindrucksvoll und lebendig gestaltet, auch wenn es nicht groß ist.

Die Eichen vor dem runden Gebäude, welches 1975 erreichtet wurde, sollen 170 Jahre alt sein.

Nun richteten wir unsere Schritte auf die Farm, die in der Nähe des Museums liegt. Die alten Gebäude werden als Ferienwohnungen und Stallgebäude genutzt. Auf dem Gelände werden alte Haustierrassen wie Pferde, Esel, Mangali-Schweine, Graurinder und Zackelschafe, die gedrehte Hörner haben, gezeigt. Dazu einige Hühner, auch das transsilvanische Nackthals-Huhn, welches aussieht, als wäre es von seinen Artgenossen gerupft worden. Oder eine Gänseart, deren Federn wie ein Hochzeitskleid aussehen, sehr dekorativ. Auf der offenen Weide werden eine große Graurindherde und Pferde gehalten, manchmal von den Hirten mit ihrem Hunden zur Demonstration in verschiedene Richtungen gelenkt. Für uns sieht das heute sehr idyllisch aus, aber früher war das Hirtenleben entbehrungsreich und hart.

Nach einem Kaffee begann die Reitervorführung. Ein paar Männer in traditioneller Kleidung zeigten, wie früher gearbeitet wurde und wie sie sich die Zeit mit Reiterspielen vertrieben. Das Knallen mit der Peitsche haben sie zur Perfektion gebracht. Es machte Spaß ihnen zuzusehen.

Nach der Vorstellung entschieden wir uns, den Rückweg zu Fuß anzutreten und die Landschaft hautnah zu erleben. Dabei rechneten wir nicht mit so vielen Entdeckungen, an denen wir mit der Kutsche einfach vorbeigefahren sind. Eigentlich wollten wir uns die alten, rekonstruierten Bauwerke aus Holz und Schilfrohr genauer ansehen, wie die Hütten und Verschläge für Mensch und Tier, oder den Ziehbrunnen, aber wir entdeckten weit mehr. An einer Hütte hängen Tafeln mit dem Wildleben der Puszta, darunter mehreren Giftschlangen, und verschiedenen Nisthilfen für Vögel, Fledermäuse und Insekten.

Die Fauna ist ebenso beeindruckend. Wir entdeckten Papageienstauden, deren große und dekorative Samenkapseln gerade reifen, wilde Schwarzwurzeln, kleinblütige Königskerzen, Wacholder und sogar griechischen Bergtee. Das meiste haben wir mit Hilfe von Google bestimmt, für uns völlig unbekannt. Zum Schluss stolperten wir auch noch über eine relativ große Raubspinne, die gerade ihre Jungen mit sich herumtrug. Dieser Trip hat sich echt gelohnt. Unglaublich, was solch ein ödes Grasland für Überraschungen bereit hält.

Vor 10 Jahren hatten wir noch nichts von Robinien gehört, den schönen Bäumen mit gefiederten Blättern und den sagenhaft duftenden Blütentrauben im Frühjahr. Hier in der Puszta sind diese Bäume, zusammen mit Pappeln, Kiefern und Eichen landschaftsbestimmend. Auch in Deutschland sind die Robinien zunehmend auf dem Vormarsch.

Zum Abschluss kehrten wir ins Restaurant ein. Die Platte mit mehreren Fleischsorten (Mangali-Schwein, Ente und Huhn), sowie Salat, Gemüse, gebratene Kartoffelspalten und Reis, schmeckt hervorragend. Dazu wird eine Tatarensoße, super lecker, gereicht.

Die Sonne kam zwar immer noch nicht raus, aber wir hatten trotzdem einen erlebnisreichen Tag.

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