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Capo Colonna

Jetzt haben wir des Rätsels Lösung: Überall in Kalabrien wächst Fenchel, aber während man den Würzfenchel auf Sardinien mit seinem feinen süßen Aroma genießen kann, schmeckt er in Kalabrien so gar nicht. Er ist auch viel massiver als wir ihn kennen, und er bildet gerade viel höhere Blütenstände aus als normalerweise.
Kurz vor Capo Colonna fanden wir die Lösung. Es ist Riesenfenchel, sehr schön anzusehen, aber nicht schmackhaft. Wieder etwas gelernt.

Auf Capo Colonna, welches die südliche Begrenzung des Golfs von Tarent darstellt, besuchten wir das Ausgrabungsgelände mit dem Hera-Tempel. Im angeschlossenen archäologischen Museum erfuhren wir, warum die komplette Küste von Le Castella bis zum Capo Colonna zum Marine-Schutzpark „Capo Rizzuto“ gehört.

Dieser Küstenabschnitt ist Teil des „Magna Grecia“, des antiken Groß-Griechenland. Im 8. Jahrhundert v.Chr. verließen viele Griechen ihre Heimat, weil sie dort kein Auskommen mehr hatten. In der Hoffnung auf einen neuen und besseren Anfang fand eine Immigrationswelle nach Westen statt, an die Küsten von Italien. Von Neapel über Reggio bis nach Apulien gründeten die ausgewanderten griechischen Siedler neue Städte und Heiligtümer. Eines davon befindet sich auf Capo Colonna, zu antiken Zeiten Capo Lacinio genannt. Der heutige Name begründet sich auf die letzte noch stehende Säule des Hera-Tempels, die zum Symbol Kalabriens wurde.

Es wurden zwei Hera-Tempel gebaut. Wahrscheinlich wurde der erste Tempel durch Erdbeben oder Angriffe zerstört, so dass ein neuer Tempel gebaut werden musste. Von den Grundmauern des ersten Tempels ist kaum noch etwas übrig, die vom zweiten Tempel sind noch gut sichtbar. Bis 1638 stand wohl noch eine zweite Säule des Hera-Tempels, die dann wahrscheinlich einem weiteren Erdbeben zum Opfer fiel. Die dorischen Säulen waren 8,35m hoch und bestanden aus acht Blöcken. Der unterste Durchmesser beträgt 1,68m, der obere 1,29m. Sie standen jeweils auf einer dreistufigen Plattform, trugen das Kapitell und dann das Dach des Tempels.

Zum Heiligtum gehörte ein Garten, der ebenfalls Hera geweiht wurde. Um das Heiligtum herum breiteten sich die Höfe der Siedler und Bauern aus. Das Ganze nahm das komplette Kap ein.

Als die Römer das Gebiet beanspruchten, übernahmen sie den Hera-Tempel und bauten Wohnhäuser, eine Therme und einen Brennofen für Töpferwaren drum herum. Die Grundmauern mit zwei Bögen des Brennofens sind noch direkt links der neueren Kirche zu sehen.

Das Ganze befestigten sie dann mit einer Mauer, deren Reste noch in der gesamten Länge zu sehen sind, soweit sich das Meer nicht einen Teil des Kaps geholt hat.

Das ist auch der Grund für den Marine-Schutzpark „Capon Rizzuto“. Viele antike Strukturen liegen inzwischen auf dem Meeresgrund, sowie auch Schiffswracks mit Ladungen, die z.B. aus Amphoren oder auch teurem Keramik-Geschirr beladen waren. Sogar einen Münzschatz mit Gold- und Kupfermünzen fand man in einer Kiste am Meeresgrund.

Viele Artefakte sind sehr ansprechend im archäologischen Museum ausgestellt, andere dagegen im Museum in Crotone. Crotone war der Wohn- und Handelsort der alten Griechen, mit einem Hafen. Beides bildete eine Einheit.

Die Ausgrabungen auf Capo Colonna begannen 1910, aber noch immer liegt vieles unberührt im Boden. Das Museum und das Grabungsfeld können kostenlos besichtigt werden, aber man freut sich über jede Spende. Man muss wirklich schätzen, was bisher für das Museum geleistet wurde. Ein Film berichtet von der ganzen Geschichte des Ortes, vom 8. Jahrhundert v.Chr. bis heute, die über die Jahrtausende viele Eroberer gesehen hat.

Die ältesten Teile der erwähnten kleinen Kirche „der Heiligen Jungfrau von Capo Colonna“ stammt aus dem 14. Jahrhundert. Später wurde sie erweitert.

Der Torre Nao stammt aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts und war Teil einer Reihe, die aus zwölf Türmen bestand. Karl V., damals Vizekönig von Neapel, ließ diese Türme als Verteidigungslinie erbauen. Zudem dienten die Türme zur Weitergabe von Nachrichten und Signalen, nachts mit Hilfe von Feuern.

Noch ein Wort zu den Erdbeben, von denen ich gesprochen habe. Kalabrien ist ein Hoch-Erdbebengebiet, da sich hier die afrikanische Platte unter die Adriatische Platte schiebt. Das heißt für das Gebiet, dass sich jedes Jahr ca. 1000 Erdbeben ereignen. Die allermeisten sind nicht zu spüren, da sie nur eine Stärke zwischen 0 und 2 haben. Fünf Beben im Jahr sind stärker als 4, was sich schon bemerkbar macht. Alle 15,6 Jahre tritt ein Erdbeben der Stärke 7 oder mehr auf. 1783 fand das letzte zerstörerische Beben mit einer Stärke von 7,1 auf. 30.000 Menschen starben damals und dreihundert Dörfer wurden verwüstet.

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