A+K Weltenbummler

Reisen rund um die Welt

Archiv für das Schlagwort “römische Stadt Sulci”

Sant´Antioco – Stadt

Die Stadt auf der gleichnamigen Insel im Südwesten Sardiniens hat so viel zu bieten, dass wir ganze drei Tage hier verbrachten.

Es ist die Stadt des Heiligen Sant´Antioco, dem Schutzpatron Sardiniens. Es ist überliefert, dass Antioco Ende des 1. Jahrhunderts in Mauretanien geboren wurde. Neben seinen Tätigkeiten als Arzt und Wissenschaftler war er auch Christ, der großen Anteil an der Verbreitung dieser Religion hatte. Das fanden die Römer nicht so gut und unterzogen Antioco ihrer Folter. Anschließend verurteilte man ihn zur Zwangsarbeit in den Minen auf Sulci, wie Sant´Antioco damals hieß. Dort gründete er die erste christliche Gemeinde auf Sardinien, womit er sich wieder den Zorn Roms einhandelte. Bei seiner Festnahme starb Antioco 127 n.Chr.. Seine Anhänger errichteten für die Bestattung des mauretanischen Märtyrers Katakomben an der Stelle, an der heute die Basilika mit seinem Namen steht. Sie sind die einzigen Katakomben Sardiniens und es war die älteste Kirche Sardiniens. Seitdem finden in jedem Jahr fünfzehn Tage nach Ostern Feierlichkeiten zu Ehren des Märtyrers und Patrons Sardiniens statt. Die Statue Antioco´s, die sonst in der Basilika steht, wird dann durch die Gassen der Stadt getragen.

Inzwischen erfuhr die älteste Kirche Sardiniens mehrere Umbauten. Ihre heutige Form erhielt sie im 18. Jahrhundert. Das Innere der Basilika ist immer noch unverputzt und wird von einer großen Kuppel gekrönt. Rechts neben dem Altar befindet sich der Zugang zu den Katakomben, für deren Besuch ein kleines Eintrittsgeld bezahlt werden muss. Daneben wird die Statue Antioco´s aufbewahrt. In einem kleinen gläsernen Sarg sind die Knochen Antioco´s von der Hüfte abwärts aufgebahrt. Das steht zumindest auf dem Sargdeckel.

Gleich neben dem Haupteingang sind steinerne Sarkophage aus dem 5./6. Jahrhundert zu sehen. Diese Basilika ist also etwas ganz Besonderes.

Die Geschichte Sant´Antioco´s geht jedoch noch viel weiter zurück. Im 8. Jahrhundert v.Chr. errichteten hier schon die Phönizier eine erste Siedlung, mit der antiken Hafenstadt Sulki. Später übernahmen die Römer die Herrschaft.

Aus diesen Zeiten stammen die Überreste, die heute vom Archäologischen Museum verwaltet werden. Auf dem Hügel über der Stadt liegt ein großes archäologisches Areal mit verschiedenen Teilen, wie der Nekropole, dem Tophet (eine Art Brand-Begräbnisstelle), und einem Komplex von Grabhöhlen, die heute zum Teil als Wohnungen oder Kellerräume genutzt werden. Dazu werden im Museum die Artefakte gezeigt.

Über allem thront das Forte de Pisu, welches 1812 auf den Resten der punischen Akropolis gebaut wurde.

Von dort oben bietet sich ein schöner Blick den Hang hinab, über die Bucht zwischen der Insel Sant´Antioco und Sardinien bis hin nach Carbonia. Sogar bis nach Portovesme und Portoscuso kann man sehen.

Unterhalb der Basilika steht der Palast del Capitolo. Bis 1858 gehörte das Gebäude, früher noch eingeschossig, zur Kirche. Dann kaufte es die Gemeinde und führte es verschiedenen Nutzungen zu. 1927 baute man den Palast zu seiner heutigen Form um.

Ein paar Gassen unterhalb, in Richtung Südosten, am Ende einer mit uralten Ficus Benjamini-Bäumen bestandenen Straße, befindet sich die Piazza Italia. Hier steht ein römischer Brunnen. Ein großes, halbunterirdisches Bauwerk, in welches Stufen zu einem Becken hinunter führen. Bei der abendlichen Beleuchtung ist zu sehen, dass hinter den Nischen im unteren Teil der Anlage wohl eine Zisterne liegt.

Ansonsten besteht die Altstadt Sant´Antioco´s aus den typisch italienischen Gassen, durch die es sich zu schlendern lohnt.

An der Küste lädt eine kilometerlange Promenade zum spazieren gehen ein. Es sind mehrere verschiedenartig gestaltete Abschnitte, die alle sehr reizvoll sind. Einen Strand besitzt die Stadt nicht.

Die Insel Sant´Antioco ist über einen Damm per Auto zu erreichen. Hier sind weitere Sehenswürdigkeiten versteckt. Noch auf sardischer Seite liegen große Salinen, die aber nur auf einem kleinen Teil besucht werden können. Der Rest wird gewerblich genutzt. Hier und da sieht man wieder Flamingos, aber auch andere Seevögel. Es ist ein Schutzgebiet.

An den Salinen, neben der Straße im Wasser liegend, sind die Reste der alten römischen Straße auszumachen. Auffallend parallel liegende Steine ragen aus dem Wasser.

Am Ortseingang der Stadt steht gleich rechts neben der Straße der Rest einer römischen Brücke aus dem 2./3. Jahrhundert, die bis 1954 noch genutzt wurde. Danach baute man die neue Straße über den Damm. Leider ist nur ein ganz kleiner Teil der Brücke original, denn der größte Teil der Brücke stammt von Rekonstruktionsarbeiten aus dem Jahre 2006. Trotzdem beeindruckt sie heute noch, zumal sie keinen geraden Verlauf hat, sondern etwas gekrümmt ist, was bei den Römern sehr selten vorkam.

Vor allem ist an den im Wasser liegenden Resten der Straße und der Brücke der ehemalige Verlauf des Zugangs zur Insel zu erkennen. Er deckt sich ziemlich mit dem heutigen Verlauf.

An der Südseite des Dammes, schräg gegenüber des Brückenrestes, befand sich der alte römische Hafen.

Nur die neuzeitlichen Hafenanlagen mit der Sant´Antioco-Brücke, unter Mussolini 1940 angelegt, veränderten den Zugang zur Stadt erheblich. Schon seit punischen Zeiten werden hier bedeutende Mengen an Mineralien und Erz verschifft. Die Erhöhung der Fördermengen Anfang des 20. Jahrhunderts machten die wenig schöne Erweiterung nötig. Heute sind die Anlagen verlassen.

 

Beitragsnavigation