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Ruovesi

Jetzt haben wir nicht nur schöne oder interessante Einzelziele angefahren, sondern sind im „Herzen Finnlands“ gelandet. Eigentlich wollten wir uns in Ruovesi nur die Runeberg-Quelle ansehen, die Marina und den Strand. Unser Weg führte uns beim Stadtrundgang auch in die Touristinfo, die sich in einem alten Haus aus dem 18. Jahrhundert befindet. Zu der Zeit wurde das Gebäude als Getreidespeicher genutzt, bis seit 1950 die Ernten nicht mehr so üppig ausfielen.

Aber zuerst die Runeberg-Quelle, auf deren nebenan gelegenen Parkplatz wir auch die Nacht verbrachten, inmitten von Wald. Sie soll Ende der 1820er-Jahre entstanden sein, als das Gebiet geologischen Veränderungen unterlag. Der Pegel der Seen fiel und so trat diese Quelle zutage. Vorher befand sich weiter oberhalb eine berühmte Heilquelle, die daraufhin versiegte.

Der Nationaldichter Johan Ludvig Runeberg, der im 19. Jahrhundert lebte, widmete eines seiner Gedichte wohl dieser Quelle. In Ruovesi gibt es außerdem einen Gedichtepfad zu Ehren Runebergs, und einen Runeberg-Park. Nach dem Tod Runebergs benannten die Einheimischen diese malerische Quelle nach ihm. In den 1920er-Jahren staute man die Quelle an und baute eine Holzbegrenzung drumherum. Seither ist die Quelle eine beliebte Attraktion.

Von der Quelle führt eine Holztreppe durch einen kleinen Urwald nach oben auf einen Weg, der zur Marina von Ruovesi führt. Am Wegrand wachsen wilde Himbeeren, sehr lecker.

Am Pier der Marina liegt ein Restaurantschiff, aber die Attraktion ist das alte Dampfschiff „Tarjanne“ aus dem Jahre 1908. Es hat eine sehr bewegte Geschichte hinter sich. Sogar die Russen hatten im II. Weltkrieg die Hand drauf und setzten es zur Bekämpfung Nazideutschlands ein. Heute fährt es im Sommer täglich die Route Tampere – Virrat. Eine Fahrt kostet ab 80,-€ aufwärts. Per Bus kommt man dann wieder zurück zum Ausgangshafen.

Um 14.45 Uhr legt es in Ruovesi an, was an sich schon ein Schauspiel ist. Wir haben auf der Fahrt durch Finnland schon oft gesehen, dass Frauen Busse, schwere Baumaschinen und andere Fahrzeuge fahren. Auf der „Tarjanne“ sind Frauen Bootsmänner und kümmern sich unter anderen um die An- und Ablegemanöver. An Land werden die gerade herumstehenden Fahrgäste oder Schaulustigen angehalten, die Taue um die Poller zu legen und sie auch wieder abzunehmen. Sogar die Fender sind aus Holzstämmen, nicht aus Gummi.

Das Schiff ist direkt schnuckelig und wie in alten Zeiten sitzen die Fahrgäste auf den seitlichen Decks des Schiffes oder im Heckbereich, alles überdacht. Aus dem Schornstein kommt heute jedoch saubere Luft heraus. Beim Ablegen wird die Dampfpfeife in Betrieb benommen und der Kapitän steuert das Schiff wie in alten Zeiten mit dem Maschinentelegrafen, sichtbar für alle, denn die Brücke ist nur überdacht. Der Kapitän steht also im Freien.

Hält man sich vom Pier aus rechts und folgt dem Weg, gelangt man zum Badestrand von Ruovesi, der sogar einen stattlichen Sprungturm zu bieten hat.

Beim Spaziergang durch die Stadt kommt man an manchen alten Gebäuden vorbei, die aus dem 18.-19. Jahrhundert stammen. Die Innenstadt, die eigentlich nur aus den Gebäuden an der Hautstraße entlang besteht, stammen aus den 1970er-Jahren, auch das nicht mehr sehr ansehnliche Hotel Liera.

Das größte und schönste Gebäude von Rouvesi ist die Kirche mit dem separat stehenden Glockenturm. Der war übrigens früher da als die Kirche, 1722. Etwa 20 Jahre später wurde die Kirche fertiggestellt. Der Innenraum ist schlicht und hell. Das Kirchengestühl, die Kanzel und andere Teile der Einrichtung sind in einem relativ hellen Blau gehalten. Die Inneneinrichtung stammt aus verschiedenen Zeiten, bildet aber trotzdem eine Einheit. Auch in dieser Kirche gibt es zwei Orgeln, die Hauptorgel auf der Empore und eine kleine Orgel neben dem Altarraum. Die besitzt seitlich sogar Pfeifen aus Kupfer, was wir so noch nie gesehen haben. Der Friedhof ist sehr groß und sehr gepflegt.

Unter einem Holzdach am Rande des Friedhofes steht ein altes Boot, welches wir schon als Teerboote im Freilichtmuseum Turkansaari gesehen haben. Nur dieses hier ist ein Kirchenboot, das 60 Personen transportierte, zu kirchlichen Feiertagen bis zu 100 Personen. Es ist 20,3 Meter lang und besitzt 15 Ruderreihen. Es kam im Juli 1923 an diese Stelle.

Sehenswert ist auch das kulturhistorische Museum Ruovesis. Der Eintritt ist kostenlos. Kulturhistorisch gibt es nur einen Trampelpfad auf den kleinen Hügel hinauf, auf dem verschiedene Holzgebäude aus dem 17.-19. Jahrhundert wieder aufgebaut sind. Das älteste Gebäude, ein kleiner Speicher stammt sogar aus dem 16. Jahrhundert. Unglaublich, alles wurde aus Holz gebaut und es existiert noch heute.

In der Anmeldung bekommt man einen Übersichtsplan, auf dem die Gebäude mit deren Nutzung aufgeführt sind. Es gibt Wohnhäuser, Speicher, Viehställe, ein kombiniertes Frauenwohn- und Speichergebäude, sowie eine Mühle und die Rauchsauna. Vieles Interessante wurde an Einrichtung, Arbeitsgerät und täglichen Gebrauchsdingen zusammengetragen, fast alles in Handarbeit aus Holz hergestellt. Im Schlafzimmer eines Wohnhauses ist sogar noch die Wandbemalung erhalten, die einer Tapete gleicht. Alles wurde sehr liebevoll zusammengetragen. Hat man Fragen, so beantwortet die Dame in der Anmeldung diese.

 

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