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Überfahrt nach Værøy

Eigentlich wollten wir die Fähre von Bodø nach Moskenes nehmen. Unterwegs trafen wir auf Wohnmobilisten, die meinten, dass man mindestens zwei Tage im Voraus dafür buchen muss. Sie würden die Fähre von Bodø auf die Insel Værøy nehmen und von dort aus am nächsten Tag nach Moskenes übersetzen. Das wäre günstiger. Gut das zu wissen. Sofort setzten wir uns daran, nachzuforschen, was da dran ist. Wir fanden sogar heraus, dass seit Juli 2019 alle Fähren in Norwegen, die weniger als einhunderttausend Passagiere im Jahr befördern, kostenlos sind. Dazu gehört auch die Fährverbindung Bodø-Røst-Værøy-Moskenes. Sicher sind wir jedoch nicht gewesen, da bei der Fährgesellschaft immer noch Preise für diese Überfahrt stehen. Die sind zwar nicht so hoch wie auf der direkten Verbindung, aber es wäre nicht kostenlos. Für irgendetwas mussten wir uns nun entscheiden. Wir hatten noch drei Tage zu fahren. Da die Tickets für die Inselfähren für mindestens eine Woche ausgebucht waren, sollten wir einfach zum Anleger kommen und dort warten, bis wir mitgenommen werden. Das könnte so zwei, drei Fähren später sein. Das hieße, unter Umständen steht man dort einen guten Tag. Egal, wir haben Zeit und keine über 200,-€ zu verschenken.

So kamen wir in Bodø an und standen gleich in der zweiten Reihe. Die nächste Fähre würde in gut fünf Stunden fahren. Am Straßenrand standen Schilder, mit dessen QR-Code man sich für die Überfahrt nach Værøy registrieren kann. Das ist in Norwegen für Fährüberfahrten mit mehr als zwanzig Seemeilen vorgeschrieben, und es ging auch sehr einfach. Überflüssig, sich ständig Tage vorher das Hirn zu zermartern, wie man am Besten zu irgend etwas kommt. Das einfachste ist es, die Dinge einfach auf sich zukommen zu lassen. Das war bisher immer so.

Während wir warteten, legte ein Schiff der Hurtigruten an. Das ist schon ein Schauspiel, wie elegant das große Schiff am Kai anlegt und festgemacht wird. Währenddessen öffnen sich automatisch die Luken für die Passagiere und die Fracht an der Anlegeseite. Nach einer guten Stunde legte es wieder ab.

Inzwischen kamen drei Fähren, die nach Moskenes auf den Lofoten ablegten. Da gibt es wohl sieben oder acht Verbindungen am Tag, während es nach Værøy nur zwei gibt, früh morgens und spät am Nachmittag.

Dann war es soweit, unsere Fähre kam, wurde entladen und wir konnten im ersten Schwung mitfahren. Wir nahmen aus dem Wohnmobil was wir brauchten und suchten uns einen Platz auf dem geräumigen Passagierdeck. Die Überfahrt dauert über fünf Stunden, die man in gemütlichen Sesseln verbringen kann. Achtern gibt es ein großes Freideck.

Nach dreieinhalb Stunden legte die Fähre auf der kleinen Insel Røst an. Um sie herum liegen jede Menge kleine und größere Felsinseln, allesamt sehr flach. Vom Freideck aus beobachteten wir die Ankunft und die Abfahrt, wunderschön. Aber, was macht man, wenn man hier lebt. Es gibt nichts, außer vielleicht den Fischfang. Man kann nirgendwo hin. Eventuell reicht die Menge der Inseln, um jeden Tag eine zu besuchen, auch wenn es dort nichts gibt.

Dann legte die Fähre in Richtung Værøy ab und nach eineinhalb Stunden etwa kamen wir dort an. Hier empfing uns das vertraute norwegische Bild der hohen Berge.

Im Vorfeld erfuhren wir, dass die 750 Einwohner der Insel ganz und gar nicht von den immer mehr werdenden Wohnmobilen begeistert sind, die ihre Insel überfluten. Das drücken sie auch darin aus, dass sämtliche Parkmöglichkeiten für Wohnmobile gesperrt sind. Die einzigen Möglichkeiten der Übernachtung sind ein Campingplatz in der Nähe des Fähranlegers und ein Stellplatz am ehemaligen Flugfeld. Dieses war nur vier Jahre von 1986 bis 1990 in Betrieb, bis ein Flugzeug durch zu starke Winde direkt nach dem Start ins Meer stürzte und fünf Menschen umkamen. Seither ist es geschlossen. Eine Gedenktafel mit den fünf Namen am Strand erinnert daran.

Wir fuhren dorthin, um die Nacht dort zu verbringen. Die Fähre landete um 22.45 Uhr und wir kamen erst spät an. Da das Wetter sehr schön war, wollten wir es wissen. Wir wollten die Mitternachtssonne sehen. Auf der anderen Seite des Wassers erheben sich die schroffen Felsen der Insel Mosken und der Lofoten, hinter dem Flugfeld die Berge von Værøy. Eine Traumkulisse, gerade recht zum Beobachten der Mitternachtssonne. Zwischen Sonne und Meer bleibt sogar noch Platz, bevor sie wieder aufgeht. Damals am Nordkap hatten wir das Glück nicht. Die Mitternachtssonne dort blieb hinter den bis auf den Meeresspiegel reichenden Wolken verdeckt. Umso größer war die Freude jetzt.

Den ganzen nächsten Tag regnete es. Am Abend unternahmen wir einen kurzen Spaziergang zur Kirche des Ortsteils Nordland. Wie sich herausstellte, ist dies die älteste Kirche der Lofoten. Sie wurde ungefähr 1740 in Vågan, bei Kabelvåg gelegen, gebaut. Warum auch immer, demontierte man die Kirche 1799 und versetzte sie nach Værøy. Um das Jahr 1900 strich man die Kirche weiß an, bevor sie 1974 wieder ihre originale rote Farbe zurück bekam. Der Altar stammt aus dem Jahre 1750 und es soll mehrere Alabasterstatuen geben, die 1430 aus Nottingham, England, stammen. Leider war die Kirche geschlossen, als wir sie besuchten. Die Kirche bietet zweihundert Personen Platz.

Auf dem Weg zur Kirche konnten wir einen Seeadler beobachten, der auf einem der Küstenfelsen saß. Ein Brachvogel gab seine Anwesenheit auf einem Hausdach kund.

Am nächsten Tag wollten wir etwas wandern, um die Insel noch weiter kennenzulernen. Dafür fuhren wir zum Wanderparkplatz Håen. Wir hatten gehofft, dieser würde etwas höher als auf Meereshöhe liegen, damit der Aufstieg zum auf 438 Meter hoch gelegenen Aussichtspunkt nicht so weit ist. Es führte einmal eine Straße nach oben, aber die ist gesperrt und der Weg durch den Tunnel ist auch für Fußgänger gesperrt. Das heißt, man muss die ersten Serpentinen der Straße über einen sehr steilen und steinigen Pfad bergauf abkürzen. Das kann man dann bei der ersten erreichbaren Serpentine weiter tun oder man folgt der Straße. Beides ist gleich anstrengend. Immer wenn wir dachten, wir wären oben und könnten zum großen Sandstrand Puinn sand und der Geisterstadt Måstad hinunter sehen, war wieder ein höherer Hügel im Weg.

Der Weg vom Parkplatz bis zum Aussichtspunkt ist mit ca. 3km angegeben. Für die braucht man allerdings mehr als zwei Stunden, immer bergauf. Irgendwann streikten wir. Wir genossen die Aussicht, die sich uns bot, zwischen einem Einschnitt im Bergkamm zur Insel Mosken.

Dort irgendwo in dem Einschnitt, auf knapp 400 Metern Höhe, soll auch ein Walskelett liegen und zu bewundern sein. Die Alten wussten noch zu berichten, dass das Skelett vor einhundert Jahren komplett war und zwanzig Meter maß. Mit Hilfe der Radiocarbon-Methode verortet man das Alter des Wals irgendwo zwischen 1571 und 1763. Wie das Skelett da hoch kam, kann niemand sagen. Vielleicht wurden die fettreichen Knochen dort hoch gebracht, um sie zu verbrennen und mit dem Rauch Feinden anzuzeigen, dass dieses Land schon besetzt ist. Keiner weiß es. Absurd ist es allemal.

Am Abend fuhren wir zum Fähranleger, vom dem aus uns die Fähre nach Moskenes auf den Lofoten bringen soll, um 22.15 Uhr. Auf dem Weg dorthin hielten wir noch einmal an einem Aussichtspunkt über der Stadt.

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