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San Gregorio

Die nächsten Tage standen im Zeichen „Suchen nach einer Werkstatt“, weil wir dringend die Kupplung am Wohnmobil erneuern lassen mussten. Schon in Lamezia Terme hatten wir eine Wohnmobilwerkstatt angefahren, aber der Werkstattmeister, der hätte Auskunft geben können, kam erst in vier Tagen zurück.

Seit wir von Sardinien aus mit der Fähre in Neapel gelandet waren, suchten wir nach einer Werkstatt. Es gibt jede Menge Fiat-Werkstätten, aber die machen alle nur PKW´s. Die sind nicht für schwere und große Auto´s gerüstet. Wir hatten es auch schon bei Scania, einer LKW-Werkstatt versucht, aber die wollten auch nicht.

Die letzte Hoffnung war eine Wohnmobilwerkstatt bei Reggio, Kalabrien. Auf dem Weg dorthin machten wir noch in San Fernandino Halt, weil es in Reggio mehrere Tage regnete. Da wir nicht wissen, was uns erwartet, wollten wir schönes Wetter abwarten.
San Fernandino ist eine kleine Stadt am Meer, die anscheinend schon zwanzig Jahre versucht, ein großer Urlaubsort zu werden. Es existieren schon eine breite Küstenstraße und eine schöne Promenade. Einige Strandbar´s haben eröffnet, aber alles sieht aus, als wäre es vor langer Zeit entstanden. Sieht man sich allerdings im Ort um, dann sieht es nicht wirklich einladend aus. Irgendwo ist die Entwicklung stehen geblieben.

Des Italieners Hobby, Touristen gucken, ist in San Fernandino noch ausgeprägter als anderswo. Egal welche Altersklasse oder welches Geschlecht: man fährt mit dem Auto auf und ab, hält nicht einmal an, und das manchmal mehrmals.

Die Stadt hat aber eine schöne Lage. Rechts kann man bis zum Capo Vaticano sehen, links liegt die Nordostspitze Siziliens und mittendrin ragt der Stromboli aus dem Meer empor. Die Sonne geht zu dieser Jahreszeit irgendwo dazwischen unter, sehr schön.

Als sich in Reggio das Wetter gebessert hatte, suchten wir die Wohnmobilwerkstatt auf. Die schickte uns aber wieder weg, sie würden keine Arbeiten am Motor übernehmen. Wie die überhaupt arbeiten können, ist uns schleierhaft, denn Platz ist so gut wie keiner vorhanden. Sie empfahlen uns eine Fiat-Werkstatt gut zwei Kilometer weiter.
Als wir dort ankamen, mussten wir feststellen, das auch dort nur PKW´s repariert werden konnten. Von denen bekamen wir dann die Empfehlung, noch sechs Kilometer weiter zu fahren, in eine IVECO-Werkstatt. Der Vorteil: es ist Platz genug vorhanden und wir wurden auch gleich aufgenommen. Der Werkstattmeister, einer von der alten Schule, kümmerte sich sofort um uns und unser Problem, die Kupplung wechseln zu müssen. Er machte uns einen Kostenvoranschlag und legte gleich los. Am nächsten Tag abends sollte die Arbeit erledigt sein.

Derweil verbrachten wir die Nacht in einem Bed&Breakfast in San Gregorio, in welches uns jemand von der Werkstatt fuhr. Bei einem abendlichen Spaziergang die Hauptstraße hinunter, um etwas für den Abend zu essen zu finden, mussten wir feststellen, dass es einfach nur grauenhaft ist. Der Lärm, der Abgasgestank, der Müll überall, wir mussten nach zehn Minuten umdrehen, weil wir Kopfschmerzen bekamen. Die Pizzerien öffneten alle erst nach 18.30 Uhr, auch die Grillhähnchen waren erst zu 19 Uhr fertig.

So warteten wir die Zeit in unserem Zimmer ab, bevor Klaus noch einmal losging, um ein Grillhähnchen zu holen. Dies war sogar lecker und mit Thymian und Rosmarin gewürzt. Vom Balkon aus konnten wir zum Flugplatz von Reggio hinunter sehen, Sizilien im Hintergrund.

Am nächsten Tag liefen wir zur Werkstatt zurück, brachten unser Zeug im Wohnmobil unter, das vorne völlig zerlegt war. Es sollte am Abend fertig sein.
Solange unternahmen wir mehrere Spaziergänge in der Umgebung, am Rande von San Gregorio. Hier ist es zwar grüner, aber Müll liegt an jeder Ecke. Das ausgetrocknete Flussbett wird ebenfalls als Müllkippe missbraucht, ganz schlimm. Die Stadt ist ganz sicher kein Urlaubsort, sondern das leibhaftige Italien. Bisher kennen wir ja nur die mehr oder weniger touristischen Orte, die halbwegs in Ordnung gehalten werden.
Es werden zwar ein paar Zimmer vermietet, weil der Flughafen in direkter Nähe ist, aber das reicht wohl nicht.

Durch Zufall fanden wir sogar eine Craft-Brauerei in der Nähe, den „Funky Drop“, die wir besuchten. Man rechnete dort nicht wirklich mit Gästen, denn wir mussten uns erst einmal bemerkbar machen. Dann kam ein freundlicher Herr, der uns zwei Sorten seines hausgemachten Bieres zur Verkostung kredenzte. Das Bier wird in 0,33l-Büchsen angeboten und umfasst einige interessante Sorten, von Kellerbier, Stout-Bier, Ale und Rauchbier, also Bier aus gerauchtem Malz aus Bamberg hergestellt.

Als wir meinten, dass es etwas lasch, aber trotzdem gut schmecke, meinte der Herr, dass die Italiener in Kalabrien nicht so die Biertrinker seien. Die würden geschmacklich zurückhaltende Sorten bevorzugen.
Wir kauften dann fünf verschiedene Sorten ein und setzten unseren Spaziergang durch die Umgebung fort. Wir besuchten auch den Strand von San Gregorio, der ist jedoch nicht schön. Irgendjemand hatte sich aber eine Art Aufenthaltsbereich um einen Baum herum einfallen lassen, mit mehreren kleinen Treppen, einer Sitzgelegenheit und Kunstwerken aus bunten Steinen. Das ist ganz hübsch.

Am Abend wollten wir das Wohnmobil abholen, aber da nicht passende Ersatzteile bestellt wurden, zögerte sich das Ende der Reparatur hinaus. Das hieß für uns, wieder in das Bed&Breakfast einziehen, diesmal jedoch auf Werkstattkosten. Erst am nächsten Mittag war die Reparatur, Kupplungstausch und Ölwechsel, beendet und wir konnten weiter fahren. Gegenüber den Werkstattpreisen in Deutschland haben wir in Italien kräftig gespart.

Inzwischen wird es Frühling im Süden Italiens. Die Mandelbäume und die Mimosen blühen herrlich.

Da wir nicht mehr so weit fahren wollten suchten wir uns einen Übernachtungsplatz am Strand von Saline Ioniche. Von dort aus hat man ein letztes Mal den Blick nach Sizilien und zum Ätna, bevor man die Küstenstraße in Richtung Osten und Norden weiter fährt. Wir wollten nur eine Nacht bleiben und waren enttäuscht, als vom Ätna nichts zu sehen war. Der komplette Südteil Siziliens lag unter Wolken. Da, plötzlich, kurz nach Sonnenuntergang durften wir den Vulkan doch noch sehen. Sein Gipfel ragte über die Wolkenbank und spie eine endlose Aschewolke aus, die sich Richtung Norden Siziliens ausbreitete. Als wir vor sechs Jahren schon einmal dort waren, richtete sich die Aschewolke immer nur in Richtung Catania oder nach Süden, niemals nach Norden. Das verwunderte uns ein wenig. Aber schön sah es trotzdem aus. Dabei dachten wir jedoch auch an die Menschen, die dort leben und schon seit geraumer Zeit mit dem Ascheregen zu kämpfen haben.

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