Fahrt von Samarkand nach Buchara
Knapp 270 Kilometer weit folgten wir nun ziemlich genau der alten Seidenstraße von Samarkand nach Buchara. Die Straße führt bis nach Navoiy immer im Tal des Zarafshan-Flusses entlang. Dabei kamen wir durch kleine Ortschaften, an Obst- und Gemüseplantagen und einigen Raststätten vorbei. Viel Steppenlandschaft bestimmt jedoch das Landschaftsbild, in der Ferne sind einige Berge zu sehen. Früher baute man Baumwolle an. Heute hat man die Baumwollfelder auf ein Minimum reduziert, denn die brauchen sehr viel Wasser.



Kurz hinter Navoiy, westlich der Stadt gelegen, mitten in der Wüste, befand sich eine Karavanserei mit Zisterne an der Seidenstraße. Von der Karawanserei „Raboti Malik“, was soviel wie „Königliche Festung“ heißt, ist nicht mehr viel übrig. Im 11. und 12. Jahrhundert residierten hier die Herrscher der türkischen Karachaniden-Dynastie. Von den Karachaniden hörten wir schon einmal in Kirgistan, beim Besuch der archäologischen Stätte Buran.
Nach dem Einfall der Mongolen im 12. Jahrhundert nutzte man die Anlage bis ins 18. Jahrhundert hinein als Karawanserei. Hier konnten die Karawanen der Seidenstraße rasten, sich erfrischen, Waren austauschen und Wasser auffüllen.

Wie bei allen antiken Bauwerken nagte auch an der Karawanserei der Zahn der Zeit, aber erst Mitte des 20. Jahrhunderts, als man die Straße durch Navoiy erneuerte, zerstörte man die Reste von Raboti Malik endgültig. Die Mauersteine holten sich die Bewohner des Dorfes Malik für neue Gebäude. Heute sind nur noch die Grundmauern der Anlage übrig, einzig das große Tor rekonstruierte man. Es besteht aus Lehmziegeln.
Im Inneren ist dank der erhaltenen Grundmauern der ehemalige Aufbau der Karawanserei zu erkennen. Um einen Innenhof gruppieren sich die Wohn- und Lagerräume, die sich auf zwei Etagen befanden.

In der Mitte des Innenhofes steht eine große sechseckige Plattform, von der aus Geschäfte abgewickelt worden oder öffentliche Auftritte stattfanden. Um diese große Plattform ragen kleinere runde Plattformen aus dem Boden. Sie dienten wohl als Hilfe, um die Kamele bequemer beladen zu können.

Im Schnitt baute man alle fünfundzwanzig Kilometer eine Karawanserei.
Um die gegenüberliegende Zisterne „Malik Sardoba“ zu erreichen muss man die heutige Schnellstraße überqueren, was bei dem großen, schnell fließenden Verkehr nicht so ganz einfach ist. Hat man das geschafft, führt ein kurzer Spaziergang zur Zisterne.

Ein großer runder Kuppelbau aus Ziegeln überspannt den Brunnen, der durch einen Kanal aus dem Fluss Zerafshan gespeist wird und die Festung bzw. Karawanserei versorgte. Eine Treppe führt ins Innere, hinunter zum Wasserspiegel. Bei einem hohen Wasserstand reicht das Wasser bis zum Beginn der Treppe. Bei unserem Besuch war nur noch eine Pfütze übrig.


In den Wänden der Zisterne sind Fensterlöcher eingelassen, auf der Kuppel steht ein kleines Türmchen, durch dieses ebenfalls Licht in die Zisterne gelangt.


In der Nähe von Beidem stehen mehrere „Imbissbuden“, wenn ich das mal so bezeichnen darf. Eine davon hat die Gestalt einer schön verzierten Kanne. Leider war alles geschlossen, nur der dahinter liegende kleine Shop hatte geöffnet, um sich z.B. kalte Erfrischungen zu holen.

Das war ein netter Aufenthalt, bevor wir die Fahrt nach Buchara fortsetzten. Kurz vor Buchara wird es wieder grüner, denn die Stadt liegt in einer Oase.

Noch ein Wort zu Navoiy. Es ist nach Samarkand die zweitreichste Stadt Usbekistans, was vor allem dem Goldabbau in der Gegend zu verdanken ist. Zudem gibt es viele Wasser- und Kohlekraftwerke.


