Fahrradtour am Rhein – Bacharach/Bingen/Lorch
Eine wirklich fantastische Sache ist eine Fahrradtour entlang des Rheins. Man entdeckt dabei Dinge, die einem verwehrt bleiben, wenn man mit dem Auto unterwegs ist.
Unsere dreißig Kilometer lange Tour startete in Bacharach. Vorher besuchten wir die aus dem 12. Jahrhundert stammende Burg Stahleck, die zu einer der schönsten Jugendherbergen Deutschlands geworden ist. Die kleine Burg mit ihren verwinkelten Bauten und dem runden Turm, sowie den großen Terrassen hoch über dem Rhein, ist recht gemütlich und für jeden zugänglich. Der Blick nach beiden Richtungen über das Rheintal mit seinen Weinbergen ist unglaublich schön. Die Umgebung lässt sich auf mehreren Wanderwegen erkunden.
Die Siedlung Bacharach gab es schon zu keltischen Zeiten. Seitdem hat sie viele Besitzer kommen und gehen sehen. Mehr als sechshundert Jahre alte Fachwerkbauten prägen die romantische Altstadt. Im Kern der Altstadt sind die Gassen meist gerade so breit wie ein Mensch. Ein kleiner Bach fließt auch noch hindurch. Restaurants, Weinstuben und Cafés verwöhnen die internationalen Gäste.
Der Jäger aus Kurpfalz, Friedrich Wilhelm Utsch aus Rheinböllen, besaß in Bacharach ein Haus, das als Utsch-Haus bekannt ist. Ein Denkmal zu seinen Ehren findet sich im Soonwald.
An der Rheinpromenade kann man dann die Seele baumeln lassen oder für eine Rundfahrt auf ein Schiff steigen.
Hier begannen wir die Fahrradtour entlang des Rheinufers. Auf einem gemütlichen Fahrradweg erreicht man nach fünfzehn Kilometern die Stadt Bingen. Auf dem Weg dorthin gibt es viele Möglichkeiten der Rast oder für Abstecher in die am Weg liegenden Orte Niederheimbach und Trechtingshausen. Hoch über den Köpfen liegen die Burgen Sooneck, Reichenstein und Rheinstein. Schöne kleine Gärten rechterhand, mit großen Weiden bewachsene Ufer linkerhand, der Radweg ist wirklich schön.
Auf der Höhe von Lorch liegt eine Tandem-Schiffmühle. Das ist das Forschungsprojekt „Laufwasserkraftwerk“, das Fließwasser zur Erzeugung von Strom benutzt. Es braucht also keine umweltverändernden Staustufen usw., sondern die Strömung eines Flusses reicht aus.
Ein Stück weiter überquert man den 50. Breitengrad, auf dem auch die zentralasiatischen Wüsten, die Südspitze Kamtschatkas und Kanada liegen, oder auch die Mainzer Innenstadt.
In Bingen folgt man der Promenade am Rhein mit den Schiffsanlegern, dem alten Zollamt und dem alten Hafen mit dem Kran aus dem 15. Jahrhundert. Auf der anderen Seite des Rheins thront das Niederwalddenkmal mit Germania als Hauptfigur, das 1883 durch den deutschen Kaiser eingeweiht wurde. Man kann es zu Fuß oder mit einer Seilbahnfahrt erreichen.
Per Autofähre überquerten wir den Rhein nach Rüdesheim, um auf der anderen Seite nach Lorch zurückzufahren. Dort erwartete uns eine böse Überraschung. Durch die Baustellen in der Straße ist eine Durchfahrt für Fahrradfahrer nicht gestattet. Was sollten wir jetzt tun? 10,- Euro für die Fährüberfahrten umsonst bezahlt haben oder sich irgendwie durch die Baustellen schmuggeln? Eine Ausweichstraße ist nicht vorhanden. Uns blieb nichts weiter übrig, als an den einspurigen Baustellenabschnitten jeweils die Autokolonnen abzuwarten und schnellstmöglich so viel Boden gutzumachen, wie möglich. Das kam einem Hindernislauf gleich, aber dann hatten wir es doch geschafft. Einen Fahrradweg, wie auf der linken Rheinseite gibt es, von kurzen Stücken abgesehen, nicht.
In Assmannshausen kehrten wir in das Restaurant-Café „Unter den Linden“ ein, um zum x-ten Male unsere Wasserreserven aufzufüllen. Bei einer Fahrradtour, einem Hindernislauf und 37 Grad Lufttemperatur braucht man viel Wasser.
In Lorch setzten wir noch einmal mit einer der schönsten Autofähren, was die Fahrtroute betrifft, nach Niederheimbach über und nahmen den letzten Abschnitt nach Bacharach unter die Räder.
Ein Bad im Rhein, bei Niedrigwasser liegen recht schöne Strände frei und das Wasser ist sauber, mobilisierte unsere müden Muskeln noch einmal für den letzten Kilometer bis zum Parkplatz in Bacharach. Weit in den Rhein reichende Buhnen, die dem Uferschutz dienen, machen das Baden zudem sicher.