Auf römischen Spuren im Saarland
Seit über zwanzig Jahren leben wir nun schon im Hunsrück und wandelten mehrfach auf römischen Spuren, da die Römer vor zweitausend Jahren auf diesem Gebiet sehr aktiv waren. Vor kurzem erfuhren wir von der Römischen Villa Borg im Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Luxembourg. In der Taverne soll man wie die alten Römer speisen können. Der Ruf war zu verlockend und wir folgten ihm.
Die Römische Villa Borg befindet sich zwischen Borg und Oberleuken, mitten im Gelände. Vor über 100 Jahren entdeckte ein Lehrer, der sich für Archäologie interessierte, die Reste einer römischen Siedlung. Ausgrabungen führten eine der größten römischen Villen in diesem Raum zutage und man beschloss 1994, die Anlage zu rekonstruieren. Erfahrungen aus Grabungen anderer römischer Anlagen halfen dabei. So entstanden, im Mittelpunkt stehend, das Herrenhaus, links anschließend der Wohn- und Wirtschaftstrakt und rechts anschließend das Villenbad und die Taverne mit dem großen Küchenraum. In der Nähe des Villenbades befindet sich der Heizraum. Von hier aus wurde der gesamte Villenkomplex durch Warmluft in Wänden und Fußboden beheizt.
Der U-förmige Komplex ist in verschiedene Gärten eingebettet. Im Zentrum befindet sich ein Wasserbecken, das von zwei antiken Skulpturen gespeist wird.
Zu betreten ist die Römische Villa Borg durch ein Torhaus.
Im Haupthaus sind viele Artefakte ausgestellt, die bei der Ausgrabung zutage gefördert wurden. Auf Tafeln wird aus dem Leben der römischen Bewohner erzählt, von Handel, Handwerk und Landwirtschaft.
Das Villenbad besteht aus mehreren verschieden temperierten Einzelbädern und Ruheräumen. Umkleideräume und die Latrine gehören ebenfalls dazu.
Die Taverne wartet mit römischen Speisen auf, die nach überlieferten Rezepten oder anhand von antiken Darstellungen zusammengestellt sind. Da die alten Römer weitläufigen Handel trieben, vor allem Richtung Orient, fließen viele exotische Einflüsse in die Rezepte ein. Sehr zu empfehlen ist der Schinkenbraten mit Feigensoße, die unter anderem mit Kardamom verfeinert ist. Dazu gibt es saisonales Gemüse und selbstgebackenes Dinkelbrot mit Nüssen und verschiedenen Körnern. Das Gericht ist ein Gedicht. Die Getränke werden in Keramikbechern serviert.
In Hallstadt im Salzkammergut (Österreich) erfuhren wir das erste Mal etwas von der hochentwickelten Hallstadtkultur (800-480 v.Chr). In der Ausstellung der Römischen Villa Borg wird ebenfalls Bezug auf diese Kultur genommen. Das Gebiet der Hallstadtkultur reichte nördlich bis kurz hinter Borg, beinhaltete also auch diese Römische Villa. Daran schloss sich die urbanere Hunsrück-Eifel-Kultur an. Das ist eine spannende Information für uns.
Nur ein paar Kilometer Richtung Westen liegt die Römische Palastvilla Nennig, die einstmals zu den größten und schönsten ihrer Art gehört haben soll. Die Anlage wurde bisher nicht wieder aufgebaut, jedoch sind prachtvolle Mosaikböden zu bewundern, die immer noch an den Originalorten liegen. Der größte Mosaikboden misst etwa 160 Quadratmeter und soll zur Empfangshalle gehört haben.
In einer Multimediapräsentation kann man sich Einzelheiten zur Villa sowie eine digitale Rekonstruktion der Gesamtanlage ansehen.
Eine weitere römische Anlage, eine Raststätte und Pferdewechselstation mit dem Namen „Tabernae“, liegt in Tawern, südwestlich von Trier. 1994 bis 1997 wurde sie freigelegt. Zur Anlage gehört auch ein Tempelbezirk, der schon 1986/87 ausgegraben und zum Teil rekonstruiert wurde.