Deutschlands längste Hängeseilbrücke
Eine geschätzte halbe Million Menschen aus ganz Deutschland, ein Verkehrschaos in Mörsdorf (Hunsrück) schlimmer als zur Rush-Hour in Berlin, eine wahre Völkerwanderung mit dem einen Ziel – die längste Hängeseilbrücke in Deutschland – 360m lang, 100m hoch über dem Mörsdorfer Bachtal.
Am 3. Oktober, also vor einer Woche wurde diese Brücke nach rund einem halben Jahr Bauzeit eröffnet. Da wir an diesem Wochenende nicht zuhause waren und wegen der Jahreszeit nicht mehr viel Zeit bleibt, um längere Wanderungen zu unternehmen, nutzten wir nun den vergangenen Sonntag und schönstes Herbstwetter, um uns die Brücke anzusehen. Um die Mittagszeit trafen wir in Mörsdorf ein und fanden nach langem Suchen endlich hinter dem Dorf, in der Nähe des Sportplatzes einen Parkplatz. Die angeblich reichlich vorhandenen Parkplätze waren wegen Überfüllung gesperrt und die Autos parkten schon einen Kilometer vor Mörsdorf an Feldwegen oder am Straßenrand. In Mörsdorf selbst, wo sich das Besucherzentrum befindet, wurde ein komplettes Parkverbot ausgewiesen. Als wir endlich, nachdem wir das erste Mal Nerven gelassen hatten, das Besucherzentrum erreichten, stellte sich heraus, dass es eigentlich eine Kneipe ist. Für die Besucher der Brücke liegt ein Faltprospekt aus, aus dem man jedoch kaum schlau wird.
Jetzt schlossen wir uns den Massen an Leuten an, die einer Prozession gleich, alle Richtung Hängeseilbrücke strömten. Nach einem 1,2 km langen Fußweg standen wir vor dem Bauwerk.
Die Brücke hat eine Tragkraft von 600 Leuten jeden Alters. Es sah aus, als wäre dieses Limit längst überschritten. Auf Grund meiner beruflichen Erfahrung weiß ich, dass in alle Bauwerke großzügige statische Sicherheiten eingerechnet sind. Dem vertrauend überquerten wir im stop-and-go-Gänsemarsch Deutschland längste Hängeseilbrücke, die am Boden nur so breit ist, dass zwei Leute aneinander vorbei kommen. Durch die große Belastung bewegte sich die Brücke sehr stark und die Halteseile hatten alle Hände voll zu tun.
Viele Leute beließen es beim Anblick der Brücke. Uns kam kurz vorm anderen Ende eine Frau entgegen, die meinte, dass sie die Überquerung nicht schafft. Plötzlich befand sie sich hinter mir, voller Panik und mit Schweiß auf der Stirn. Man sollte also schon ein bisschen ´was aushalten, wenn man die Brücke „bezwingen“ will.
Bei der Überquerung blieb allerdings nur wenig Zeit, die Brücke, das Tal und die herbstliche Färbung des Waldes im Sonnenlicht zu genießen.
Auf der Sosberger Seite angekommen, folgten wir dem Wanderweg unter der Brücke hindurch und durch das Tal zurück nach Mörsdorf. Ich hatte gehofft, dass wir wenigstens dort fast alleine wären, aber auch der zirka drei Kilometer lange Wanderweg war mehr als gut besucht. Ruhe und Wald genießen, Fehlanzeige. Stellenweise ging es auch hier nur im Gänsemarsch vorwärts. Der Geräuschpegel war enorm.
Wir haben schon viel erlebt, aber dieses Erlebnis kann man kaum noch toppen. Es war einfach nur eine einzige Katastrophe. Die Organisation der ganzen Sache ließ doch sehr zu wünschen übrig, auch wenn wir glauben, dass niemand mit solch einem Ansturm auf die Hängeseilbrücke gerechnet hat. Auf jeden Fall werden wir irgendwann noch einmal einen Anlauf nehmen, vielleicht haben wir dann mehr Glück und können uns auf dem Wanderweg „Geierlay“ erholen.
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Ciao!
Die Hängebrücke kenne ich ja noch gar nicht. Der Anturm ist enorm und ich bedanke mich für den Tipp….
Ich kenne es zu gut, dass wir unsere Aktivitäten aufs WE verlegen. Wir versuchen immer früh los zu kommen. Irgendwie bleibt man im Rhythmus der Frühaufsteher.
LG, Alex.
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Hallo Alex,
die Brücke wurde erst Anfang Oktober eröffnet, ist also noch ganz neu. Das mit dem früh aufstehen ist für mich als Langschläfer ein Problem. Ist aber dabei offensichtlich eine gute Idee.
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Hallo!
Ich wusste gar nicht, dass es in Deutschland so lange Hängebrücken gibt. Klar, ich war schon auf einigen, im Kletterpark 😉
Das mit dem Ansturm kann ich verstehen. Vielleicht doch morgens aufstehen und den Morgenlauf mit der Brücke in Angriff nehmen.
Danke für den Tipp!
LG, Alex.
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Hui, Höhenangst Alarm! Würde aber trotzdem gerne mal drüber laufen. Schöner Bericht und tolle Fotos!
Herzlich,
Anna
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Hallo Anna,
vielen Dank. Du musst ja beim Drüberlaufen nicht heruntersehen. Das Gefühl muss man mal erlebt haben. Es ist aber immer noch sehr voll dort.
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warum diese Negativdarstellung. Da kann ich nur sagen: Selber schuld. Die Hängeseilbrücke ist nun mal eine viel beachtete neue Attraktion. Ist doch ganz klar, dass da am Wochenende erstmal viele Menschen neugierig sind – sogar unvernünftige Zeitgenossen mit Hohenangst es sich nicht nehmen lassen, auf die Brücke zu gehen.
Ich bin an einem Mittwochmorgen über die Geierlay gegangen, zusammen mit ca. 4 weiteren Leuten und es war echt traumhaft. Das herrliche bunte Herbstlaub rundherum, der weite Blick, die himmlische Ruhe – für mich DAS Hunsrücker Highlight – da konnte man sogar die Windräder übersehen.
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Hallo SuSi,
Da ich berufstätig bin, bleiben mir nur die Wochenenden und wie gesagt, das Wetter lässt wahrscheinlich vorm Winter nicht mehr lange große Wanderungen zu, deshalb letzter Sonntag. Ich glaube schon, dass, wenn man Ruhe hat, alles viel angenehmer und schöner ist. Ich freue mich, das es für Dich ein schönes Erlebnis war.
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