Mragowo (Sensburg)
Eine Hitzewelle hat uns nun im Griff. Für uns ist das super, auch wenn fast alles etwas langsamer geht. Lange Spaziergänge sind kaum drin, ohne Wasser geht gar nichts. Es ist sehr drückend. Hitze macht uns eigentlich nichts aus, aber die drückende Schwüle ist nicht wirklich angenehm. Wir beschweren uns nicht, es ist besser als schlechtes oder kaltes Wetter, aber die Bauern sehen ihre Ernten schon wieder in Gefahr. Man kann gar nicht soviel wässern, wie nötig wäre.
Wälder, Seen, Felder, dazwischen kleine Dörfchen oder lockere Siedlungen, in Masuren hat die Natur noch ihren Platz. Trotz der Trockenheit sprießt es überall, denn die Luft der Nächte ist recht feucht. Vögel singen den ganzen Tag, abends beginnt das Froschkonzert, sonst es ist ruhig in Masuren. Die Landschaft ist ein Idyll für Ruhesuchende und Naturliebhaber.
Die kleine Stadt Mragowo lohnt einen Abstecher. Schön gestaltet ist der Bereich zwischen dem Museum Ermland-Masuren und dem großen Steg am Seeufer. In der Altstadt lässt es sich gut bummeln. Die vielen kleinen Geschäfte lassen keine Langeweile aufkommen. Ein Weiher, ein weiterer kleiner See und mehrere Parks laden zum Entspannen ein.
Wir übernachteten ca. 8km nördlich von Mragowo, auf dem Agrocamping „Salent Pensjonat“ in Ruska-Wies. Die ganze Anlage sieht sehr neu aus, alles vom feinsten und sehr ruhig. Im großen Fischteich darf geangelt werden. Fängt man etwas, es schwimmen vor allem Karpfen, Schleie und Karauschen im Teich, bezahlt man einen kleinen Preis pro Kilo. Klaus hatte den Fang seines Lebens: einen 4–Kilo-Karpfen. Außerdem kann der Platz unter anderem Ausgangspunkt für Ausflüge nach Rastenburg, Heiligelinde und Reszel sein. Ferienwohnungen werden auch angeboten.
Święta Lipka (Heiligelinde)
Nur wenige Kilometer von Ruska Wies entfernt liegt die kleine Stadt Heiligelinde. Der Name ist Programm. Der schon seit legendären Zeiten existierende Wallfahrtsort besteht eigentlich nur aus der Basilika aus dem Jahre 1730 und Touristeneinrichtungen. Es gibt nur wenige Wohnhäuser. Unterwegs trafen wir auf Leute, die uns eindringlich empfahlen, Heiligelinde nicht auszulassen und uns unbedingt das Orgelkonzert anzuhören. Na, da kann man doch nicht anders, und es war ein einzigartiges Erlebnis. Die Basilika an sich, umschlossen von einem Kreuzgang, ist schon einen Besuch wert. Von außen ein stolzes Bauwerk, überrascht es im Inneren mit einer Schönheit, die ihresgleichen sucht. Kunststück, bei den Einnahmen, der Eintritt ist jedoch frei. Blau, jede Menge Gold und Weiß sind die vorherrschenden Farben, dazu prächtige Deckenmalereien, und erst der riesige Altar. Gegenüber des Altars schwebt praktisch die Orgel über den Köpfen der überwältigten Besucher. Das ist aber immer noch nicht alles. Da war ja noch das Orgelkonzert. Die Orgel ist mit verschiedenen goldenen Elementen geschmückt, Sterne, Figuren, ein Glockenspiel, die sich teilweise zum Musikstück bewegen oder drehen. Zum Finale des Orgelkonzertes bewegt sich dann alles, was sich überhaupt bewegen kann. Es ist einfach nur ein grandioses Schauspiel. Im Anschluss an die „Vorstellung“ sammelt der Priester die Spenden ein, die man nur zu gerne gibt.
Ein Spaziergang durch den Kreuzgang sollte man sich auch nicht entgehen lassen. Im vorderen Teil wurden bereits die Deckenmalereien rekonstruiert, ebenso die Malereien in den vier Ecken. Weitere Teile des Kreuzganges wurden begonnen.
Reszel (Rössel)
Die kleine Stadt beeindruckt mit ihrer Ordensburg aus dem 13. Jahrhundert, die auf einem Hügel steht. Nach einer wechselvollen Geschichte sind heute ein Museum und ein Hotel in den alten Mauern untergebracht. Die Kirche in der Nachbarschaft der Burg, die hübschen Gassen unterhalb der Burg und die Backsteinbrücke ein Stück abseits des Zentrums sind einen Besuch wert.
Kętrzyn (Rastenburg)
Die Ordensburg, die früher einmal Zentrum Rastenburgs war, ist eher unscheinbar. Den Rang hat ihr inzwischen der wuchtige Bau der Basilika St. Georg abgelaufen, die eigentlich eine Wehrkirche war und aus dem 14. Jahrhundert stammt. Im Inneren der Kirche beeindruckt das netzartige Deckengewölbe. Solch ein fein gegliedertes Gewölbe will erst einmal gebaut werden. Leider ist alles weiß übertüncht und nichts mehr von der vermutlich einstigen Pracht zu sehen.
Wer nach Rastenburg kommt, hat allerdings meist ein anderes Ziel: die „Wolfsschanze“
Wilczy Szaniec (Wolfsschanze)
Das Führerhauptquartier „Wolfsschanze“ ist die größte von mehreren über Europa verteilten Führerhauptquartieren. Die Einrichtung diente 1940-1944 Hitler und seinen Generälen der Planung eines Angriffs auf Russland, vor allem St. Petersburg und Moskau. Der Komplex tief im masurischen Wald bestand aus sieben riesigen Bunkern des Typs A, deren Decken und Wände bis zu 3,5m dick waren. Später kamen weitere Betonschichten dazu. Hitlers Bunker hatte am Ende eine Deckenstärke von 8m. Dies waren die Unterkünfte und Wirkungsstätten für Hitler, Bormann und Göring, die Funkzentrale, eine Gästeunterkunft sowie Luftschutzbunker. Dazu kamen dutzende leichtere Bunker, gemauerte Gebäude und Baracken. Insgesamt sollen es um die 200 Gebäude gewesen sein. Die Anlage „Wolfsschanze“ wurde durch Stacheldraht und Minenfelder geschützt, war in drei Sicherheitszonen aufgeteilt und von 2000 Mann bewohnt. Am 20. Juli 1944 scheiterte hier das Attentat auf Hitler, welches unter Führung von Oberst Graf von Stauffenberg stattfand. Leider verschob jemand kurz vor der Explosion die sorgfältig platzierte Kofferbombe, so dass sich deren Sprengkraft nicht voll entfalten konnte. Hitler überlebte das Attentat.
Heute ist die Anlage ein Museum. Nach dem Krieg wurden die Bunker und Gebäude gesprengt, allerdings widerstanden die meisten Bunker des Typs A die Aktion und barsten lediglich. Manche unbedeutenden Gebäude, wie das Kasino oder das Gebäude des Reichssicherheitsdienstes überlebten die Verwüstung. Zumeist aber sind die Trümmer über das gesamte Gelände der Sicherheitszone I verteilt. Die Lagerbaracke, in der das Attentat verübt wurde, ist eines der Gebäude, die vollkommen zerstört sind. Eine Gedenktafel erinnert an das Geschehen.
Man kann sich einer Führung anschließen, um die „Wolfsschanze“ zu besuchen, oder man nimmt sich einen Lageplan in die Hand und geht in eigenem Tempo. Für den Eintritt und Parkgebühren PKW bezahlten wir 35,-Zl. Ein Womo-Stellplatz mit Bäumen und unebenen Gelände ist vorhanden.