Riga
So langsam merken wir, dass die ewigen Sandlandschaften langsam auf´s Gemüt gehen. Sand, Sand und immer nur Sand. Wenn es keinen Sand gibt, hat das Moor die Herrschaft übernommen. Ein Königreich für einen Felsen und festen Boden. 🙂
Dafür: Kaiserwetter beim Besuch von Riga. Neben Danzig ist Riga die wohl schönste Stadt im Baltikum. Die Skyline sieht aus wie eine Mischung aus Kopenhagen und Moskau. Von Kopenhagen scheint die Stadt die schlanken Türme übernommen zu haben, von Moskau die goldenen Kuppeln und den Hauptturm der Lomonossow-Universität.
An der Daugava gelegen und von einem Kanal durchflossen, mit viel Grün, spannenden Gebäuden und tollen Plätzen beeindruckt die Altstadt, die inzwischen UNESCO-Weltkulturerbe ist.
Es gibt zwei Möglichkeiten, diese schöne Stadt von oben zu sehen: den Turm der Petri-Kirche, das kostet allerdings inkl. Besichtigung der Kirche selbst, 9,-€ Eintritt. Einen Gratisblick bekommt man jedoch von der Skyline Bar im Radisson Blu, gleich hinter der orthodoxen Kirche. Man muss nicht gleich etwas konsumieren, wenn man aus dem 26. Stockwerk der Skyline Bar auf Riga hinabsehen will.
Ein Glanzstück ist die orthodoxe Kirche von außen und von innen. Die goldenen Kuppeln glänzen weit ins Land. Der Innenraum der Kirche, mit der Kuppelkonstruktion, den starken Pfeilern und dem runden Grundriss, erinnert stark an die Haghia Sophia in Istanbul. Diese muss vor der osmanischen Herrschaft einmal genauso ausgesehen haben. Die Malereien, die goldstrotzenden Ikonen und der goldene Altar der orthodoxen Kirche von Riga sind einfach nur großartig.
Um von hier aus zur Altstadt zu gelangen, passiert man das Freiheitsdenkmal aus dem Jahre 1935. Es wurde mit Volksspenden finanziert. In der Umgebung stehen viele schön restaurierte Jugendstilgebäude. Das Gebäude der deutschen Botschaft sieht jedoch eher orientalisch aus.
Ist man in die Rigaer Altstadt eingetaucht, läuft die Zeit anders. Enge Gassen mit Pflasterstraßen verbinden die Sehenswürdigkeiten wie den Pulverturm, das Schwedentor, die Große und Kleine Gilde, den Rigaer Dom und das Schloss, von dem aus der lettische Präsident regiert. Dazwischen der Domplatz und der Rathausplatz mit dem beeindruckenden Schwarzhäupterhaus.
Ein sehr gemütlicher Platz mit vielen Einkehrmöglichkeiten ist der Livu Platz. Auch sonst laden unzählige Kneipen und Cafés mit Außenplätzen und leckerem Angebot ein. Da möchte man doch alles ausprobieren. Uns hat es vor allem das „Moonshine“ angetan. Wer sich für das nostalgische Amerika begeistern kann, der ist in dieser Bar ganz richtig. Authentischer geht es nicht mehr und wir haben die besten Spareribs ever (jemals) gegessen. Das „Moonshine“ wirbt mit den besten Spareribs der Welt, und sie haben nicht übertrieben. Für ein Kilo zarteste Ribs mit Peperoni und frittierten Zwiebelringen, in einer Pfanne serviert, haben wir 16,-€ bezahlt.
Wer sich dazu mit Amerika auskennt, der weiß auch, dass „Moonshine“ nicht vom Mond herrührt, sondern der Schwarzgebrannte so genannt wird. Da der wirkliche Moonshine gerade nicht verfügbar war, musste der Rigaer Samogon zum Essen herhalten. Den hatten wir schon in der Markthalle kennengelernt, der wir am Abend zuvor einen Besuch abstatteten.
Der Zentralmarkt von Riga ist der größte Markt Lettlands. Der Markt nutzt heute die Zeppelinhallen am Ufer der Daugava. In jeder Halle ist ein anderes Angebot zu finden, eine Halle mit Fisch, eine Halle mit Fleisch und so weiter. Auf dem Außengelände wird zum größten Teil Obst und Gemüse angeboten. Kirschen gibt es jetzt ohne Ende. Nie haben wir so viele Kirschen gesehen, schön schwarz, groß und süß. Das Kilo kostet bis zu 2,50€. Da greift man gerne zu. Es werden aber auch weitere Gebäude für den Markt genutzt. Man kann hier stundenlang schlendern und einkaufen.
Wie schon erwähnt, wird der russische Selbstgebrannte Samogon angeboten. Er hat zwar nur 43%, aber schmeckt wie in alten Zeiten, reinster Schnaps von bester Qualität. Dieser Samogon wird im Rigaer Stadtviertel Mezaparks aus lettischem Blütenhonig hergestellt, ganz legal. Er ist zweimal destilliert und anschließend durch Moos und Aktivkohle gefiltert. Privat Selbstgebrannter, offiziell eigentlich verboten, hat irgendetwas zwischen 60 und 90% Alkohol.
Noch einen Hinweis: bloß nicht mit dem Auto in die Stadt fahren. Die Parkgebühren sind enorm. An der Markthalle haben wir für 1,5 Stunden 4,90€ bezahlt. Bisher kostete eine Stunde Parken in den baltischen Staaten 60 oder 90 Cent.
Das Wohnmobil haben wir auf dem Riverside Camping auf der Insel Kipsala stehen. Zweihundert Meter entfernt befindet sich die Station für den Autobus in die Stadt. Eine Fahrt kostet 2,-€, egal wohin, egal wie lange. Der Campingplatz besitzt eine schöne große Terrasse direkt am Ufer der Daugava, mit einem tollen Blick auf den Fluss, das Speicherviertel und die Altstadt, sowie ankommende und abfahrende Kreuzfahrtschiffe. Die Aida cara stattete gestern Riga einen Besuch ab.
Den besten Blick auf Rigas Skyline hat man übrigens abends und bei schönem Wetter. Dann ist die Beleuchtung super. Den besten Standpunkt findet man am gegenüberliegenden Ufer, gleich neben der Hängebrücke.