Baile Herculane (Herkulesbad)
Nach einem kurzen Abstecher in die Region Walachei, der größte Teil der Transalpina bis westlich von Targu Jiu gehören dazu, sind wir nun in der Region Banat angelangt. Um nach Herkulesbad zu gelangen, fuhren wir auf der 67D über Tismana und Baia de Arama in das Tal des Flusses Cerna. Wir hatten auf eine entspannte Fahrt ohne große Berge gehofft, aber es kam wieder anders. Bevor man in das Cerna-Tal fährt, muss man erst einmal wieder auf Serpentinen über Berge klettern. Die Landschaft und die Aussichten sind ein weiteres Mal großartig.
Am Ufer der Cerna sind laut Google mehrere Sehenswürdigkeiten zu bestaunen, wie Wasserfälle und Höhlen, aber das meiste ist nicht mit dem Auto erreichbar. Die erfordern lange Wanderungen.
Langsam näherten wir uns Herkulesbad. Das Tal wird schmaler und ist waldreich. Alles ist nass, da es jede Nacht regnet. Wenigstens ist das Wetter tagsüber in Ordnung und es sind immer noch 17 Grad, ohne Sonne.
Zuerst kommt man am „öffentlichen Bad“ vorbei. Autos parken am Straßenrand, Leute in Bademänteln laufen über die Straße. Holzbuden mit Werbung für Massagen stehen zwischen Straße und Fluss. Wenn man diese passiert hat, sieht man die Leute in zwei Bassins baden, für einen Obolus. Wie es aussieht, muss man sich die Becken mit vielen Leuten teilen. Das ist nicht unser Ding.
Laut Reiseführer soll dieser Kurort auch in Deutschland bekannt sein, aber seine besten Tage sind lange vorbei. Schade um die schönen alten Kurhotels, in denen sich im 19. Jahrhundert die feine Österreichisch-Ungarische Gesellschaft tummelte.
Der Ort ist jedoch schon mehr als 2000 Jahre als Heilgebiet bekannt. Die Römer zogen die Badekultur in Herkulesbad richtig groß auf. Sie fanden zuerst heraus, dass das schwefel- und jodhaltige Wasser gut für die Gesundheit ist und schickten ihre Verwundeten dort hin. Sie bauten die ersten Badetempel.
Die Nutzung setzte sich in den folgenden Jahrhunderten fort, bis die Osmanen vom 16.-18. Jahrhundert kamen. Sie hatten kein Interesse an der römischen Badekultur, denn sie steigen nicht komplett ins Wasser.
Erst seit 1718 kam der Badebetrieb in Herkulesbad wieder in Betrieb. Die Österreicher bauten die verfallenen Anlagen wieder auf, nach altem römischem Vorbild. 1806 kamen im Apollo-Bad die kleinen Badezimmer, 28 Stück sollten es sein, dazu. Diese waren jedoch wohl an die königliche Familie, die hohen Herrschaften und Generäle vermietet. Sogar Sissi soll hier gebadet haben. Irgendwann war das römische Apollo-Bad dann ca. 1km lang.
- Badebecken im Apollo-Bad
Um 1972 herum sorgte Nicolae Ceausescu für das Vorankommen von Herkulesbad, in dem er mehrere Hotels bauen ließ, die so überhaupt nicht in das alte Bild passen wollen. Die meisten von ihnen sind heute ebenfalls verlassen.
Einen Teil des Apollo-Bades kann man heute als Museum besichtigen, für ein kleines Eintrittsgeld von 2,-€ Seniorenticket. Im Inneren wird laut Wiener-Walzer Musik gespielt, die zum Tanzen animiert. Sie soll über den erbärmlichen Zustand des Bades hinwegtäuschen, denken wir.
Das Apollo-Bad befindet sich im alten Teil des Herkulesbades weiter Tal auf. Hier stehen auch Hotels und eine Kirche. Auf dem heutigen langgestreckten Platz erhebt sich eine Herkulesstatue.
Wenn man weiter talaufwärts geht, stößt man auf das Hotel Roman. Es stammt offensichtlich ebenfalls aus den 70er Jahren, wie die meisten Bausünden hier. Das Hotel Roman wurde direkt auf ein römisches Bad gebaut, welches vom Hotel bis heute genutzt wird. Hinter dem Hotel stehen Badebecken mit Thermalwasser für die Hotelgäste zur Verfügung, direkt an der Cerna gelegen.
Kurz dahinter führt ein schmaler Weg den Berghang hinauf. In 5 Minuten erreicht man zu Fuß die Grotte Haiducilor (Gesetzlosen-Höhle), die aus mehreren Räumen besteht, und einer Terrasse mit Blick in den Wald. Schon zu Römerzeiten versteckten die Diebe wohl ihre Schätze hier drinnen.
Nun waren wir am nördlichen Ende von Herkulesbad angelangt und spazierten wieder zurück, auf der anderen Seite des Flusses. Nun konnten wir uns den Prachtbau des Imperialen Österreichischen Neptun-Bades aus der Nähe ansehen, zumindest, was davon noch übrig ist. Es scheint jedoch, als ob jemand dabei ist, das alte Bauwerk wieder instand zu setzen. Es tut weh, solch eine ehemalige Pracht in solch schlechtem Zustand zu sehen. So geht es allen alten Hotels vom alten Herkulesbad. Manche werden jetzt wieder in mühevoller Kleinarbeit hergerichtet, manche verfallen weiter, weil einfach das Geld fehlt.
Zum Neptun-Hotel führt eine historische, gusseiserne, aber inzwischen baufällige Brücke über die Cerna.
Noch ein Stück südwärts, Richtung neues Herkulesbad sind die beiden Neptun-Quellen umbaut worden. Hier kann man das Wasser kosten, das ziemlich heißt aus der Wand kommt, aber es ist eigentlich nicht trinkbar. Zu viel Schwefel verdirbt den Genuss.
Überhaupt liegt über dem ganzen Tal ein leicht schwefeliger Geruch.
Das südliche, neue Herkulesbad ist heute der Dreh- und Angelpunkt des Kurbetriebes. Es wurden neue Hotels hochgezogen, in die das Thermalwasser über dicke Schläuche gepumpt wird. Restaurants und Souvenirbuden vervollständigen das Bild der Neuzeit.
Das Womo haben wir im Camping Herkules abgestellt, an der E70 nach Temeschwar.