A+K Weltenbummler

Reisen rund um die Welt

Bicaz-Klamm

Ganz großes Kino, so viel schon mal vorneweg. Westlich von Piatra Neamt (Kreuzburg an der Bistritz) liegt die kleine Stadt Bicaz. Sie ist der Eintritt in eine Welt, die wir in Rumänien nicht mehr erwartet hatten. Wir sind inzwischen durch einige Hügel- und Berglandschaften dieses Landes gefahren und haben dabei vieles gesehen. Hier nun wurde uns die „Bicaz-Klamm“ angekündigt und wir waren gespannt, was uns erwarten würde.

Auf dem Weg in die Bicaz-Klamm

Zuerst fährt man immer an dem Flüsschen Bicaz entlang, manchmal das Wasser über Brücken kreuzend, in Richtung Gheorghieni (Niklasmarkt). Das Tal ist nicht mehr so breit. Der Herbst zeigt sich inzwischen mit Hilfe der Sonne in seinen schönsten Farben. Die Tour macht Spaß.
Hier und da werden Sand und Kies abgebaut. Die deutsche Firma Heidelberg-Zement ist an mehreren Stellen ansässig. Deren Anwesenheit und Arbeiten zerstören die Idylle, die ansonsten in dem Tal herrscht. Hat man das hinter sich gelassen, ist die Welt wieder in Ordnung und man staunt weiter. Langsam geht es auch immer weiter bergauf. Es ist zwar eine Klamm, aber der Pass liegt auf 1256m Höhe.

Kilometer um Kilometer schlängelt sich die Straße entlang der Bicaz, aber eine Klamm konnten wir nicht erkennen. Wo ist sie nur?
Erst hinter Bicaz-Chei wird das Tal noch enger, die Felsen werden höher. Die Straße steigt weiter an, die inzwischen senkrechten Felsen kommen sich immer näher. Die Sonne erreicht kaum noch die Straße. Teilweise wurden die Felsen ausgeschnitten, damit dort Auto´s und sogar LKW, die auf 10m Länge begrenzt sind, fahren können. Grandiose Bilder zeigen sich jetzt. Um jede Kurve wird die Landschaft noch spektakulärer. Es gibt überall kleine Parkplätze, die aber zu klein für unser Wohnmobil waren. Als wir schon nicht mehr daran glaubten, auch einen Parkplatz zu finden, aussteigen zu können und die Felslandschaft hautnah erleben zu können, tauchte doch noch ein Plätzchen auf, wo wir stehen konnten. Die obligatorischen Souvenirstände durften selbst hier nicht fehlen.

Wir waren an so vielen schönen Stellen vorbeigefahren, dass ich ein Stück zurücklaufen wollte, um Fotos davon zu machen. Da stellte ich fest, dass wir in genau der richtigen Richtung die Klamm befahren, nämlich von Ost nach West. Damit fährt man der Sonne entgegen und sie leuchtet die Lücken in den Felsen genau richtig aus. Mit dem bunten Herbstlaub der Bäume wirkt dies noch viel schöner. Fährt man mit der Sonne im Rücken, dann ist die ganze Klamm nur dunkel und es gibt keine schönen Bilder.

Wir konnten uns kaum trennen von dem großartigen Szenario, aber es ist kalt zwischen den Felsen und so setzten wir uns ins Womo und fuhren weiter. Die Felsen entfernten sich langsam wieder voneinander, die Landschaft öffnete sich etwas und schon bald trafen wir am nächsten schönen Ziel ein, dem Lacul Rosa, dem Roten See.

Entgegen unserem Befürchtungen fanden wir einen großen Parkplatz, so dass wir Zeit hatten, uns den Bergsee anzusehen. Das Besondere an ihm sind die Baumstümpfe, die im ganzen See verteilt sind und die noch bis kurz über die Wasseroberfläche reichen. Es rankt sich eine Legende um den Roten See, die man auf einer Tafel nachlesen kann. In Kurzform lautet sie so: Ein wunderschönes Mädchen namens Estera, mit schwarzen Haaren und smaragdgrünen Augen, traf auf dem Jahrmarkt von Gheorghieni einen gutaussehenden, sehr starken Mann und verliebte sich in ihn. Doch sie konnten zusammen nicht kommen, weil der Jüngling in den Krieg ziehen musste. Während Estera auf ihn wartete und so laut klagte, dass sie überall gehört wurde, kam ein Gesetzloser und entführte sie in die Berge. Er bot ihr Gold und Silber, damit sie ihn heiratete, aber Estera wollte weiter auf ihren Jüngling warten. Eines nachts zog ein solch gewaltiger Gewittersturm auf, dass sich der Hang mit dem Lager des Gesetzlosen vom Berg löste und ins Tal stürzte. So kamen beide um und mit ihnen ein Schäfer mit seiner Herde, seinem Hund und einem Esel. Es soll soviel Blut gegeben haben, dass sich das Wasser in dem entstandenen See blutrot färbte. Seither wird der See Roter See oder Killer-See genannt.
Übrigens: die Legende wurde auch in Runen-Schrift verfasst. Wer kann die noch lesen?

Die natürliche Erklärung für den See ist, dass der frühere Bach durch eine bröckelnde Bergflanke im Laufe der Zeit angestaut wurde. Der Lacul Rosa ist der größte natürliche Bergsee Rumäniens. Er liegt auf 983m Höhe und ist 9,7m tief. Der Name Roter See kommt von dem eintragenden kleinen Fluss, dessen Wasser durch eisenhaltiges Gestein fließt. So sehr wir uns jedoch bemühten, wir konnten kein rotes Wasser entdecken.
Wer möchte kann eine Ruderbootfahrt auf dem See machen, um die aus dem Wasser ragenden Baumstümpfe herum. Auf dem rechten Hang wurde eine Aussichtsplattform gebaut, aber um dorthin zu gelangen, muss man über einen Kletterweg und über Baumstämme, die über den Bach gelegt wurden.

Um seinen Appetit zu stillen, bieten Restaurants oder Imbissbuden verschiedenste Essen und Getränke an. Uns interessierte aber das merkwürdige „Brot“, was wir überall in Rumänien gefunden haben. Es hat den ungarischen Namen Kürtöskalacs und wird am Spieß auf einer dicken Rolle über dem Grill hergestellt. Dafür wickelt man einen Teigstreifen, der eher eine Mischung aus Brot- und Pfannkuchenteig ist, um eine Rolle, belegt ihn mit verschiedenen süßen oder herzhaften Zutaten wie z.B. Zucker und Zimt oder Chilipulver, es gibt viele Möglichkeiten, und lässt das Brot über der Holzkohle bräunen. Es ist wirklich lecker und wir ärgerten uns, nicht früher davon probiert zu haben.

ungarische Spezialität in Rumänien – Kürtöskalacs

Wir überlegten, ob wir die Nacht nicht gleich auf dem geräumigen Parkplatz verbringen sollten, aber es war trotz der scheinenden Sonne relativ kalt. So entschieden wir, uns kurz vor Gheorghieni (Niklasmarkt) auf dem Campingplatz Varalja zu übernachten.
Die Straße hinter dem Lacul Rosa stieg noch weiter an, bis auf die besagten 1256m nach Angabe der Karte, danach ging es in großen Serpentinen und manchmal 9%igen Abfahrten wieder aus den Bergen hinunter.
Als wir auf dem Campingplatz ankamen war niemand da. Da der Platz als das ganze Jahr geöffnet angegeben ist, stellten wir uns auf die Wiese vor dem Tor, welche zu unserer Freude durch eine Reihe junger Fichten von der Straße nicht einsehbar ist. Anscheinend waren wir aber noch nicht weit genug den Berg abgestiegen, denn es erwartete uns eine frostige Nacht.

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