A+K Weltenbummler

Reisen rund um die Welt

Vesterålen – Andøya

Am nächsten Morgen gelangten wir mit Hilfe einer weiteren Brücke zur Insel Andøya und hielten gleich dahinter am Rastplatz von Risøyhamn. Hier befindet sich der kleinste Anleger der Hurtigruten-Linie. Der Ort hat nur ein paar Hundert Einwohner. Ca. 70 Meter hinter dem Rastplatz steht der „Königstein“. Mit goldener Schrift sind die Namen dreier norwegischer Könige und deren Besuchsdatum in den Stein gemeißelt.

Ein kurzes Stück weiter steht ein kleines rotes Haus. Hier gibt es Souvenirs zu kaufen und Marmelade, sowie Bonbons aus Moltebeeren. Hinter dem Haus lädt ein kleines Museum ein, sich mit der Geschichte von Risøyhamn, dem Leben und der Fischerei zu beschäftigen.

Kurz hinter dem Dorf trennen sich die Straßen nach Andenes. Die Hauptstraße führt an der Ostküste entlang, aber die touristische Straße führt an der Westküste der Insel Andøya entlang.
Zuerst kommt man durch eine flache Landschaft, zwischen der offenen See und einer nicht so hohen Bergkette eingebettet. Es ist eine Moorlandschaft, in der Moltebeeren ihr Zuhause haben. Sie fangen gerade erst an reif zu werden, so dass wir nur sehr wenige probieren können. Dazwischen haben sich die Bauern ein paar Quadratmeter Wiese und Acker dem Moor abgerungen.

Die Bäume werden immer kleiner, die Birken haben seit einer Weile nur noch Zwergwuchs. Immer noch begleiten uns Orchideen, eine Art Knabenkraut, und viele, sehr kleine arktische Pflanzenarten.

Kurz hinter Nøss wird die Landschaft wieder dramatischer. Hohe Felswände aus verwittertem Gneis reichen bis zum Meer hinunter. Der Stein ist in vielen Farben gestreift, mal dünn, mal dick, sehr interessant. Man kann sich gar nicht daran satt sehen.

Am Sandstrand Børra stellten wir unser Wohnmobil auf dem Rastplatz ab, denn wir wollten uns die wohl schönste Toilette der Welt ansehen, die 1,4 Kilometer weiter zu finden ist. Da auf dieser Straße ziemlich viel los ist, werden wir wohl dort keinen Parkplatz finden. Also laufen wir dorthin und genießen die Aussichten an der Küste und die Gneisfelsen.
Die Toilette Bukkekjerka ist wirklich sehenswert. Sie wird von einer tollen Betonkonstruktion gehalten und ist ansonsten mit spiegelndem Material verkleidet, bzw. mit einer spiegelnden Glasfront zum Meer.

Im Inneren der Toiletten spiegelt die Rückfront, nach vorne kann man komplett nach draußen sehen, und die Einrichtung ist aus Edelstahl. Man sieht nicht, wo ist innen, wo ist schon außen, unglaublich. Man verliert sich buchstäblich auf dem Klo. Da jeder Benutzer das auch fotografieren will, dauert es entsprechend lange, bis eine Toilette wieder frei wird. Es ist dann schon angebracht, mal darauf aufmerksam zu machen, dass andere auch mal rein müssen.

Da man schon einmal dort ist, kann man auch gleich über einige Trampelpfade zu dem kleinen Leuchtturm spazieren.
Wenn man in Richtung Norden blickt, sieht man den „Isar Weltraumbahnhof“. Am 2. November 2023 eröffnete Kronprinz Haakon hier eine Satelliten-Startrampe, von der aus Satelliten in polare und sonnensynchrone Umlaufbahnen gestartet werden.

Seit die erste norwegische Forschungsrakete 1962 in den Weltraum geschossen wurde, ist dieser Stützpunkt ein offenes Weltraum-Forschungszentrum. Hier können sich Kinder, Schüler und ihre Lehrer z.B. über das Phänomen der Nordlichter und die Interaktion zwischen Erde und Sonne informieren.

Am Strand unterhalb des Børra-Rastplatzes liegen viele Gneisbrocken, mit denen man direkt eine Studie betreiben kann. Sie liegen in den verschiedensten Formen und Farben herum. Die meisten haben wunderschöne Streifen und Zeichnungen.

Wir verbrachten die Nacht auf dem Rastplatz, denn er liegt geschützt und ist recht groß. Wie wir so sitzen und auf das Meer schauen, sehen wir eine kleine Insel, die wir bei Google Maps noch nicht gesehen haben. Das nördlichste Ende der Insel Langøya, wo die Orte Nyksund und Stø liegen, konnten wir gut sehen. Bei Vergrößerung von Google Maps tauchte eine kleine Insel namens Anda auf, die die wir ebenfalls sehen konnten. Gleich nördlich der Insel Anda taucht eine winzige Insel auf, die „United Kingdom Of Lambania“ heißt, also Vereinigtes Königreich Lambania. Wow, was hatten wir denn da entdeckt? Dieses Königreich besitzt sogar eine eigene Flagge, ansonsten konnten wir keinerlei Informationen dazu bekommen. Von Stø aus kann man diese Insel sicher in Natura sehen. Das war mal eine Überraschung.

Am Abend klopfte es an unserer Tür und zwei junge deutsche Männer standen davor. Sie meinten, sie hätten eine ungewöhnliche Bitte. Einer von ihnen hat am letzten Zeltplatz seine Gürteltasche mitsamt aller Dokumente und Geld liegen lassen. Sie waren mit dem Fahrrad unterwegs und müssten damit auch wieder die ungefähr dreißig Kilometer zurück fahren. Ob wir nicht mit ihm zurück fahren könnten um nachzusehen, ob die Tasche noch da ist. Eigentlich hatten wir schon Feierabend gemacht und keine Lust mehr zum Fahren, aber man will ja helfen. Also fuhren wir die rund dreißig Kilometer zurück, bis kurz hinter dem Campingplatz, auf dem wir die letzte Nacht verbracht hatten. Zum Glück war die Tasche noch da und der junge Mann heilfroh und unendlich dankbar. Die Straße war abends kaum noch befahren, so dass wir ziemlich schnell wieder zurück waren.

Die nächste Station war der Fischerort Bleik. Von hier aus werden Bootstouren zum Vogelfelsen vor der Küste angeboten. Dort lebt von Juni bis Ende August eine große Kolonie Papageientaucher, sowie Seeadler. Eine eineinhalbstündige Tour kostet 70,-€. Man muss aber vorbuchen oder Zeit mitbringen, denn die Fahrten sind immer ausgebucht. Wir haben mit dem Fernglas die Insel mit dem hohen spitzen Felsen abgesucht, aber es tat sich nichts. Das Boot blieb auch immer an den zwei vorgelagerten flachen Inseln liegen, mit einem kurzen Abstecher zum Felsen. Obwohl der Seegang nicht wirklich stark war, schaukelte das Boot ganz schön. Wer seekrank wird, sollte sich dagegen wappnen.

Ansonsten ist Bleik recht nett. Viele Häuser sind schön zurecht gemacht, manche haben kleine Gärten davor. Man sieht hier mehr Farben also anderswo an den Fassaden. Auf einem der Dächer saß ein Brachvogel und rief immerzu in die Weite hinaus.

Am Ende von Bleik befinden sich ein Campingplatz, ein Stadion und ein Golfplatz, dahinter steigen steile Berghänge auf.

Nun war es an der Zeit sich Gedanken über die Fähre von Andenes nach Gryllefjord zu machen. Wir hatten schon einmal nachgesehen und fanden recht akzeptable Preis dafür. Jetzt aber bekamen wir einen Preis für unser Womo von acht Metern Länge von 225,-€ angezeigt. Außerdem sind die Bewertungen für die Fähre unter aller Kanone. Also entschieden wir uns kurzerhand, auf der Ostseite der Insel Andøya zurück zu fahren und über Sortland in Richtung Narvik zu steuern.

Auf dem Weg nach Andenes kommt man noch am „Spaceship Aurora“ vorbei. Das ist ein Besucherzentrum zur Andøya Weltraumforschung, dem Leben in solch einer Station, die Satellitenraketen und die Forschung über die Nordlichter und die Sonne.

Als wir auf der Ostseite der Insel ankamen, konnten wir zum norwegischen Festland hinüber sehen. Während es hier fast immer tiefliegende Wolken gab, strahlte dort drüben gerade die Sonne vom blauen Himmel. Da wollen wir hin, haben die Nase voll vom grauen, nassen Wetter der Lofoten/Vesterålen, obwohl sie landschaftlich großartig sind.

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Ein Gedanke zu „Vesterålen – Andøya

  1. Diese mail haben wir von den beiden Jungs bekommen:

    „Liebe Angela, lieber Klaus,

    wir wussten nicht, wie wir euch sonst erreichen sollten, deswegen versuchen wir es über die Mailadresse auf eurer wunderbaren Website.

    Am Montag den 22.07.24 sind wir mit unseren Fahrrädern am Nordkap angekommen. Wir hatten eine tolle Reise mit wirklich gutem Wetter und keine technischen oder gesundheitlichen Schwierigkeiten.

    Aber dass wir überhaupt über die Lofoten hinaus reisen konnten, haben wir letztendlich nur euch zu verdanken. Ihr habt euer gemütliches Beisammensein nach einem anstrengenden Tag mit Panne aufgegeben, nur um für zwei Jungs, die ihr vorher noch nie gesehen hattet, 30km in die von euch aus gesehen falsche Richtung hin und zurück zu fahren. An dem Abend habt ihr uns wirklich gerettet, ohne unsere Pässe und Kreditkarten wären wir niemals ans Nordkap, und noch viel wichtiger, auch nicht nach Hause gekommen.

    Für diese Selbstlosigkeit und die Selbstverständlichkeit, mit der ihr uns geholfen habt, werden wir euch nie vergessen und für immer dankbar sein.

    Wir hoffen, dass ihr noch viele tolle Reisen vor euch habt und noch mehr Ecken dieser Welt sehen könnt.

    Bleibt so wie ihr seid und nochmal tausend Dank,

    David und Jakob“

    Unsere Antwort:

    „Hallo Ihr Beiden,
    das freut uns sehr von Euch zu hören und noch viel mehr, dass Ihr am Nordkap angekommen seid. Respekt, das alles mit dem Rad hinter sich zu bringen. Es ist doch ein tolles Erlebnis dort oben gewesen zu sein.
    Wir wünschen Euch eine gute und problemlose Rückfahrt. Wir haben euch gern geholfen. Wir wissen wie wichtig Hilfe unterwegs ist.“

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