A+K Weltenbummler

Reisen rund um die Welt

Archiv für die Kategorie “Sardinien”

Costa Verde

Die Besichtigung der Costa Verde begannen wir in Torre die Corsari. Gleich an den Ort schließt sich der Strand di Torre die Corsari an. Das Besondere an ihm? Es liegen große Dünen dahinter, in denen man sich wie in der Wüste fühlt. Das Besteigen der Dünen ist recht einfach, denn der Sand ist relativ fest. Der Wind hat wundervolle Formen in den Sand gezaubert.

Oben angekommen bietet sich ein schöner Blick über die Küste, den Strand und das grüne Hinterland. Am Ende fallen die Sanddünen ziemlich steil ab. Es ist ein schönes Erlebnis, dort durch zu wandern.

Die Costa Verde, die Grüne Küste, ist kaum mit einem normalen Wohnmobil zu befahren. Es gibt nur steile Stichstraßen von den nicht zu hohen Bergen hinunter. Ansonsten führen nur unbefestigte Wege und Pisten durch das Gebiet. Noch größere Dünen sind am Strand di Piscinas zu finden.

In Marina di Arbus übernachteten wir. Es ist ein Ferienort inmitten einer Steilküste, deren Farben von hell bis dunkel variieren. Zum Strand führen Treppen hinunter. Es ist ganz schön dort, vor allem ruhig.

Auch der nächste Ort Porto Maga liegt sehr schön. Nur die Ferienhaus-Anlagen sind hier und da für die Landschaft etwas zu groß geraden. Direkt am Strand steht ein kleines Hotel, welches über den Winter geschlossen hat, ebenso wie der Supermarkt und das Souvenirgeschäft.

Fährt man die Straße weiter an der Küste entlang in Richtung Süden, beginnt bald die Piste.

Wir mussten jetzt die kurvenreiche Straße nach Guspini nehmen. Sie ist landschaftlich sehr schön und man fährt am Monte Arcuentu-Massiv vorbei. Es beeindruckt mit seinen kantigen, kahlen Zinnen.

Kurz vor Guspini kamen wir durch das Bergdorf Montevecchio, welches uns durch seine Architektur interessierte. Es liegt 375 m hoch und es ist kühl dort oben.
Wie sich herausstellte, war dies der Direktionsbereich der Mine Montevecchio. Um einen grünen Platz herum gruppieren sich mehrere große Paläste aus der Gründerzeit. Etwas abseits befinden sich die Wohnhäuser der Minenarbeiter.

Unterhalb von Montevecchio liegt der Abbaubereich, in dem von 1848 bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts silberhaltiges Blei und Zink abgebaut wurden. Es gehörte zu den wichtigsten Minenorten in Europa. Im Rahmen eines Museumsbesuches können die Anlagen auch besichtigt werden.
Gut von außen zu sehen sind die verschiedenen Bereiche der Mine sowie der Schacht Pozzo Sartori und die Brecheranlage. Große Abraumhalden bestimmen das Bild.

Am Ende der Mine steht die Brauerei Birrificio 4 Mori. Sie stammt allerdings aus der Neuzeit. Sie stellt Craft-Bier her, also genau das was wir suchen. Der Braumeister ist ein Deutscher, erklärte uns die nette Dame am Tresen, die im Winter auf ziemlich verlassenem Posten steht. Das merkt man auch an der Angebotspalette. Es finden dann nur wenige Leute dorthin.

Die Biersorten namens Pozzo, davon viele deutsche Sorten wie Helles, Pilsner, Weißbier oder Bock stehen auf der Brauliste. Das Helle durften wir probieren. Wir glauben, es war das beste Helle, welches wir je getrunken haben, sehr aromatisch und ganz leicht prickelnd.
Natürlich kann man die Biere auch kaufen und wir entschieden uns für drei Sorten: Dunkles Bock, Pale Ale und eine saisonale Sorte, die mit Kastanien gebraut wird.

Jetzt wollten wir uns im Bergdorf Arbus noch das Messermuseum ansehen. Das Wohnmobil kann man auf dem wahrscheinlich nie fertig werdenden Camper-Parkplatz am oberen Dorfrand abstellen. Von dort aus ist es ein guter Kilometer Fußweg bis zu dem versteckt liegenden Museum. Hier werden original sardische Messer hergestellt. Die Griffe werden in den meisten Fällen aus natürlichen Materialien gemacht, wie Geweih, Wildscheinzähne oder Muflonhörner. Einige dieser Messer konnten wir schon in Montevecchio sehen. Das Besondere an diesem Museum ist, dass es das größte Messer der Welt beherbergt. Es ist 3,35m lang und wiegt 80kg. Leider war es trotz Öffnungszeit geschlossen.

Arborea

Bei unserem Besuch im Gefängnis Castiadas erfuhren wir, dass nach der Schließung 1955 die meisten Gefangenen freigelassen wurden. Wenn sie wollten konnten sie auf Sardinien sesshaft werden und bekamen dafür ein Stück Land zum bewirtschaften. Eine solche Siedlung ist Arborea. Die Gegend um Arborea, bis an die Küste heran, wurde in kleine, gleichgroße Felder aufgeteilt. Für die Wasserwirtschaft legte man Gräben an. Die Felder wurden mit Bäumen begrenzt, vor allem Eukalyptus, der die Entwässerung übernahm. Alles bekam gerade Formen, mit rechteckigem Winkel. Noch heute ist diese Aufteilung erhalten, auch wenn sich mehr und mehr landwirtschaftliche Gehöfte ansiedeln. Den größten Anteil haben die Rinderzüchter.

Die Stadt Arborea hebt sich daher vom Rest Italiens ab. Die langen, geraden Straßen und die luftige Bebauung lassen die Stadt sehr offen erscheinen.

Das Zentrum ist der Kirchplatz mit der Kirche Salesiana SS. Redentore. Den Platz begrenzen öffentliche Bauten, wie die Schule, das Theater und die Villa des Direktors. Wie schon San Priamo und Castiadas wurde alles im klassizistischen Stil erbaut, hier und da sind noch dekorative Fresken an den Fassaden erhalten.

Von den alten Wohnhäusern der Bewohner ist kaum noch eines erhalten. Fast alles wurde neu gebaut. Eine alte Fabrikanlage soll rekonstruiert werden und eine Art Gemeinschaftshaus werden, irgendwann.

Wir besuchten auch die Orte Marrubiu, die Stadt der Geominerale, wie es das Ortsschild ausweist, und die Stadt des Weines Terralba. Beide sind recht hübsch und relativ ruhig.

Zwei Nächte verbrachten wir auf dem Wohnmobil-Stellplatz östlich von Marrubiu, bei einem sehr netten deutsch-italienischen Pärchen. In der Nachbarschaft des kleinen Gartens, in dem wir standen, leben Hühner und Enten. Es ist schön, diese zu beobachten.

Schon auf dem Weg nach Fordingianus sind uns Reisfelder aufgefallen. Tatsächlich wird auf Sardinien in größerem Stil Reis angebaut, vor allem im Bereich zwischen Oristano und Cagliari im Südwesten Sardiniens.

Noch immer wollten wir in ein Restaurant einkehren, um Meeräsche und Bottarga zu probieren, bevor wir diese Gegend wieder verlassen. Deshalb fuhren wir in den Fischerort Marceddi und waren sehr überrascht. Es ist der originalste Fischerort, den wir bisher auf Sardinien gesehen haben. Das Leben scheint hier immer noch so verlaufen, wie es schon seit jeher war. Nur die Fische sind viel weniger geworden.

Entlang von vier parallel verlaufenden Straßen stehen die alten Fischerhütten. Sie besitzen nur eine Etage und sind sehr klein. Teilweise sind sie verfallen, teilweise werden sie gerade noch erhalten und manche sind richtig schön rekonstruiert. Befestigte Straßen gibt es nicht, nur am südlichen Ende eine kleine Kirche und ein Schifffahrts-Museum.

Hinter dem Dorf breitet sich eine Lagunen-Landschaft aus. Dort sind außer verschiedenen Seevögeln und Flamingos auch ein spanischer Turm, ein Bunker und eine Beobachtungsstelle für Vögel zu finden. Dahinter öffnet sich das offene Meer. Marceddi liegt am Ende einer tief eingeschnittenen Bucht.

 

Halbinsel Sinis

Der Nordwestzipfel der Sinis-Halbinsel ist landschaftlich ziemlich eindrucksvoll. Das Wohnmobil kann man auf dem Damm zwischen dem Meer und der Lagune Saline Manna abstellen. Allerdings sollte man dabei bedenken, dass das Kap eine sehr windige Ecke ist. Deshalb stellen sich hier viele Surfer ein.

Die Dammstraße ist von Palmen gesäumt und der Salzsee sieht fast wie ein Salzsee aus. Die Salzkonzentration ist hier so hoch, dass der See sehr hell erscheint. Die Flamingos versammeln sich weit weg am anderen Ufer.

An der Südseite wird die Dammstraße vom Ferienort Putzu Idu begrenzt, im Norden von Porto Mandriola. Wenn man durch Mandriola spaziert, dann fällt die Anordnung der Straßen ins Auge. Die Hauptstraße hat zwei mit einem Grünstreifen geteilte Fahrspuren. Davon ab gehen Stichstraßen, bis zum jeweiligen Dorfende. Ein oder zwei Parallelstraßen verlaufen zur Hauptstraße. Die Häuser sind meist eingeschossig und sehr klein, eben die traditionelle Bauweise an einem windumtosten Ort.

Geht man zum Ende von Porto Mandriola geht die Straße in eine Piste über, die zum Leuchtturm und weiter zum Capo Mannu führt.

Schroffe, steil und tief abfallende Sandsteinfelsen prägen das Kap. Dahinter breitet sich eine Ebene aus, von der aus man einen schönen Blick hinunter zur Lagune, dem Damm und der Meeresküste hat. Die Vegetation ist sehr karg, was dem ewigen Wind zu verdanken ist.

Der Leuchtturm dagegen ist weniger attraktiv, zudem militärisches Sperrgebiet.

Gleich unterhalb erhebt sich ein spanischer Turm, der teilweise rekonstruiert wurde. Auf einer Infotafel am Turm wird die Geschichte erläutert. Im 16. und 17. Jahrhundert baute man auf Geheiß der spanischer Krone, zu dem auch das Königreich Sardinien gehörte, etwa einhundert Küstentürme auf der Insel. Auf den größeren Türmen hatte man Artillerie und bis zu zehn Soldaten stationiert. Die allermeisten, kleineren Türme, hatten nur zwei Soldaten. Notwendig waren die Türme, weil die Sarazenen, die aus dem osmanischen Reich und Nordafrika kamen, die spanischen Küsten überfielen.

Seit dem 21. Jahrhundert ist es Aufgabe der sardischen Küstenschutzbehörde, die Türme zu erhalten und wiederzubeleben.

Unterhalb des spanischen Turms liegt die Cala die Tedeschi, die Bucht der Deutschen. Die Wände der Bucht grub das Meer fast künstlerisch tief in den Sandstein. Den Namen hat die Bucht der Überlieferung zufolge daher, dass von hier aus ein deutsches U-Boot versorgt wurde.

An diese Bucht schließt sich eine flache Felszunge an, die im Meer endet.

In den zwei Tagen, die wir am Capo Mannu standen, blies der Wind so heftig, dass alles, was nicht niet- und nagelfest war, davon flog. Überall lagen abgebrochene Äste und heruntergefallene Palmwedel auf den Straßen. Das tote Seegras, welches das Meer an den Strand gespült hatte, verteilte sich überall. Es sah schlimm aus. Die Surfer freuten sich über den Wind, aber als der Wind zum Sturm auffrischte, waren auch sie verschwunden. Wie verstecken sich eigentlich die armen und schutzlosen Flamingos?

Um etwas Schutz vor dem starken Wind zu finden, fuhren wir nach Cabras, um uns die Stadt anzusehen. Sie liegt an der Lagune Stagno di Cabras, eines der fischreichsten Gewässer Italiens. Vor allem die Meeräsche wurde hier gefangen und gezüchtet. Der Fisch, hier Muggine genannt, wird meist über Holzfeuer geröstet. Der Rogen der Meeräschen wird getrocknet und gepresst und als Bottarga verkauft. Dies ist eine sardische Spezialität, die auch auf den hiesigen Wochenmärkten angeboten wird. Allerdings kostet ein Kilo davon um die 75,-€.

Der Ortskern von Cabras ist ein verwinkeltes Wirrwarr von engen Gassen und Sackgassen. An vielen Ecken treffen mehrere Gassen sternförmig zusammen. Fast alles sind Einbahnstraßen. Wer dort mit dem Auto hinein fährt und sich nicht auskennt, hat ein Problem. Als Fußgänger ist es ein Spaß sich einen Weg hindurch zu suchen. Man sollte nur den Stand der Sonne im Auge behalten, der als Richtungsweiser dient.

Ein anderer Anhaltspunkt die Kirche S. Maria Vergine Assunta, die am Seeufer steht.

Da wir Meeräsche mit Bottarga probieren wollten fuhren wir zum Restaurant „Ittiturismo Sa Pischera ´e Mar ´e Pontis, im Feuchtgebiet südlich von Cabras. Leider fand da gerade eine geschlossene Veranstaltung statt, so dass wir keinen Platz mehr bekamen. Das Restaurant hat nur von 13 Uhr bis 14.30 Uhr geöffnet. Es ist gerade Weihnachten und morgen wird es auch nicht anders aussehen. Also übernachteten wir neben der kleinen alten Kirche di San Vincenzo, wo wir etwas windgeschützt standen.

Über eine Brücke ist ein Museum zu erreichen, welches ebenfalls geschlossen hat. Was für ein Museum das ist konnten wir nicht in Erfahrung bringen. Es besteht aus mehreren Gebäuden, die z.B. als Lagerraum und Küche ausgewiesen sind. Ein altes Fischerboot liegt an Land.

An vielen Stellen der Wasserarme sind Schleusen und Fischfanganlagen zu sehen. Auch hier halten sich Flamingos auf, die jedoch die Menschen gewöhnt sind. Deshalb konnten wir auch welche aus der Nähe beobachten.

Fordongianus

Durch eine weite fruchtbare Ebene fuhren wir in Richtung Oristano weiter. Auf der rechten Seite der E25 liegt eine Kette von Vulkanen, die von Monastir bis nach Villasanta reicht. Die Vulkane bestehen aus verschiedenen Materialien, rotem und weißem Trachyt, sowie normaler eisenhaltiger Lava. Die Ebene ist so fruchtbar und dunkel, weil sie von Vulkanasche bedeckt ist. Ganz anders als wir es bisher auf Sardinien gesehen haben, wo steinige Felder vorherrschen.

Nicht weit von der E25 ist sogar das Hochplateau Giara di Gesturi zu sehen, dessen Kanten steil abfallen. Dort oben leben die letzten halbwilden Pferde Sardiniens, die wir eigentlich besuchen wollten. Leider spielt das Wetter nicht mit. Es ist kalt, regnerisch und stürmisch. In den trockenen Zeiten sind die Pferde oft an den Wasserstellen zu finden. Jetzt aber gibt es überall Wasser und sie werden sich verteilt haben. Da das Plateau 14×7 km groß ist, könnte es schwer werden, ein paar dieser Pferde ausfindig zu machen.

Deshalb fuhren wir nach Fordongianus weiter, um wie die alten Römer in einer Therme zu baden. So war jedenfalls unsere Vorstellung, als wir die Bilder bei Google Maps gesehen haben. Der Ort liegt gut 25 km nordöstlich von Oristano, am Fluss Tirso, in einer hügeligen Landschaft.

Kurz vor Fordongianus steht die kleine Kirche San Lussorio aus dem 12. Jahrhundert. Sie ist einem römischen Märtyrer gewidmet.

Fährt man ein Stück weiter die Straße hinunter, befinden sich die Reste eines römischen Amphitheaters links unterhalb des Straßenrandes. Es wird durch einen Zaun abgesperrt.

Fordongianus, der Name leitet sich aus der römischen Bezeichnung des Ortes „Forum Traiani“ ab, war ein Stützpunkt der Römer gegen ihre sardischen Feinde. Sie erbauten den Ort genau hier, weil mehrere heiße, schwefelhaltige Quellen aus dem Boden sprudeln, bis heute.
Aus dieser Zeit stammt auch die Therme, von der Reste heute noch stehen. Davor sprudeln mehrere heiße Quellen in zwei neue flache Becken. Das Wasser hat dort jedoch noch fast 50 Grad, also zu heiß um hinein zu steigen.

Das Wasser fließt dann weiter, durch Rohrleitungen in den Tirso. Mit Hilfe von Steinen hat man dort einige Badebecken angelegt. Das Wasser hat dort nur noch Badetemperatur, wenn die Strömung des Flusses nicht zu stark ist. Dann fließt das kalte Wasser des Flusses in die Badebecken und das wird relativ unangenehm. Solche Badebecken am Flussufer kennen wir schon von der Therme Casteldoria im Norden von Sardinien.

Die Ruinen der römischen Therme kann man sich im Rahmen eines Museumsbesuches für 5,-€ Eintritt ansehen. Baden ist dort nicht möglich. Dafür hat man ein modernes Badehaus eingerichtet. Für 6,-€ lässt man das Thermalwasser in Einzelkabinen in richtige Badewannen ein, wo man dann eine halbe Stunde ein warmes Bad genießen kann. Das geht aber nur mit Voranmeldung.

Fordongianus hat noch mehr zu bieten. Im Ortsgebiet steht ein spanisches Adelshaus aus dem 16. Jahrhundert, das Casa Aragonese. Auch dies ist im Rahmen eines Museumsbesuches zu besichtigen.

In der Nähe der Bogenbrücke über den Tirso hat man sogar ein Stück alte Römerstraße freigelegt. Gleich unterhalb führt eine große Freitreppe zum Weg am Flussufer hinunter, wo auch der Wohnmobil-Stellplatz liegt. Davor steht eine alte Wäschewasch-Anlage, gegenüber gibt es eine weitere heiße Quelle für die Bewohner des Ortes.

Der Ortskern von Fordongianus ist ebenfalls sehenswert, denn die traditionellen Häuser aus weißem und rotem Trachyt sind recht hübsch. Manche sind aber verfallen, andere wurden rekonstruiert. Es finden sich anscheinend viele Interessenten, die solche Häuser wieder aufbauen. Vor allem der Tischler hat gut zu tun, denn die Fenster und Haustüren sind alle aus Holz und manchmal sehr dekorativ.

Monastir

Einen ungeplanten Zwischenhalt legten wir südlich von Monastir, an der E25 gelegen, ein. Direkt am Gemeindepark Parco di Santa Lucia befindet sich ein großer grüner Parkplatz, auf dem wir die Nacht verbrachten. Von dort aus kann man zu einer interessanten Wanderung starten, die eine alte Grabstätte der Nuragher, einen Lava-Steinbruch, eine Festung und einen Brunnen vom Anfang des 20. Jahrhunderts beinhaltet. Die Wanderung ist nicht schwer und sehr gut ausgeschildert. An den einzelnen Stationen stehen Erklärungstafeln.

Die Domus de Janas sind mehrere Begräbnisstätten, in einen Fels gehauen. Da gibt es nicht viel mehr zu sehen.

Gleich nebenan steht ein Gebäude, welches einmal das Büro des Steinbruchs gewesen sein muss. Durch die geöffnete Tür kann man das Haus mit mehreren Zimmern und einem Kamin betreten. Es ist aber recht baufällig und der Müll türmt sich.

Das interessanteste ist der Steinbruch selbst. Davor steht noch eine verrostete Verladeanlage.

Dieser Steinbruch lieferte im 20. Jahrhundert Lava des Vulkans Monte Oladri. Das was noch vom Vulkan stehenblieb bietet einen Einblick in die Geschichte des Vulkans. Viele Ausbrüche hat der Vulkan erlebt, sogar pyroclastische Ströme gab es.

Direkt auf dem Vulkan sind noch die Grundmauern des Castello di Baratuli aus dem 12. Jahrhundert zu finden. Der Weg dorthin ist jedoch gesperrt.

Am Fuße des Monte Oladri gab es eine Quelle Funtana`e su Guvernu, die Anfang des 20. Jahrhunderts umbaut wurde. Das oberste Bauwerk umrahmte die Quelle selbst. Ein paar Stufen tiefer steht das dekorative Bauwerk, aus dem das Wasser in einen 64 Meter langen Kanal strömte, der rechts und links von Plattenwegen flankiert wird. Wo das Wasser dann hinlief, kann man nicht sagen. Auf jeden Fall ist die Anlage sehr verwildert und wird nur noch von den Besuchern offengehalten. Durch die Steinbrüche am Vulkan ist die Quelle wohl versiegt.

Vom Brunnen aus sieht man einen weiteren Lava-Steinbruch. Da trug man den kompletten Vulkan bis zum Grundwasser hinunter ab.

Auf dem Hügel neben dem Monte Oladri wird noch eine archäologische Ausgrabungsstätte angezeigt, die wir jedoch nicht mehr besuchten.

Die Landschaft ist wunderschön. Vom Steinbruch aus reicht der Blick sogar bis zum Meer.

Castiadas

Von der Lagune Piscina Rei aus wollten wir nicht mehr weiter der südöstlichen Küste Sardiniens folgen. Von hier aus gibt es nur noch Ferienorte und Sandstrände zu besichtigen. Es ist zum großen Teil das Urlaubsgebiet der Bewohner von Cagliari.
Deshalb bogen wir jetzt wieder Richtung Westküste ab. Wir hatten von dem Ort Castiadas gehört und wollten uns das einmal ansehen.

Parkplätze gibt es an der kleinen Kirche. Schon auf dem Weg dorthin fallen dem Besucher die protzigen Gebäude im klassizistischen Stil auf. Wir waren natürlich schon im Bilde: Castiadas wurde als Strafkolonie gebaut. Von 1875 bis 1955 war das Gefängnis in Betrieb, heute ist im Gebäude der Direktion ein Museum untergebracht.

Für 5,-€ Eintritt erfährt man von einer freundlichen Dame die Geschichte zu diesem Komplex. Um einen Innenhof gruppieren sich an den vier Seiten die Direktion, die beiden Zellenblöcke für jeweils 500 Gefangene, das Hospital und der Trakt mit Küche und den Unterkünften des Wachpersonals. Nur die Direktion, in der auch die Einzelzellen zu finden sind, wurde vor zwei Jahren rekonstruiert, die anderen Gebäude sind in einem sehr schlechten Zustand. Ein weiterer Teil ist für das nächste Jahr für die Rekonstruktion avisiert.

Die Gefangenen (Kriminelle, Politische und Kriegsgefangene) sollten die Gegend urbar machen, denn in dieser Zeit herrschte in weiten Teilen Ost-Sardiniens die Maleria. Sie kostete vielen Menschen das Leben, vor allem das der Gefangenen. In der Zeit des zweiten Weltkrieges, als das verfügbare Chinin ausschließlich an die Soldaten ging, starben jede Woche dreihundert Gefangene daran.

Eine Maßnahme, die Gegend zu entwässern, war Eukalyptusbäume zu pflanzen. Jeder Baum zieht am Tag bis zu 120 Liter Wasser aus dem Boden. Der ersten Bäume auf Sardinien wurden 1875 im Gefängnishof gepflanzt. Sie sind inzwischen sehr stattlich. Den Umfang der Stämme zu erfassen braucht es sechs Mann.

Nach der Urbarmachung sollten die Gefangenen eine Landwirtschaft aufbauen. Sie bauten Getreide an und hielten Vieh. Sogar eine Käserei gab es.

Neben dem Gefängnis stehen noch weitere Gebäude in der Nähe, die nicht besichtigt werden können: das Wohnhaus des Direktors, die Käserei und die Kirche Chiesa di San Basilide.

Nördlich des Gefängnisses befindet sich das Theater sa Mandria. Sein Anblick erinnert nicht an ein Theater, sondern an eine römische Agora, ein viereckiger Platz mit Arkadengängen. Heute steht eine moderne Gitterkonstruktion als Bühne auf dem Platz, die sicher für große Veranstaltungen genutzt wird.

Südlich des Gefängnisses steht ein weiterer quadratischer Bau. Zu diesem sind jedoch keinerlei Auskünfte zu erhalten.

Auf jeden Fall fällt auch der Ortskern Castiadas aus dem typisch italienischen Rahmen, wie auch San Priamo. Der Ort ist auf jeden Fall einen Besuch wert.

Costa Rei

Die Königsküste wird im Norden durch das Capo Ferrato begrenzt, eine felsige Landzunge, die sich weit ins Meer schiebt. Das Capo Ferrato wird wiederum von Monte Ferro abgeschlossen, einem der zweiunddreißig Vulkane auf Sardinien. Da er nur dreihundert Meter hoch ist und es Wege zum Kraterrand hinauf gibt, hatte ich mir vorgenommen, dort hoch zu kraxeln. Es gab schon mehrere Versuche meinerseits, einen Vulkan bis zum Kraterrand hochzusteigen, aber es hat nie geklappt. Da war der Hibok Hibok auf den Philippinen, der Ätna auf Sizilien und der Vesuv bei Neapel.

Als wir am Fuße des Monte Ferru (eiserner Berg) standen, mussten wir feststellen, dass es für den Weg nach oben jede Menge Zeit braucht. Der Weg ist ein steiniger Fußpfad. Außerdem lag der Weg über den nördlichen Hang des Vulkans am Nachmittag der Sonne abgewandt. Es würde also ein dunkler, kalter Weg werden. Am Kraterrand steht zudem noch ein spanischer Turm, den man besuchen könnte, und die Aussicht wäre sicher auch nicht zu verachten. Jedenfalls nahm ich Abstand von meinem Vorhaben, meinen ersten Vulkan bis ganz nach oben zu besteigen.

Es führt auch ein langer und steiniger Weg zum Capo Ferrato, für dessen Bewältigung es ebenfalls viel Zeit braucht.

So legten wir nur eine Kaffeepause ein. Vom Parkplatz am Ende der asphaltierten Straße beginnt eine Piste nach Norden, zu einigen felsigen Buchten und zum Feraxi-Strand, der den Abschluss der Bucht von Colostrai darstellt.

Wir wendeten uns Richtung Süden und fanden für die Nacht einen riesengroßen Parkplatz direkt zwischen der Lagune Piscina Rei und dem Strand der Costa Rei, mit Blick auf den Monte Ferru.

Vorher spazierten wir aber doch noch ein Stück an der Südseite des Capo Ferrato entlang, wo sich eine felsige Küste und mehrere kleine Strände befinden. Dahinter dehnt sich ein großer, schattiger Picknick-Bereich aus, von dem sich wunderbare Aussichten eröffnen, auch auf den Monte Ferru.

San Priamo

Auf dem Weg zum Capo Ferrato hielten wir in San Priamo, weil wir etwas einkaufen wollten. Irgendetwas ließ uns dort stutzig werden und wir spazierten durch das winzige Dorf. Es besteht eigentlich nur aus der Kirche und einen viereckigen Platz, der an drei Seiten von verlassenen kleinen Häusern begrenzt wird. In einer Ecke steht ein altes Backhaus, welches noch benutzt wird. An der Kirche befand sich der Waschplatz.

An einem der Häuser ist das Wort „Schule“ zu lesen. Das Ganze war einmal sehr hübsch und wird heute noch gepflegt, nur die Häuser sind dem Verfall preisgegeben. Sehr seltsam, außerdem fällt das Dorf mit seinem Erscheinungsbild total aus dem Rahmen, mit der Kirche angefangen.

Hinter der ersten, verfallenden Häuserreihe stehen neue Wohnhäuser, allesamt bewohnt. Was ist hier los?

In dem linken von den zwei kleinen Märkten kauften wir ein. Der Mann beobachtete uns schon, als wir im rechten Markt verschwanden, wie die meisten Leute. Dort fanden wir jedoch nichts, was uns interessierte. Deshalb gingen wir bei ihm einkaufen. Er war sehr nett und gestattete uns sogar, aus dem Wasserhahn vor seinem Laden Wasser für das Wohnmobil nachzutanken. Dabei fragten wir ihn, warum es in San Priamo so seltsam aussieht. Da erklärte er uns, dass das Dorf einmal von Mussolini als Kaserne gebaut worden war. Als der Krieg zu Ende ging, behielt die Gemeinde die Hand darauf und seitdem darf dort niemand mehr einziehen. Es wird aber auch nichts für die Erhaltung getan. Nur die Kirche ist in bestem Zustand. Sie war verschlossen. Als drei Männer, die in der Nähe standen, bemerkten, dass wir sie uns ansehen wollten, schloss der Pfarrer die Kirche auf. Drinnen ist sie sehr schlicht und in weiß gehalten. Die Weihnachtsvorbereitungen laufen gerade.

Vom Laden aus ist eine kleine Kirche in einiger Entfernung auf einem Hang zu sehen, die auch gleich unser Interesse weckte. Es ist das Heiligtum di San Priamo Martire. Leider war es verschlossen, scheint aber noch in Betrieb zu sein. Jedenfalls hat man von seiner Terrasse aus einen wunderbaren Blick über die Ebene bis zum Meer hin.

Links vom Heiligtum führt ein Weg den Hang weiter hinauf auf die Bergspitze. Dort steht noch der Rest der Nuraghe San Priamo II.

Hätten wir nicht wegen des Einkaufens in San Priamo gehalten, hätten wir dieses Kleinod nicht besucht. Es war wirklich sehr interessant.

San Giovanni Strand

Der Spiaggia di San Giovanni ist ein Paradies für Naturliebhaber und Liebhaber von langen einsamen Stränden (wenigstens im Winter). Das Gebiet gehört immer noch zum Flumendosa-Delta. Da der Fluss nicht ins Meer fließen kann, hat sich eine sehr lange schmale Lagune gebildet, die von der Flumendosa-Mündung bis fast nach Torre Salinas reicht. Es ist ein Idyll in dem sich viele verschiedene Vogelarten aufhalten, vor allem Silber- und Graureiher, auch ein paar Flamingos. Zum Frühstück tummelten sich eine Wacholderdrossel, ein Braunkehlchen, ein Hänfling und einige Zilpzalpe in den Büschen neben unserem Wohnmobil.

Der Strand selber ist bisher der Beste, den wir auf Sardinien angefahren haben: kilometerlang, feiner Sand und Karibikfeeling, auch Dank der angepflanzten Palmen. Nur die Temperaturen sind nicht karibisch.

Am nördlichen Ende befindet sich die Fischerei San Giovanni, die jedoch auch nicht besichtigt werden kann. Man hat an dieser Stelle einen Durchlass in die Dünen gegraben und Fischfang-Vorrichtungen hinein gebaut, so wie an der Lagune Sa Praia bei Porto Corallo.

Ein schöner Spaziergang führt von unserem Parkplatz am Strand, kurz vor der Fischerei San Giovanni, über die Lagune, an einem alten spanischen Turm vorbei, zu einem richtigen Salzsee.
Der spanische Turm heißt „Turm der zehn Pferde“ und tatsächlich ist er anders als all die anderen Türme, die wir bisher gesehen haben. Es scheint einmal eine Art Fort gewesen zu sein. Mauerreste lassen darauf schließen. Außerdem bildet der Turm ein Tor, welches in die Mauer eingelassen war.

Der schattige Weg weiter zum Salzsee ist gesäumt von kleinen Eukalyptus- und Kakteenwäldchen. Die Opuntien tragen jetzt Früchte (Kaktusfeigen), die die Leckersten sind, die wir bisher probiert haben. Beim Pflücken nicht vergessen, die kleinen Stachel vorher zu entfernen.

Kurz vor dem Salzsee befindet sich das große Feriendorf „4 Mori“, welches über den Winter geschlossen ist. An der Strandfront stehen einige schicke Mobilheime mit verschatteten Terrassen. Davor wurden zwei Palmenreihen gepflanzt. Dort die Ferien zu verbringen ist bestimmt herrlich, aber sicher auch teuer.

Der Salzsee selbst, der bei Google Maps weiß erscheint, was uns eigentlich dorthin gelockt hat, ist gerade nicht weiß. Durch die Regen der letzten Wochen hat sich der See wieder mit Wasser gefüllt und der Boden ist nass. Weiß ist der See sicher nur nach langer Trockenheit.

Den Rückweg nahmen wir am Strand entlang, durch den herrlich feinen Sand.

Am südlichen Ende der Bucht ragt das Capo Ferrato ins Meer, welches vom Vulkan Monte Ferru, dem Eisenberg, zum Binnenland hin abgegrenzt wird.

Porto Corallo – Nachtrag

Wir hatten das unglaubliche Glück, bei unseren Spaziergängen durch den Yachthafen, zwei Delphine beobachten zu können. Es waren eine Mutter und ihr Kalb. Sie schwammen lange Zeit durch den Yachthafen und unter den Stegen hindurch. Mal schwamm das Kleine mit der Mutter zusammen, mal ging es seine eigenen Wege. Es hat sehr viel Spaß gemacht zu sehen, wo und wann sie wieder auftauchen. Meistens tauchten sie zweimal auf und dann erst längere Zeit später wieder.

Vielleicht hat die Mutter ihrem Kalb das Fische fangen gezeigt, weil es im Hafenbecken etwas leichter war als im offenen Meer. Vielleicht hat es ihnen dort einfach nur gefallen.

Beitragsnavigation