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Backwater-Tour

Hausboot mit Guide

Hausboot mit Guide

Wir sind im Land des Pfeffers, des Zimts und der Muskatnuss. Das haben wir selbst gesehen, aber von vorne:
Wer in Kerala ist, sollte unbedingt eine Backwater-Tour machen, am besten eine 9-Stunden Tour, damit man auch etwas davon hat. Nach einem Sammeltransport über mehrere Hotels in verschiedenen Stadtteilen bestand unsere Gruppe aus vierzehn Personen. Da unser Zubringerauto zum Sammelbus kaputt war, brachte man uns mit zwei Motorrollern dort hin. Für mich, die sich auf kein motorisiertes Zweirad setzt, sozusagen die Feuertaufe. Zusammen stiegen wir irgendwo außerhalb des neuen Stadtteils von Kochi, Ernakulam auf dem Festland, in ein großes Hausboot. Auf dieser Busfahrt erkannten wir, weshalb Kochi das Venedig Indiens genannt wird. Kochi, oder wie die Stadt auch heißt, Cochin, liegt auf mehrere Inseln verteilt, die durch Brücken oder Fähren miteinander verbunden sind.
Die Backwaters sind Wasserarme, die sich ins ein Stück weit ins Landesinnere erstrecken, Brackwasser enthalten und zusammen mehrere tausend Kilometer lang sind.
Das Hausboot ist eines der wenigen, die von ehemals tausend Stück übriggeblieben sind. Der Rumpf ist aus Holzplanken, die praktisch mit Seilen zusammengenäht sind. Den Aufbau bildet ein kunstvoll aus Holz und Kokosstricken geflochtenes Dach und einer natürlichen Deckung. Die Leute nehmen auf Gartenstühlen Platz. Das Boot wird hinten und vorn von je einem Mann durch die Flussarme gestakt. Durch das absolut lautlose Gleiten des Bootes bekommt man die ganze Geräuschkulisse der Natur mit.

Backwater

Backwater

Zu sehen sind kaum Tiere, nur hier und da ein weißer Reiher. Zu hören sind verschiedene Vögel und Hörnchen. Dafür ist die Vegetation sehr üppig. Kokospalmen, Bananen, Schraubenbäume, Wasserhyazinthen und vieles mehr bilden ein dichtes Gewirr im Wasser und an Land.

Aus Muscheln wird Kalk

Aus Muscheln wird Kalk

Unser erstes Ziel war eine Kalkfabrik. Es ist ein kleiner Wirtschaftszweig, der jedoch großen Nutzen hat. Hier wird der Kalk aus Muschelschalen hergestellt. Nachdem die Muschelschalen von den Märkten zu den Fabriken gekommen sind, das Fleisch der Muscheln wird verkauft, werden sie gesammelt. Ein großer Bottich wird am Grunde mit Kokosschalen befüllt, darauf kommt eine dünne Schicht Kohle. Dann werden die Muschelschalen hoch eingefüllt und das Ganze auf tausend Grad erhitzt, bis sich die Kalkbestandteile herausgelöst haben. Die gebrannten Muschelschalen werden dann in kleineren Haufen gelagert und mit Wasser begossen. Dadurch wird der Kalk in den Muschelschalen gelöscht und alles zerfällt zu einer Art Mehl. Dieser reine Kalk kann nun als Bodenverbesserer im Garten, als Wandfarbe oder in der Kosmetik oder Industrie weiterverwendet werden. Alles ist mühevolle Handarbeit und gerade beim Herausholen der gebrannten Muschelschalen wohl auch gesundheitsgefährdend. Deshalb arbeiten die Männer mit Atemschutz, der gerade einmal aus einem Tuch besteht. Das war ein interessanter Einblick.

Seil aus Kokosfasern

Seil aus Kokosfasern

Als nächstes besuchten wir Seilmacher, die zu einem großen Wirtschaftszweig gehören. Uns wurde gezeigt, wie die Seile aus Kokosfasern hergestellt werden. Zuerst werden die Kokosschalen sechs Monate in Wasser gelegt. Danach kann man ganz einfach die äußere Schale von den Fasern lösen. Die Fasern werden dann soweit bearbeitet, dass sie bald so fein wie Haare sind. Diese feinen Fasern werden dann an die Seilmacher geliefert, dass heißt, diese Arbeit ist Frauensache. Ein Teil der Fasern kommt in einen Korb vor dem Bauch der Seilflechterin. Daraus zieht sie zwei Enden, die gedrillt werden und an einem Haken befestigt werden. Dann läuft sie einfach nur rückwärts und zieht und dreht die Fasern, die sich wie von Geisterhand automatisch miteinander verflechten, aus dem Korb. Zum Schluss werden diese zwei Stränge miteinander verdrillt, so dass ein dünnes Seil entsteht.
Diese Seile und andere Produkte aus Kokosfasern werden dann über eine Genossenschaft, der einhundertfünfzig Erzeuger angehören, verkauft. Daraus entstehen Artikel für den Haushalt wie Teppiche, Decken oder auch Taschen usw.
Die Menschen, die auf den Inseln der Backwaters wohnen, führen ein beschauliches Leben. Es erinnerte uns an das Leben auf den Philippinen. Eine Kuh, ein paar Ziegen, Hühner oder Enten dienen dem Lebensunterhalt.

Mahlzeit auf Bananenblatt

Mahlzeit auf Bananenblatt

Irgendwann kehrten wir zum Lunch in eine Hütte ein, die auf einer Insel steht. Dazu gehört ein kleines Häuschen für die Küche und ein abenteuerliches Klo. Uns wurde ein typisch indisches Essen gereicht, kleine vegetarische Kostproben mit Reis auf einem Bananenblatt serviert. Fleisch gibt es für die Landbevölkerung nur selten. Selbst wir können immer nur auf Hühnchen zurückgreifen, wenn wir etwas mit Fleisch essen wollen. Anderes Fleisch kommt äußerst selten auf den Teller.

Pfeffer - weiß, grün oder schwarz, alles von einer Pflanze

Pfeffer – weiß, grün oder schwarz, alles von einer Pflanze

Dann brachte uns das Hausboot an ein anderes Ufer und wir stiegen in einen Bus, der uns ein Stück weiter zu Kanus brachte. Unser Gruppe wurde auf drei Kanus aufgeteilt, die ebenfalls gestakt werden. Durch einen schmalen Wasserarm, vorbei an kleinen Wohnhäusern und Grundstücken, erreichten wir eine Brücke. Dort stiegen wir aus und wurden ein Stück weiter in die Welt der Gewürze eingeführt. Während wir nur Bäume und Büsche sehen, stehen wir mitten in einem Wald aus Gewürzen. Pfefferpflanzen, Chillibüsche, Zimtbäume, Nelken-, Muskatnuss und Lorbeerbäume, sogar Kaffee stehen überall. Unser Guide ließ uns von allem kosten oder an den Blättern riechen. Ganz unscheinbare Pflanzen sind doch so begehrte Gewürze. Zudem stehen hier und da Büsche, dessen Früchte wie Mangos aussehen. Es sind Wassermangos und deren Früchte werden Suizidfrüchte genannt, da ihr Kern, der von einer dicken, harten Schale geschützt wird, sehr giftig ist und sich viele Leute schon damit das Leben genommen haben. Es ist also, wie immer, nicht alles Gold, was glänzt.
Es war eine sehr erholsame und lehrreiche Fahrt durch die Backwaters Keralas.

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