Amarillo – Texas
Kurz vor Amarillo bogen wir noch nach Groom ab, um das zweithöchste Kreuz der westlichen Hemisphere zu besichtigen. Ein Mr. Steve Thomas wollte Gott für seine Segnungen ein Zeichen setzen. Mit Hilfe mehrerer Sponsoren setzte er ein über 60 Meter hohes Kreuz aus Stahl, der mit weißen Aluminiumplatten verkleidet ist, in die Landschaft. Es wurde am Ostersonntag 1995 fertiggestellt und soll Windgeschwindigkeiten von bis zu 140 Meilen die Stunde standhalten. Rund um den Fuß des Kreuzes sind in Skulpturen, die zwölf Abschnitte des Weges Jesus zur Kreuzigung und die Kreuzigung selbst dargestellt, sowie das Abendmahl.
Östlich von Groom steht ein Wahrzeichen der Route 66, der Schiefe Wasserturm.
Amarillo. Amarillo war bisher für uns immer eine Art Legende. Im wahren Leben ist die Stadt unscheinbar. Nur eineinhalb Hochhäuser zieren das Zentrum, fast alle Straßen laufen im rechten Winkel und die Ränder der Stadt verlaufen sich in der weiten Ebene. Wir haben uns nur ein paar Dinge für die Besichtigung heraus gepickt. Das Route 66 Viertel in der 3. Straße ist nicht mehr wirklich attraktiv. Manche alten Gebäude, wie das Barneby´s Beanry stehen zwar noch, aber das Flair der Route 66, wie wir es bisher erlebten, ging hier verloren. In den meisten Shops sind Antiquitätenläden drin. Wie die alle überleben können, ist uns wirklich ein Rätsel.
Was uns weit mehr interessiert hat, ist das Jack Sisemore RV Museum, in dem alte Wohnmobile und Wohnanhänger zu sehen sind, die dieser Jack Sisemore zusammengesammelt und zum Teil von Grund auf restauriert hat. Da sind schon einige Raritäten dabei. Die Tankstelle, die er einmal betrieben hat und mehrere Motorräder sind ebenfalls ausgestellt. Das Highlight der Sammlung war für uns der rot-weiße 1948er Flxible (ist richtig geschrieben), der, etwas modifiziert, in dem Film mit Robin Williams „RV“ zum Einsatz kam. Diesen Film hatten wir uns vor Kurzem im Video angesehen, der ist wirklich gut. Diese 1948er Flxible Busse werden als wahre amerikanische Schätze bezeichnet.
Das „Muss“ in Amarillo ist jedoch die Big Texan Steak Ranch, die für ihre Steaks weltberühmt ist. Hier gibt es ein 72-Unzen-Steak (knapp 2 kg) für umsonst, allerdings nur dann, wenn man es samt Beilagen innerhalb 1 Stunde verdrückt. Ein paar Tausend Leute sollen das schon geschafft haben, noch viel mehr sind daran gescheitert. Wir haben uns mit dem kleinsten Steak samt Beilagen begnügt, das nur 8 Unzen (um die 250 g) wog, und waren mehr als satt und geschmeckt hat es hervorragend. Es werden aber auch Steaks bis zu 20 Unzen (um die 620 g) für den normalen Gast angeboten, die allesamt vor den Augen der Gäste in einer großen offenen Flamme gebraten werden. Eine eigene Brauerei gehört zum Restaurant, in der verschiedene und ausgefallen Biere gebraut werden. Das Ambiente innen ist westernmäßig ansprechend, außen dominieren kräftige Farben und Werbung. Zu dem Komplex gehören kunterbunte Mini-Motels und eine Pferdepension. Ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle.
Das typische, anhaltende und laute Hupen der Amtrak Railroad begleitet uns nun schon seit Chicago. Die Bahn unterhält eine Handvoll Überlandstrecken quer durch die USA. Eine davon läuft parallel zur Route 66 von Chicago nach Los Angeles. Dieses Hupen, das jedesmal zu hören ist, wenn die Bahn durch eine Stadt kommt oder an Bahnübergängen, ist manchmal ganz schön nervig. Was machen bloß die Leute, die direkt an einem solchen Punkt wohnen? Ich werde diesen Ton jedenfalls noch eine ganze Weile im Kopf haben, wenn wir schon lange nicht mehr da sind.