Funchal
Einen Tag lang wollten wir uns Funchal ansehen, die Hauptstadt von Madeira. Auf der Insel Madeira leben rund 250.000 Menschen, 120.000 haben sich in Funchal niedergelassen, also knapp die Hälfte. Hochhäuser verschandeln hier nicht die Landschaft, dafür zieht sich die Bebauung weit in die Breite und weit die Berghänge hinauf. Das Zentrum von Funchal ist noch recht authentisch, aber überfüllt, vor allem, wenn Kreuzfahrtschiffe im Hafen liegen. Die Gäste von bis zu drei Kreuzfahrtschiffen überfallen quasi alle auf einmal Funchal. Deshalb wartet die Stadt mit sehr vielen Restaurants und Bars auf. Es ist jedoch unmöglich, sich die ganze Stadt an einem Tag anzusehen.
Der Name Funchal basiert auf dem portugiesischen Wort für Fenchel, der hier bei der Ankunft der Europäer überall zu finden war.

Wir fuhren mit dem Bus nach Funchal und stiegen an der Endstation am Hafen aus. Oh je, wo ist denn die Haltestelle, wenn wir nach Ribeira Brava zurück wollen? Hier fahren eine Unmenge Busse an vielen Haltestellen ab. Da sollten wir nicht zu spät zurück sein, damit wir die richtige Haltestelle finden können. Egal, jetzt wollten wir uns erst einmal die Stadt ansehen.

Der Hafen, in dem die Kreuzfahrtschiffe liegen, ist nicht groß und es gibt dort nicht wirklich etwas zu sehen. So spazierten wir zu der kleinen Festung, die im Osten an der Küste zu sehen ist. Dabei kommt man an der Talstation der Seilbahn zum Monte vorbei. Gegenüber steht ein kleiner Leuchtturm am Wasser.
Die kleine gelbe Festung, die wir gesehen hatten, ist das Fort Sao Tiago. Sie wurde im Jahre 1614 gebaut und beherbergt heute ein Restaurant. Die meisten Außenbereiche des kleinen Forts kann man trotzdem erkunden. Unterhalb des Forts befinden sich ein kleines Schnellrestaurant und eine Bademöglichkeit.

Wenn man das Fort verlässt und geradeaus geht, kommt man in die Largo do Corpo Santo. Das ist eine schöne kleine alte Gasse mit unzähligen kleinen Restaurants und Geschäften. Das Beste jedoch sind die vielen bemalten Haustüren, von denen wir schon im Fernsehen erfahren haben. Da kann man alle möglichen Motive bestaunen, von naiver Malerei bis hin zu einem ausgezeichneten Werk des deutschen Künstlers Wolfgang Lass in der Rua Santa Maria. Es stellt eine Nixe in ihrer Unterwasserwelt dar, die auf einer Schaukel sitzt und einen wunderschönen Haarknoten hat. Die Schaukel integriert den Briefschlitz der Türe, der Haarknoten den Türklopfer. Ein sehr schönes Bild und verdient ausgezeichnet. Man sollte sich also für diese Gassen einige Zeit lassen und auch einmal hinter die geöffneten Türen schauen. Man trifft dort auf viele Überraschungen.

Die Rua Santa Maria trifft am westlichen Ende auf eine vierspurige Hauptstraße. Geht man dort nach links, trifft man an der nächsten Ecke auf den Farmers Markt, den Mercado dos Lavradores. Er wurde erst 1940 eröffnet und mit tollen Fliesenbildern verschönert. Um einen Innenhof gruppieren sich die Warenstände mit Pflanzen, Blumenzwiebeln, Obst, Gemüse und allerlei Kitsch. In einem separaten Teil ist der Fischmarkt untergebracht. Um hier das Treiben zu beobachten, muss man allerdings früh da sein. Wir hatten uns auf die Markthalle sehr gefreut und waren halbwegs enttäuscht. Da haben wir schon wesentlich bessere und interessantere Markthallen gesehen. Außerdem sind die Waren meist überteuert.

Gegenüber dem Mercado dos Lavradores steuerten wir in eine modernere Geschäftsstraße und spazierten weiter durch kleinere Gassen bis zur Kathedrale von Funchal. Sie stammt vom Anfang des 16. Jahrhunderts und ihre Architektur passt sich der Insel mit ihrem schwarzen Lavasteinen an. Sie erstrahlt in weiß mit schwarzen Akzenten, ist aber recht klein. Das Innere der Kathedrale ist dafür umso prunkvoller. Viel Gold verziert die Altäre, die im Barock gehalten sind. Umso mehr erstaunt die Decke. Deren Ornamentik kennen wir von den maurischen Bauwerken Spaniens und Marokkos, ein krasser Gegensatz.

Nun setzten wir unseren Weg über die Avenida Arriaga, die Flaniermeile Funchals fort. Das alte Golden Gate Grande Café und das Gebäude der Banco de Portugal beeindrucken. Viel Grün säumt die Straße und es hat genug Platz.
Rein zufällig kamen wir zur Weinkellerei Blandy´s. Diese hatten wir ganz woanders vermutet, aber es war gut, dass wir auf sie gestoßen sind. Die Blandy´s Wine Lodge zog 1913 in ein altes Kloster ein und produziert seit dieser Zeit den berühmten Madeirawein. Er gehört zu den vier Sherry´s, die in Europa hergestellt werden: Sie kommen aus Porto (Portugal), Jerez de la Frontera (Spanien), Marsala (Sizilien) und eben der Madeirawein. Es ist eines unserer Lieblingsgetränke.
Bei Blandy´s werden Führungen angeboten, die aber nicht oft am Tag durchgeführt werden. Es sind jedoch viele Teile auch frei zu besichtigen. Man kann die verschiedenen Weine in zwei netten Räumen probieren und kaufen.

Irgendwann trafen wir auf eine Shoppingmall, die wir interessehalber besuchten, kehrten in ein kleines Café für einen Kaffee und ein Stück Kuchen ein und suchten dann am Hafen nach der richtigen Haltestelle, um mit dem Bus zurück nach Ribeira Brava zu fahren. In der Touristinfo, die wir in der Avenida Arriaga gefunden hatten, ließen wir uns die Haltestelle auf einem Stadtplan zeigen. Trotzdem war es ziemlich knifflig. Der dortige Busverkehr überfordert einfach.

Während der Bus nach Funchal über die Schnellstraße fuhr, nahm der Bus zurück den Weg über die kurven- und aussichtsreiche Straße an der Küste entlang. Das dauerte gut eineinhalb Stunden. Den armen Busfahrern wird dabei einiges abverlangt: Berg hoch, Berg runter, eine Kurve nach der anderen und alle Nase lang an einer Haltestelle stoppen. Die Passagiere sollten keinen empfindlichen Magen haben.