Everglades – Florida
Schon lange wollte ich berichten, dass uns an vielen Wasserlöchern quer durch die USA Nilpferdlaute begegnen. Nilpferde in Nordamerika, das kann ja wohl nicht sein. Das können nur Ochsenfrösche sein, obwohl sie für uns immer unsichtbar blieben.
Am Gulfshore Blvd in Naples reihen sich die Millionärsvillen und Golfplätze. Trotz allem ist es ein sehr gediegener Ort, denn die einflussreichen Einwohner dort verhinderten, dass Bettenburgen die Strände zupflastern. Es geht ruhig zu, sogar in der Sehen-und-Gesehen werden-Meile, 5th Avenue, sind kaum Menschen unterwegs. Wahrscheinlich ist dort alles so teuer, dass Otto Normalverbraucher in den Geschäften kaum etwas für sich findet.
Dem Highway 41, Tamiami Trail, immer weiter folgend, gelangt man in und durch die Everglades. Am Eingang zum Fakahatchee Strand Preserve State Park steht ein Souvenirgeschäft der Seminolen, deren ureigenstes Land die Everglades waren. Heute leben die Ureinwohner in Reservationen verstreut in diesem Gebiet. Neben dem Geschäft befindet sich der Eingang zu einem Holzweg durch den Sumpf, so naturbelassen, wie wir es bisher noch nicht gesehen haben. Kleine Tafeln klären über das auf, was man sieht oder sehen könnte und warnt vor den giftigen Wassermoccasinschlangen. Rundum steht das Wasser einen halben Meter hoch, das braun und glasklar ist. Ein paar kleine Fische tummeln sich darinnen, die sich von den zahlreichen Mückenlarven ernähren und ungewöhnlich in der Fischwelt, lebende Junge zur Welt bringen. Eine kräftige Dosis Mückenspray ist bei dieser Tour durch den Urwald unabdingbar. Am Ende des Steges steht man auf einer Plattform an einem größeren Wasserloch, wo sich die Alligatoren gerne aufhalten sollen. Hier sahen wir leider keines der immer wieder interessanten Reptilien.
Am Oasis Besucherzentrum hat man Gelegenheit, ein ganzes Stück entlang eines Wassergrabens zu laufen. Hier sind Alligatoren, Schildkröten und Fische fast garantiert. Uns zeigten sich gleich zwei große Weichpanzerschildkröten, die zum Atmen an die Wasseroberfläche kommen und dann wieder verschwinden. Im Besucherzentrum fanden wir auch endlich einen Namen für die große, gelb-schwarze Spinne, von der ich schon mehrfach berichtet habe. Sie heißt Goldene Seidenspinne.
Einen wunderschönen Platz zum Übernachten fanden wir auf dem Midway Campingplatz mitten in den Everglades, in dessen Mitte ein großer Teich angelegt ist, dessen Wasser im Gegensatz zur Umgebung kalkhaltig ist. Er hat also keine Verbindung mit den umliegenden Gewässern. Trotzdem nennt ein kleinerer Alligator diesen Teich sein zu Hause. Schwimmen verbietet sich sowieso in den sumpfnahen Gewässern Floridas. Vor Kurzem erst wollte ein Amerikaner in Zentralflorida ein Bad in einem der Seen nehmen und hat es gerade so mit einer großen, klaffenden Kopfwunde überlebt.
Im Miccosukee Indianerdorf erfährt man einiges über das Leben der Miccosukee, die die Everglades ebenfalls ihr zu Hause nennen. Der Stamm zählt heute um die 600 Menschen, nachdem nach dem Indianerkrieg im 19. Jahrhundert nur noch eine kleine Gruppe in den Sümpfen überlebt hatte. Der Großteil lebt in Miccosukee, weitere kleine Dörfer liegen entlang des Tamiami Trails.
Eigentlich wollten wir noch den Aussichtsturm am Shark Valley Besucherzentrum aufsuchen, um einmal die Everglades von oben zu sehen, aber da fährt nur eine Bahn hin, für die man 20,-$ pro Person berappen soll.
Von Coopertown in der Nähe von Miami hatten wir vor einer ganzen Weile im Fernsehen erfahren, aber dort gibt es nur eine vollkommen überlaufene Airbootstation. Da waren wir jedenfalls heilfroh, dass wir eine fast private Airboottour in Lafourche, Louisiana machen durften. Bei dem Angebot an Airbooten und Menschen kann sich kein Alligator und keine Schildkröte dort mehr aufhalten wollen. Die Boote selbst sind mit 12 und mehr Menschen besetzt, die zudem alle in der gleichen Höhe sitzen.Die Everglades haben sowieso mit dem Wasserschwund zu kämpfen, unter dem sie seit einhundert Jahren leiden. Inzwischen wird im Norden, wo das Wasser für die Everglades herkommt, soviel Wasser für die Zivilisation abgegraben, dass nur noch 20% des ursprünglichen Wassers dort ankommt. Entsprechend hat auch die Tierwelt abgenommen und im trockenen Winter liegen viele Stellen trocken.