Tonto National Forest – Arizona
Von Globe aus führt die Straße zum Roosevelt Lake durch eine immer noch hügelige Landschaft mit Saguaro Kakteen, die eine Bestandsdichte aufweisen, wie wir sie bisher noch nicht gesehen haben. Die Kakteen haben auch mehr Arme als bisher gewohnt, was vielleicht darauf hinweist, dass der Bestand um einiges älter ist. Das letzte Stück der Straße hat auf 8 Kilometer 7% Gefälle. Da sollten die Bremsen schon in Ordnung sein oder die Motorbremse funktionieren.
Der See entstand 1911 durch den Bau einer Staumauer, die komplett aus Bruchsteinen konstruiert wurde. Sie war damit die größte Staumauer der Welt, die auf diese Weise gebaut wurde. 1981 wurde der Damm jedoch nach einer großen Flut erhöht und verstärkt. Oft soll das Wasser des Roosevelt Lakes an die 33°C haben, liest man in einem Prospekt. Es gibt viele Parks, in denen man Campen, Picknicken oder auch Boote zu Wasser lassen kann. Es ist ein großes Wildschutzreservat geworden.
Inzwischen sind wir begeisterte Vogelbeobachter. Mit unserem neuen Vogelhäuschen können wir die Vögel gut anlocken. Viele der Vögel sind herrlich bunt. Bei einem Kaffee in einem der Parks ließen sich sogar wieder die Northern Cardinals sehen, sogar ein Pärchen. Wir waren begeistert. Ein Gila Specht, „um Geld spielenden“ Wachteln, die leuchtend gelbbrüstigen Vögel mit dem schwarzen V darauf, ich weiß den Namen noch nicht, Tauben und die Spatzen mit 5 weißen Streifen auf dem Kopf haben uns viel Freude gemacht. Leider konnten wir um diese Jahreszeit nicht in dem Park übernachten, da es keine Stromanschlüsse für unsere Heizung gibt. Die Blicke auf den Roosevelt See und die Berge mit den Saguaro Kakteen sind herrlich. Die anscheinend vor langer Zeit angelegten, sehr langen Bootsrampen reichen inzwischen nicht einmal mehr bis ins Wasser, soviel Wasser fehlt in dem See, der zur Zeit 43% Füllstand hat. Die am Ufer wachsenden Bäume und Sträucher zeigen, dass dies schon länger so ist.
Im Tonto National Monument besichtigten wir eine Felsenwohnstätte. Die Bewohner waren die Salado Indianer, von denen wir schon in Globe gehört hatten. Wie sich die Menschen damals selbst nannten, weiß niemand. Das Wort Salado kommt aus dem Spanischen und ist vom Salt River, der zum Tonto Bassin fließt, abgeleitet. Die untere Felsenwohnstätte (Lower Dwelling) beherbergte 16 ebenerdige und 3 im 2. Stockwerk liegende Räume sowie einem Anbau. Seit der Entdeckung 1902 ist viel davon zerstört worden, wie ein Foto aus dieser Zeit zeigt. Trotzdem kann man sich eine Vorstellung vom Leben in dieser Felsengrotte machen. Die Aussicht auf das Tonto Bassin, wo die Salado Indianer ihre Felder angelegt hatten, ist jedenfalls unschlagbar. Im Rahmen einer Führung, die allerdings nur Sonntags und Montags durchgeführt wird, kann man zudem noch die weiter oben im Tal befindliche Felsenwohnstätte besuchen. Ausgrabungen haben gezeigt, dass es noch viele Siedlungen der Salado Indianer im Tonto Bassin gab. Es ist aber auch eine wunderschöne Landschaft, in der zudem der Frühling einkehrt. Seit Monaten sprießt das erste frische Gras, die tot scheinenden Ocotillos bekommen erste kleine grüne Blättchen und auch sonst sieht hier, weiter nördlich wieder alles etwas grüner aus. Es hat ja inzwischen einigen Regen gegeben. So ein kurzer Winter ist gut auszuhalten.
Eigentlich wollten wir über den Apache Trail nach Apache Junction fahren. Der Trail, den die Indianer, Cowboys und Minenarbeiter zwischen Globe und Mesa (Stadtteil von Phoenix) benutzten, führt durch das „erhabenste“ und schönste Panorama, dass die Natur je geschaffen hat. So hat sich Theodor Roosevelt ausgedrückt. Jeder Besucher Arizonas muss ihn einfach fahren. Für uns wäre es die kürzeste Verbindung gewesen, die uns allerdings zur Kapitulation zwang. Die „Straße“ ist ein unbefestigter Weg, der aber fast nur einem Waschbrett gleicht. Nach 4 Meilen durch eine wirklich unbeschreibliche Landschaft erreichten wir einen Campingplatz direkt am Apache Lake. Auf unsere Frage, wie weit dieser Zustand der Straße noch anhält, wurde uns geraten, den Weg zurückzufahren, den wir gekommen waren, das wäre das kleinere Übel. Würden wir den Apache Trail weiterfahren, wären das weitere 20 Meilen Waschbrettpiste. Das war absolut zu viel für unseren Bus, der sich am Ende des Trails wahrscheinlich in seine Einzelteile zerlegt hätte. So übernachteten wir am See, machten abends unser erstes Lagerfeuer seit langer Zeit und genossen die Ruhe und Abgeschiedenheit des Sees mitten im Nirgendwo.
Am nächsten Tag fuhren wir die 4 Meilen Waschbrettpiste zum Roosevelt Lake zurück. Das hieß aber auch, 50 Meilen Umweg über Punkin Center zu fahren, immer durch das wunderschöne Tonto Bassin. Der Highway zurück nach Apache Junction liegt dafür mitten in den atemberaubenden Bergen des Tonto National Forest. Auf 4500 Fuß Höhe hatten wir dann auch die Schneegrenze überschritten. Mehrere meilenlange, steile Abfahrten brachten uns dann wieder in gemäßigtere Zonen, wo wir dem Saguaro Lake noch einen Besuch abstatteten, der ebenfalls sehr schön gelegen ist.
Die letzte Station vor Apache Junction war ein Picknickplatz an dem Flusslauf, der aus dem Saguaro Lake kommt. Der Fluss führt erstaunlich viel Wasser und wir konnten neben einem Reiher und kleineren Vögeln sogar einen Eisvogel beobachten. Plötzlich, aus dem Nichts, tauchten am anderen Flussufer 3 Indianer auf, die mit ihren normalen Straßenschuhen und Klamotten einfach so durch den eiskalten Fluss wateten, so wie sie es schon immer getan haben. Anschließend die Schuhe trocknen? Fehlanzeige.