„Beinahe“ London
Das große Ziel London hoben wir uns für den Schluss unserer Rundreise über die britischen Inseln auf. Nach langem Suchen und Beratschlagen fuhren wir auf gut Glück zu Greenacres Stables bei Winchfield südwestlich von London, noch außerhalb des Autobahnringes. Es ist eine Pferdefarm. In der Nähe befindet sich ein Bahnhof, von dem aus wir mit dem Zug nach London fahren wollten. Schon bei der Planung dabei, was wir in London sehen wollten, wurde uns klar, dass ein Tag viel zu wenig ist. So brachten wir in Erfahrung, was ein Hopp on–Hopp off -Bus kostet, um wenigstens die Sehenswürdigkeiten abgefahren zu haben. Wenn Zeit bliebe, könnte man da und dort aussteigen und sich umsehen. Diese Fahrt kostet 26,- Pfund/Person. Das hätten wir noch in Kauf genommen, dass macht man nicht alle Tage. Als wir dann in Winchfield zum Bahnhof kamen, hätten wir dort alleine 5,50 Pfund für den Tag bezahlen sollen. Die Zugfahrt hätte auch noch einmal 37,- Pfund/Person gekostet. Für den Stress, den wir dann hätten und die kurze Zeit in London fanden wir das zusammen genommen einfach zu viel. Da kommt man besser, eine Wochenendreise mit vorgebuchtem Zimmer, Billigflug und Sparticket für die Sehenswürdigkeiten zu machen. Dann hat man Zeit, die Stadt zu genießen und wenigstens ein wenig kennenzulernen.
So legten wir einen Ruhetag ein und fuhren nur kurz in der näheren Umgebung von Winchfeld umher. Es stellte sich dabei heraus, dass fast die ganze Gegend militärisches Gebiet ist. Aldershot ist eine Garnisonsstadt, in der die Gurkhas, Teil der britischen Armee, stationiert sind. Die Stadt ist daher fest in nepalesischer Hand. Es gibt sehr viele nepalesische/indische Geschäfte und Restaurants und die Menschen tragen ihre gewohnte orientalische Kleidung. Irgendwie ist in Aldershot England ein Stück weit weg.
Hinweisschilder nach Fernzielen sucht man fast vergebens, fast alle Schilder weisen in die einzelnen Teile des militärischen Sperrgebietes. Als privater und fremder Autofahrer steht man dann ganz schön verlassen da.
Im Südosten des Londoner Großraumes, bei Biggin Hill, steht das Down House, in dem Charles Darwin die letzten vierzig Jahre seines Lebens verbrachte. Er wurde in London geboren und wuchs dort auf. Als junger Erwachsener reiste er fünf Jahre lang auf dem Segler „Beagle“ um die Welt. Dabei sammelte er Proben, Tiere und Pflanzen, die er nach London schickte, nachdem er sie in seine Unterlagen aufgenommen hatte. Dabei stieß er darauf, dass nicht Gott die Welt erschaffen hat, sondern die Natur ganz allein dahintersteckt. Er nannte diesen ganzen Entwicklungsprozess Evolution.
Mit 33 Jahren, er hatte kurz vorher geheiratet, zog er in das viktorianische Landhaus. Seitdem widmete er sich, außer seiner Familie, vor allem seinen Forschungen und Auswertungen seiner Sammlung aus den fünf Jahren, die er in fernen Ländern zusammentrug.
Die Besucher sehen in sein Leben, seine Wohnräume und seinen Garten mit dem Gewächshaus. Er stirbt 1882 mit 73 Jahren. Das Familiengrab, mit seinem Vater und seiner Frau zusammen, ist auf dem Friedhof der Kirche von Downe zu finden. Sein Leichnam ist jedoch in Westminster Abbey beigesetzt, so ist auf der Grabplatte zu lesen. Der Ort Downe selbst ist ein very lovely Village, würden die Engländer sagen, klein und gemütlich.
Aus dem Garten des Down House kauften wir eine Trumpetchini (Trompetenzucchini), eine keulenartige Zucchini, zum Probieren. Wir verarbeiteten sie in einem Salat, um den Geschmack zu erhalten. Die Trumpetchini schmecken sehr fein.
Eigentlich wollten wir von hier aus noch einmal versuchen, nach London zu fahren, aber man riet uns ab, nur für einen Tag die Stadt besuchen zu wollen. Zwei Nächte stand das Motorhome auf der Westerham Heights Farm, für 3,- Pfund/Nacht, nur mit Entsorgungsmöglichkeit.
Übrigens: In England herrscht schon seit vier Tagen eine „Hitzewelle“ von 24-27 Grad. Uns gefällt es, während sich die meisten Engländer darüber beschweren.