Fahrt nach Spanien
250 km auf französischem Gebiet fuhren wir auf einen Parkplatz, um Kaffeepause zu machen. Als wir weiterfahren wollten, meldete die Motorelektronik einen Fehler. Das Motorhome wollte nicht mehr starten. Alle Versuche blieben ergebnislos. Na prima, das jetzt auch noch. Hätte das nicht noch in Deutschland passieren können? Dort statteten wir noch einen kurzen Besuch der Firma ICF US Motorhomes ab. Nur die können uns nun helfen. Ein Anruf dort, Überprüfung einiger Bauteile sowie etwas Starterspray und siehe da, der Motor erweckte wieder zum Leben. Gott sei Dank, uns fiel ein Stein vom Herzen.
Über Mulhouse fuhren wir zwangsläufig auf der Autobahn nach Besancon. Die Maut für die paar Kilometer kostete uns gut 42,- €. Das kann nicht so weitergehen. Also schwenkten wir auf die Landstraße um, quer nach Westen bis zur Autobahn 71. Bis zum Anschluss an die A75 kostete die noch einmal 14,40 € Maut. Die A75 ist dann mautfrei. Dafür führt sie über das Zentralmassiv. Mehrere Spitzenhöhen um die 1110 m über Null sind dabei zu überwinden. Das heißt, Kilometer weit nur bergauf und kilometerweit wieder runter. Bloß gut, dass gerade Feiertag war, so dass wir uns nicht auch noch um die LKWs kümmern mussten. Es ist eine interessante, abwechslungsreiche und wunderschöne Landschaft mit Bergen, dem Vulkangebiet der Auvergne und Tälern. Mal ist der Blick von Bergen eingezwängt, mal kann er sehr weit schweifen.
Südlich von St. Flour übernachteten wir auf dem Parkplatz am Garabit-Viadukt, der vom berühmten Gustav Eiffel konstruiert wurde. Es ist eine 564 m lange Fachwerkkonstruktion aus Stahl, mit 5 Bögen. 400 Männer bauten vier Jahre lang an der Brücke, von 1880 bis 1884, eine Meisterleistung. Im Besucherzentrum am Parkplatz sind Bilder und Dokumentationen vom Bau der Brücke ausgestellt. Nachts ist die Brücke beleuchtet.
Der Viadukt von Millau, dessen Bau wir vor Jahren im Fernsehen verfolgten, liegt auf dem Weg weiter nach Süden. Die Autobahn A75 ist zwar mautfrei, dafür schlägt die Maut für unser Motorhome mit 34,80 € zu buche. Lange überlegten wir, wie wir es anstellen sollen. Über die Brücke fahren und Maut bezahlen, oder nach Millau ins Tal fahren und auf der anderen Seite wieder hochkraxeln? Dann kam uns die richtige Idee: auf einen Parkplatz fahren und mit dem Smart nach Millau hinunterfahren, sowie von dort aus die Brücke gucken. Später mit dem Motorhome über die Brücke fahren, wenn es sein müsste. Gesagt, getan. Der Parkplatz kurz hinter der Ausfahrt 44.1 ist ein prima Ausgangspunkt.
Der erste Weg im Tal der Tarn führte natürlich zum Millau-Viadukt, der gleich mit zwei Superlativen aufwarten kann. Es ist die längste Schrägseilbrücke der Welt (2460m), zudem ist sie im Moment die höchste Brücke der Welt. Die Fahrbahn liegt 270m über dem Fluss, der höchste Pylon misst 343 m. 55 Arbeiter bauten 3 Jahre lang jeden Tag an dem Bauwerk. 2004 wurde sie fertiggestellt und soll ihren Betrieb 75 Jahre lang aufrechterhalten. Unter der Brücke befindet sich ein Besucherzentrum, in dem man sich über den Millau-Viadukt informieren kann. Gleichzeitig kann man die Höhe der Brücke dort unten auf sich wirken lassen. Wenn ein Auto über die Brücke fährt, hört sich das an, als flöge ein Flugzeug am Himmel, Wahnsinn. Die Grundfläche des höchsten Pylons ist so groß wie ein Tennisfeld.
An der Ausfahrt 45, kurz vor der Mautstelle, führt eine Straße zu einem Aussichtspunkt, von dem aus einem die Brücke und das Tal zu Füßen liegen. Wenn man jedoch sowieso Maut bezahlt, dann erreicht man den Aussichtspunkt auch kurz vor der Brücke von der Autobahn aus. Es ist dann nur noch ein kurzer Fußweg. Von dort oben ist der Viadukt ein wahres Kunstwerk.
Millau selbst liegt in einem schönen Tal, welches von schroffen Kalksteinfelsen umrahmt ist. In den engen Gassen der Altstadt kommt man sich ins Mittelalter zurückversetzt vor, vor allem in den ruhigen Gassen. Im Stadtpark und an der Tarn kann man gut bummeln.
Immer weiter geht es durch das Zentralmassiv, welches aus Kalkstein und Vulkanspots besteht, von 500m bis auf über 1000m, abermals kilometerweit hoch und kilometerweit runter. Hier kommen das Volvic-Mineralwasser und der Roquefort-Käse her. Das Gebirge ist sehr wohl einen längeren Besuch wert, um es wenigstens teilweise zu erkunden und zu erleben.
Der allerschönste Abschnitt ist jedoch dort, wo man das Zentralmassiv verlässt. Dort muss man ein Gefälle von 7,5% auf 7,5 km bewältigen. Die Autobahn, anscheinend im Zug der Erstellung des Millau-Viadukts gebaut, führt hier an hohen Felswänden entlang, an die sich tiefe Schluchten anschließen. Mediterrane Bergdörfer, Weinberge und Olivenbäume zeigen an, dass das Mittelmeer nicht mehr weit ist. Der Rest des Weges ist flach.
An der Küste bei Agde angekommen, mussten wir feststellen, dass alle Campingplätze inzwischen geschlossen sind. So fuhren wir einen Stellplatz in Peyriac-de-Mer bei Narbonne an. Um den zu erreichen, ohne Navi kaum zu schaffen, muss man sich durch die sehr engen Gassen und 90°-Kurven zwängen, inkl. Gegenverkehr. Der Platz selbst ist groß genug, direkt am Rugby-Platz. Es ist ein guter Ausgangspunkt, um die Gegend um den Ort und die alten Salinenfelder zu unternehmen. Sie sind nicht mehr in Betrieb, sondern ein Naturschutzgebiet, in dem sich unter anderen Vogelarten auch Pelikane und Flamingos tummeln. Alles, die Wasserflächen, die Kalksteinfelsen und die Vegetation, erinnert uns hier an Kroatien und die Kornaten dort.
Nun mussten wir doch endlich einen Campingplatz anfahren. Der nächste Platz, der ganzjährig geöffnet hat, ist „Le Florida“ in Elne, südlich von Perpignan. Mit der ACSI-Card kostet der Platz nur 17,-€ inkl. allem. Die Stellplätze sind sehr groß und durch Hecken zum Nachbarn abgetrennt. Der Pool ist allerdings jetzt geschlossen. Hier werden wir eine Weile bleiben und noch verschiedene Dinge erledigen, für die in Deutschland durch das Wetter nun keine Zeit mehr blieb.
Die Landschaft hier im äußersten Süden Frankreichs gleicht der Wüstenlandschaft in Arizona: trockene Erde, vertrocknetes Gras und trockenes Gebüsch. Es muss jedoch kurz vor unserer Ankunft einen sehr kräftigen Guss gegeben haben, denn vielerorts stehen noch große Pfützen. Die Winterstiefel und langen Klamotten haben wir inzwischen gegen Schlappen und kurze Sachen ausgetauscht.