Coimbra
Inzwischen haben uns wieder 4 Tage lang Regen, Sturm und Kälte begleitet. Für solch ein Wetter sind wir eigentlich nicht hier herunter gefahren, aber was will man machen.
Unser mobiles Heim wollte wohl unbedingt, dass wir Coimbra etwas intensiver kennenlernen als von uns geplant. Kurz vor Coimbra fuhren wir auf den Autobahnparkplatz und kamen dort erst einmal nicht mehr weg. Wie das immer so ist, passierte es natürlich wieder am Wochenende. Normalerweise fahren wir keine Autobahn, aber wenn der Motor heiß wurde, dann ging er an den unmöglichsten Stellen aus. Dann gab es keine Lenkung, keine Bremsen, nichts mehr, und dass womöglich in einer Serpentine dieser bergigen Landschaft. So konnten wir erst am nächsten Tag eine Werkstatt in Coimbra anfahren. Das bedeutete, dass wir die ohnehin schon gesalzene Maut doppelt bezahlen mussten, denn das Ticket ist immer nur für 12 Stunden gültig. Wenn man nach dieser Zeit in die nächste Mautstelle fährt, zahlt man das Doppelte, vollkommen unlogisch und ungerecht. Wir werden versuchen, den Mehrbetrag über unsere Versicherung zurückzubekommen, denn es war nicht unsere Schuld.
Jedenfalls wurden wir in Coimbra durch drei Werkstätten komplimentiert und keine konnte uns helfen. Am Ende halfen wir uns selbst mit einem Anruf bei einer Werkstatt in Deutschland. Die mussten jedoch das Teil erst in den USA bestellen und dann dauerte es, bis es hier in Coimbra ankam. So standen wir fast zwei Wochen auf dem schönen Womo-Stellplatz im Parque Verde am Rio Mondego. Allerdings fehlt uns nun diese Zeit für unsere Route, die wir zwangsläufig abkürzen müssen, um rechtzeitig Anfang Mai zu Hause zu sein.
Coimbra ist Universitätsstadt. Die Universität wurde im Jahre 1290 gegründet, ist somit eine der ältesten Universitäten Europas und sorgte im Laufe der Jahrhunderte für den Aufschwung der Stadt. Man sagt, es ist ein „Muss“, die „Goldene Bibliothek“, die Biblioteca Joanina, zu besuchen und es ist wahr. Die prächtigen geschnitzten Bücherregale in zwei Etagen, die vielen Vergoldungen an den Stützen und Geländern, die Bemalung der Decken, alles im barocken Stil, dies ist wohl einzigartig. Leider darf in der Bibliothek nicht fotografiert werden. In dem Ticket von 10,-€ pro Person sind aber neben der Bibliothek auch das Universitätsgefängnis in deren Keller, die Kapelle São Miguel mit der prächtigen Orgel aus 1733 und der königliche Palast enthalten. Das alte Universitätsgebäude hat die Form eines U mit einem großen Platz in der Mitte. Vom freien Ende schweift der Blick wieder über einen Teil Coimbras mit dem Rio Mondego.
Wer möchte kann für 2,-€ mehr auf den Glockenturm steigen und von dort oben einen 360°-Blick genießen. Das gesamte Ensemble ist sehr sehenswert, vor allem die kunstvoll gestalteten steinernen Tore, die in die verschiedenen Bereiche führen.
Ein Spaziergang durch das Universitätsviertel mit den neuen Gebäuden für die verschiedenen Studiengebiete, welches ganz oben auf einem Hügel angesiedelt ist, offeriert viele tolle Blicke hinunter in die Stadt, über den Rio Mondego und den Parque Verde.
In Coimbra kamen wir das erste Mal in den Genuss, einen portugiesischen Friedhof zu besichtigen. Solche Pracht haben wir noch nie auf einem Friedhof gesehen, und wir haben im Laufe unserer Reisen schon manches Mal gestaunt. Wie auf den spanischen stehen auch auf den portugiesischen Friedhöfen viele Mausoleen, die jeweils einer Familie gehören, nur dass diese richtig schön verziert sind. Während die Spanier die Särge durch Platten verdecken, so dass niemand herein sehen kann, sind in Portugal überall Glasscheiben davor. Es ist schon etwas gruselig, wenn man vor allem die alten, halb verfallenen Särge stehen sieht. Fast alle Särge sind jedoch meist mit goldenen oder weißen Decken bedeckt.
Für einem Stadtbummel sollte man sich Zeit lassen und auch mal durch die ruhigen Gassen schlendern. Es lohnt sich. Die Altstadt, nach der römischen und iberischen Zeit eine ehemalige maurische Medina, bietet viele Überraschungen. Wer genau hinsieht, entdeckt sogar die Grundmauern des römischen Forums, auf denen später erst der Alcazar (maurischer Palast), später ein bischöflicher Palast und seit 1911 das Nationalmuseum Machado de Castro gebaut wurden. Eines der alten Stadttore aus dem Mittelalter, welches in einer 2km langen Stadtmauer integriert war, ist von der Fußgängerzone Rua Ferreira Burges zu erreichen. Wenn man durch dieses Tor geht, betritt man quasi eine andere Welt.
An vielen Ecken erheben sich Kirchen. Einen Besuch lohnt auf jeden Fall die Igreja de Santa Cruz. Die Innenwände sind in der unteren Hälfte mit weiß-blauen Fliesen geschmückt, die Azulejos genannt werden. Sie wurden wie schon in der kleinen Klosterkirche von Peniche erwähnt bemalt.
Schmuckstücke der Kirche sind die steinerne Kanzel, der Hauptaltar und vor allem die Orgel, die neben den stehenden auch liegende Orgelpfeifen aufweist. In einem der Seitenschiffe ist zu sehen, dass die Kirche einmal umgebaut wurde, denn es sind noch alte Fenster und ein steinerner Bogen zu sehen, die nicht ins Bild passen.
Biegt man am benachbarten Rathaus rechts ab und folgt der Straße, dann kommt man am Jardim da Manga mit einem Kunstwerk von Brunnen vorbei. Dieser wirkt inmitten der neuen Bebauung ziemlich deplatziert, schade.
Noch eine Ecke weiter steht die Markthalle der Stadt. Von außen nicht weiter erwähnenswert, weist sie im Inneren eine eigenartige Stahlkonstruktion auf. Leider ist von dem Gesamtbild kaum etwas zu sehen, da die Verkaufsbuden das meiste verdecken.
Hinter der Markthalle befindet sich ein Aufzug in die Oberstadt. Eine Fahrt kostet 1,60€. Von unten ist zu sehen, dass es noch ein Stückchen weiter nach oben geht, und zwar mit Hilfe einer Standseilbahn. Diese ist aber gerade außer Betrieb.
Sehr schön anzusehen ist auch der Largo de Portagem, der große Platz direkt im Anschluss an die Ponte de Santa Clara.
Einen anderen grandiosen Ausblick auf Coimbra bekommt man von der Veranda da Santa Clara geboten, die auf der Rua Mendes dos Remédios zu finden ist, auf der Flussseite gegenüber der Altstadt. Dort befindet sich auch eine Self-Service-Wäscherei.
Wer Flussromantik liebt, der fährt am besten von Coimbra aus Richtung Westen immer am Rio Mondego entlang. Die Straße führt etwas über dem Fluss durch eine traumhaft schöne Landschaft und gemütliche Bergdörfer. Es gibt auch zwei Möglichkeiten, an das Flussufer zu fahren und es sich an den Stränden gemütlich zu machen.
Bei Penacova bogen wir in Richtung Luso ab, befuhren jedoch die kleinere der beiden parallel verlaufenden Straßen, die N235. In Casal de Santo Amaro, einem der kleinen Dörfer durch die man hier fährt, stießen wir auf eine Überraschung. In dem Tal wurde einst Kalkstein abgebaut und gebrannt. Eine Reihe alter Kalkbrandöfen stehen noch abseits des Straßenrandes und sind kostenlos zu besichtigen. Einer der alten Öfen wurde restauriert. Leider gibt es keine näheren Auskünfte dazu, interessant anzusehen sind sie allemal. Gleich dahinter lädt das winzige Restaurant Marilopes zum Café oder einem Gläschen Portwein ein. Hier ist man inmitten des ursprünglichen portugiesischen Lebens.
Auf der N235 weiter nach Luso fahrend, durchquert man manchen Weinberg und immer wieder Eukalyptuswälder. Kurz vor Luso biegt eine kleine Straße zum Aussichtspunkt Cruz Alta ab. An derem Beginn steht ein Kassenhäuschen, an dem 5,-€ fällig werden. Bis zum Aussichtspunkt sind aber dann noch 8-9 Kilometer zu fahren. Ein Hotel und ein Militärmuseum sind dort oben auch noch angesiedelt.
Luso selbst ist eine kleine Kurstadt mit Thermalquellen. Leider sind in Portugal wie auch in Spanien bisher alle Thermalquellen nicht frei zugänglich gewesen, sondern nur Kurgästen vorbehalten. Trotzdem lohnt sich ein kleiner Spaziergang durch den schönen und gepflegten Ort.
Seit einer Woche haben wir nun endlich blauen Himmel, Sonne satt und 25-28 Grad. Der Frühling auf seinem Höhepunkt duftet herrlich süß. Trotzdem wir nun zwei Wochen wegen des Ersatzteiles verloren haben, hatten wir doch eine schöne Zeit hier. Es hätte uns auch auf einem lauten und ungemütlichen Platz erwischen können. Coimbra ist durchaus eine Stadt, in der es sich angenehm leben und erholen lässt.