Fahrt an der Loire
Am Tag nach unserem Bordeaux-Besuch schlug das Wetter um. In den letzten fast vier Wochen war uns meistens schönes, trockenes und warmes Wetter beschieden. Jetzt gab es einen Temperatursturz von 13 Grad, nachts gehen die Temperaturen bis auf 1 Grad zurück, es regnet sogar. Das macht keinen Spaß.
Wir haben eigentlich keine Ziele weiter auf dem Heimweg, deshalb heißt es fast nur noch fahren. Da wir Autobahnen meiden müssen, wegen der horrenden Gebühren, fahren wir die großen Landstraßen. Das hält natürlich auf und so brauchen wir für 200km fast 5 Stunden. So wird es einige Zeit dauern, bis wir in Deutschland ankommen.
Die erste Zwischenübernachtung legten wir bei Le Bois Chaudron in Ste. Maure de Touraine ein. Das liegt kurz vor Tours. Es ist ein sehr ruhiger Stellplatz für 4,-€ die Nacht, mit allen Einrichtungen, die jedoch extra kosten. Am nächsten Tag setzten wir die Fahrt Richtung Orléans fort. Von Tours aus fuhren wir immer an der Loire entlang. Ab und zu stoppten wir für ein Foto. Das Chateau Royal d´Amboise in der gleichnamigen Stadt ist von der D952 aus gut zu sehen.
Der einzige für uns zugängliche Stellplatz ist in Beaugency zu finden, direkt an der Loire. Als wir dort ankamen, war die ganze Ecke überfüllt. Es wurde gerade ein Rummel aufgebaut, nix Stellplatz. Die dortigen Straßen ließen uns keine Wahl und leiteten uns auf den Parkplatz vor dem am anderen Ufer liegenden Campingplatz. Von dort aus unternahmen wir einen Stadtbummel durch die kleine, aber recht interessante Altstadt von Beaugency. Fast alle Häuser bestehen aus grauem Naturstein. Zu bewundern sind z.B. das Chateaux d´Beaugency, die Kirche Notre-Dame oder der römische Turm de César. Mehrere Stadttore oder Reststücke der Stadtmauern, im Laufe der Zeit waren es drei, vervollständigen das Bild. In dem kleinen Park hinter dem römischen Turm steht ein Denkmal für Jeanne d´Arc, die im 15. Jahrhundert Orléans von der englischen Besatzung befreite. Noch in jungen Jahren wurde sie einerseits als Volksheldin gefeiert, andererseits endete sie als Ketzerin auf dem Scheiterhaufen. Das war in Rouen, einer Stadt in der Normandie.
Da wir nun gerade da waren, fuhren wir gleich noch die gut 20km zum Chateau Chambord hin. Von diesem Schloss sagt man, es sei das größte und schönste Schloss an der Loire, und eines der schönsten Bauwerke der Welt. Dort angekommen, bemerkten wir, dass es einen Wohnmobilstellplatz gibt. Für 24h bezahlt man 11,-€.
Bevor man zum Schloss selbst kommt fährt man viele Kilometer durch den Park, der das Schloss umgibt. Park ist dabei zu viel gesagt, es ist ein Wald, der von einer Steinmauer umgeben ist. Es ist der größte ummauerte Park Europas. Durch Tore gelangt man in den Wald und zum Schloss. Chateau Chambord ist wirklich groß, UNESCO-Weltkulturerbe und wunderschön. Die Verzierungen an den Fassaden, und vor allem an den Türmchen, sind eigen. Solche Verzierungen sahen wir bisher noch nie.
Franz I. baute das Schloss ab 1515 auf. Seither gaben sich Könige und Regenten die Klinke in die Hand. Manche von ihnen nahmen Umbauten vor oder erweiterten den Park. Der Sonnenkönig Ludwig XIV. vollendete die Arbeiten. Was heute zu sehen ist, sah schon zu Ludwigs Zeiten so aus.
In der Mitte des Hauptbaues, mit vier Türmen an den vier Ecken, befindet sich eine doppelläufige Wendeltreppe mit hohlem Zentralteil. Das heißt, die Treppe besitzt auf zwei gegenüberliegenden Seiten einen Eingang. Wenn also zwei Menschen je einen Treppenlauf nehmen, sehen sie sich nicht, selbst wenn sie auf gleicher Höhe laufen. Nur über die Löcher im Zentralteil ist dies möglich, eine Wahnsinns-Konstruktion.
Um diese zentrale Treppe gruppieren sich die Wohn-, Schlaf- und Repräsentationsräume der Könige, sowie die Gästezimmer. Wenn man die ausgestellten Fotos aufmerksam betrachtet, merkt man, dass auf Chambord eigentlich nichts von der Einrichtung original ist. Alle Räume waren vor den Rekonstruktionsarbeiten leer, um die 19. Jahrhundertwende stand es sogar vor dem Verfall. Viele Stücke stammen aber noch vom letzten Regenten Chambords, Heinrich, Herzog von Bordeaux. Er rekonstruierte das Schloss, stattete es mit vielen Kunstwerken aus und öffnete es für die Öffentlichkeit. 1883 starb Heinrich. 1930 ging Chambord in den Besitz des Staates über.
Wenn man auf den Terrassen im Obergeschoss steht, kann man die Türmchen, Verzierungen, Treppen usw. des Schlosses aus einer anderen Perspektive bestaunen. Zudem lassen sich die Gartenanlagen bewundern, zu denen ebenso ein Fluss gehört. Der Park kann per Kutschfahrt erlebt werden, oder zu Fuß auf Rundwegen. Der Park ist auch Jagdschutzgebiet und an bestimmten Stationen sind Wildbeobachtungen möglich. Bei schönem Wetter fahren Boote auf dem Fluss.
Kleiner Tipp: Wenn es draußen kalt ist, so wie bei unserem Besuch, ist warme Kleidung sehr angeraten, denn es zieht wie Hechtsuppe in den Mauern Chambords. Das Schloss ist wirklich ein beeindruckendes Bauwerk.