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Reisen rund um die Welt

Suwalki (Suwalken)

typisches Bild in Ostpolen

Am östlichen Rand der Masurischen Seenplatte liegt die Stadt Suwalki. Es ist die letzte große Station auf dem Weg nach Litauen.
Zwischen Orzysz und Ełk beginnt die Region der Elche. Warnschilder am Straßenrand weisen auf deren Anwesenheit hin. Zu Gesicht wird man hier sicher aber keinen bekommen, dafür ist zu viel Verkehr. Wisente gibt es nur im Urwald von Augustow, sagte man uns in einem der Infozentren.
Von Suwalki aus kann man zwei große Ziele erkunden: den Wigry Naturpark und den Suwalki Naturpark.

Wigry Naturpark

Insektenhotels

In der kleinen Stadt Krzywe, 6km östlich von Suwalki, befindet sich eine der Parkverwaltungen. Dort bekommt man Infomaterial sowie Eintrittskarten in den Park, die 5,-Zl pro Person kosten.
Direkt neben dem Gebäude der Parkverwaltung beginnt der Lehrpfad „Las“. Er ist 1,5km lang und erklärt an 12 Stationen die Natur und die Vergangenheit dieser Region. Verschiedene Waldarten treffen sich hier, mehrere kleine Seen lassen sich erkunden, viele verschiedenen Pflanzen- und Tierarten leben im Park. Harz wurde gewonnen, Wildbienen gaben Honig und Torf konnte gestochen werden. Heute wird die Natur in Ruhe gelassen. Alles kommt, wie es kommen muss.
Wer Lust an einer längeren Wanderung hat, kann zwischendurch auf den zweiten Lehrpfad „Suchary“ wechseln. Auf 2,5km Länge sind 7 Stopps eingebaut.
Am Ende des Rundweges steht ein altes Bauernhaus mit vier Räumen. Es ist frei zugänglich und enthält Gegenstände des täglichen Lebens.

Płociczno Schmalspurbahn

Unsere Rundfahrt um den Wigrysee starteten wir von Krzywe aus Richtung Süden. Durch eine offene Landschaft mit relativ wenig Wald erreicht man den Ort Płociczno Tartak. Dies ist der Ausgangspunkt für eine 10km lange Strecke der dortigen Schmalspurbahn. Der kleine Bahnhof ist gleichzeitig ein kleines Museum im weitesten Sinne. Früher benutzte man die Bahn für den Holztransport und die Strecke war 36km lang. Heute ist sie nur noch eine Touristenattraktion. Eine Fahrt dauert 2,5 Stunden und führt Richtung Osten. Unserer Information nach ist in dem Ticket für den Naturpark die Fahrt mit der Schmalspurbahn enthalten.

Wigrysee

Wir setzten unsere Fahrt am Südufer des Wigrysees fort. An mehreren Stellen sind Zugänge zum Seeufer und zu Aussichtspunkten. Von jedem dieser Punkte sieht der See anders aus. Der Wigrysee zeichnet sich durch unzählige kleine Buchten und Inseln aus, was die Aussichten auf den See sehr abwechslungsreich und spannend macht. An allen Haltepunkten stehen Übersichtstafeln mit den Wegen und interessanten Orten.
Den schönsten, weil erhöhten Blick, bietet sich vom Camperpark „Widok“ in Bryzgiel. Terrassenartig fällt das Privatgelände zum Seeufer ab. Das Restaurant bietet Essen und Getränke, die Pension Zimmer, Kajaks und Tretboote können ausgeliehen werden. Kutschfahrten werden organisiert. Für Naturliebhaber ist dieser Ort genau das Richtige.

helle Wildkirschen

Kurz hinter Bryzgiel folgt man der kleinen Straße nach links und bleibt so weiter am Wigrysee. Bald hört der Asphaltbelag auf und die Straße wird unbefestigt. Hier kann man ab und zu den Wegen nach links folgen und trifft so auf weitere Uferstellen und einen neuen Aussichtsturm.
Durch Wald hindurch, jetzt sind die Walderdbeeren reif, hmm lecker, dreht der Fahrweg nach Norden und kommt irgendwann zum Piski-Platz. Ein kleiner Fußweg führt 200m zum Seeufer hinunter. Dies ist die Badestelle am Goldstrand. Das Wasser soll so flach sein, dass man weit in den See laufen kann, wenn man baden will. Ein Strand im üblichen Sinn ist es jedoch nicht, sondern nur eine Wiese. In der Nähe des oberen Klohäuschens steht ein Wildkirschbaum, dessen Früchte gerade ebenfalls reif und lecker sind. Da dies noch niemand entdeckt hat, konnten wir uns an den gut erreichbaren Ästen bedienen. Walderdbeeren und Kirschen, da braucht man kaum etwas anderes zu essen.

Idylle pur

In Czerwony Folwark, die Straße ist wieder asphaltiert, sollte man links am Hinweisschild nach Rosochaty Róg abbiegen. Den Amphibien-Lehrpfad haben wir zwar nicht gefunden, aber die Lage des Ortes ist einmalig schön, mehr Idylle geht nicht. Wir kamen uns dort fast wie im weiten Russland vor, Birken, sattes grünes Gras, Fischteiche und ein See, dazu verschiedene Tiere bis hin zu den Polnischen Pferden. Da muss man einfach eine Weile verbringen und den Anblick genießen.

Kamaldulenserkloster Wigry

Langsam kommt man nun wieder in die Zivilisation zurück. Wigry liegt auf einer Halbinsel im Nordosten des gleichnamigen Sees. Der Parkplatz kostet 5,-Zl, aber der Besuch des ehemaligen Kamaldulenser-Klosters ist im Naturparkticket enthalten. Bis 1796 behielt das Kloster seine Funktion, bevor die Preußen die Einwohner vertrieben. Im 2. Weltkrieg wurde das Kloster weitestgehend zerstört, nach dem Krieg baute man es wieder auf. 1999 besuchte der alte Papst, Johannes Paul II. den Komplex drei Tage lang. Überall findet man Zeugnisse aus dieser Zeit. Inzwischen kann man sich in alten Einsiedeleien einmieten.
Vom Uhrturm aus hat man einen schönen Blick über das Kloster und die Umgebung.
Kleine Kreuzfahrten über den See werden angeboten, Kajaks verliehen und ein schöner Womo-Stellplatz ist auch vorhanden.
In Krzywe schließt sich der Kreis dann wieder. Es war ein unglaublich abwechslungsreiche Rundfahrt und wir haben Neues gelernt.

Findling als Mahlstein genutzt

Suwalki Naturpark

Wie schon erwähnt, lässt sich nördlich von Suwalki der gleichnamige Naturpark erkunden. In dieser Gegend im äußersten Nordosten Polens hat sich das Landschaftsbild wieder geändert. Gletscher aus Skandinavien gestalteten eine anmutige Hügellandschaft. Felder und Weideflächen halten die Vegetation offen. Lockere Ansiedlungen verteilen sich darin. Man kommt sich wie im Voralpenland vor. Außerdem ist die Gegend nördlich von Suwalki der „Kältepol Polens“. In Ostpolen, bis zu den Masuren, herrscht Kontinentalklima. Das heißt, Sommer ist Sommer, und die Winter sind kalt, mit viel Schnee. Die niedrigsten Temperaturen liegen im Schnitt bei ca. -25°.
Wir starteten unsere Rundfahrt mit dem Findlingsfeld Bachanowo im Westen des Suwalki Naturparks. Auf einer Fläche von knapp einem Hektar liegen viele Findlingen verteilt. Am Bachufer unterhalb liegt ein Findling, der offensichtlich von Steinzeitmenschen als Mahlstein verwendet wurde. Im Bachbett liegen viele Steine, auf denen die schon auf der Kruttinna erwähnte Rote Alge lebt. Damit ist das Wasser absolut sauber. Hier stellten wir wieder fest, dass im Umfeld solcher sauberen Gewässer keine Mücken zu finden sind, außer in den erwähnten zwei Zeiten im Jahr. Wenn wir sonst in den Wäldern Ostpolens unterwegs sind, ist ohne Mückenschutzmittel gar nichts zu wollen.
Die Findlinge mit einem Durchmesser von 8m, die in der Übersicht über den Suwalki Naturpark erwähnt werden, haben wir allerdings nicht gefunden.

Taucboot am Hánczasee

Nun setzten wir unseren Weg am Südufer des Hánczasees fort. Dieser See ist mit 108,5m Tiefe der tiefste See Polens. Das Wasser scheint sehr sauber, aber nach Angaben der Tauchbasis in Blaskowizna betragen die Sichtweiten nur zwischen 4 und 7m. Dort befindet sich auch ein öffentlicher Badestrand.
Folgt man der Straße weiter ostwärts kommt man irgendwann an einem weiteren Findlingsfeld vorbei. Noch ein Stück weiter liegt eine Art Museumsdorf am Straßenrand. Leider war es geschlossen, als wir kamen.

Am Ende der Straße passiert man den „Fudschijama von Suwalki“. Es ist mit 256m der höchste Berg der Suwalkiregion. Sein Beiname kommt von der Form des Hügels, der aus der Landschaft aufsteigt. Eigentlich heißt der Berg „Cisowa Góra“ (Eibenberg). Auf dem Gipfel steht ein großes Kreuz, welches 1999 Besuch von Papst Johannes Paul II, hatte. Am besten ist jedoch die Aussicht auf die Eiszeitlandschaft mit ihren Seen.
An der Einmündung auf die Straße 655 biegt man nach links ab, um dann gleich noch einmal nach links auf die Straße nach Smolniki einzubiegen. Immer wieder kommt man an Seen vorbei. Nach ein paar Kilometern erreicht man den Aussichtspunkt „U Pana Tadeusza“. Um diesen zu besuchen werden allerdings 2,-Zl pro Person fällig. Von einer Plattform aus sieht man nun in Richtung Süden, bis zum „Fudschijama von Suwalki“.

Blick vom Cisowa Góra

Blick vom Cisowa Góra

Dreiländereck bei Bolcie

Das letzte Ziel der Rundfahrt im Suwalki Park war das Dreiländereck Polen-Russland (Exklave Kaliningrad-Litauen) bei Bolcie. Eine Granitsäule markiert die Stelle. Auf ihr sind die Grenzen markiert, die Wappen und Namen der Staaten eingraviert. Selbstverständlich läuft man rund um die Säule herum, ohne sich irgendwelche Gedanken zu machen. Eine Überwachungskamera auf russischer Seite hat alles im Blick. Ganz in der Nähe informiert eine Informationstafel über das Dreiländereck. Dort ist auch ein Bild zu sehen, welches das Betreten des russischen Sektors an der Säule untersagt, auch das fotografieren ist verboten. So ein Quatsch, jeder läuft zuerst zu der Säule und guckt sich dann vielleicht die Tafel an. Wenn das ernst gemeint wäre, sollte der russische Sektor an der Säule gesperrt werden. Die Grenze zwischen Polen und Litauen ist als innere EU-Grenze grün, also offen. Nur Pfähle markieren den Verlauf der Grenze.

Das war eine sehr interessante Fahrt. Diese Gegend Polens ist noch kaum von Touristen besucht. Das ist sehr schade, denn alles steht auf Start. Trotzdem ist diese Region, das gilt auch für die Masuren, nicht mehr von der Zeit vergessen und im Aufbruch. Mit Hilfe der EU wurde schon viel unternommen, um den Anschluss an ein modernes Leben zu bekommen. Zum größten Teil haben die Polen Deutschland in vielen Dingen schon überholt, z.B. der Straßenverkehr, das WLAN-Netz oder der Tourismus. Die alten, traditionellen Holzhäuschen, die ich gerne fotografieren wollte, sind kaum noch zu finden. Viele neue Eigenheime sind entstanden oder werden gebaut, Traktoren haben die Pferdefuhrwerke auf dem Feld abgelöst. Es ist kaum noch etwas vom alten Leben in Polen übrig.

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